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Marr (2014): Stachelmäuse gehören in erfahrene Hände

 
   Degupedia-Forum » Exotische und sonstige Kleinsäuger » Marr (2014): Stachelmäuse gehören in erfahrene Hände Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 03.03.2015 02:54    Titel: Marr (2014): Stachelmäuse gehören in erfahrene Hände Antworten mit Zitat

Huhu,

auf der Suche nach der Homepage von Ralf Sistermann (die scheint aus dem Netz verschwunden zu sein...) und dessen Fütterungskonzepte für exotische Nager stiess ich mehrmals auf den folgenden Artikel.

Er ist ein bisschen komisch, er dreht sich um exotische Nager und es darf da natürlich der exotenfeindliche Tierschutzbund nicht fehlen, auch wenn er seine Botschaft recht diskret zu plazieren weiss. Auf der anderen Seite kommen auch Biologen zu Wort. Man vergleiche:

Zitat:

Züchter oder Zoofachhandlungen in Deutschland verkaufen meistens die Sinai-, die Ägyptische, die Kreta- oder die Goldstachelmaus. Es sind aber auch zahlreiche Mischformen im Handel, die durch Kreuzung verschiedener Arten entstanden sind. «Es wird von fast durchgängig unreinen Zuchtlinien gesprochen», so Verena Mißler, Tierärztin für Heimtiere an der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes. Kein Wunder, denn Stachelmäuse vermehren sich schnell - und mitunter, ohne dass es der Besitzer geplant hat. Daher rät Mißler ausdrücklich davon ab, Männchen und Weibchen zusammen zu halten. «Am besten eignen sich Gruppen junger Weibchen, die am besten noch miteinander verwandt sind.»

Damit sich die Tiere wohlfühlen, brauchen sie genügend Platz. Verena Mißler empfiehlt ein Terrarium, das mindestens einen Quadratmeter misst. In freier Wildbahn nutzen die Nager Felsspalten und Nischen als Nester. Deshalb sollte das Terrarium genügend Verstecke bieten. Äste und Wurzeln eignen sich gut, ebenso Steine oder Steinplatten.

(...)

]Wegen ihrer sehr speziellen Ansprüche an Haltung und Ernährung eignen sich die exotischen Nager nicht für jeden. Mißler rät sogar ausdrücklich davon ab, Stachelmäuse als Haustiere zu halten. Man wisse bisher zu wenig über die Bedürfnisse der exotischen Tiere, um ihnen in Gefangenschaft gerecht werden zu können.


vs.
Zitat:

Christian Kern von der Bundesarbeitsgruppe (BAG) Kleinsäuger sieht das weniger problematisch. «Die hier erhältlichen Arten unterscheiden sich in ihren Bedürfnissen eigentlich nicht», erklärt er. Doch auch Kern empfiehlt Stachelmäuse eher Menschen, die bereit sind, sich intensiv mit den Ansprüchen der kleinen Nager auseinanderzusetzen. Ein Schmusetier sei die Stachelmaus nicht.


Quelle:

http://www.sueddeutsche.de/news/leben/tiere-exotische-nager-stachelmaeuse-gehoeren-in-erfahrene-haende-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140306-99-02370

http://www.sol.de/news/tiere/news/Tiere-Ratgeber-Deutschland-Exotische-Nager-Stachelmaeuse-gehoeren-in-erfahrene-Haende;art4506,4301690

Dass "man" zu wenig weiss über exotische Nager dürfte nicht erstaunen, denn "man" ist offensichtlich auch nicht dazu bereit, sich intensiv mit diesen Tieren auseinanderzusetzen und "man" kennt offenbar auch nicht die bereits vorhandene und m.E. gute Literatur, die es über Stachelmäuse gibt, insbesondere der Ratgeber von Sandra Honigs aus dem Natur und Tierverlag.
Nun fragt sich, wer mit man gemeint ist... selbst wenn hier in diesem Forum die meisten wahrscheinlich auch nicht so viel über Stachelmäuse wissen, trauche ich den meisten doch zu, dass sie die nötigen Informationen sich aneignen können und sich nicht so hilflos wie "man" im oben zitierten Text anstellen... Wink

