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Einfluss von Gratiszeitungen auf Medien

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 20.01.2013 00:23    Titel: Einfluss von Gratiszeitungen auf Medien Antworten mit Zitat

Huhu,

die Schweiz ist ein Land der Gratiszeitungen. In den letzten 10-15 Jahren haben wir sicher zwischen 10 und 20 Gratiszeitungen gehabt, ein Grossteil kam und ging wieder, nur zwei bzw. drei konnten sich langfristig halten:

20 Minuten (die es mittlerweile in drei Sprachen gibt und somit in allen Landesteilen vertreten ist)
und
Blick am Abend (hiess ehemals "heute")

Dazu gibt es noch das Wochenends-Werbeblatt "Friday" der 20 Minuten, das - welch ein Zufall - am Freitag jeweils erscheint. Als Presseerzeugnis ist dieses jedoch nicht wirklich ernst zu nehmen, handelt es sich um ein krude Mischung aus People-Magazin, Veranstaltungskalender und Ausgehtipps, Promiklatsch und "Lifestyle".

Hintergrund und Besitzverhältnisse
Auffällig bei den Gratiszeitungen ist, dass alle grossen Verlagshäusern gehören. 20 Minuten gehört dem Medienhaus Tamedia, welche eine Reihe von Zeitungen (u.a. Tagesanzeiger, eine der grössten Tageszeitungen) und Fernseh- und Radiosender besitzt und zudem eine Reihe von Onlineportale für Immobilien, elektronische Karte, Partnerbörse, Kleinanzeigen, etc. betreibt. Blick am Abend dagegen gehört zum Ringier Verlagshaus, welches eine Boulevard-Tageszeitung im Stil der BILD herausgibt und sich passenderweise BLICK nennt. Das Verlagshaus weist ebenfalls ein grosses Portfolio an Zeitungen, Zeitschriften (u.a. die beliebte Kochzeitschrift "Betty Bossi") auf, besitzt auch Radiosender und publiziert in der ganzen Welt, vor allem in Osteuropa, Asien, Deutschland.
Man kann also zusammenfassend sagen, dass die Überlebenden der grausamen Eroberung des Gratiszeitungsmarktes keine Newcomer oder "Feinde" der Medienhäuser sind, welche einen Untergang der klassischen Zeitungsformate wollen, sondern im Gegenteil, sich letztlich zwei Medienhäuser durchsetzen konnten, welche die beiden populärsten Tageszeitungen der Schweiz vertreiben, eine auf Boulevard-Niveau (Blick), die andere gehobener Journalismus (Tagesanzeiger).

Anfänge und Entwicklung
Angefangen hatte meines wissens alles mit dem Einstieg der Metropol, welche aus dem skandinavischen Raum stammte und dort zuvor schon erfolgreich Gratiszeitungen herausgab. Der Einstieg in der Schweiz könnte wahrscheinlich durch zwei Umstände begünstigt worden sein, die geringe Grösse der Schweiz als Testmarkt und die starke Präsenz von öffentlichem Verkehr, welcher eine wichtige Rolle, auch heute noch, in der Vertreibung der Gratiszeitungen spielt. Die entsprechenden Boxen, in denen man sich bedienen kann, stehen nämlich meistens an Bahnhöfen oder Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Zeitung konnte sich rasch etablieren und wurde gut akzeptiert. Sie war relativ dünn und bestand aus sachlichen Pressemeldungen, welche ohne grosse journalistische Leistung zusammengestellt wurden, das heisst, meistens wurden Artikel von Depeschenagenturen übernommen und soweit gekürzt und leicht angepasst/zusammengefasst, dass sie in die Zeitung passten.
Dann kam jedoch bald die 20 Minuten auf den Markt und es erschienen lokal auch andere Konkurrenten. Die neue Konkurrenz setzte aber schon von Anfang an weniger auf Qualität und mehr auf Unterhaltung und punktete damit, besonders beliebt war zum Beispiel ein Rätselcomic... jedenfalls konnte die 20 Minuten die Metropol verdrängen, so dass letztere schliesslich eingestellt wurde. In den kommenden Jahren kamen und gingen eine Reihe von anderen Gratiszeitungen, die meisten hielten sich jedoch nicht lange. Anders die "heute", welche klugerweise ihr Erscheinungstermin auf den Abend verlegte und sich auch sonst von der 20 Minuten etwas abgrenzte, unter anderem mit einer Seite nur mit Bilder und Kommentaren. Später wurde sie vom Mutterhaus Ringier (Blick) umbenannt auf "Blick am Abend".

