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Lebendfutter: spielt Mode eine Rolle?

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 03.08.2013 21:42    Titel: Lebendfutter: spielt Mode eine Rolle? Antworten mit Zitat

Huhu,

wir verlassen mit diesem Thema das typische Feld der Kleinsäugerhaltung. Auch die Perspektive von der anderen Seite wollen wir hier nicht ausblenden. Das Thema Lebendfutter spielte daher in der Vergangenheit immer wieder eine gewisse Rolle.

Mein heutiges Thema, das ich hier mal einbringen möchte, ist die Frage, was denn bei der Wahl der Futtertiere eine Rolle spielen könnte. Wir können hier selbstverständlich auch auf Wirbellose eingehen, wer dazu Anregungen und Material hat, ist hier hoch willkommen, ich möchte in einem ersten Schritt den Wirbeltieren meine Aufmerksamkeit widmen.

Fangen wir an bei den Klassikern. Futtertierliteratur ist hier wenig kreativ und rät zu Maus, Ratte oder wenn es etwas mehr sein soll Meerschweinchen oder gar Kaninchen. Ziege und grössere Kaliber von Tieren, lasse ich hier mal aussen vor und möchte lieber den Fokus erst mal auf die Kleinsäuger setzen. Die Frage ist nämlich, wieso gerade diese Arten, was ist mit exotischeren Arten und was hat es mit Gerüchten auf sich, dass diese schlecht verdaulich seien oder der Schlange Probleme bereiten könnten?

Beispiel Degu: Meine Vermutung war schon lange, dass es sich bei den immer wieder vor Schlangen geretteten Degus in vielen Fällen um Provokationen handeln könnte, dass es sich dabei nur um einen Vorwand handeln würde, um Degus zum Beispiel aus einer Zoohandlung zu retten, oder dass der Cousin, Bruder oder Bekannte, der vorgibt seine Degus der Schlange zu füttern in Tat und Wahrheit das gar nicht vor hätte, aber weiss mit dieser Masche kann er Mitleid erregen und bekommt seine Tiere los. Spekulation oder Tatsache? Darüber lässt sich streiten, jedoch in jüngerer Zeit habe ich vermehrt in meinem Bekanntenkreis gehört, dass Reptilienhalter auch Degus verfüttern täten, wenn sich die Gelegenheit gibt, es wird also nicht extra für Futtertiere gezüchtet, sondern handelt sich eher um eine "pragmatische" Lösung bei schwer vermittelbaren Tieren... über Moral und Ethik will ich hier nicht streiten. Wenn man jedoch bedenkt, dass vielfach einfach dann Tiere gestapelt werden, kann man sich auch fragen, was denn die sinnvollste Lösung ist. Aber eben, das ist nicht Teil des Themas hier (kann aber gerne separat in einem eigenen Thread erörtert werden). Ein ähnliches Bild gibt es übrigens bei Youtube, da gibt es sogar den Beweis, dass das Futtertier Degu funktioniert, allerdings nichts für sensible Gemüter.
Dennoch bleibt die Frage, was ist dran, dass der Degu beispielsweise kein klassisches Futtertier ist? Ich behaupte sicher mit ein Grund dürfte die Haltung sein, Maus, Ratte und Co. ist da im Handling einfach unkomplizierter oder sie sind zumindest bekannter und es gibt geeignete Futtertierliteratur, die Anleitungen zur Zucht gibt, während der Degu sich eher langsam vermehrt und für die Terrarianer erst mal ein Exot und somit ein Risiko darstellt, weil mehr Aufwand nötig ist und Erfahrung auch weniger einfach verfügbar ist. Es sprechen also in erster Linie praktische Gründe gegen die Degus für die Futtertierzucht.

Beispiel Chinchilla: Hier hatte vor einiger Zeit Aleks in einem anderen Forum einen interessanten Beitrag angeregt: Chinchillas als Schlangenfutter
und hat dabei einige verbreitete Argumente, die gegen die Fütterung an Schlangen sprechen sollen unter die Lupe genommen:

Aleks hat Folgendes geschrieben:

Ich hab nun etwas zum Thema recherchiert. Es werden mehrere Gründe genannt, weshalb ein Chin nicht als Schlangenfutter geeignet sein soll, wobei sich fast alle beim näherem Hinsehen als Mythos/Unsinn heraustellen.

1. Unverdauliches Fell, zu viel Fell u.Ä.
Dass Schlangen das viele und besondere Chinfell nicht verdauen und Verstopfung oder Ähnliches bekommen sollen, stimmt aber nicht. Das bezeugen Schlangenhalter, die Chinchillas an ihre Tiere verfütterten und laut min einer HP sollen Chins auch in der Natur auf dem Schlangenspeiseplan stehen: http://www.chinchilla-wissen.com/lebensraum.htm#240921647

2. Wenig Fleisch
Dass Chins zur Hälfe aus Fell bestehen, sieht man spätestens, wenn die Schätze nass sind. An einem Kaninchen oder Meerschweinchen ist sicher mehr (Muskel-)Fleisch & Fett dran als an einem Chinchilla.

