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Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpfungen

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 05.11.2009 14:32    Titel: Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpfungen Antworten mit Zitat

Huhu,

ein guter Beitrag zum Thema Bio habe ich letzthin gefunden. Seine besondere Qualität besteht darin, dass durch Angriffe und Verunglimpflichungen in den Medien eine sehr informative Gegendarstellung entstanden ist mit vielen interessanten Links und Infos, die ich euch nicht enthalten möchte:
http://www.alnatura.de/de/oekobranche-spielt-mit-offenen-karten

Darum gehts:
Zitat:

In der NDR-Sendung „Panorama – Die Reporter: Geheimsache Bio“ vom 07.10.2009 sowie der ARD-Sendung „Panorama“ vom 08.10.2009 wurden Aussagen gemacht, die einen falschen Eindruck vom Öko-Landbau erwecken. Entgegen den Vorwürfen der Verschleierung zeichnen sich gerade die Öko-Betriebe durch Transparenz und Verbrauchernähe aus.


Einige Auszüge aus dem Artikel:

Transparenz bei der Herstellung: Bio mit Gesicht

Zitat:

Seit 2005 kann der Öko-Kunde Kartoffeln, Eier, Möhren, Pilze, Bier oder Kaffee vom Acker bis zur Ladentheke am Bildschirm zurückverfolgen. Der Kunde erfährt mit Hilfe einer Nummer auf dem Produkt, wo die Kartoffel herkommt, wie der Kaffee verarbeitet wurde, welche Höfe und Verarbeiter „hinter“ dem Lebensmittel stehen. Unter www.bio-mit-gesicht.de kann er mit wenigen Klicks alles über das Produkt erfahren. Bio mit Gesicht wurde 2005 von dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Deutschland e.V. und FiBL Frick, Schweiz), der Naturland Marktgesellschaft mbH, dem Naturland e. V. und der tegut… Gutberlet Stiftung & Co. gegründet. Als weitere Partner haben sich die Feneberg Lebensmittel GmbH, Ökoinform sowie Bioland Markt GmbH & Co. KG angeschlossen. Über Partner in Erzeugung und Verarbeitung befinden sich je nach Saison etwa 250 Bio-Produkte mit der so genannten „bio-mit-gesicht-Nummer“ im Handel.


Pestizidrückstände

Zitat:

Während Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau nach EU-Angaben zu 63 Prozent mit chemisch-synthetischen Pestiziden belastet ist (www.pestizidreduktion.de), weist Öko-Ware kaum solche Rückstände auf. Bei der überwiegenden Anzahl der Proben aus ökologischem Anbau waren keine Rückstände an Pflanzenschutzmitteln nachweisbar. Sofern Rückstände festgestellt wurden, handelte es sich meist nur um Rückstände einzelner Wirkstoffe im Spurenbereich (< 0,01 mg/kg) und damit um Gehalte, die deutlich unterhalb der Konzentrationen liegen, die üblicherweise nach Anwendung entsprechender Wirkstoffe im Erntegut festgestellt werden (http://oekomonitoring.cvuas.de). Das Öko-Monitoring in Baden-Württemberg testet seit 2002 kontinuierlich in- und ausländische Öko-Ware auf Rückstände. Seit 2003 werden auch vom Bundesverband Naturkost Naturwaren, Herstellung und Handel e.V. Bio-Obst und Bio-Gemüse aus dem Naturkosthandel systematisch auf Verunreinigungen mit Pestiziden untersucht (www.n-bnn.de).

Anmerkung: interessant ist, dass es zum Thema Pestizidrückstände eine Webseite gibt, die über dieses Thema informiert und so zumindest eine grobe Einschätzung dieser unsichtbaren Problematik gewährt. Interessant wäre, wenn das mehr Thema der Öffentlichkeit würde und die Konsumenten besser und umfassender von den Medien informiert würden. Die Seite ist da zumindest ein Anfang.

Interessante Aussagen zur Tiermast

Zitat:

Panorama:
Ein Öko-Betrieb mästet konventionelle Hochleistungshybriden der Rasse Big 6

Richtig ist, dass das heutige Zuchtziel für Putenrassen hauptsächlich das schnelle und gute Fleischwachstum ist. Die Eignung für die Freilandhaltung sowie eine hohe Krankheitsresistenz sind untergeordnet. Dies ist für Öko-Bauern problematisch, da nur zwei Zuchtunternehmen 95 Prozent der gesamten Putenzucht weltweit kontrollieren - und zwar fast ausschließlich Hybridputen. Diese Mehrrassenkreuzungen sind für eine eigene Nachzucht ungeeignet und schaffen so eine Abhängigkeit der Bauern vom Züchter. So werden auch im Öko-Landbau mangels Alternative die konventionellen Rassen „Big 6“ und die Bronzepute „Kelly“ bzw. „Goubin“ gemästet. Die für den Öko-Landbau besser geeignete Bronzepute findet weniger Akzeptanz, da deren Federkiele auf dem Fleisch schwarze, harmlose Flecken verursachen können.

Das Problem hatte glaubs schon Murx hier angesprochen. Diese Monopolstellung in der Hybridtierzucht ist nur einer von einer ganzen Reihe an Auswüchsen der modernen Landwirtschaft. Beim Saatgut isb. bei den Kartoffeln gibt es ein ähnliches Problem.

Schwierige Beschaffung von Öko-Futtermitteln
Zitat:

Es wurde in diesem Zusammenhang dargestellt, dass eine Öko-Putenhaltung nicht möglich sei. Richtig ist, dass Puten besonders hohe Ansprüche an ihr Futter stellen. So sind die Eiweißbausteine Methionin und Lysin für die Jungtiere unverzichtbar – sprich limitierend. Konventionelle Mäster decken diesen Nährstoffbedarf meistens durch synthetische Aminosäuren und Enzyme, die den Nährstoffaufschluss verbessern. Diese oft gentechnisch hergestellten, künstlichen Stoffe verfüttern Öko-Betriebe nicht. Stattdessen verfüttern Öko-Bauern Mais- und Kartoffeleiweiß bzw. Fischmehl (Reste aus der Speisefischverarbeitung). Mais- und Kartoffeleiweiß gibt es bisher kaum in Öko-Qualität. Daher lässt der Gesetzgeber und Naturland diese Eiweiße bis zu zehn Prozent aus konventioneller Herkunft zu - bezogen auf die gesamte Lebenszeit des Tieres. Ein Verbot bzw. ein Verzicht der genannten Futtermittel - sprich eine 100%ige Öko-Fütterung würde der Gesundheit der Puten schaden. Naturland Betriebe und andere arbeiten jedoch weiter an neuen Futtermischungen, um zukünftig die konventionellen Bestandteile austauschen zu können. Der Futterhauptbestandteil, das Getreide, muss nach den Naturland Richtlinien überwiegend selbst erzeugt werden.
(Hervorhebungen von mir)

Da sage doch jemand, das Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniere. Es wird doch vielerorts ausgehebelt und bewusst von den Agroriesen sabotiert. Die ganze Subventionskultur insbesondere der EU schlägt da in die selbe Kerbe, was nicht erstaunen darf bezüglich des Lobbying, das aus dem Subventionsgeschäft mächtig mitprofitiert. Die Dummen sind letztlich die Produzenten und Konsumenten, also Anfang und Ende der Verbraucherkette.