Den Stil muss ich eigentlich nicht gross kommentieren, auch wenn ich es schon ausfürhlicher getan habe, als ich eigentlich wollte. Er passt ins bekannte Schema und wenn man gleichzeitig bei der Katzen- und Hundehaltung bei Tierquälerei (nicht artgerechte Fütterung, fehlende artgerechte Beschäftigung: z.B. Jagdmöglichkeiten für Jagdhunde, Hüteaufgaben für Hütehunde usw. respektive Aufgaben, die sie ihre motorischen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten entsprechend fordern) und überforderten Haltern grosszügig wegsieht, während man bei exotischen Nagern am liebsten ein Verbot hätte, so kann man sich schon fragen, ob das noch ein äusserst naives Denken ist, oder ob man sowas schon als hochgradig ignorant oder gar als grausam sarkastisch bezeichnen darf.

Hier ist die Haltung der BAG entsprechend pragmatisch... die Haltung ist ja keine Hexerei, das nötige Wissen ist durchaus vorhanden, auch wenn der Artikel da nur allzusehr an der Oberfläche geschürft hat (bei dem Textumfang und der Informationsdichte kann man jedoch auch nichts anderes erwarten). Auch ist der Hinweis sinnvoll, dass Stachelmäuse nicht in unerfahrene Hände gehören, dass man bereit sein sollte, sich intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen und sich gut zu informieren. Das ist immer noch einer der Hauptschwachpunkte bei der Nagerhaltung allgemein. Das fehlende Wissen dagegen ist ein schwaches Argument, gerade wenn man ein Tier wie ein Meerschweinchen empfehlen möchte zur Haltung, über das man kurioserweise weit weniger weiss, was die Lebensweise der Wildtiere angeht, als von so manchem Exot und selbst über das Sozialverhalten wusste man lange Zeit nicht viel, während so manche Exoten in der Wildnis recht gut untersucht wurden. Insbesondere Norbert Sachser hat hier mit seinem Team Licht ins Dunkel gebracht und auch geholfen, dass das Meerschweinchen sein Image, des treu-doofen, unkomplizierten Streichelhaustiers verloren hat, das man einzeln oder auch problemlos mit einem "Hasen" zusammen halten kann und das freudig quiekt wenn man es lieb streichelt. So viel Falschwissen hatte sich da angehäuft, weil man sich nicht bemühen wollte, es besser zu wissen und nicht weil Informationen fehlten (taten sie zwar auch, aber das hinderte über Jahrhunderte niemand die Tiere zu halten). Und heute sind es diejenigen, die am lautesten nach Tierhaltungsverbote schreien, welche dazu beitragen, dass sich ganau gar nichts bessert in der Kleinsäugerhaltung, weil sie lieber feige wegschauen wollen, weil sie das Problem durch ein Verbot unter den Teppich kehren wollen und die Möglichkeit und Fähigkeit der Halter, sich gründlich zu informieren und selbst aktiv zu werden lieber kleinreden, anstatt daran zu appellieren und genau das zu fördern.

