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Plötzlich Invasion!

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 17.08.2014 18:04    Titel: Plötzlich Invasion! Antworten mit Zitat

Huhu,

was entscheidet, ob eine Tierart sich invasionsartig vermehrt oder nicht?
Wo sind die Übergänge zwischen invasiven Arten, zwischen verwilderten Arten, die nur lokal eine Bedeutung haben und Arten, die sich nur temporär halten können und wieder aussterben?

So genau weiss man das nicht, aber man weiss um die Wahrscheinlichkeiten, die man vorfindet. Dass Tiere oder Pflanzen in die Natur gelangen, kommt sehr häufig vor, die meisten können sich dort auch nicht ansiedeln, aber vielleicht 10% schaffen das und davon vielleicht wieder 10% sind erfolgreich dabei und können sich für eine Weile in einer gewissen Region halten. Doch nur ein Bruchteil davon wird dann letztlich wirklich zu einem Problem.

Interessant zu wissen ist, dass nicht alle Ökosysteme gleich fragil sind, auch muss man wissen, dass intakte Ökosysteme deutlich wehrhafter sind als zerstörte Lebensräume, Sekundärvegetation und durch den Mensch verkrüppeltes "Kulturland", sprich Ackermonokulturen, Plantagenmonokulturen usw. Dass Australien und Neuseeland also so empfänglich waren für invasive Arten, lag nicht zuletzt daran, dass sie über viele Jahrhunderte oder gar Jahrtausende fast gänzlich abgeschnitten waren von der Entwicklung der restlichen Tierwelt, während die beiden Amerikas über eine Landbrücke miteinander verbunden sind und Afrika und Eurasien ebenfalls über Landbrücken besitzen, die sie verbinden, mehr noch, zum Beispiel Vögel am Mittelmeer auch die dünnen Meeresengen zu überqueren wissen.
Mehr noch, Europas Tier- und Pflanzenwelt hatte einen sehr harten Konkurrenzkampf, als sie vor 10 000 Jahren mit starken Klimaveränderungen konfrontiert wurde durch die letzte Eiszeit. Zuerst nahmen sich die ausbreitenden Gletscher viel Raum und verdrängten die Arten, die sich nicht genügend anpassen konnten und lösten damit auch eine gewisse Tierwanderung aus, dann zogen sie sich wieder zurück und es wurde praktisch leeres Land frei, das nun wieder besiedelt werden konnte. Durch den Nachzug von Tiere und Pflanzen kam es wieder zu Konkurrenz. Und natürlich kam es im Laufe der Zeit durch Römer und andere Kulturen dazu, dass sie zur Verbreitung von Nutzpflanzen aber auch von Wildtieren beitrugen. Pflanzen und Tiere konnten also nicht anders, als sich ständig anpassen zu müssen. Anders als in Australien oder Neuseeland, passierte das gleiche beim Kontakt mit den neuen Arten in einem sehr viel längeren Zeitraum und natürlich gab es genauso Arten, die verdrängt wurden und ausstarben und Arten, die sich anpassten, doch eben in ganz anderen Zeitmassstäben. Das Fuchskusu aus Australien zeigt übrigens, durch seine invasive Ausbreitung in Neuseeland, dass auch die Tier- und Pflanzenwelt aus diesen beiden Länder nicht einfach nur nur im Nachteil ist, auch bei ihr gibt es dominantere Arten, die sich durch günstige Umstände zu invasiven Arten entwickeln können, auch die Kängurus sind ein Beispiel... möglicherweise wurden sie auch durch den Menschen schon lange gejagt und haben sich deshalb darauf eingestellt... ich weiss es nicht.