Zitat:

Panorama:
Im Öko-Landbau gibt es Massentierhaltung

Nach der Redakteurin Frau Reschke wird im Öko-Landbau eine "Masse von Tieren gehalten", somit handele es sich also um Massentierhaltung. Richtig ist, dass mit 100 Hühnern im kleinen Garten um die Ecke die Nachbarn im Dorf versorgt werden können. Wenn die Öko-Branche allerdings den wachsenden Bedarf insbesondere in den urbanen Zentren decken und sich somit als eine flächendeckende Alternative für eine nachhaltige und bodenschonende Landbewirtschaftung etablieren will, müssen auch größere Einheiten zur Versorgung der Verbraucher aufgebaut werden. Die Grenzen im Öko-Bereich sind dabei klar definiert und liegen weit unter jeglichen konventionellen Angaben: 3.000 Legehennen, 4.800 Masthähnchen und 2.500 Puten sind pro Öko-Stalleinheit erlaubt. Pro Betriebsstätte können mehrere Stalleinheiten zusammen gebaut werden, solange die Auslauffläche und die dazu gehörende Futterfläche vorhanden ist.

Auch wenn die Tierzahlen in Öko-Höfen deutlich geringer seien als bei der konventionellen Tiermast, finde ich die Argumentation dennoch nicht in Ordnung: weniger schlimm ist noch lange nicht gut und Einheiten von mehreren Tausend Tieren sind für mich definitiv Massentierhaltungen. Da gibt es nichts schönzureden. Besser fände ich, wenn die Öko-Branche wenigstens so ehrlich sein könnte zuzuteben, dass das eben keine gute Sache ist, aber vorübergehend ein kompromiss zur noch weniger artgerechten konventionellen Haltung. Langfristig müsste aus meiner Sicht das Ziel sein, wegzukommen von Grossbetrieben und Anreize zu schaffen für die dezentrale Versorgung von vielen Kleinbetrieben, auch Privatleute. Ich kenne beispielsweise verschiedene Leute, die bereits ihre Hühner draussen auf der grünen (!) Wiese halten.
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Zuletzt bearbeitet von davX am 05.11.2009 16:52, insgesamt einmal bearbeitet
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.11.2009 16:33    Titel: Re: Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpflichungen Antworten mit Zitat

Zu den Puten:
Natürlich gibt es Alternativen zur Big 6 ... alleine in Deutschland werden von den Rassegeflügelzüchtern ca. 960 Tiere der seltenen Rasse Cröllwitzer Pute gehalten, von den anderen Putenrassen und Putenschlägen jeweils deutlich mehr. Einzig die Bronzepute ist mit nur noch ca 500 - 600 Tieren registriert ... da insgesamt ca. 14 Schläge und Rassen gezüchtet werden, haben wir also mind. 14.000 Zuchttiere in Deutschland - sollte eigentlich ja ausreichen, um eine für Freilandhaltung geeignete Mastpute draus zu züchten.
Das Problem? - Das nichtkalkulierbare unternehmerische Risiko! Kurzum, keiner traut sich ...

Zum Putenfutter:
Natürlich wäre es möglich, Bioeiweißfutter auf dem Hof zu züchten, was zudem auch noch weitaus gesünder, weil natürlicher wäre: Bugs und Würmer!
Wat sollen denn die armen Puten mit minderwertigem Mais- und Kartoffeleiweiß und denaturiertem Fischeiweiß, wenn sie an hochwertiges Insekteneiweiß angepaßt sind?
Puten fressen natürlicherweise in ihrer Wachstumszeit über die Hälfte ihres Futters an Insekten!

Es gibt übrigens eine Methode, sehr leicht zu genügend Puteneiweiß für kostenlos zu kommen: Streuobstwiesen!
Die Puten schädigen im Gegensatz zu Ziegen und Schafen nicht die Rinde der Obstbäume, läßt man die Obstbäume zudem auch noch unbeschnitten, sammeln die Puten durchaus auch auf den Bäumen Insekten ein - was wiederum weniger wurmstichiges Obst bedeutet. Das Obst wiederum kann gut zu Most verarbeitet werden oder, wenn es besondere alte und schmackhafte Sorten sind, die eh besser wie moderne Sorten an Streuobstwiesen angepaßt sind, auch so als Obst verkauft werden. Dazu kommt, daß die Bäume auf der Wiese den Puten einen gewissen Waldersatz bieten ...
Gegenüber Hühnern haben Puten den Vorteil, daß sie die Wiese nicht so schnell kaputtscharren. Es bleibt also, wenn man es mit der Putenanzahl nicht übertreibt, eine schöne, artenreiche Wiese.

Auch hier wieder - die Landwirte werden nunmal konventionell ausgebildet und nicht im Brainstorming, was könnte man denn noch probieren ... und so bleibt auch sowas wegen Traumichnichkönnteschiefgehenweilanderswiegelernt unausprobiert und wird nicht weiter verfolgt. Selbst Hobbyhalter, die so ihre Schafe, Ziegen, Hühner, Puten halten, werden nicht interviewed, man interessiert sich schlichtweg nicht für die Erfahrungen in Hobbyhalterkreisen!

Und noch etwas steht dagegen ... so stark, wie bei den Chins die Pellets als absolutes Muß propagiert wird, so wird auch im gesamten Geflügelhaltungsbereich von Tierquälerei gesprochen, wenn kein Industriefutter gefüttert wird! Deshalb muß ja erst ne neue Futtermischung für Bio her, was ja normalerweise absolut bescheuert ist, denn das wenigste Geld geb ich noch aus, wenn meine Viecher dazu gezwungen sind, ihr Futter sich selbst zu suchen ...
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 05.11.2009 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

nur ganz kurz am Rande und bitte nichts für ungut [wg. Klugscheiß und so], aber es heißt "Verunglimpfung". Cool

Ich weiß, das Wort "Verunglimpf(l)ichung" gibts auch über die Google Suche, aber eigentlich ist es so entfremdet.

Das war nur etwas, das mir gleich ins Auge fiel, zum eigentlichen Thema äußere ich mich auch noch Smile
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 05.11.2009 16:51    Titel: Re: Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpflichungen Antworten mit Zitat

Zitat:

Zum Putenfutter:
Natürlich wäre es möglich, Bioeiweißfutter auf dem Hof zu züchten, was zudem auch noch weitaus gesünder, weil natürlicher wäre: Bugs und Würmer!
Wat sollen denn die armen Puten mit minderwertigem Mais- und Kartoffeleiweiß und denaturiertem Fischeiweiß, wenn sie an hochwertiges Insekteneiweiß angepaßt sind?
Puten fressen natürlicherweise in ihrer Wachstumszeit über die Hälfte ihres Futters an Insekten!

Das ist eine pikante Sache: gewissen Teilen der Öko-Branche fehlt offenbar das Wissen über die artgerechte Ernährung ihrer Tiere.
Oder geht es schlicht und einfach um Bequemlichkeit? Auch hier wieder wäre "Ehrlichkeit" das Stichwort.

Zitat:

Es gibt übrigens eine Methode, sehr leicht zu genügend Puteneiweiß für kostenlos zu kommen: Streuobstwiesen!

Laughing Auf solche Ideen muss man erst kommen... Wink

Zitat:

Auch hier wieder - die Landwirte werden nunmal konventionell ausgebildet und nicht im Brainstorming, was könnte man denn noch probieren ... und so bleibt auch sowas wegen Traumichnichkönnteschiefgehenweilanderswiegelernt unausprobiert und wird nicht weiter verfolgt. Selbst Hobbyhalter, die so ihre Schafe, Ziegen, Hühner, Puten halten, werden nicht interviewed, man interessiert sich schlichtweg nicht für die Erfahrungen in Hobbyhalterkreisen!