Und nein, es gab schon vor Hundert Jahren und auch schon früher stets gute Beobachter, die nicht bloss oberflächlich hinschauten und etwas zusammendichteten, sondern ein gutes Auge hatten. Auch wenn man früher weniger Wissen hatte und sich der Wissensstand in manchen Gebieten in der letzten Zeit deutlich verbesserte, so ist das keine Ausrede: schlechte Literatur gab es zu allen Zeiten und hat gerade heute wieder einmal Hochkonjunktur. Sich gründlich über eine Nagerart und deren Bedürfnisse zu informieren war früher schwierig und ist auch heute noch nicht einfach, sondern erfordert, Motivation, Zeit, Geduld, die richtigen Quellen, einiges an eigener Beobachtung, Möglichkeit des Austauschschs mit Gleichgesinnten usw. nicht alles davon unbedingt zwingend aber das meiste davon in mehr oder weniger starker Ausprägung und vor allem das eigene Beobachten und auch Ausprobieren ist wichtig, denn jedes Tier ist letztlich ein Individuum und seine Bedürfnisse können leicht vom Durchschnitt der Tiere abweichen, auch können individuelle Faktoren mit eine Rolle spielen usw., man kommt also oft nicht darum herum, dass man ausprobiert, was bei den Tieren ankommt, welche Strukturen genutzt werden, wie man ihnen das Ausleben ihres Verhaltensrepetoire erleichtern kann usw.
Genau hier krankt es aber, da viele selbsternannte Tierschutzorganisationen sich in Themen einmischen, von denen sie keine Ahnung haben, gerade "Exoten" sind so ein Thema (oder "Wildtiere", was gern als Synonym verwendet wird, schliesslich soll es implizieren, dass man diese Tiere nicht halten soll, was beim Begriff "Exoten" weniger gut funktioniert): Statt Aufklärung und Verbesserung der Wissenslage versucht man bei einer breiten Bevölkerung das Bedürfnis für Tierverbote zu wecken, versucht der Tierhaltung ein falsches Image überzustülpen und wirft letztlich damit auch den ernsthaft engagaierten Organisationen und Privathalter im Bereich der Kleinsäugerhaltung Knüppel zwischen die Beine.

Was viele Leute übrigens auch nicht wissen, würde die private Kleinsäugerhaltung gänzlich oder überwiegend verboten, würde darunter massiv die Populationen darunter leiden, die in Zoos gehalten werden, denn vielfach ist es so, dass Privathalter mehr Ressourcen und Wissen in der Kleinsäugerhaltung haben und so manche Art nur dank dem Engagement von Privathalter aufrecht erhalten werden. Der Grund ist recht einfach: bei vielen Zoos spielt die Kleinsäugerhaltung keine zentrale Rolle. Meerschweinchen, Kaninchen und Co. gehört zwar fast bei jedem Zoo zum Pflichtbestand des Kinder- und Streichelzoos und sind daher entsprechend wichtig. Darüber hinaus fristen Kleinsäuger dagegen oft ein Schattendasein gegenüber grösseren und als wichtiger empfundenen Arten, gerade Grosssäuger wie Giraffe, Zebra, Elefant, Nashorn, Gnu, oder auch grosse Greifvögel, Krokodile, Tiger, Löwe usw. sind für viele Zoobesucher der Inbegriff eines Zoos und stehen bei ihnen daher zuoberst auf der Prioritätenliste. Entsprechend richten sich auch viele Zoos danach aus. Dazu kommt, dass viele dieser grossen Tierarten von Privathalter kaum gepflegt werden können (und diese oft auch kaum zur Genehmigung deren Haltung kommen können) und daher kommt den Zoos eine wichtige Rolle in der Erhalt dieser Arten zu, ggf. auch deren Nachzucht und je nach dem auch Wiederauswilderung usw., gerade bei bedrohten Arten. Da ist es nur verständlich, dass oft Kleinsäuger in den Hintergrund rücken (obwohl ein auf Kleinsäuger spezialisierter Zoo gewiss auch seinen Reiz hätte).
Ein weiterer Aspekt ist, dass viele Nager nicht bedroht sind, man muss sie also nicht unbedingt nachzüchten, um sie vor dem Aussterben zu bewahren und die Nager sind eine äusserst artenreiche Ordnung, selbst nur einen Bruchteil von ihnen in Menschenobhut langfristig zu erhalten ist daher keine einfache Aufgabe.
Und trotzdem spricht viel für die Nager: sie sind klein, brauchen nicht so viel Platz in der Haltung und es kann recht viel Tiervieltfalt pro Fläche gezeigt werden. Dazu ist die Nagetiergruppe eine der artenreichsten Gruppen der Säugetiere. Sie zu vernachlässigen wäre verzerrend.
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BeitragVerfasst am: 03.03.2015 12:27    Titel: Re: Marr (2014): Stachelmäuse gehören in erfahrene Hände Antworten mit Zitat