3. Gefährlichkeit
Dass Chins für eine Schlange gefährlicher sein sollen als eine Ratte oder ein kaninchen, ist natürlich purer Unsinn...

4. kein oder zu wenig Eigengeruch
Dass Chins zu wenig oder kein Eigengeruch und daher für die Schlange als uninteressant gewertet werden, stimmt auch nicht wie diverse Schlangenhalterberichte belegen. Ferner haben Chins natürlich ein Eigengeruch wie wir Halter u.a. bei VGs sehen können.

5. hoher Preis
Ein grund für die Nichtetablierung der Chins als schlangenfutter war ihr hoher Preis früher. Heutzutage werden ja leider viel zu viel Kugeln verschenkt Sad Ansonsten bekommen Schlangenhalter Ratten, Kücken und Mäuse für wenig Geld, sodass sich selbst 10 Euro Schutzgebühr für sie meist nicht mehr lohnen können!

6. schwere, langsamere Vermehrung
Viele Schlanghalter züchten/vermehren ihre Futtertiere selbst, aber auch die Massenvermehrer stehen natürlich vor dem Nachteil, dass Chins nur wenige Male im Jahr Nachwuchs bekommen und auch die Jugenanzahl deutlich kleiner ist als bei Mäuseartigen oder Kaninchen.

Ergänzend dazu noch ein paar Anmerkungen meinerseit:
1. Schlangen als Feinde, da ich mich mit dem Thema bei den Degus beschäftigt habe, kann ich sagen, dass dies vernachlässigbar ist. Die im Verbreitungsgebiet der Chinchillas und Degus vorkommenden Schlangen sind eher auf Amphibien und Wirbellose spezialisiert, wenn ich das recht im Kopf habe und selbst bei den Degus seien offenbar eher die Jungtiere, wenn überhaupt gefährdet, auf dem Speiseplan der Schlangen zu landen. Dass adulte Tiere verspiesen werden, sie dagegen ungewöhnlich.

2. Wenig Fleisch: das ist relativ, den Fleisch = Muskeln, und ggf. Fett und hängt somit vom Ernährungszustand der Tiere ab. Die Ureinwohner Nordchiles assen das Fleisch der Chinchillas, sie assen auch Degus, das sollte kein Hindernis sein Wink.

3. Gefährlichkeit ist eigentlich sehr schön schon ausgeführt worden. So eine Ratte oder ein Kaninchen ist gewiss nicht harmloser wie ein Chinchilla.

4. Das Argument ist m.E. blanker Unsinn. Schlangen reagieren auf verschiedene Reize, nicht jedoch auf Geruch im herkömmlichen Sinne, sondern gerade bei Säugetiere auf Pheromene (Botenstoffe) und die sind nicht gerade für einen grossartigen Geruch bekannt, aber sie sind wichtig zum Beispiel bei der Partnersuche und werden daher bestimmt auch von Chinchillas ausgesondert und somit dürften sie auch vom Jacobson-Organ der Schlangen wahrgenommen werden. Ferner habe ich in Erinnerung, dass einige Schlangen auch Wärme wahrnehmen können und dadurch die körpereigene Temperatur der Tiere sehen können, Nager leuchten daher richtig in den Sinnesorgane der Reptilien, ähnlich wie militärische Ziele im Visier der Wärmebildkamera.

5. und 6. Der Preis und die Vermehrung ist m.E. klar ein Argument, und zwar insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Zucht und dass "klassische" Futtertiere einfach attraktiver erscheinen, siehe dazu auch meine Ausführungen beim Beispiel Degu.

Beispiel Vielzitzenmäuse: Jetzt wird es spannend, denn hiermit kommen wir zu einem attraktiven Futtertier, das sich in Insiderkreisen als gute Alternative zu den geruchanfälligen Farbmäusezuchten erwiesen hat. Es zeigt auch, dass wenn handfeste Vorteile vorhanden sind, die Akzeptanz grösser ist, dass sich diese Tiere etablieren können. Dennoch sind diese Tiere meines Wissens keine Klassiker, während wir bei den Wirbellosen in den letzten Jahrzehnte und Jahre eine deutliche Verbreiterung des Standardsortiments erfahren konnten. Der Grund liegt wahrscheinlich auch hier, dass die Hürde durch korrektes Fachwissen und dessen Zugang schwieriger ist als bei den Wirbellosen wo meines Erachtens auch mehr ausprobiert wird, sprich die Hürde dazu tiefer liegt.

Fassen wir alle betrachteten Beispiele zusammen, spielt die Mode als Einfluss bei der Futtertierwahl bei den Wirbeltieren eine eher geringe Rolle, während man bei den Wirbellosen jedoch klar einen solchen Einfluss ausmachen kann. Auch ist das Thema Lebendfutter bei den Wirbeltieren gesellschaftlich heikler und sorgt für deutlich mehr Zündstoff, als bei den Wirbellosen, was ein weiterer Grund sein dürfte, dass wir bei den Wirbellosen mehr Vielfalt und mehr Modetrends haben.
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Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)

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