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VG mit Angstmeerschweinchen

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 22.11.2014 06:47    Titel: VG mit Angstmeerschweinchen Antworten mit Zitat

Huhu,

seit vielen Jahren haben wir ein Meerschweinchen, das dadurch auffiel, dass es sich mit vielen anderen Meerschweinchen nicht vertrug, unsere Nuraj. Sie war anfänglich sehr ängstlich, vor allem gegenüber Menschen reagierte sie sehr scheu und man konnte sie auch kaum einfangen. Als sie zu uns kam, hatten wir Aussenhaltung in einer grösseren Gruppe, in der der damals junge Nelio zusammen mit einem alten Bock (ebenfalls ein Kastrat) lebte, zusammen mit ein paar Weibchen.

Nuraj ging jeweils auf das schwächste Weibchen in der Gruppe los und es war zeitweilig sogar so schlimm, dass man die Tiere etwas trennen musste, vor allem im Winter gab es öfters wieder mal Umstände, dass sie auch das eine oder andere Meerschweinchen nicht in das grosse Schlafhaus liess und wir daher die Tiere dann teils trennten. Das war stressig, aber irgendwie machte sich auch niemand gross Gedanken darüber, wieso das so ist. Dazu brauchte es erst den Zwang einer Innenhaltung, einer harmonischen Paaarhaltung und eine neue Vergesellschaftung, aber der Reihe nach.

Letztes Jahr kam die kleine Gruppe von der Aussenhaltung zu uns in die Stadt in Innenhaltung (mehr als ein Balkon haben wir hier nicht und der Balkon ist selbst für die Pflanzen allein leider recht klein... Confused ). Die Gruppe war auf drei Tiere geschrumpft, die uralte Jamila, Nelio der (mittlerweile alte) Bock und eben Nuraj. Da Nuraj immer wieder auf Jamila los ging, hielten wir Jamila zeitweise von Nuraj getrennt. Nach dem Tod von Jamila lebten nur noch Nelio und Nuraj zusammen, was gut und harmonisch funktionierte. Zwischenzeitlich hatte Nuraj Blasensteine, einer kam sogar in die Harnröhre und sie musste operiert werden. Nach der OP blühte sie nochmals auf und verlor ihre Angst vor Menschen. Wobei schon seit wir sie zu uns holten, gewöhnte sie sich in der Innenhaltung langsam an uns und sie liess sich mit der Zeit aus der Hand füttern. Als nun vor ein paar Wochen Nelio stark abbaute, er lag immer mehr herum und konnte sich letztlich kaum noch bewegen und auch eine Therapie mit Schmerzmittel zuerst und Cortison danach nicht viel brachte und wir ihn dann letztlich erlösten, war Nuraj alleine und wir hatten wenige Tage später schon ein Böckchen, Pablo, das wir mit ihr vergesellschaften wollten.

Es ist ein Peruaner, lange Haare in weiss, Schwarz/Dunkelgrau und dann noch ein bisschen Braun und auch er ist etwas speziell im Charakter.

1. Versuch der VG
Der Normalfall bei Meerschweinchen ist, dass man sie einfach zusammenlässt, das ging aber schief: Nuraj jagte nach einem kurzen Kennenlernen Pablo zähneklappernd durch den ganzen Käfig. Es trat ein, was wir befürchteten.

2. Intermezzo Trenngitter
Die beiden wurden getrennt, doch damit sie nicht ganz getrennt waren, kam beim Durchgang der beiden Käfigteile ein Trenngitter hin, durch das sie sich sehen und beschnuppern konnte, es gab sogar einen Spalt, durch den sie sich zwicken konnten. Anfänglich waren die Reaktionen am Gitter recht feindlich und wir stellten uns die Frage, wie es weiter gehen solle. Nuraj wieder zurück zur Vorbesitzerin, über die wir nun auch Pablo bekamen? Sie würde dort dann in eine der grossen Gruppen kommen, d.h. Aussenhaltung jetzt im November...? Ich war irgendwie von der Idee nicht so angetan, auch dachte ich mir, dass eine grosse Gruppe für Nuraj nicht so toll wäre. Das Gegenargument, sie könne in einer grossen Gruppe ja nicht alle Weibchen jagen.

Nun, wenn ich jetzt zurückdenke an diese Argumentation, wäre das wohl genau die falsche Entscheidung für sie gewesen, denn ihre Angst hängt offenbar auch mit Stress zusammen und der wäre in einer grösseren Gruppe bei ihr wohl nicht kleiner gewesen. Ich weiss nicht, was sie erlebt hat, aber es muss wohl ihr wohl die Angst eingeimpft haben und so gesehen denke ich mittlerweile, dass man diese Ängste im Umgang mit ihr einbeziehen muss und auf ihre Eigenheiten besonders achten muss, denn ihr aggressives Verhalten hat nichts mit Stärke und Dominanz zu tun oder Robustheit, im Gegenteil, es ist das Verhalten eines unsicheren, gestressten Tier mit Ängsten.

Mir zugute kam letztlich, dass die beiden Tiere am Trenngitter sich nach ein paar Tagen freundlicher zeigten, insbesondere dass der Bock anfing zu bromseln anstatt Zähne zu klappern wertete ich als sehr gutes Zeichen, denn damit sendete er Nuraj auch ein Zeichen aus, das ein gewisses Mass an Normalität bedeutet, nicht Feindschaft/Aggression, was ein ängstliches Meerschweinchen eigentlich zuletzt braucht.