Einfluss auf die Medien
Bei beiden grossen Gratiszeitungen ist heute eine starke Boulevardisierung zu spüren. Denn es werden nicht nur bloss Depeschennachrichten in gekürzter Form gedruckt, sondern viel mehr ist es ein schlechter Journalismus tagtäglich grosszügig "verschenkt" wird, der es eigentlich nicht wert wäre, gelesen zu werden. Das Erstaunliche am Ganzen ist jedoch, dass das schlechte Niveau deutlich stärker beim Marktführer 20 Minuten anzutreffen ist, der eigentlich von einem Medienhaus herausgegeben wird, das eher für Produkte mit solider Qualität bekannt ist (z.B. Tagesanzeiger, wobei man sich natürlich auch hier wiederum über die Verschlechterung der journalistischen Leistung in den letzten Jahre streiten kann, doch es gibt im Bereich Tageszeitungen sicher schlimmere Beispiele). So schafft es 20 Minuten regelmässig mit irrelevanten, nicht selten auch in schlechtem Deutsch verfassten Nachrichten von ihrem Wert überzeugen. Zumindest versucht sie offensichtlich dem Klischee gerecht zu werden, dass was nichts kostet auch nichts wert sein soll. Auch die Schlagzeilentitel sind oft schlampig bis schlecht gewählt, oft reisserisch oder einfach nur von schlechtem Geschmack. Und bei der Bildwahl auch nicht besser. Der Witz an der ganzen Sache ist jedoch, die Gratiszeitungen sind so verbreitet, dass man sich ihnen kaum entziehen kann: Bus, Zug, Arbeitsplatz, Freunde/Kollegen, Familie. Die Texte wiederum sind ideal für die kurze Pause zwischendurch, beim Durchblättern da oder dort kurz einen solchen Minitext zu lesen, das passiert fast schon automatisch...
Die beste Strategie damit umzugehen wäre wohl sie gänzlich zu ignorieren, oder nur einen kurzen Blick auf die Rückseite, sprich das Wetter zu werfen, etwas das ich mir angewöhnt habe und bei guten Tagen beherzige. Wenn man sie dann doch durchblättert, ist es sehr sinnvoll, das möglichst oberflächlich zu tun und den Beiträgen nicht zuviel Aufmerksamkeit widmen oder im Zweifelsfalle schnell weiterblättern, wenn etwas den Anschein macht, dass es von schlechter Qualität nur so strotzt und einem im nächsten Moment gleich beleidigen möchte. Auch gut ist es, eine Alternative zu haben, ich mag hierzu Reise- und Trekkingzeitschriften. Auch sinnvoll kann es sein, sich eine vernünftige Zeitung zu abonnieren.

