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Die römische Landwirtschaft

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 19.09.2015 19:27    Titel: Die römische Landwirtschaft Antworten mit Zitat

Vielleicht ist es ein bisschen weit her geholt, wenn ich mich mit der Frage beschäftige, wie die Landwirtschaft zu Zeiten der Römer aussah. Speziell im Zusammenhang mit der Kleinsäugerhaltung gibt es ohnehin nicht sehr viel zu erzählen, auch die gehaltenen Arten sind relativ bescheiden, insbesondere Kaninchen, Hasen und Siebenschläfer wären da zu nennen, die ihrerseits alle in der Hoftierhaltung eine gewisse Rolle spielten. Geht es nach Varro, der im 1. Jahrhundert vor Christus lebte, so kann man die Landwirtschaft in drei Teile aufteilen: Ackerbau (agricultura), Weidewirtschaft (res pecuaria) und eben die Hoftierhaltung (pastio villatica), welche ihrerseits alle Tierarten beinhaltet, die man nicht auf einer Weide hält, sondern in Volieren (z.B. Vogelhaus/Vögel) oder in einem umfriedeten Stück Land (z.B. Leporarium) oder in Tongefässen...

Aber uns interessiert hier ja nicht nur die Kleinsäugerhaltung, interessant ist ja auch, wie die Felder bewirtschaftet wurden, welche Werkzeuge genutzt wurden etc. und da fand ich etwas, das ich zumindest interessant finde (und zwar in den Kommentare von Dieter Flach über den 2. Band von Marcus Terentius Varro über die Viehwirtschaft):

"bos domitus causa fit, ut commodius nascatur frumentum in segete et pabulum in novali Vor den Pflug gespannt, half der Ochse die Erde soweit zu lockern, dass auf dem Saatfeld das Getreide und auf dem Brachacker das Grünfutter leichter aus dem Boden spriessen konnten. Wie das Saatfeld, so pflügte der Bauer auch den seit dem Spätsommer brachliegenden Stoppelacker, den ager novalis, im Herbst um. Doch säte er auf ihm Hülsenfrüchte wie Bohnen, Lupinen oder Luzernen ein. Liess er sie über Winter aufkeimen, sammelten sie Stickstoff, ohne die Erde auszulaugen. Im nächsten Frühling musste er sie freilich absicheln und das Feld von neuem pflügen. wollte er verhüten, dass ihr Anbau und Zweck der Grünbrache verfehlte. Wartete er damit, bis sie reiften, zehrten sie den Boden zu sehr aus, als dass darauf noch Sommergetreide hätte gedeihen können, während er sie an Ochsen verfüttern konnte, wenn er sie unreif schnitt." (Flach, S. 182-183)

Das ist jetzt natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus der römischen Landwirtscahft, aber sie zeigt ein paar interessante Dinge:

Genutzte Werkzeuge:
1) einerseits der Pflug und das Umpflügen von Feldern (was ja in jüngerer Zeit wieder in Frage gestellt wird, zum Beispiel bei der Permakultur, wobei beispielsweise Sepp Holzer durchaus auch umpflügt bei seiner Permakultur, dies aber seine Schweine tun lässt, indem er Futter in den Boden streut, sodass sie ihn umwühlen)
2) andererseits die Sichel, mit der die Felder geerntet werden, und sei es nur Grünzeug. Zwar ist es kein Beweis, aber wohl ein Indiz, dass die Sichel älter sein könnte als die Sense und es wäre irgendwie auch naheliegend. Das Absicheln von Wiese/Grünland wäre insofern eine interessante Sache, da wir kürzlich das auch als Thema hatten...

Gründüngung und genutzte Pflanzen
1) Es ist zumindest interessant, dass die Gründüngung schon so lange bekannt ist und genutzt wird. Natürlich erstaunlich ist es nicht unbedingt, aber das Wissen darum hilft und doch ein bisschen, das Wissen der Römer etwas besser einzuschätzen.
2) Die angegebene Auswahl an Pflanzen, die angebaut wurden ist insofern interessant, da sie zeigt, was damals so verbreitet war und genutzt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurden neue Pflanzen eingeführt, einige gehen auf die Römer zurück, viele wurden aber auch später eingeführt. Von einigen weiss man es, andere sind wiederum eher weniger bekannt und daher ist auch so eine Auflistung zumindest für mich immer wieder interessant.

Weniger überraschend finde ich wiederum die Nutzung von Ochsen als Arbeitstiere. Deren Nutzung ist alt und wird unter anderem in der Bibel auch erwähnt und anderen alten Textquellen. Und wenn es um die Römerzeit geht, hat man natürlich, sofern man sich etwas für Comics interessiert, mit Asterix-Comics eine Quelle, die neben Unterhaltung doch auch einiges an Infos über die Römerzeit übermittelt. Wie gut die Infos recherchiert sind ist natürlich eine andere Frage, aber es sind sicherlich Bilder, die leicht im Kopf hängen bleiben.