Mit anderen Worte, hier bestünde noch grosser Informationsbedarf.

Zitat:

Und noch etwas steht dagegen ... so stark, wie bei den Chins die Pellets als absolutes Muß propagiert wird, so wird auch im gesamten Geflügelhaltungsbereich von Tierquälerei gesprochen, wenn kein Industriefutter gefüttert wird! Deshalb muß ja erst ne neue Futtermischung für Bio her

Traurig... Illusion Öko-Tierhaltung futsch - geht irgendwie doch in die Richtung der VgT (Verein gegen Tierfabriken): das Wenigste was als artgerechte Tierhaltung oder Bio-Fleisch verkauft wird, hat diesen Namen wirklich verdient. Häufig sind Massentierhaltungen (mehrere Hundert oder Tausend Tiere), die zwar nach Bio-Regelungen in Ordnung sind, aber nach gesundem Menschenverstand stossend, dann das Thema arterechte Fütterung und so Themen wie Freilauf auf der Wiese und so, die meist auch kaum wirklich berücksichtigt werden. Demeter scheint da wirklich eine der verlässtlichsten Labels zu sein. Und dann fragen wir uns nochmals wie radikal ein VgT tatsächlich ist? Zumindest inhaltlich m.E. lächerlich, wenn eine artgerechte Ernährung und Haltung als radikal gelten soll. Sie wäre konsequent aber offenbar fehlt vielen Produzenten und Biolabels der Mut oder doch eher das Grundwissen diese Missstände zu erkennen oder ist es die Bequemlichkeit?

Wobei vielleicht könnte das grosse Bauernsterben auch eine Chance sein, dass Quereinsteiger und Idealisten die nötigen neuen Ideen einbringen und die Branche nachhaltig umkrempeln. Sicher nicht heute oder morgen, aber irgendwann...? Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 05.11.2009 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

atropa belladonna hat Folgendes geschrieben:
nur ganz kurz am Rande und bitte nichts für ungut [wg. Klugscheiß und so], aber es heißt "Verunglimpfung". Cool

danke für den Hinweis. Ich habs jetzt im Titel korrigiert.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.11.2009 17:39    Titel: Re: Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpfungen Antworten mit Zitat

Zitat:

Wobei vielleicht könnte das grosse Bauernsterben auch eine Chance sein, dass Quereinsteiger und Idealisten die nötigen neuen Ideen einbringen und die Branche nachhaltig umkrempeln. Sicher nicht heute oder morgen, aber irgendwann...?

Nope ... je mehr Bauern wegsterben, sei es, weil sie keine Zukunft mehr für sich sehen, sei es, weil sie einfach zu alt sind, desto mehr übernehmen die großen Aggrokonzerne, denn die Nachfrage nach unabhängigen Saatgut und extensiven Rassen wird von sog. Nebenerwerbslandwirten getragen. Als Fulltime-Landwirt ist es kaum möglich, so elegant zu verkleinern, daß man tatsächlich wieder von extensiven Saatgut und extensiven Rassen leben könnte, diese Landwirte sind sehr oft bis über beide Ohren vollverschuldet, bzw haben ihr Land derartig zugebaut, daß es da einfach nix mehr gibt, wie den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen. Sie nehmen dankbar das Einmal-Hochleistungssaatgut und die Wegwerfsupermastputen. Damit gibt es dann irgendwann tatsächlich nix anderes mehr wie Monsanto-Weizen, Synergenta-Soja und Big 6 ...

Es wird zunehmend zumindest hier in Deutschland schwerer, trotz Bürokratie einen eigenen Hof auf die Beine zu stellen. Bürokratie kostet ... schon allein nen Hobbyschweinchen mit Partner im Gemüsegarten zu halten stößt an kaum zu überwindende gesetzliche Hürden, welche mit der Schweinehaltung verbunden sind, weiters gibts etliche mehr oder weniger sinnfreie Bestimmungen, was Schlachtung, Vermarktung und Verkonsumierung angeht und zu allem Übel nehmen gerade in den letzten Jahrzehnten erstaunlicherweise diverse eingebildete Pandemieen, wie Schweinegrippe, H5N1, Hühnergrippe, Blauzungenkrankheit etc zu, die man dann wieder mit staatlich angeordneter Stallhaltung und Zwangsimpfung mit nicht anerkannten Impfmitteln bekämpfen kann ... weitere Landwirte und Bauern, die da einfach nicht mehr mithalten können und aufgeben, egal, ob sie als Quereinsteiger gerade angefangen haben oder nun schon seit urgroßvaters Zeiten dabei sind ...
Die große Phase der Quereinsteiger im landwirtschaftlichen Sektor ist vorbei, da kann sich kaum mehr jemand zwischenmogeln.
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 09.11.2009 10:18    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Auch hier wieder - die Landwirte werden nunmal konventionell ausgebildet und nicht im Brainstorming, was könnte man denn noch probieren ... und so bleibt auch sowas wegen Traumichnichkönnteschiefgehenweilanderswiegelernt unausprobiert und wird nicht weiter verfolgt.


Ich dachte, für sowas gibts die Verbände (Bioland, Demeter, Gäa usw.). Ich meine mich erinnern zu können, dass umstellwillige Landwirte bei Mitgliedschaft von diesen Verbänden Unterstützung erhalten, auch finanziell. Ich weiß, dass die Umstellung auf Bio für die meisten ehemals konventionellen Landwirte sehr hartes Brot ist, trotz Unterstützung durch den Verband. Trotzdem IST da aber ein Ansprechpartner, der einem auch mit Wissen zur Seite steht. Ich denke da vor allem an Demeter.

An meinem Wohnort haben wir sowohl einige Puten- bzw. Geflügelzüchter im allgemeinen, die ihre Tiere in Freilandhaltung aufwachsen lassen. Ich war letzten Sommer ganz erstaunt, als ich mit dem Rad an einer eingezäunten Wiese vorbeifuhr und im Schatten der Obstbäume einige Puten chillen sah. Wir haben auch jemanden hier, der alte Rinderarten (ungarisches Steppenrind und irgendwas, das an einen Auerochsen erinnert) züchtet.
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 09.11.2009 12:05    Titel: Re: Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpfungen Antworten mit Zitat

Gut ... und woher sollen die Berater in den Verbänden wissen, wie man am Günstigsten nen Experimentalhof aufbaut, ohne ihn in den Ruin zu treiben?