Zitat:

Was viele Leute übrigens auch nicht wissen, würde die private Kleinsäugerhaltung gänzlich oder überwiegend verboten, würde darunter massiv die Populationen darunter leiden, die in Zoos gehalten werden, denn vielfach ist es so, dass Privathalter mehr Ressourcen und Wissen in der Kleinsäugerhaltung haben und so manche Art nur dank dem Engagement von Privathalter aufrecht erhalten werden. Der Grund ist recht einfach: bei vielen Zoos spielt die Kleinsäugerhaltung keine zentrale Rolle. Meerschweinchen, Kaninchen und Co. gehört zwar fast bei jedem Zoo zum Pflichtbestand des Kinder- und Streichelzoos und sind daher entsprechend wichtig.

Das halte ich für kein gutes Argument - denn das größte Reservoir für in Gefangenschaft nachgezüchteten Nagerarten sind weltweit diverse Labore bzw Zuchtanstalten für Labortiere.
Über solche Institute bekommt man auch problemlos Nagerarten, die sonst in Gefangenschaft weder bei Privathaltern, noch in Zoos gehalten werden.

Schaut man sich die Bedingungen an, unter denen die Nager gezüchtet werden und hält sich vor Augen, wie schnell eine Nagerart im Verhalten regelrecht umgezüchtet werden kann, hat man ein viel besseres Argument.
Der Privathalter, der sich mit wenig gehaltenen Nagerarten auseinandersetzt, ist normalerweise der Privathalter, der seine Tiere beobachten will. Und er will nicht ein langweilig im Häuschen sitzendes Einzel-Meerschweinchen unterm Küchentisch beobachten, sondern ein agiles Tier, was sich mehr oder weniger wie das freilebende Vorbild benimmt. Und nicht nur das - es gibt immer wieder schwierig nachzuzüchtende Nagerarten ... und es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man es schafft, genau solch eine Nagerart dazu zu bewegen, für Nachzucht zu sorgen.

Nagerarten, die für Versuchslabore gezüchtet werden, fristen ihr Leben in sterilen Makrolonboxen oder nur wenig größeren Behältnissen mit wenig Verstecken und wenig Beschäftigung bei Pellets und Wasser. Sie werden genau so gehalten, daß sie in riesigen Mengen nachgezüchtet werden können und dennoch einfach zu handhaben sind. Dazu kommt noch eine besonders hygienische Umgebung, um spätere Versuche mit diesen Arten nicht zu gefährden.
Überleben und Nachzüchten tut da nur, wer sich anpassen kann, heißt also, wer sein Sozialverhalten, seine Aktivitätszeiten etc diesen katastrophalen Bedingungen anpassen kann. Holt man sich Nager aus solchen Verhältnissen, die schon einige Generationen so gezüchtet wurden, hat man nicht mehr viel zu beobachten - es sei denn, man will genetisch bedingtes abnormes Verhalten studieren.
Dazu kommt die extrem nach oben getriebene Fruchtbarkeit. Selbst Arten, wo es wirklich schwierig mit der Nachzucht war oder sehr heikle Arten, werden nach einigen Generationen zu ziemlichen Robustarten, die selbst in ner Hutschachtel noch nachzüchten - wo bleibt da die halterische Herausforderung für den Privathalter?
Für Zoos ergibt sich aus dieser übernatürlichen Fruchtbarkeit von Labornagern noch ein ganz anderes Problem - soweit die Nachzucht nicht an andere Tiere verfüttert werden soll, vermehren die sich derartig schnell, daß sie bald sämtliche Haltungskapazitäten für diese Art überschreiten.

Kurzum - das größte Reservoir für die Haltung in Privathand und in Zoos ist gleichzeitig das ungeeignetste Reservoir für diesen Zweck und fällt somit schonmal mehr oder weniger raus.