So jetzt aber mal ein kleiner Szenenwechsel.
Als Deguhalter ist mein Lieblingsthema natürlich... das Aussiedeln am liebsten natürlich bei uns vor der Haustür. Nein Quatsch Very Happy. Aber ich gebe es zu, ich wurde öfters damit konfrontiert.
Lustigerweise ist es aber im Deguforum kaum ein Thema, obwohl es offenbar andere Leute wiederum dazu angeregt hat, z.B. hier:
http://www.tierpla.net/degus/ausgesetzte-degus-und-biologische-invasion-t18124.html

Springen wir also nochmals zurück an den Anfang. Wie realistisch ist es, dass Degus überleben? Wie wir gesehen haben, spielt offenbar eine grosse Rolle, die Anzahl der Freisetzungen. Chinchillas wurden zum Beispiel auch an mehreren Orten in den USA freigelassen, ansiedeln konnten sie sich offenbar nicht, obwohl es in Kalifornien geschah, wo das Wetter und Klima ähnlich ist wie in Chile.
Gehen wir also einen Punkt weiter, wie hoch ist die Gefahr einer riesigen Invasion von Degus? Wenn schon das Ansiedeln nicht so einfach ist und wenn wir beispielsweise bei den Terrarientieren schauen, die öfters mal freigesetzt werden, und doch sind es nur sehr wenige Arten, die sich tatsächlich lokal etablieren konnten, wie sieht es dann erst bei den Degus aus? Man muss zudem auch bedenken, Degus verbreiten sich nicht von alleine, sie brauchen Korridore und Möglichkeiten um sich zu verbreiten, entweder zu Fuss oder irgendetwas muss sie verschleppen. Pflanzensamen können zum Beispiel von Vögel gefressen und im Kot mitreiten, der dann viele Hundert Kilometer weiter wieder ausgeschissen wird. Oder sie gelangen ins Wasser und die Gewässer tragen sie weiter oder sie gelangen ins Wasser und das wird von Schiffen aufgenommen und dann wieder an anderem Ort rausgelassen und dort werden sie ans Ufer geschwemmt oder sie gelangen mit Dreck ins Profil von Fahrzeugreifen und werden so in feuchtem Zustand erst über viele Kilometer weit transportiert, der Dreck in den Reifen trocknet und irgendwann bröckelt er ab und sie gelangen wieder auf den Boden. Oft sind es Verkehrswege der Menschen, welche die Ausbreitung von invasiven Arten stark verbreiten. So ein Degu wäre aber von solchen Möglichkeiten nicht unbedingt begünstigt.

Fazit: Undenkbar wäre es nicht, dass sich Degus lokal an gewissen Stellen ansiedeln könnten und dort temporär überleben könnten. Die Wahrscheinlichkeit ist aber recht hoch, dass die Kolonie früher oder später wieder erlischt. Kommt es dagegen immer wieder zu Aussetzungen in einem gewissen Gebiet, wäre es denkbar, dass sie sich vielleicht über merhere Jahrzehnte etablieren könnten und bis sie eine gewisse kritische Masse erreicht haben, wäre es dann möglich, dass sie sich verbreiten könnten. Doch einfach wird das nicht, denn die Konkurrenz an Nagern ist gross, die zudem besser angepasst ist an die hiesigen Lebensräume und auch die Beutegreifer sind mit mäuseartiger Beute vertraut. Sie haben keinen Neulingsbonus wie einst die Kaninchen in Südamerika, die einfach zu gross waren im Vergleich mit der heimischen Beutefauna und die Raubtiere erst mal überfordert waren mit diesen übergrossen Beutetiere und es Jahrzehnte brauchte, bis sie diese neue Nahrungsquelle sich richtig erschliessen konnten.