Auch, oder besser gesagt, gerade die Berater in den Bioverbänden, auch bei Demeter, sind zwangsweise durch das Brainwashing-Landwirtschaftsstudium gegangen. Sie rekrutieren sich entweder aus Aussteigern, die sehr schnell genau wie ich feststellen mußten, daß es irgendwie nicht so wie man will funktioniert mit der Landwirtschaft, einfach weil zuwenig wissen da ist - das Wissen mußten sich die Leute im Landwirtschaftsstudium holen, um überhaupt noch auf nen grünen Ast zu kommen und der zweite Teil rekrutiert sich aus den Kindern der Bauern, die in den 30er bis 60er Jahren aufgrund der Versprecher (kein Schreibfehler! Stilistisches Element!) gewisser Professoren der Unis und sehr geziehlter (Schleich-)werbung über die Schule seitens der Pharmaindustrie umstiegen auf Intensivlandwirtschaft.
Was davor wirklich gemacht wurde, ist an Wissen schlichtweg verlorengegangen, nicht dokumentiert und wenn es dokumentiert wurde, nur schwer zu entschlüsseln, was davon wirklich nur Notdurft war und was eben genau so gemacht wurde, weil es sich generationenlang bewährt hatte. Kurzum, wir haben hier das Gleiche Dilemma, wie die West-Südamerikanische Einwohnerschaft nach der Übernahme der Inka, welche letztendlich zwar das gleiche Sozialsystem zentralisiert wurde, was vorher generationenlang dezentralisiert funktionierte und wo auch das Bewässerungssystem übernommen wurde - das Wissen, wie das Bewässerungssystem gebaut werden mußte, ist jedoch innerhalb nur einer Generation bei den von den Inka beherrschten Einwohnern schlichtweg unter dem Inkaregime verlorengegangen! Ebenso auch wie was wann und weshalb eingelagert, vorbereitet etc werden mußte, um die optimale Ernte herauszuholen - wurde ja alles nur noch zentral verwaltet ...
Das System war letztendlich schon am Zusammenbrechen, als die Europäer auch noch dem Regierungssystem der Inka den Todesstoß versetzten.

Das Ergebnis:
- Auch Demeter-Landwirte trennen ihre Kälber wenige Tage nach der Geburt von ihren Müttern, wenn sie Milchvieh halten (ich glaubs erst, daß es anders gemacht wird, wenn ich alle Kälberalterstufen bei Fuß auf der Weide sehe, vorher nicht. Jedem Mutterkuhbetrieb, den ich nun nachgegangen bin, hat sich als Mastviehbetrieb herausgestellt oder auch dort wurden die Kälber mit wenigen Tagen von den Müttern getrennt und konnten nur die ersten Lebenstage auf der Weide verbringen).
- Auch Demeter-Landwirte praktizieren Monokulturen, es wird auch hier beispielsweise nicht zwischen den aufwachsenden Mais Bohnen und Erbsen gepflanzt und auch im Demeter-Landbau werden Erdmandeln zwischen der Gerste bekämpft, statt zu nutzen.
- Auch Demeter-Landwirte benutzen Holstein-Frisian, Lohmann-Hybriden, Big 6 und wie sie alle heißen.
- Auch Demeter-Landwirte beschneiden ihre Obstbäume.
usw usf ...

Das sind jedoch alles genau die Anbaumethoden, welche eben im Studium gelehrt werden und ebenso falsch sind, wie das ständige Gefasel diverser Ernährungsberatungsorganisationen, welche behaupten, Fett sei schlecht ...

Nur - wie geht es richtig?
Also so richtig, daß der Landwirt davon auch was hat und eben nicht am Hungertuche nagen muß?
Ich kenne nur ein einziges Beispiel, wo wirklich erfolgreich versucht wurde, moderne Bewirtschaftungsmethode mit Althergebrachtem und selbstentwickelten Anbaumethoden zu kombinieren, das ist der Krameterhof. Es gibt da sicherlich noch sehr viel mehr Beispiele, nur sind das eben nicht die Berater bei den Bioanbauverbänden.

Es geht jedoch noch weiter, eben weil kein Wissen da ist, wie bau ich meinen Betrieb effizient und gleichzeitig artgerecht auf, müssen die Landwirte notgedrungenerweise auf das Uniwissen zurückgreifen, denn kein Bioverband greift den Landwirten bei Experimenten unter die Arme, wo das Ergebnis nicht klar ist und alles dem widerspricht, was im Studium gelehrt wurde ... und nicht nur das, bis man selbst seine Infrastrukturen, seine Anbaumethoden, Tierhaltung etc soweit alternativ entwickelt hat, daß man davon leben kann, braucht es Jahrzehnte der Grundlagenforschung ... und du kannst mir erzählen was du willst, wenn du von deiner eigenen Hände Arbeit leben mußt, hast du einfach nicht das Kapital dafür und die ganzen Bioverbände, auch Demeter, greifen dir nur in der Umstellungszeit unter die Arme, meist muß das dann allerdings wieder zurückgezahlt werden, es sind nur allzuhäufig zinslose Kredite - anders ist es auch gar nicht für die Verbände zu managen, von irgendwoher muß ja das Geld kommen.

Bleiben also nur ein paar Unentwegte aus dem Hobbybereich und aus den Verbänden der gerade im Aussterben begriffenen Haustierarten und Pflanzensorten, die das Ganze anders machen, aber die kommen meist bei unterm Strich Null raus. Beratungsfunktion, was Tierhaltung angeht, gibts aus diesem Bereich kaum. Wer aus dem landwirtschaftlichen Bereich sich an alte Haustierarten wagt, setzt auch nur das im Studium gelernte um auf die alten Haustierarten.

Und wir haben zumindest in Deutschland noch ein Riesenproblem, die Infrastruktur!
Es darf nicht mehr jeder schlachten und es gibt keine Schlachter mehr, welche über das Land ziehen und auf Hof schlachten. Man ist also auf die immer weniger werdenden Schlachter angewiesen, zu denen man das Vieh zum Schlachten fahren muß und was noch viel schlimmer ist, man ist auf die Gnade ebendieser Schlachthöfe angewiesen, daß die das Vieh dann auch kostengünstig schlachten ... so ein ungarisches Steppenrind oder son Hochlandrind passen einfach von der Muskelverteilung, Größe etc nicht in den Arbeitsablauf der immer größer und mechanisierter werdenden Schlachthöfe und werden deshalb nur ungern genommen - und wenn dann gegen Aufpreis.
Kleine Schlachtereien dagegen werden auch weiterhin abnehmen - die Arbeit von Hand ist Knochenarbeit und wenn nur zwei, drei Rinder am Tag geschlachtet werden, so wie es früher mal üblich war, rentiert sich das nicht, der Schlachter, der derartig klein arbeitet, muß schon arg spezialisiert sein oder geht aufgrund der übermächtigen Konkurrenz pleite ...
Übrigens ein verschwiegenes Problem, was bei der Putenmast im Biobereich durchaus Relevanz haben dürfte, denn Big 6 bietet 3j0% des Schlachtgewichtes Putenbrust bei einem Endmastgewicht von ca. 20 - 25kg, während so ne althergebrachte Bronzepute oder Cröllwitzer es gerade mal auf 10 - 15% Putenbrust schafft bei einem Endgewicht von nur 8 - 15kg. Schlecht für den Schlachter, der kann sich so ne Fisselarbeit schlichtweg nicht leisten, die Puten passen ja nicht mal mehr in die von modernen auf Puten angepaßte Schlachtereien vorgesehenen Haken, weil die eben für die Schwergewichtler extra groß gestaltet sind.

Es mag hart sein, von Konventionell auf Bio umzusteigen - aber es ist noch weitaus härter, was Eigenes zu entwickeln! Dort, wo es Innovationen im Biobereich gibt, sind es letztendlich nur Workarounds, um die Fehler der konventionellen Bewirtschaftung zu glätten und es möglich zu machen, daß eben ohne Chemie und Medikamente produziert werden kann.