Viele Privathalter sind bereit, relativ geräumige Unterkünfte mit guter Strukturierung aufzubauen - und geben somit Zoos neue Ideen, wie man auf relativ wenig Platz Nager dennoch so unterbringen kann, daß sie sich interessant für den Zoobesucher verhalten. Andersherum holen sich allerdings auch Privathalter wiederum neue Ideen zur Haltung ihrer Pfleglinge aus den Zoos ...

Auf der anderen Seite gibts allerdings wiederum das Problem sowohl in Zoohaltungen, als auch in Privathand, daß viele Nagerarten viel zu beengt gehalten werden - nur weil ein Tier klein ist, heißt es noch lange nicht, daß es weniger Platz bräuchte.
Selbst, wenn man davon ausgeht, daß die Größe der Kernreviere in freier Wildbahn ausschlaggebend für die Haltung sein sollten, würde das heißen, daß so gut wie keine einzige Hamsterart beispielsweise mehr gehalten werden dürfte, da diese Kernreviere aufbauen, die deutlich den Platzanspruch einer ganzen Kaninchenkolonie übersteigen! Insbesondere Gold- und Feldhamster sind da besonders raumfordernd.
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BeitragVerfasst am: 04.03.2015 02:00    Titel: Re: Marr (2014): Stachelmäuse gehören in erfahrene Hände Antworten mit Zitat

Zitat:

Das halte ich für kein gutes Argument - denn das größte Reservoir für in Gefangenschaft nachgezüchteten Nagerarten sind weltweit diverse Labore bzw Zuchtanstalten für Labortiere.
Über solche Institute bekommt man auch problemlos Nagerarten, die sonst in Gefangenschaft weder bei Privathaltern, noch in Zoos gehalten werden.

Ich gebe dir recht, dass ein gewisses Spektrum an Nagern in Laborstämmen gezüchtet wird. Aber ich weiss jetzt nicht, wie gut du dich auskennst, mit dem was in Privathand und in Zoos gezüchtet und gehalten wird. Mein Eindruck ist, dass die Vielfalt jene der Laborzuchten dann doch noch um einiges an Artenvielfalt übersteigt, denn in den Labors werden vorwiegend Tierarten gehalten, die sich für die Laborhaltung eignen, sprich eine gewisse Unkompliziertheit bei der Pflege und Vermehrung aufweisen. Gerade in Zoos und bei Privathaltern gibt es aber auch einige Arten, die eben nicht unbedingt einfach in der Nachzucht sind und vielleicht auch eher speziell/heikel in den Haltungsbedingungen sind. Labortiere sollen nun mal kostengünstige Modellorganismen für die Forschung hergeben, Nager nutzt man ja vor allem, weil sie meist deutlich günstiger sind in der Haltung und Pflege als Affen, Hunde und Co. und weil sie sich oft auch schneller vermehren und man schneller Auswirkungen in der Genetik über mehrere Generationen verfolgen kann, da sie schneller und kürzer leben.

Zitat:

Viele Privathalter sind bereit, relativ geräumige Unterkünfte mit guter Strukturierung aufzubauen - und geben somit Zoos neue Ideen, wie man auf relativ wenig Platz Nager dennoch so unterbringen kann, daß sie sich interessant für den Zoobesucher verhalten. Andersherum holen sich allerdings auch Privathalter wiederum neue Ideen zur Haltung ihrer Pfleglinge aus den Zoos ...

Oh ja, das ist ein sehr guter Aspekt. Es gibt da in der Tat ein Abschauen untereinander. Zoos orientieren sich ja letztlich bei den Kleinsäugern nicht nur an der Haltung von Privathaltern, insbesondere solchen, mit denen sie zusammenarbeiten und mit ihen zu tun haben, sondern ich denke dass Zoos auch untereinander abschauen und sich Inspiration holen.