Inhalt und Unterschiede
Wie sich so eine durchschnittliche 20 Minuten gestalten kann, ist relativ simpel: Auf der ersten Seite ist meist eine mehr oder weniger reisserische oder gerne auch eine schlecht gewählte Schlagzeile. Beispiele wie "Westler in Gewalt von Islamisten", "IV-Rentner tötet beim Amoklauf drei Frauen", "Schweizer hamstern Viagra für Festtage", "Schweizer rüsten sich für den Weltuntergang", "Sex-Grüsel belästigt Mädchen in Schulheim", auf der anderen Seite darunter oft ein sehr unpassendes Foto, zum Beispiel könnte da bei einem "Sex-Grüsel" (Grüsel ist etwa mit Ekel zu übersetzen) unten dann ein Bild einer Eiskunstläuferin abgebildet sein oder von einem bekannten Staatschef oder so. Dann blättert man weiter, ist vielleicht auf Seite 2 eine halbnackte Frau abgebildet, die schön in die Texte darum herum eingearbeitet wurde. Dazu allerlei eher unwichtige Neuigkeiten aus der Welt. Meist wird hier dann auch die Titelschlagzeile ausführlicher abgehandelt zusammen mit einem grossen Bild, vielleicht noch ein zusätzliches Interview mit einem sogenannten Experten. Dann kommt meist Werbung oder es gibt unten oder auf der Seite etwas Platz, das mit Werbung gefüllt wird, diese macht insgesamt einen guten Anteil der ganzen Zeitung aus, dann kommt ein bisschen was regionales und ein bisschen was von der Schweiz, und dann noch etwas weniger über das Ausland und dann kommt noch was Wirtschaft und schon sind wir beim Lieblingsteil der Zeitung anbelangt, ja es geht um den kleinen Vorgeschmack auf die "Friday". Ausgiebig wird nun auf den nächsten Seiten dem Thema Prominenz und mehr noch möchtegern-Prominenz gefröhnt unter der Rubrik "People", dann kommt je nach dem ein bisschen Auto, Kino, Filme/Bücher, Videospiele (Games), Unterhaltungselektronik... das hängt etwas von Wochentag und Ausgabe ab. Danach folgt Online, Kreuzworträtsel, Sudoku, Horoskop, Rätselcomic, weitere Comicstrips, Ausgehtipps, Sexdoktor und zwischendurch immer wieder viel Werbung und dann noch Sport. Auf der Rückseite kommt dann noch das Brauchbarste der Zeitung, das Wetter, wobei auch diese Seite jeweils vor Werbung strotzt (die man mit der Zeit jedoch kaum noch wahrnimmt).
Die Konkurrenz ist zwar im grossen und Ganzen auch nicht viel besser, schafft es aber m.E. tendenziell weniger mit schlampig gewählten Titel oder irrelevanten Themen negativ aufzufallen. Auch hat sie ebenso eine Neigung zur Boulevardisierung, plakative Titel, Promi-Quatsch inklusive, aber sie vermag dort zu punkten, wo man bei der 20 Minuten in die Röhre guckt. Im Wirtschaftsteil beispielsweise schaffen sie es mit erfrischenden Kolumnen sich vom neoliberalen Geblöke abzusetzen, indem zum Beispiel auch mal kritisch die Rolle von Deutschland in der Euro/Griechenlandkrise unter die Lupe genommen wird, öfters wird auf einer Doppelseite auch ein Thema vertieft und Hintergründe erklärt, was schon annähernd an das Niveau von seriösen Tageszeitungen herankommt, etwas das man bei der Konkurrenz vergebens sucht. Oder die Doppelseite nur mit kommentierten Bilder ist durchaus auch eine positive Spielart des Boulevards, zumal die Kommentare eher dezent gewählt sind. Und zum Schluss gibt es nicht selten auch eine Kolumne zum Beispiel zum Pendeln oder zu einem Alltagsthema. Ach ja, und nicht zu vergessen, was auch immer ganz nett ist, der "Schnüggel des Tages", meist ein Tierbild auf dem ein "Schnüggel" (in etwa lässt sich das mit Liebling oder süsses Kerlchen übersetzen).

Um kurz noch die "Friday" anzusprechen, so handelt es sich hierbei nicht wirklich um ein Konkurrenzformat. Wohl gedacht ist sie als Wochenend-Ausgehkalender, der mit Lifestyle, Sex, Promiklatsch usw. angereichert ist. Wobei Lifestyle ist seinen Namen nicht wirklich angemessen, oft kommt das gezeigte eher abgehobenem Modekrims nahe, mal pompös, mal schlechter Geschmack, mal in der Praxis völlig untauglich... das Gezeigte ist selten elegant oder kann praktischen Ansprüchen genügen. Wenn man diese Gazette nicht kennt, verpasst man also nichts.