Ach ja ... und dann gibt es noch das Problem der angewandten Statistik ...
Es ist einfach vollkommen unmöglich, wenn man zwischen den Mais Bohnen und Erbsen pflanzt, die gleichen Maishektarerträge zu erwirtschaften, wie wenn nur Mais auf dem Acker steht. Also ist doch leicht nachzuvollziehen, daß Maisanbau mit Bohnen und Erbsen als Unterbepflanzung unrentabel ist, oder?
Daß jedoch zwar der Hektarertrag des Maises für sich allein runtergeht, jedoch auch noch ein durchaus beachtenswerter Hektarertrag an Bohnenstroh und Erbsenstroh dazukommt und zudem auch noch nicht mal gedüngt werden muß, darauf macht keiner aufmerksam ... der Hektarertrag alleine nur des Viehfutters auf Mais-Bohnen-Äckern ist nämlich deutlich höher wie der Hektarertrag des Viehfutters auf einem reinen konventionellen Maisfeld - und wer sich die Mühe macht, die Bohnen und Erbsen zusätzlich zu ernten, hat noch nen schönen Nebenverdienst (bei zugegebenermaßen sehr, sehr viel Handarbeit, es gibt noch keine Maschinen dafür) an Essensware.

Die Probleme sind vielfältig, begründen sich allerdings allesamt einzig aus dem Bruch, der durch die Infiltrierung der Jugend seitens der Pharmaindustrie in den 30er bis 60er Jahren des 20. Jhr stattgefunden hat. Althergebrachte Methoden wurden als Veraltet ad acta gelegt, bevor eine Weiterentwicklung des Vorhandenen hatte einsetzen können. Landwirt, Pflanze und Tier wurden chemie- und maschinengerecht getrimmt, mit allen Problemen, die das halt so mit sich bringt ... eerhalten sind eventuell noch alte Anbaumethoden oder effiziente Anbaumethoden außerhalb jeglicher Uninorm im Hobbybereich - und nun sag mir mal ganz ehrlich, wenn du jahrelang studiert hast, würdest du dir dann von irgend so nem dahergelaufenen Hobbyheini erklären lassen, wie man Puten zu halten hat?
Wo der selbst doch bestenfalls nur 20, 30 Pütchen sein eigen nennt?
Oder vertraust du dann nicht doch lieber dem fundierten und wissenschaftlich untermauerten Wissen der Unis und versuchst daraus halt das Beste zu machen?

Zusatz:
Diese auerochsenähnlichen Rinder sind vermutlich Heckrinder, eine Extensivrasse, welche nur wenig Fleisch und keine Milch bringt, spätreif ist und eigentlich der Versuch war, den Auerochsen zumindest vom Aussehen her nachzuempfinden. Die Rasse hat erst vor kurzem ihren endgültigen Namen Heckrind bekommen, da sich der experimentelle Namen Auerochsen-Rückzüchtung so gar nicht bewährt hatte - in den Zoos standen diese Rinder teilweise mit dem Namen Ur oder Auerochse, was ja nun so gar nicht stimmte, weil eben diese Rinder Hausrinder sind und eben nicht die Wildform unseres Hausrindes.

Die ungarischen Steppenrinder sind angepaßt an eine Weidehaltung, bei der auf kargen Weiden sehr viel gewandert werden muß, um überhaupt genügend Futter für die Rinder zu beschaffen. Noch vor 200 Jahren wurden riesige Herden dieser Rinder quer durch Deutschland, wenn die Zölle die Viehtreibern nicht auffraßen, sogar bis nach Hamburg getrieben und dort verkauft. Trotz der zu entrichtenden Zölle hatte sich das Geschäft gelohnt, das Fleisch dieser Rinder galt von jeher als besonders schmackhaft und gesund ... werden Steppenrinder auf Stand- oder Umtriebsweiden gehalten, werden sie recht anfällig, dazu kommt, daß sie mit dem hochgezüchteten Weidelgräsern nicht zurechtkommen, das Fleisch dieser Rinder von Stand- und Umtriebsweiden ist um keinen Jota besser wie das von anderen Fleischrindern auch - es sei denn, man treibt diese Rinder über die ungarische Pußta und läßt sie bei mageren Steppengräsern groß werden, erst da entwickelt sich das äußerst schmackhafte Steppenrindfleisch, für das vor 200 Jahren kaum Mühen und Geld gescheut wurde, um es in den eigenen Kochtopf zu bekommen.
Nun bringen die Steppenrinder deutlich weniger Fleisch wie die üblichen Fleischberge auf vier Beinen - wozu also in alles in der Welt sollte ein Landwirt, der davon leben will, sich ausgerechnet Steppenrinder auf seine hochgezüchteten Weiden stellen, wenn da auch ganz normale, schnöde Fleischrinder die gleiche Robustheit, die gleiche Fleischqualität und die doppelte Fleischquantität bringen?

Beide Rinderrassen bekommen eigentlich erst im Landschaftsschutz wieder Sinn, gerade das Heckrind hat sich hier sehr gut bewährt, weil es sehr gute Muttereigenschaften und Robustheit mitbringt, die Steppenrinder sind da eher was für trockene, magere, weitläufige Gelände, wie wir sie halt in Deutschland nicht haben.
Und hier sehe ich die einzigste wirkliche Chance raus aus der Misere - beim Landschaftsschutz können weder wandelnde Fleischberge auf vier Beinen eingesetzt werden, noch Hochleistungsproduzenten, weil hier standortangepaßte, robuste Tiere mit sehr guten Muttereigenschaften gebraucht werden. Leider scheint auch hier für viele Anbaumethoden und viele Viehwirtschaftsformen der Zug abgefahren zu sein, zwar sind etliche alte Haustierrassen in Zoos erhalten worden, jedoch nicht ihre ursprünglichen Eigenschaften. Vielleicht fehlt es jedoch auch einfach nur an Wissen, wie man Tiere managed, die sich selbst versorgen.
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atropa belladonna
Freak


Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 09.11.2009 13:47    Titel: Antworten mit Zitat

Was ist so falsch daran, einen Obstbaum zu beschneiden? Eine fachgerechte Beschneidung eines Obstbaumes beugt unter anderem auch Krankheiten wie Rost vor. Ich denke, Baumpflege ist durchaus legitim. Auch Demeter Landwirte (um jetzt mal bei diesem Beispiel zu bleiben) müssen auf die Ernte schauen. Was ist so falsch daran, wenn sie trotzdem ergebnisorientiert arbeiten? Gezwungenermaßen. Das, was Du in Deinem letzten Beitrag beschreibst, ist wieder das absolute Nonplusultra wie es am optimalsten laufen sollte. Aber das gibt es nicht in der heutigen Zeit. Es ist nicht immer leicht, den Spagat zwischen HighTecKonventionell und AlthergebrachtBiosuperÖk zu schaffen. Und egal was Zweifler und Rüger sagen: ich finde es immer noch äußerst mutig von einem konventionellen Landwirt, auf Bio umzuschwenken. Ernte- und Geldeinbußen in Kauf zu nehmen. In einer Zeit, in der es auch konventionellen Landwirten schon richtig mies geht, noch zusätzlich Ernteausfälle bzw. kleinere Ernten in Kauf zu nehmen, hat schon einen nicht gerade geringen Anteil an Idealismus. Und ich finde, trotz all Deiner Kritik, dass das ein mutiger Schritt ist. Nicht alle gehen ihn gezwungenermaßen, von wegen weil sie checken, dass es konventionell nicht mehr bringt, sondern weil sie überzeugt davon sind, dass back to the roots der bessere Weg ist.