Falls Bedarf besteht oder ich auf weitere interessante Aussagen treffe, werde ich die Sammlung hier fortsetzen.

Literatur:

Varro, Marcus Terentius (1997): Gespräche über die Landwirtschaft. Buch 2. In: Flach, Dieter (Hrsg./Übersetzung). Texte zur Forschung Band 66. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. 405 S.
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Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 22.09.2015 23:28    Titel: Re: Die römische Landwirtschaft Antworten mit Zitat

Ein paar Quellen:

Hier im Forum:
Varro: Gespräche über die Landwirtschaft
Andere Autoren werden eher beiläufig erwähnt, obwohl ich mich beispielsweise ausführlicher schon vor längerer Zeit mal mit Columella beschäftigte. Cato beispielsweise wird hier kurz erwähnt: Epheu, Efeu (Hedera helix), eine vergessene Futterpflanze. Interessant ist allgemein, dass gerade in Zusammenhang mit der Laubfutternutzung bzw. dem Schnaiteln römische Autoren mehrfach fielen, zum Beispiel auch hier werden sie kurz erwähnt: Wer kennt das Buch "Laubgeschichten"? (von Michael Machatschek)

Literatur:

Billiard, R. (1928): L'agriculture dans l'antiquè d'après les Géorgiques de Virgile, Paris.

Boscherini, S. (1993): La medicina in Catone e Varrone. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Band 2,37,2. S. 729-755.

Braconnier, R. Glandard, J. (Hrsg.) (1952): Nouveau Larousse agricole. Paris.

Brunt, P.A. (1972): Cn. Tremelius Scrofa the Agronomist. Classical Review N.S. 22, S. 304-308.

Flach, D. (1990): Römische Agrargeschichte. Handbuch der Altertumswissenschaft, Band 3.9, München.

Grimal, P. (1943): Les jardins romains à la fin de la République et aux deux premiers siècles de l'Empire. Paris.

Gummerus, H. (1906): Der römische Gutsbetrieb als wirtschaftlicher Organismus nach den Werken des Cato, Varro und Columella. Klio, Beiheft 5 (Leipzig).

Hauger, A. (1921): Zur römischen Landwirtschaft und Haustierzucht. Ein Beitrag zur Kultur Roms. Hannover.

Hentz, G. (1979): Les sources greques dans les écrits des agronomes latins. Ktèma 4, S. 151-160.

Kaltenstadler, W. (1978): Arbeitsorganisation und Führungssystem bei den römischen Agrarschriftstellern (Cato, Varro, Columella). Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 30, Stuttgart, New York.

Kroll, W. (1924): Studien zum Verständnis der römischen Literatur. Stuttgart.

Leitner, H. (1972): Zoologische Terminologie beim Älteren Plinius. Hildesheim.

Lesky, E. (1950): Die Zeugungs- und Vererbungslehren der Antike und ihr Nachwirken. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse 1950. Wiesbaden. (AAWM 1950, Nr. 19)

Mahaffy, J.P. (1890): The Work of Mago on Agriculture. Hermathena 7, S. 29-35.

Martin, R. (1971): Recherches sur les agronomes latins et leurs conceptions économiques et sociales. Paris.

Meyer-Lübke, W. (1935): Romanisches etymologisches Wörterbuch, Heidelberg.

Oder, E. (1890): Beiträge zur Geschichte der Landwirthschaft bei den Griechen. I. Rheinisches Museum für Philologie N.F. 45, S. 59-98.

Rickman, G. (1980): The Corn Supply of Ancient Rome. Oxford.

Schanz, M. (1914): Geschichte der römischen Literatur. Bamd 4,1. München.

Sirch, M. (1904): Die Quellen des Palladius in seinem Werke über die Landwirtschaft. Programm des Kgl. humanistischen Gynasiums Freising für das Schuljahr 1903/1904, Freising.

Tilly, B. (1973): Varro the Farmer. A Selection from the Res rusticae. London.

Weber, M. (1891): Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. Stuttgart. (ND Amsterdam 1962)

White, K.D. (1973): Roman Agricultural Writers I: Varro and his Predecessors. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Band 1,4, Berlin, New York, S. 439-497.

(Alle Quellen aus Flach 1997, Band 2, volle Quellenangabe siehe vorhergehender Beitrag)
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BeitragVerfasst am: 11.02.2016 00:07    Titel: Re: Die römische Landwirtschaft Antworten mit Zitat

Ich setze die Sammlung ein bisschen fort. In den letzten Wochen und Monate habe ich mich intensiver mit römischer Landwirtschaftsliteratur beschäftigt, einerseits Sekundärliteratur und andererseits Primärliteratur. Insbesondere mit Varro hatte ich mich beschäftigt und nun beschäftige ich mich auch etwas ausführlicher noch mit Cato. Columella hatte ich schon vor Jahren mal etwas genauer studiert, mehr aber ein kurzer Einblick war das damals nicht. Sein Werk ist sehr umfangreich, einerseits deswegen und andererseits weil ich mich bereits schon mal mit ihm kurz beschäftigte, liess ich ihn dieses Mal aus.