Fazit
Gratiszeitungen haben den Erfolg geschafft aufgrund von zweierlei Grundvoraussetzungen, sie haben kurze Texte, die man schnell gelesen hat und sie sind stark boulevardisiert, sprich viel Bilder, möglichst plakativ, reisserisch und provokativ. Wird dies beherzigt, wird offensichtlich sogar einiges an irrelevanten oder gar dümmlichen Themen verziehen, auch schlechtes Deutsch oder schlecht gewählte Titel.
Mit der engen Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr und dessen Infrastruktur als Vertriebskanal haben die Zeitungen ein hervorragendes Verteilungsnetz bekommen, gerade in Länder wie die Schweiz, in denen der öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist. Verbunden mit der Beliebtheit der Zeitungen kann man sich ihnen kaum entziehen.
Bemerkenswert ist, dass hinter den erfolgreichsten Zeitungen, welche sich letztendlich auch durchsetzen konnten, starke und traditionelle Verlagshäuser (Tamedia, Ringier) stehen, die anfangs befürchtete Zerstörung des traditionellen Zeitungsmarkt durch diese Gratisgazetten hat sich also als Scheinproblem erwiesen. Und natürlich ist heute die Konkurrenz eher in dem international verfügbaren Angebot durch das Internet zu suchen, bei dem zunehmend auch alternative Quellen wie Blogs eine Rolle spielen.
Bei der inhaltlichen Qualität geben sich die Kontrahenten nicht viel, was zählt ist Boulevard, bei der Umsetzung zeigen sich aber durchaus Unterschiede. Während 20 Minuten durch Quantität, Belanglosigkeiten und nicht selten auch einen schlechten Geschmack glänzen kann, überlässt "Blick am Abend" das offensichtlich eher der grossen Schwesterzeitung "Blick" und kommt einen Tick professioneller und anspruchsvoller als die Gratiskonkurrenz daher. Doch wenn es darauf an kommt, verschmäht auch sie es nicht, ein schockierendes Bild auf die Titelseite zu setzen, das eine seriöse Tageszeitung zensiert oder gar nicht erst ausgewählt hätte.

Weitere negative Auswirkungen: Littering in Bahnhöfen und Bahnwagen, wenn überall Zeitungen rumliegen. Im Gegensatz zu den grossformatigen Tageszeitungen kann man sie schlecht für die Tierhaltung als Einlage oder zum Trocknen von Kräutern brauchen.. sie ist einfach zu klein
Positiv: Es gibt natürlich auch Gutes... so eine Zeitung eignet sich gut als Unterlagen, zum Beispiel beim Essen oder um die Füsse darauf abzustellen usw. der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
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Mina
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BeitragVerfasst am: 17.08.2013 11:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich sehe das ähnlich wie du, allerdings ist mir Blick am Abend unsympatischer!! Ist wohl einfach Geschmackssache.... Cool
Der Grund, weshalb ich Blick am Abend nicht mag, liegt wohl am "grossen Bruder" Blick!!!
20Min überfliege ich meistens am Morgen wenn ich an meinem Arbeitsplatz Pause mache. Wenn man das Ganze nicht so ernst nimmt und mit seinen Mitarbeitern über die "tollen" Artikel lästern kann, ist es ganz unterhaltsam! Laughing Weil entziehen kann man sich den Gratiszeitungen ja eh nicht....
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Noraja
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BeitragVerfasst am: 18.08.2013 11:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ich blättere auch immer wieder in diesen Zeitungen. Ich kann mich aber nicht entscheiden, welche der beiden nun besser ist. Die alten Ausgabe von Blick am Abend, kurz nach der Umbenennung fand ich unmöglich, ich weiss nicht mehr was es war, aber ich war völlig schockiert, wie da in der Zeitung jemand in einer Sprache, die nicht mal Teenager sprechen, niedergemacht wurde.
Aber mittlerweile haben sie ihren Schreibstil gemässigt und ich mich an die Gratiszeitung gewöhnt.