Die Biobranche steckt ansich noch in den Kinderschuhen. Was sind 20, 30 Jahre im Vergleich zu teilweise doppelt und dreifacher Zeit in falsch vorgekauter Richtung? Lass der Branche doch Zeit, sich zurechtzufinden, neue Strategien herauszuarbeiten und nach und nach auf altes Wissen zurückzugreifen. Gerade Dein Seppelhuber vom Krameterhof ist da eine wertvolle Hilfe (er hat ein Buch geschrieben, wenn mich nicht alles täuscht). Altes Wissen muß erst wieder gesammelt und zur Verfügung gestellt werden.

Den Hintergedanken der von mir angesprochenen Rinderhaltung kenne ich nicht. Das stand auch eigentlich gar nicht zur Debatte Wink Ich kenne den Halter der Rinder nicht persönlich. Ich habe die Tiere nur -auf einer tendenziellen Magerwiese übrigens mit viel Gebüsch und Baumbestand - stehen sehen. Und ich wollte lediglich aufzeigen, dass es auch Leute gibt, die andere Rinderarten halten als die Schwarzbunte Holsteiner. Wink
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
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BeitragVerfasst am: 09.11.2009 16:03    Titel: Re: Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpfungen Antworten mit Zitat

Wenn du einen unbeschnittenen Obstbaum mit alter Obstsorte neben einem beschnittenen Obstbaum der gleichen Sorte und gleichen Alters siehst, wirst du feststellen, daß zwar am unbeschnittenen Obstbaum durchaus mehr madige Äpfel hängen, wie am beschnittenen, aber es hängen auch mehr gesunde Äpfel dran ... einfach weil der unbeschnittene Obstbaum die doppelte bis dreifache Last an Äpfeln tragen kann. Man kann also mehr gesunde Äpfel wie am beschnittenen Obstbaum ernten, muß jedoch auch mehr sortieren, weil eben bei der ganzen Apfellast jede Menge auch madiger Äpfel dran sind.
Unbeschnittene Obstbäume tragen auch noch nach 30 Jahren viele, sehr viele Äpfel - beschnittene Obstbäume sind nach 20 Jahren fertig auf der Bereifung.

Von unbeschnittenen Obstbäumen hängen die Zweige natürlicherweise derartig nach allen Seiten bis auf den Boden, insbesondere unter Fruchtlast, daß Weidetiere nicht an den Stamm kommen, man kann also tatsächlich solcherart Bäume mit Ziegen und Schafen vergesellschaften, ohne daß diese anfangen, die Rinde systematisch zu schälen, mit beschnittenen Obstbäumen geht das nicht, die sterben ab, weil Schafe und noch mehr die Ziegen die Rinde schälen.

Gut - mit den modernen Sorten klappt das oft nicht mehr, einfach weil die insgesamt sehr krankheitsanfällig sind. Läßt man sie unbeschnitten, sind sie weder in der Lage, ihre Äste so wachsen zu lassen, daß sie bis zum Boden reichen und so den Stamm schützen, noch sind sie in der Lage, so viele Nährstoffe aus dem Boden zu ziehen, um sich selbst zu erhalten. Schon alleine durch Nährstoffmangel durch das vermehrte Astwachstum werden sie krank.
Aber selbst korrekt beschnitten schaffen sie es bei bester Düngung nur, schön aussehende, ebenmäßige Äpfel zu produzieren - geschmacklos, gehaltlos, lange nicht so lagerfähig, wie manch eine alte Obstsorte.
Mir sind da unbeschnittene alte Sorten bei weitem lieber, auch wenn sie mit Maschinen nicht zu beernten sind und ich zahle gerne das doppelte und dreifache, wenn ich dafür einen noch wirklich gesunden, geschmackvollen, gehaltvollen Apfel dafür bekomme ...

Wie groß die Pflanzenquälerei bei der sachgemäßen Beschneidung von Obstbäumen ist, hab ich nun selbst beobachten dürfen. Es wurden einige Apfelbäume aus einem verwilderten Stück Land freigeschnitten. Trotz des hohen Alters von über 25 Jahren fingen die Bäume nun, weil sie genügend Sonne bekamen, an, wieder richtig auszutreiben und nur ein Jahr nachdem sie freigeschnitten waren, trugen sie Früchte in einer Menge, daß sich die Äste bis zum Boden bogen ... die Hälfte der der Früchte war zwar verwurmt, aber die andere Hälfte der Früchte, insbesondere die Früchte, die eher in das Innere des Baumes wuchsen, waren knackig, frisch und sahen aus wie die Früchte in irgendwelchen Supermärkten - und haben geschmeckt, einfach nur lecker!
Tja, um den Ertrag zu steigern wurde nun ein Gartenbaufutzi geholt und der beschnitt einen der Apfelbäume fachgerecht - ein Jahr später die Früchte der Untat: Ein paar mickrige, wurmstichige Äpfelchen wuchsen, die Blätter fielen vorzeitig vom Baum, die Äpfel schmecken sauer ... der Baum ist krank, richtig bös krank! Du kannst ihn nun in Runkel in der Nähe vom Friedhof und der Schule immer noch bewundern, d. h. solange er nicht gefällt wird, weil er ja nun nix mehr bringt ...

Es ist ein Myth, daß man mit dem Beschneiden eines Baumes ihn gesund erhalten kann ... bei den modernen Sorten klappt es auch nur, weil die Bäumchen nach dem Beschneiden mit hohem Aufwand gedüngt und bespritzt werden. Im Bioanbau ists halt dann der Brennesselsud und Rindermist, im konventionellen Anbau die chemische Giftkeule und der Kunstdünger - das Ergebnis bleibt das Gleiche, diese beschnittenen, auf Höchstertrag getrimmten Bäumchen werden erstens nicht sehr alt und zweitens sind sie äußerst empfindlich und pflegeaufwendig. Kein Vergleich mit den alten Sorten, die teilweise noch wurzelecht gezogen wurden ...
Für mich ist das die reinste Pflanzenquälerei.

Das Problem mit der Landwirtschaft ist, gefördert wird durch das System der großindustrielle Landwirt, welcher minderwertige Ware produziert - diese Landwirte, egal ob die nun Pflanzen oder Tiere halten, verdienen auch heute noch ein Heidengeld, wer zu klein ist, kann gehen - und wird noch weiter unter Druck gesetzt durch unsere Gesetzgebung, die keinesfalls dem Schutze der Bevölkerung dient, wie man beispielsweise an H5N1, Sortenschutz, Impfung gegen Blauzungenkrankheit und anderen Schwachfug nachweisen kann ... wer versucht, den Status Quo in weniger Giftspritze umzusetzen, wird hierdran nix ändern, er hat im Grunde genommen das System, wie es ist, anerkannt - aber für Experimente, die raus aus dieser Sackgasse führen, ist in der heutigen Zeit kein Spielraum mehr.

Natürlich ist es ein mutiger Schritt, sich von konventionell auf Bio umzustellen - ein sehr mutiger sogar ... nur bringt er leider herzlich wenig. Der Druck auf die Kleinbauern wird zunehmen, schon jetzt kann sich in Deutschland an Kleinbauern nur noch der Nebenerwerbslandwirt halten, welcher eben noch so ganz nebenbei neben der Feldarbeit und Arbeit im Stall nem ordentlichen Job nachgeht. Das kann es doch einfach nicht sein, oder?
Auch hier wieder - für arbeitsintensive Experimente, wie beispielsweise der Streuobstwiese mit alten, unbeschnittenen, wurzelechten Obstsorten, Schafen und Ziegen, ist einfach auch für den Nebenerwerbslandwirt keine Zeit da - wie soll er denn beispielsweise die Sortierung der Äpfel von Hand zur Erntezeit managen? Die Erntezeit über Urlaub nehmen?
Bei zwei Apfelsorten also zweimal Urlaub nehmen?
Mehr Sorten gehen nicht, weil es nicht mehr Urlaub gibt?
Maschinen für sowas sind ja nie entwickelt worden, brauchte man ja nie ...