Da ich neben der deutschen Übersetzung von Dieter Flach zu Cato (jene von Varro habe ich mittlerweile wieder zurückgebracht in die Bibliothek) auch noch eine englischsprachige, kompaktere von Cato und Varro in einem Büchlein habe, habe ich mir nun erlaubt, die Übersetzungen mal gegenüberzustellen. Es sind natürlich nur kurze Ausschnitte, die ich zumindest interessant finde.

Cato zum Thema Futterlaub:
Zitat:

XXX. Feed the cattle elm, poplar, oak, and fig leaves as long as these last; and keep the sheep supplied with green leaves as long as you have them. Fold sheep on land which you intend to plant, and feed them leaves there until the forage is full grown. Save as carefully as possible the dry fodder which you have stored against winter, and remember how long winter lasts.

(...)

LIV. Feed for cattle should be prepared and fed as follows: When the sowing is over, gather the acorns and soak them in water. A half-modius of this should be fed each ox per day, though if the oxen are not working it will be better to let them forage; or feed a modius of the grape husks which you have stored in jars. During the day let them forage, and at night feed 25 pounds of hay a head; if you have no hay, feed ilex and ivy leaves. Store wheat and barley straw, husks of beans, of vetch, of lupines, and of all other crops. In storing litter, bring under cover that which has most leaves, sprinkle it with salt, and feed it instead of hay. When you begin feeding in spring, feed a modius of mast, or grape husks, or soaked lupine, and 15 pounds of hay. When clover is in season feed it first; pull it by hand and it will grow again, for if you cut it with the hook it will not. Continue to feed clover until it dries out, after which feed it in limited quantities; then feed vetch, then panic grass, and after this elm leaves. If you have poplar leaves, mix them with the elm to make the latter hold out; and failing elm, feed oak and fig leaves. There is nothing more profitable to take good care of cattle. They should not be pastured except in winter, when they are not ploughing; for when they once eat green food they are always expecting it; and so they have to be muzzled to keep them from biting at the grass while ploughing.
(Quelle: Hooper, W.D. Ash, H.B. 1934: Marcus Porcius Cato on agriculture, Marcus Terentius Varro on agriculture. The Loeb Classical Library: 283. William Heinemann, London)

Zitat:

XXXIII. Laub für die Rinder

Den Rindern gib Laub von Ulmen, Pappeln, Eichen und Feigen zu fressen, solange der Vorrat reicht. Den Schafen setze grünes Laub vor, solange der Vorrat reicht. Wo du Saat auszubringen vorhast, dort locke die Schafe fort und setze ihnen Laub vor, bis die Grünfutterpflanzen reif sind. Getrocknetes Grünfutter, das du für den Winter eingelagert hast, spare möglichst auf und bedenke, wie lang der Winter ist.

(...)

LXIII. Futter für die Rinder

Den Rindern hat man auf folgende Weise Futter zu beschaffen und zu geben: Sobald man die Aussaat beendet hat, hat man Eicheln zu beschaffen und zu sammeln und sie in Wasser zu legen. Davon einen halben Modius hat man je Rind am Tag zu geben - doch wenn sie nicht arbeiten, wird es besser sein, sie weiden zu lassen - oder einen Modius Weintreber, die man in ein Fass eingelagert hat. (...) 2 Wenn Heu nicht zur Verfügung steht, verfüttere Steineichen- und Efeulaub. (...) Wenn du Streu lagerst, lagere es, soweit es voller Gras ist, unter Dach und bestreue es mit Salz; dann verfüttere es statt Heu. (...) 4 Immerzu gib Gemengeklee zu fressen, bis er verdoort. (...) Wenn du Pappellaub zur Verfügung hast, menge es bei, damit das Ulmenlaub ausreicht; wenn du Ulmenlaub nicht zur Verfügung hast, gib Eichen- und Feigenlaub zu fressen. (...)
(Flach, D. 2005: Marcus Porcius Cato. Über den Ackerbau. Franz Steiner Verlag, Stuttgart)

In dem zweiten Abschnitt (LXIII bzw. LIV) wird übrigens auch ganz knapp das Efeu (hederaciam) als Futter erwähnt ("Si faenum non erit, frondem iligneam et hederaciam dato." Hooper & Ash 1934), wie ich im Thema Epheu (Efeu, Hedera helix) eine vergessene Futterpflanze vor Jahren schon mal anmerkte, bzw. erwähnte es Machatschek (Nahrhafte Landschaft, Laubgeschichten), den ich dort zitierte. Die zweite Pflanze (iligneam), die in der englischen Übersetzung als "ilex" bezeichnet wird, ist in der Übersetzung mehrdeutig. Neben Stechpalme bedeutet sie auch Steineiche.
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