Ganz unbedenklich finde ich die Gratiszeitungen nicht. Ganz schlimm fand ich, wie die öffentliche Meinung z.B. vor dem Libyenkrieg beeinflusst wurde. Da wurde über Wochen über den bösen, bösen, bösen Gaddafi berichtet und ein derart plumpes Kriegspropagandabild gezeichnet. Und es funktionierte so gut, dass man danach Kriegsverbrechen begehen konnte und sogar den Präsidenten töten und das Land in noch grösseres Eldend stürzen als es unter Gaddafi schon war, ohne dass es gross wen juckte *seuftz*.

Im Vorfeld des Syrienkonflikt fand auch ein ganz ähnliches Spiel statt. Den Hammer fand ich ja ein Video, in dem ein angebliches Massakter der Sicherheitskräfte gezeigt wurde auf. Nur blöd sprachen die gezeigten Personen so alles andere als einen Syrischen Dialekt. Ich bin nicht gut mit dem zuordnen arabischer Dialekte, tippe aber drauf, dass das Video wohl aus dem Irak stammt.

Qualitätsjournalismus erwarte ich wirklich nicht. Kann man ja auch nicht, dazu sind die Gratiszeitungen auch gar nicht gedacht und von den Resourcen her auch gar nicht in der Lage. Aber ich finde, ehe man ausgemachten Quatsch schreibt, könnte man es auch bleiben lassen. Weltpolitik ist etwas vielschichtiger als ein Autounfall vom Vortag oder irgend eine Prominente, die ein Kind bekam. Dass dem Rechnung getragen wird, sehe ich bei beiden Zeitungen nicht.
Ich finde, die sollen das entweder ernsthaft machen oder sonst einfach nur die Agenturmeldungen abdrucken oder es sein lassen. Selber was schreiben aus einer Schwarz/Weiss-Perspektive raus, kommt einfach nicht gut.
Ja, ich hab Ansprüche Very Happy .
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Mina
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Anmeldungsdatum: 27.07.2013
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BeitragVerfasst am: 18.08.2013 13:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, es ist schon traurig, wenn in zwei verschiedenen Ausgaben ein identisches Bild abgedruckt wird, und/oder man Artikel liest und sich dann fragt, wiso man über so was schreiben muss?!?! Wohl um den Platz auszufüllen????? Dann sollte man es wirklich besser sein lassen, oder?????
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davX
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BeitragVerfasst am: 18.08.2013 14:40    Titel: Re: Einfluss von Gratiszeitungen auf Medien Antworten mit Zitat

Zitat:

Weltpolitik ist etwas vielschichtiger als ein Autounfall vom Vortag oder irgend eine Prominente, die ein Kind bekam. Dass dem Rechnung getragen wird, sehe ich bei beiden Zeitungen nicht.

Aber genau das ist bei beiden Zeitungen die Richtung. Und man geht bei diesen Themen genauso um und schlachtet sie gnadenlos aus. Ich finde ehrlich gesagt das Resultat nicht besser, im Gegenteil. Kriege und internationale Konflikte mögen zwar kompliziert sein und es ist schade, wenn den Gratiszeitungen jede Form von Innovation fehlt, sich diesen Themen gebührend anzunehmen (ich erinnere hier daran, dass die ebenfalls nicht üppig mit Finanzen ausgestatteten Zeitungen WOZ und taz für qualitativ hochwertige und aufwändig recherchierte Berichte extra Fonds eingerichtet haben, welche von Gönnern gestützt werden und diese Berichte möglich machen... es gäbe also durchaus Möglichkeiten, wenn ein Wille da wäre).
Insofern finde ich, bei allem was weg von uns geschieht und nicht irgendwie den Alltag betrifft (Promis, Klatsch, Urban-Legends usw.), wenn da die Berichterstattung nur oberflächlich und lausig ist, ist das immer noch besser, als wenn gar nicht berichtet wird und man statt dessen die Zeitungen nur noch mit Promis, Klatsch, irgendwelche überrissene Pipifax-Geschichten usw. füllt und dann noch beim Sport damit weiterfährt, dass man meint einem Sporttrainer (in der Sportrubrik!!) irgendwelche Lebens- und Liebestipps zu geben!! (wie jüngst in der Blick am Abend geschehen).

