Diabetes bei Degus

[Mina]

Ich weiss, dass Degus gefährdet sind zuckerkrank zu werden. Kann man dem irgendwie Vorbeugen?
Klar ich achte, was sie zu Fressen bekommen...ich meine eher, wenn ein Verdacht besteht, dass ein Degu evt krank sein könnte, kann man frühzeitig etwas machen???
Mir ist aufgefallen, dass ein Degu viel trinkt...ok, es war auch sehr heiss in letzter Zeit...könnte das schon ein Indiz auf Krankheit sein???
Keine Angst ich bin nicht paranoid oder so und ich stehe jetzt auch nicht die ganze Zeit neben dem Käfig....ich würde bloss gerne wissen, ob es frühzeitige Anzeichen gibt...
Danke für euer Feedback.
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Es grüsst Mina mit ihren 4 Degus und 7 Meeris

Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.
(von Arthur Schopenhauer)

[davX]

Naja, das Thema ist sehr umstritten. Es scheint sogar eher so zu sein, dass Diabetes bei Degus ziemlich oder sehr selten ist (ich kenne nur sehr wenige Fälle). Man muss dabei unterscheiden:

* Degus bilden Katarakte, im Verlaufe der Zeit neigen die Degus aber eher zu Übergewicht -> hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um keine Diabetes, sehr wahrscheinlich aber um eine andere Stoffwechselentgleisung. Es heisst, die Tiere würden normal alt.
* Degus nehmen ab, zeigen eine Reihe von Symptome, die mit Diabetes in Verbindung gebracht werden, unter anderem vermehrtes Trinken, klebriger Urin. Die Tiere sterben oft nach relativ kurzer Zeit, auch soll bei den Tieren, die untersucht worden waren, ein erhöhter Blutzuckerspiegel nachgewiesen worden sein -> hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich tatsächlich um Diabetes. Wie gesagt die Fälle sind, soweit ich das beurteilen kann, ziemlich bis sehr selten.

Viel trinken alleine ist noch kein Indiz und kann verschiedene Gründe haben. Weicht die Menge stark von der normalen Menge ab, würde ich das Tier jedoch einem TA vorstellen. Das würde ich ebenfalls tun, wenn andere Krankheitszeichen vorliegen, insbesondere Gewichtsverlust.

Diabetes könnte, wenn überhaupt, dann vermutlich mit einer kohlenhydratarmen Ernährung in den Griff bekommen werden, wenn es frühzeitig bemerkt wird. Ich weiss, dass bei Katzen das wirksam zu sein scheint, man kombiniert da allerdings anfänglich auch mit recht hohen Insulindosen und eben drastische Reduktion der Kohlenhydrate zugunsten von Protein und Fett. So soll man gewisse Fälle sogar behandeln können, dass die Tiere später ohne Insulin auskommen und man sie mit der Ernährung im Griff hat (die Uni Zürich ist da stark in der Forschung in diesem Gebiet tätig, von da auch die Infos). Eine Insulinbehandlung bei Degus ist allerdings sehr heikel und wirkt schnell eher tödlich, denn nützlich, da bei Degus die Mengen deutlich kleiner sein müssten und diese richtig einzustellen sehr schwierig ist. Daher wird das in der Regel auch nicht getan.
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Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter.

[Mina]

Ich weiss von einigen Deguhaltern auf dem Schweizer Forum, deren Degus erblindet sind oder eine Linsentrübung bekommen haben...zum Teil ist das sicherlich altersbedingt, könnte doch aber auch mit Diabetes zu tun haben, oder?
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[davX]

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der der Abtransport des Zuckers aus dem Blut gestört ist. Dieser führt bei allen mir bekannten Arten unbehandelt früher oder später zum Tod, welcher eben durch Abmagerung eingeleitet wird.

Katarakte (Linsentrübungen) dagegen sind eine Störung im Auge und sind im weiteren Sinne, ebenso wie Diabetes in den meisten Fällen wohl auf eine Stoffwechselstörung zurückzuführen. Diabetes kann zwar auch Katarakte auslösen, die Ursache scheint aber in den meisten Fällen eine andere zu sein. Will man das jetzt als Diabetes bezeichnen, so ist das irreführend, weil eben Letzteres eng an eine Störung im Zuckerstoffwechsel gebunden und das dafür verantwortliche Hormon Insulin ist. Es gibt mehrere Berichte, dass Katarakte früh erkannt mit der Ernährung rückgängig gemacht werden könnten, allerdings ist es in den meisten Fällen, wenn so eine Trübung entdeckt wird, zu spät und man kann lediglich versuchen den weiteren Verlauf zu stoppen. Es gibt Studien, die positive Erfahrungen mit Flavonoide machten, allerdings soll auch eine stark kohlenhydratreduzierte Ernährung helfen, bei der Getreide gestrichen wird und Mehlsaaten durch Ölsaaten ersetzt werden. Pellets und andere Quellen von Getreide und Stärkeprodukte sind natürlich dann auch tabu.
Erfahrungsberichte zum Thema gibt es unter anderem im Degus International Forum (DIF):
http://www.degus-international.org/forums/
aber auch im Deguforum war das schon ein Thema. Konkrete Threads müsste ich bei Gelegenheit hervorsuchen.
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[Mina]

Vielen Dank für die Infos. Meine Degus sind ja noch jung und ich hoffe, dass sie auch noch lange gesund und munter bleiben...Wollte nur mal wissen...
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[Mina]

Hab hier auch noch was gefunden :

http://www.tierspital.uzh.ch/Kleintiere/ZooHeimWildtiere/informationsblaetter/zucker_ern_degu.pdf
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[davX]

Ja dieses Infoblatt kenne ich, ist aber leider nicht sehr fundiert und hat die gängigen Denkfehler eingebaut. Oder präziser ausgedrückt, es macht zwar schon einiges richtig, zum Beispiel bei den Symptomen (Theorie), vermischt das aber dann wieder, wenn es um die Praxis geht. Denn wäre es wirklich Diabetes, würden die Tiere sehr wahrscheinlich nicht normal alt, auch müsste dann in der Ernährung konsequenterweise die Stärke/Kohlenhydrate stark reduziert, wenn nicht gestrichen werden, sprich auch wenn man sie streichen würde, ein bisschen was käme ja immer noch zusammen mit dem Gemüse, den Pflanzen usw. Kohlenhydrate/Zuckerbausteine hat es fast überall drin, jedoch sind nicht alle gleich gut verdaulich und spielt auch die Menge eine Rolle. Auch wäre die Warnung vor fetthaltigen Sämereien in diesem Falle unsinnig, da ja nicht das Fett das Problem wäre, sondern die Kohlenhydrate, die es jedoch zweifelsohne auch in Nüssen und Co.enthalten hat, aber in erster Linie eben auch Fett und daneben meist auch Protein, so dass der Kohlenhydratteil deutlich reduziert ist.
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[Mina]

Aha, aha, ich seh schon, ziemlich komplex das Ganze.....danke für die Aufklärung
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[davX]

Ja es ist relativ komplex, das stimmt. Ich brauchte auch mehrere Jahre um da halbwegs durchzublicken.
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