Die Spalierobstreihen und beschnittenen Obstbaumplantagen mit nur einer einzigen Obstsorte, die zur gleichen Zeit reift, macht zwar vielleicht insgesamt übers Jahr verteilt sehr viel mehr Arbeit, weil die Bäumchen ständig irgendwie behätschelt und betüttelt werden müssen, aber das ist dann wenigstens eine Arbeit, die man dann abends, wenn man nach Hause kommt, noch schaffen kann und nicht ein saisonaler Overkill an Arbeit, wie tonnenweise Obst innerhalb von nur wenigen Wochen zu sortieren ...

Verstehst du das eigentliche Problem?

Die Biobranche steckt schon lange nicht mehr in den Kinderschuhen - sie hat sich vielmehr unter dem Druck der konventionellen Landwirtschaft von Idealisten, bar sämtlichen Wissens, gemausert in eine hochmoderne Form der Landwirtschaft, die von der konventionellen Landwirtschaft vor 70 Jahren nicht zu unterscheiden ist. Es ist im Grunde genommen nur eine Art Anhalten des Rades um jeden Preis, nix weiter, aber wie man an den Aufweichungen der Schweineverordnungen für den Biobereich sieht, oder auch bei der lückenhaften Gesetzgebung bei den Puten, es ist im Grunde genommen nur ein Nachhinken hinter der konventionellen Agrarindustrie, bestehen kann hier einzig der Landwirt, der es schafft, so groß zu werden, daß er allein aufgrund der Masse, die er an Subventionsgeldern bekommt, leben kann ... einzig Imker kommen noch ohne Subventionen aus, sie bekommen eh nix - müssen jedoch zunehmend zusehen, wie ihre Völker regelrecht verhungern oder aber vergiftet werden oder aber beides ...
Die Entwicklung selbst steckt noch in den Kinderschuhen, noch ist es möglich, auf dem Stand der 70er Jahre zu wirtschaften (nix anderes ist Bio, konventionell ist das, was in den 70er Jahren die fortschrittlichsten Bauern taten) - aber das ist es eben nicht mehr lange. Da Bio auch immer eine gewisse Größenbeschränkung beinhaltet, wird also Bio in Zukunft, wenn da nicht noch was ganz anderes passiert, regelrecht wieder verdrängt werden - nun allerdings nachhaltig und für immer.

Noch eine Sache zur vorgekauten Sache ...
Die Auswüchse der Agrarindustrie wurden erst zwischen den 30er und 60er Jahren extrem durchgedrückt, die Bewirtschaftung nach antroposophischen Grundsätzen entstand noch ein paar Jahre früher wie die moderne konventionelle Landwirtschaft. Rudolf Steiner, der Begründer der antroposophischen Lehre, war ein Multitalent - keine Frage, er war ein Querdenker und hatte zu allem und jedem ne Antwort. Meist lag er richtig, auch mit der Prognostizierung, daß das Aufpeppen des Landes mit Dünger nicht nur als Notgabe, sondern als Regelfall, das Land früher oder später draufgeht und dies nicht der richtige Weg ist, Hunger und Elend zu beseitigen.
Er war allerdings kein Landwirt und so kam es, daß er letztendlich auch nur das gelesen hatte, was in den Unis halt über Landwirtschaft geschrieben wurde ... Demeter, und damit letztendlich auch der gesamte von Demeter beeinflußte Biobereich, ist also genauso ausgewachsen und alt wie die konventionelle Landwirtschaft auch. Weder Demeter noch Bio ist ein Back to the Roots, es ist einfach nur ein paralleler Weg zur konventionellen Landwirtschaft. Damals wäre noch ein Back to the Roots ohne Probleme möglich gewesen, es gab noch mehr wie genug alte Landwirte, die sich von ihrer ursprünglichen Bewirtschaftung kaum abbringen ließen, inzwischen sind solche Landwirte ausgestorben, das Material, wie wirklich gewirtschaftet wurde, ist knapp, man kann kaum etwas nachlesen.

Wie stark der Wissensverlust an dieser Stelle ist und wie sehr mit einem einzigen Schlage, innerhalb nur einer einzigen Generation, jahrhundertealtes Wissen einfach von der Karte gefegt wurde, erkennt man nun in der Landschaftspflege - nur alleine, wie kann man ein paar Heckrinder dazu bekommen, eine uralte Kulturlandschaft zu konservieren wirft nämlich genau die Probleme auf, welche schon vor zwei Jahrhunderten längst gelöst waren ... und genau aus diesem Bereich und auch aus dem Bereich Permakultur, soweit dieser denn überhaupt aus seinem Nischendasein rauskommt, werden die notwendigen Innovationen kommen, um aus unserer Agrarindustrie wieder eine Landwirtschaft zu machen und aus unseren Nahrungsmitteln wieder Lebensmittel. Beide Bewegungen, sowohl der Landschaftsschutz, als auch die Permakultur, gehen tatsächlich back to the roots ... mit vielen Problemen, denn der Landschaftsschutz muß erst wieder alles ausprobieren, was in alten Schriften angedeutet ist, und Permakultur wird in der ursprünglichen Auffassung nur noch in den Tropen betrieben - es läßt sich also Beides nicht einfach 1:1 umsetzen und weiterentwickeln, es muß ganz langsam neu erforscht werden - hier von Kinderschuhen zu sprechen, ist dann durchaus berechtigt, nicht jedoch bei generationenalten Strukturen, wie es Demeter und die Biobewegung ist ...

Der Sepplhuber hat übrigens mind. drei Bücher geschrieben und was ihn halt so immens wertvoll macht, er baut als einer der ganz wenigen tatsächlich auf dem alten Bauernwissen auf ... und nicht nur das, er schafft tatsächlich den Spagat zwischen Bürokratie, alter Wirtschaftsweise und hochmoderner Maschinierung des Landes. Nur - inwieweit kann ein einzelner Mensch das Rad der Zeit drehen?
Wieviele aktive Jünger von ihm gibt es, die genauso rege sein Wissen aufsaugen und weitergeben?
Und noch mehr - die es auf der eigenen Scholle vorleben?
Meiner Meinung nach ist er sowohl der Permakultur, als auch dem Landschaftsschutz um Längen vorraus, aber er ist einfach nicht der Typ, der das, was er da geschaffen hat, an ein wirklich großes Publikum vermarkten kann. Er schafft es einfach nicht, seine vielfältigen Erfahrungen so systematisch niederzuschreiben, daß man damit aus dem Stand heraus was anfangen kann ... aber vielleicht ist es einfach auch die Sache wie mit der Tierfütterung, uns allen wird von allen Ecken und Enden eingeredet, wie schwer es sei, ein Tier bedarfsgerecht zu ernähren, in Wirklichkeit jedoch braucht man nur einige wenige Grundsätze zu befolgen und es klappt. Vielleicht versucht er, genau diese Grundsätze darzulegen und geht deshalb bewußt nur im Ansatz auf die Kleinigkeit der Umsetzung ein.