Insofern nehme ich mein Wort für Blick am Abend zurück, beide Zeitungen sind schlimm, der Blick am Abend ist mir jedoch wegen ein paar Kommentatoren sympathischer, auch haben sie zwischendurch den besseren Riecher mit positiven Nachrichten (z.B. kürzlich die Geschichte mit dem Ünique Gemüse bei Coop und so Zeugs), was sie jedoch mit richtigen Schocker-Nachrichten und unnötigen Provokationen wieder wettmachen.
Was mir auch etwas besser gefällt als bei der Konkurrenz, dass sie manchmal einfach auch nur ein paar schöne Bilder abdrucken (in der Mitte), statt ihre Zeitung mit noch mehr Werbung und inhaltsleeren "Nachrichten" zuzumüllen, wie bei der 20 Minuten der Fall. Was für mich auch unverständlich ist, dass 20 Minuten zum Beispiel beim Fernsehprogramm Arte rausgekickt hat für ihren Partnersender Joiz (der m.E. keinen sehr guten Eindruck macht, soweit man das von einem Fernsehprogramm beurteilen kann) und auch was die Rubriken Love/Sex und Beruf angeht und die miserable Leistung der Bildredaktion gerade in diesen Rubriken, aber auch tendenziell in den anderen Bereichen der Zeitung. Und der allwöchentliche Höhepunkt ist dann die Friday, die mir je länger je mehr das Vorbild der Aufmachung der 20 Minuten selbst erscheint. Im Stil und der Sprache scheinen jedoch beide sich zur Zeit konkurrenzieren, wer noch derber, plakativer und polemisierender schreiben kann... ein Stilwechsel wäre da eigentlich dringend nötig, aber ich denke, das wird noch einige Jahre weiter ausgebaut und ausgeschlachtet, bis irgendwann das bisherige Gratiszeitungkonzept zu Boden geritten ist und neue, innovative Ansätze ihnen schnell den Boden streitig machen werden. Schon jetzt gehen die Leserzahlen bei den Qualitätsmedien langsam wieder hoch, wobei der grosse Mainstream an Tagesmedien nach wie vor an Boden verliert.

Ach ja, seit dem Umzug haben wir auch wieder eine bessere Zeitung, die uns quasi Gratis als Amtsanzeiger zugestellt wird, von der AZ-Mediengruppe. Da war letzthin was drin über Wandern in der Region und brachte mich dann auf die Idee eben letzte Woche eine Wanderung durch den Badener Eibenwald zu machen. Auch da fällt mir jetzt gerade auf, bei den Gratiszeitungen wird lieber eine Reiserubrik mit fremden Ländern abgedruckt als sowas, Karibik, Malediven, Reunion... möglichst exotisch, statt sich auch mal Gedanken zu machen, was wir Interessantes vor der Haustür hätten.
Was mich zum Beispiel auch noch reizen würde, die Petersinsel am Bielsersee, dort soll es Wildkaninchen geben...

edit:
Blick mag ich auch nicht, habe aber mittlerweile das Gefühl, dass selbst zwischen Blick und den Gratiszeitungen der Unterschied immer kleiner wird.
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Noraja
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Anmeldungsdatum: 25.04.2010
Beiträge: 663
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 18.08.2013 18:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ja, das stimmt. Es gibt Gratiszeitungen, die nicht grottenschlecht sind. Mir fiel beim Lesen deines Beitrags z.B. auch die Migros-Zeitung ein. Da verstekct sich nämlich inmitten von Produkt- und anderer Werbung doch die eine oder andere Perle. Von Tagesaktuellen Nachrichten lässt die Migros Zeitung die Finger. Die Zweitung erscheint wöchentlich (oder alle 14 Tage?) und hat mich schon mehrfach mit guten Reportagen überrascht, die sich zwischen den Werbebeiträgen befanden.
Wie es bei der Coop-Zeitung ist, weiss ich nicht, da mein Elternhaus nur die Migros-Zeitung zugeschickt bekommt.