3. VG die zweite
Gestern kam das Trenngitter dann weg und siehe da, die beiden verstehen sich. Kein Zähneklappern mehr, Nuraj verzog sich zwar zuerst noch vor ihm, er näherte sich ihr aber nur bis zu einer Distanz von einigen Zentimetern und hielt dann Abstand. Später dann jagte er ihr hinterher, sie quietschte, er versuchte sie zu besteigen, das alles ohne Zähneklappern. Im Vergleich zur ersten Begegnung ein riesiger Unterschied. Das Jagen und Besteigen der Böcke von neuen Weibchen ist normal, das hatten wir bei anderen Böcken früher auch immer wieder beobachten können und legt sich nach einer Zeit wieder. Was mich weiter zuversichtlich stimmte, ist nicht nur der Umstand, dass die beiden nicht mehr Zähne klappern, sondern dass Pablo ihr ihren Freiraum lässt, stets etwas Abstand hält, wenn sie ihn näher heranlassen will und auch sonst mal gerne seinen eigenen Weg geht, sprich er rückt ihr nicht zu sehr auf den Pelz, dass sie sich bedrängt fühlen muss.

Zu Pablo noch ein paar Worte, auch er ist recht speziell, er legt sich gerne an den unmöglichsten Orten hin, auch an ganz exponierten Stellen, was für Meerschweinchen eher ungewöhnlich ist. Und noch eine Eigenheit hat er, er streckt gerne auf einem Stein seine Vorderpfötchen hin und legt sie eben auf den Stein. In seinem Verhalten erinnert er eher ein bisschen wie ein Hund, der sich auch gerne mal ablegt, dann wieder aufsteht, ein paar Schritte geht und wieder hinlegt. In seiner aktiven Phase dann schaut er sich um, ob er irgendwo nicht doch hochspringen könnte, als wir ihn von Nuraj getrennt hatte, sprang er von der ersten Etage auf ein Holzhaus und in die Korkröhre, die dort oben lag. Runter ging es dann zwei Etagen, die hopste er dann runter, wobei die erste Etage etwas hervorschaute und er an dieser abbremsen konnte... das alles machte er sehr koordiniert und mehrere Male konnte ich ihn dabei beobachten. Zudem nagte er jeweils am Gitter, was ziemlich nervtötend war, ein Verhalten, das ich bei Nuraj nie sah (ok, mit der Zeit nagte sie jeweils dann auch kurz mal, aber deutlich weniger intensiv).

Erkenntnis
Für mich war diese Vergesellschaftung sehr speziell und liess mich nochmals über das Thema Umgang mit Angsttieren nachdenken. Ich habe den Eindruck, dass mit ihnen aus Mangel an Verständnis oft sehr falsch umgegangen wird. Sie werden als "böse" abgestempelt, man unterstellt ihnen, dass sie dominant und robust wären, dass ihre Aggression ein Zeichen von Stärke sei, aber genau das ist in sehr vielen Fällen eben nicht wahr. Die Tiere sind meist unsicher, haben Ängste und wahrscheinlich auch schlechte Erfahrungen gemacht. Sie brauchen gerade deshalb besonders viel Geduld, Zuwendung und Aufmerksamkeit. In diesem Falle hat das Trenngitter geholfen, etwas Abstand zu schaffen und dennoch die Möglichkeit zu bieten, dass Nuraj sich erst mal vorsichtig an Pablo gewöhnen konnte.

Für den Menschen bedeutet es zudem, dass man sich auf Angsttiere einlässt, sie nicht einfach als böse Tiere sieht, sondern als Tiere, die Probleme haben, welche sich oft zumindest teilweise angehen lassen. Dazu braucht es Geduld, einen rücksichtsvollen Umgang, dass man den Tieren Freiraum und Akzeptanz gegenüber ihrem ängstlichen Verhalten zeigt und dass man eine Verbindung zu ihnen aufbauen kann, zum Beispiel gerade bei der Fütterung. Man bekommt die Tiere mit der Zeit schliesslich gerne und lernt auch sie besser verstehen und mag sie, gerade auch wegen ihren Ticks und Eigenheiten.
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BeitragVerfasst am: 04.12.2014 13:15    Titel: Re: VG mit Angstmeerschweinchen Antworten mit Zitat

Wir hätten es am Anfang wirklich nicht gedacht, dass sich Nuraj mit Pablo vergesellschaften liesse. Sicher für uns auch ein Hindernis war, dass Nuraj schon in der Vergangenheit aufgefallen war mit aggressivem Verhalten gegenüber anderen Tieren und sie hatte daher den Ruf schwierig im Umgang mit anderen Meerschweinchen zu sein.

Irgendwie muss ich jedoch eingestehen, dass ich von solchen "Problemtieren" fasziniert bin und ich fand schon von Anfang an den Gedanke nicht gut, dass man sie nun einfach abgeben würde, da sie sich nicht einfach mit einem anderen Meerschweinchen sich vergesellschaften liess. Doch wieder einmal hat sich gezeigt, dass Hartnäckigkeit sich lohnen kann:

Nach ein paar Tagen haben sich die Tiere weniger angegiftelt und wie ich schon schrieb, das Verhalten der Tiere zeigte, dass weniger Aggressionen vorhanden sind. Also wagten wir die Vergesellschaftung und liessen das Trenngitter weg. Pablos erste Reaktion war, dass er in den kommenden Stunden (und Tagen) Nuraj hinterherrannte, bromselte und sie besteigen wollte (und es teilweise auch schaffte). Sie schien es auch zuzulassen und wenn sie nicht in Stimmung war, dann zeigte er stets einen vorsichtigen Abstand und nährerte sich ihr behutsam. Mittlerweile hat sich das aufdringliche Verhalten von Pablo gelegt und die beiden sind zu einem recht harmonischen Duo zusammengewachsen.
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