Zitat:

Altes Wissen muß erst wieder gesammelt und zur Verfügung gestellt werden.

Si, ein wahrlich wahres Wort ... und genau da hilft Bio nicht mal im Ansatz weiter.

Zitat:

Ich kenne den Halter der Rinder nicht persönlich. Ich habe die Tiere nur -auf einer tendenziellen Magerwiese übrigens mit viel Gebüsch und Baumbestand - stehen sehen. Und ich wollte lediglich aufzeigen, dass es auch Leute gibt, die andere Rinderarten halten als die Schwarzbunte Holsteiner.

Ich glaub, ich hatte sogar innerhalb diesen Threads sogar erwähnt, daß an Putenrassen noch mehr wie Big 6 gehalten werden, ich glaub, das war sogar der Anfang meiner Diskussion, als ich meinte, es sei ohne Probleme möglich, Freilandputen aus anderen Beständen wie den Big 6 heranzuzüchten und damit eben ans Freiland angepaßte Puten zu erhalten ... nur, es sind eben keine Bioleute, die sowas tun, sondern Privathalter. Ebenso wird vermutlich der Heckrind-Steppenrindhalter ein Privathalter sein, oder ist in einem Landschaftschutzprojekt eingebunden, kann auch sein. Wie gesagt, im Landschaftsschutz werden genau solche Rinderrassen wieder benötigt, einfach weil die besser mit den Gegebenheiten klar kommen und nicht alle naselang mal was haben.

Interessanter sind da schon eher die Projekte, wie in der Nähe von Hadamar ein Landwirt, der französische Robustrassen in Mutterkuhhaltung auf die Weide stellte und inzwischen unter den Top100 der größten Rinderhalter Europas zählt ... die Entwicklung ist dabei so derartig abstrus, daß man es kaum glauben mag ...
Noch bis 1974 ca. standen Milchkühe in Lauenstein am Ith, einer kleinen Ortschaft in Salzhemmendorf, in Mutterkuhhaltung auf der Weide, passend dazu eine Kollektion Melkmaschinen, die sogar fahrbar waren, so daß die Melkstände von Weide zu Weide mitgezogen werden konnten. Mit der Abgabe der Landwirtschaft an den Sohn wurden die Kälber von den Kühen getrennt, die Kühe eingestallt und mit Silage und Fertigheimer gefüttert - der Milchertrag stieg, der Fettgehalt der Milch stiegt, die Keimzahl der Milch sank, der Landwirt war bei fester Milchquote glücklich ...

... nur wenige Jahre drauf bekommt hier in Hessen ein Landwirt den Hof seines Vaters abgegeben - ein hochgezüchteter Rindermastbetrieb, Boxenhaltung. Sohnemann stellte die Rinder faktisch auf die Weide, Kalb bei Fuß - und hat Erfolg damit, so viel Erfolg, daß er in den 80er Jahren eine Studie in Auftrag geben konnte, die nachwies, daß Weiderinder genauso viele ungesättigte Fettsäuren im Fett enthalten, wie eine durchschnittliche Pflanze. Erst in den 80er Jahren ließ er sich biozertifizieren, vorher wurde für sein Rindfleisch auch ohne Bio vergleichsweise viel Geld gezahlt bei vergleichsweise wenig Arbeit, entfiel doch als Hauptarbeit das Entmisten und tägliche Füttern ... inzwischen stehen die meisten seiner Rinder in Frankreich - weniger Bürokratie, weniger Fallstricke, in Deutschland ist sogar die Mutterkuhhaltung aufgrund bürokratischer Vorgaben einfach nur noch teuer und ineffizient ...
Wäre dieser hessische Landwirt nicht gewesen, der entgegen sämtlicher Trends seine Rinder auf die Weide stellte - und nicht nur das - zudem auch noch auf Robustrinder aus Frankreich umstieg, würde es die heutige Form der Mutterkuhhaltung gleichberechtigt neben der Intensivmast in Ställen in Deutschland nicht mehr geben.
Die Innovation kam nicht aus dem Biobereich! Im Biobereich wurde die Rinderhaltung damals abgelehnt und als sie endlich eingeführt wurde, entweder nur in winzigem Stil, oder aber im Stall in Anbindehaltung, wie gelernt!
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 13.11.2009 21:15    Titel: Re: Biobranche wehrt sich gegen Verunglimpfungen Antworten mit Zitat

Zitat:

Nope ... je mehr Bauern wegsterben, sei es, weil sie keine Zukunft mehr für sich sehen, sei es, weil sie einfach zu alt sind, desto mehr übernehmen die großen Aggrokonzerne, denn die Nachfrage nach unabhängigen Saatgut und extensiven Rassen wird von sog. Nebenerwerbslandwirten getragen. Als Fulltime-Landwirt ist es kaum möglich, so elegant zu verkleinern, daß man tatsächlich wieder von extensiven Saatgut und extensiven Rassen leben könnte, diese Landwirte sind sehr oft bis über beide Ohren vollverschuldet, bzw haben ihr Land derartig zugebaut, daß es da einfach nix mehr gibt, wie den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen. Sie nehmen dankbar das Einmal-Hochleistungssaatgut und die Wegwerfsupermastputen. Damit gibt es dann irgendwann tatsächlich nix anderes mehr wie Monsanto-Weizen, Synergenta-Soja und Big 6 ...

Nur eine kleine Zwischenüberlegung. Wie würde sich diese Entwicklung mit der steigenden Nachfrage nach Slowfood, alte Sorten und Rassen vertragen? Würde ein Markt nach Angebot und Nachfrage tatsächlich funktionieren, müsste das doch Anreize schaffen, dass Produzenten sich dieser Sache annehmen. Bei der Landwirtschaft jedoch ist das so eine kuriose Sache. Da wird lieber subventioniert, billig exportiert, vernichtet und doch wieder zuviel produziert. Auch bei Bio gibt es teilweise Schwierigkeiten, die inzwischen so hohen Mengen an Lebensmittel in Bioqualität zu bekommen. Und selbst die Biobranche ist arg unter Preisdruck, was die Lage nicht gerde verbessert...

Zitat:

Wäre dieser hessische Landwirt nicht gewesen, der entgegen sämtlicher Trends seine Rinder auf die Weide stellte - und nicht nur das - zudem auch noch auf Robustrinder aus Frankreich umstieg, würde es die heutige Form der Mutterkuhhaltung gleichberechtigt neben der Intensivmast in Ställen in Deutschland nicht mehr geben.

Das zeigt doch wie wichtig das Engagement eines Einzelnen sein kann. Auch in dem Buch, das ich dir gegeben habe, "Zukunftschance Tierwohl" wurden ja auch solche Leute porträtiert, die mit innovativen Ideen Auswege aus der Krise zeigten. Da war unter anderem auch die Napfmilch dabei: die Bauern vermarkten ihre Milchprodukte gleich selber und haben so mehr Marktmacht. Das führte alerdings dazu, dass durch die Finanzkrise sie keinen Kredit mehr bekamen für ihre Vorhaben und dadurch mitten in den Bauarbeiten gezwungen waren Konkurs anzumelden. Sie wurden dann von Investoren übernommen. Die Bauern machen aber weiter und haben sich zum Ziel gesetzt, sobald wie möglich die Firma wieder zurückzukaufen. Wenn wir beispielsweise da noch an Sepp Holzer denken, wird deutlich, dass es oft nicht einfach ist. Aber ich denke es lohnt sich letztlich doch, etwas auf die Beine zu stellen.
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