Ich selber bekomme auch zwei Gratiszeitungen nach Hause geliefert. Einmal pro Woche bekommten wir die Bezahlzeitung Zürocher Oberländer zugestellt und am Folgetag kommt "Regio", das sich schwerpunktmässig ebenfalls dem Geschehen in der Region widmet und dadurch sehr wertvoll ist um mitbekommen, was in der Gegend so läuft.

Weitet man das ganze aus auf Gratismagazine aus, sieht die Situation der Gratismedien auch nicht mehr so duster aus, wie wenn man sich auf Friday (keine Ahnung was das soll, ich finde in dem ganzen Heft nicht eine lesenswerte Seite), 20 min und Blick am Abend konzentriert.

Das in den Zügen und an Bahnhöfen ausliegende Via ist ganz inspirierend in Sachen Reisen in der Schweiz.

Da fehlts dann nicht an Innovation. Beim Magazin zeitpunkt.ch kann z.B. jeder selber bestimmen, wie viel er fürs Abo zahlen möchte. Wer will, kann das Magazin gratis haben, wer will, kann es teuer bezahlen. Und es scheint aufzugehen. Der Zeitpunkt ist auch in Sachen Inhalt erfrischend innovativ. Ich lese immer wieder mal gerne drin, finde es unglaublich inspirieren und überlege mir die Zeitschrift auch mal selber zu abonnieren und nicht mehr nur bei den Eltern reinzulesen.

Und inkludiert man Onlinemedien, dann findet man sogar viel gutes.


Die Bild kenne ich vorallem von da: http://www.bildblog.de/haeufig-gestellte-fragen/ Very Happy
Da sieht man jeweils auch schön, wie viele Zeitungen gleiche Fehlinformationen beziehen und was sie draus machen.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 18.08.2013 22:03    Titel: Re: Einfluss von Gratiszeitungen auf Medien Antworten mit Zitat

Die Coopzeitung ist der Migroszeitung sehr ähnlich. Wir hatten mal beide abonniert, das war noch bei meinen Eltern. Jetzt haben wir nur noch die Migroszeitung, weil meine Schwester sie abonniert hat und ich der Meinung bin, dass wir nicht unbedingt zwei Zeitungen brauchen.

Was ich gut fand, das war das Interview mit dem Gründer und Besitzer des deutschen Drogeriemarkts dm. Er ist ja ein glühender Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens und er scheint mir in Bezug auf soziale Anliegen heutzutage eine positive Ausnahme zu sein, jemand der sich wirklich Gedanken macht und etwas ändern will.

Zitat:

Die Bild kenne ich vorallem von da: http://www.bildblog.de/haeufig-gestellte-fragen/ Very Happy

Laughing das täte unserer 20 Minuten und dem Blick am Abend auch gut.

Was mir noch durch den Kopf ging, ich sehe eigentlich den Blick am Abend weniger als Konkurrenz zu den etablierten Tageszeitungen, eher als eine Art unterhaltsame Zugabe für den Abend, die zwar kurz über Politisches informiert, aber die ich eher wegen den Kolumnen und den Hintergrundseiten lese, letztere sind manchmal anregend, manchmal auch völlig überflüssig und manchmal einfach oberflächliche Unterhaltung, die zwar lustig zum Lesen ist, aber mehr dann auch wieder nicht zu erwarten ist. Und wenn ich mich dann noch aufregen will, lese ich zum Schluss noch den Glogger, dessen Beiträge sind bekanntlich meist inhaltlich irrelevant oder wirr bis bleidigend.

Bei der 20 Minuten besteht dagegen aus meiner Sicht mehr der Anspruch bzw. die Erwartung auf eine seriöse Berichterstattung über das Weltgeschehen, was jedoch je länger je mehr zugunsten von irgendwelchem Nichtsnutzigen Promitratsch aufgegeben wird.
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