Zitat:

Auf der anderen Seite gibts allerdings wiederum das Problem sowohl in Zoohaltungen, als auch in Privathand, daß viele Nagerarten viel zu beengt gehalten werden - nur weil ein Tier klein ist, heißt es noch lange nicht, daß es weniger Platz bräuchte.
Selbst, wenn man davon ausgeht, daß die Größe der Kernreviere in freier Wildbahn ausschlaggebend für die Haltung sein sollten, würde das heißen, daß so gut wie keine einzige Hamsterart beispielsweise mehr gehalten werden dürfte, da diese Kernreviere aufbauen, die deutlich den Platzanspruch einer ganzen Kaninchenkolonie übersteigen! Insbesondere Gold- und Feldhamster sind da besonders raumfordernd.

Ja das ging mir auch durch den Kopf, als ich die folgende Stachelmaus-Dissertation mir zu Gemüte führte und las, was die Radiometrie-Untersuchungen zu deren Aktionsradius herausfanden:
http://d-nb.info/955533309/34
Man könnte sie in einer 3,5 oder 4,5 Zimmerwohnung mit etwa 100 qm Fläche halten und dann wäre man etwa im unteren Bereich von dem, was sie in der Natur so an Platz brauchen... da fängt man dann schon an nachzudenken.

Und dann war da noch etwas,... ich schrieb ja eingangs, dass ich die Seite von Ralf Sistermann suchte - Exotische Nager war da offenbar das falsche Stichwort. Ich fand sie dann doch und stiess dabei auf etwas, das konnte ich nur den Kopf schütteln und das passt jetzt auch wieder sehr gut ins Thema:
http://www.exotische-kleinsäuger.de/50.html

Ein diffaminierender Beitrag der Bild-Zeitung über die Tierhaltung von Sistermann. Der Auslöser war ein Känguruh, das ausbrechen konnte und ein grosses Medieninteresse auslöste, was letztlich zu einer Pressekonferenz führte, bei der Sistermann die Presseleute zu einer Besichtigung seiner Haltung einlud, damit sie sich vor Ort ein Bild der Lage machen können. Mit dabei war auch die Bild-Zeitung:

"Während des gesamten Besuchs betonte die Reporterin der BILD-Zeitung wie toll sie die Anlagen finde und das es lobenswert sei, dass ich auch verwaiste Wildtiere aufnehmen und großziehen würde. Dies wolle sie in dem Artikel auch darstellen. Aufforderungen doch mal ein Tier auf den Arm zu nehmen, lehnte ich mehrfach ab und betonte, dass es sich bei meinen Tieren um Wildtiere handelt, die nicht zahm und auch nicht dressiert seien, denn daran wäre mir nicht gelegen."

Man kann es sich wohl denken, was die Bild aus der Situation machte. Ein neutraler Bericht, so wie die Lokalmedien? Das wäre einer Boulevardzeitung wohl unwürdig, es wurde ein Artikel an den Haaren herbeigezogen, der beschrieb, wie schlecht und dreckig die Haltung sei und das obwohl die gemachten Bilder klar eine andere Sprache redeten. Aber damit war der Skandal perfekt und ebenso schnell wie die Geschichte aufgebauscht war, entlarvten die anderen Medien auf Nachrecherche sehr schnell, wie wenig Wahrheit wieder mal hinter der "seriösen" Recherche des Qualitätsblatts steckte...
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BeitragVerfasst am: 04.03.2015 21:33    Titel: Re: Marr (2014): Stachelmäuse gehören in erfahrene Hände Antworten mit Zitat

Tja ... BILD BILDet halt das Volk ...
BILD ist bislang übrigens die einzige Zeitung, bei der man getrost behaupten darf, BILD lügt, ohne damit eine Beleidigung auszusprechen ... wurde per richterlichen Beschluß vor Jahren mal festgestellt ... Very Happy
Der Richter war der Auffassung, daß es Fakt ist, daß BILD lügt *g*

BILD-Reporter würd ich nie auf mein Grundstück lassen ... einfach aus diesem Grunde.
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