Apropos vor vielen Jahren beschäftigte sich schon mal jemand mit dem Thema als Lehrabschlussarbeit. Ich konnte die Arbeit durchlesen und obwohl ich heute deutlich mehr weiss, als damals, bin ich nach wie vor noch beeindruckt von der Schlussfolgerung, die da meinte, es wäre eher wenig wahrscheinlich, dass sich Degus in der Schweiz gross ansiedeln könnten. Und immer wenn das Thema wieder einmal hochkommt, muss ich an diese Arbeit denken und es zaubert mir ein Lächeln auf mein Gesicht Smile.
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 19.08.2014 09:23    Titel: Antworten mit Zitat

Bei den Degus (jedoch nicht nur bei denen) müßte man meines Erachtens noch die bisherige Haltung in Betracht ziehen, da ich denke, dass diese einen wesentlichen Einfluss auf die Überlebensfähigkeit hätte.

Degus, die Außenhaltung gewohnt sind, haben, so denke ich, ein wesentlich höheres Überlebenspotential als z.B. meine verwöhnten Couchpotatoes.

Wenn ich irgendwann nochmal neu mit der Deguhaltung anfangen sollte, wird Außenhaltung auf jeden Fall ein wesentlicher Aspekt sein (damit ich sie dann irgendwann besser los werden kann Very Happy )
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 19.08.2014 17:45    Titel: Re: Plötzlich Invasion! Antworten mit Zitat

Nun es spielt sicher das Alter eine Rolle und wie das Klima bei Eingewöhnung ist. Ich behaupte jedoch, sind die Tiere jung und das Wetter ihnen nicht feindlich gesinnt und sie finden für den Anfang einen guten Unterschlupf und Nahrung und überwinden diese erste Hürde, dann ist auch die verwöhnte, junge/fitte Couchpotato in einer nicht so schlechten Ausgangssituation. Aber der Einstieg ist sicher hart und braucht einiges.

Aber ältere Tiere haben es schon generell sicher schwerer (kommt noch dazu, dass zu einem dauerhaften Erfolg gehört, dass sie sich noch erfolgreich fortpflanzen können müssten), ja selbst in der Wildnis und bei Wildtieren fallen die älteren Tiere eher Räuber zum Opfer.
Dann wenn man bedenkt, die Degus sind an einer ungünstigen Stelle in die Wildnis gelangt, dann kann es natürlich passieren, dass sie sich die Gesundheit ruinieren, überfahren werden, nachts erfrieren, von einer Freigängerkatze erwischt werden usw. bevor sie sich überhaupt mal in ihrer neuen Umgebung einrichten konnten. Kommt dann der erste Schnee und der Winter, kommt die nächste Herausforderung, sie müssen die Überwinterung meistern, ein geschütztes Rückzugsgebiet/versteck, Nahrungsquellen während des Winters, eine gute Gesundheit, die sie vor Erkrankungen schützt... gerade im Winter besonders wichtig, da hier Erkrankungen besonders unerbärmlich sich auswirken.

PS: ich hatte mal ein Degu, der entwischte mir draussen. Ich konnte ihn letztlich durch hartnäckige Suche wieder finden und durch viel Zureden und Geduld letztlich wieder fangen und zwar noch am gleichen Abend, einfach viele Stunden später. Das als Randnotiz zum Thema Couchpotato. Es war der erste und zum Glück auch einzige solche Fall, der mir mein damaliger jugendliche Leichtsinn eingebrockt hatte.

Zitat:

Wenn ich irgendwann nochmal neu mit der Deguhaltung anfangen sollte, wird Außenhaltung auf jeden Fall ein wesentlicher Aspekt sein (damit ich sie dann irgendwann besser los werden kann Very Happy )

Aussenhaltung kann ich nur empfehlen. Ich würde gerne auch wieder einsteigen. Dazu müsste ich aber erst mal wieder umziehen *grummel*
Aber gut, schauen wir mal in ein paar Jahren.
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Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 20.08.2014 19:57    Titel: Re: Plötzlich Invasion! Antworten mit Zitat

Und wieder einmal ein ausgesetzter Degu:
http://www.degus-online.de/phpbb/viewtopic.php?f=41&t=42347 (ist es wirklich auch einer?)

Ort: Park in Aachen.
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