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Phytomining (Video)

 
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 27.01.2017 00:41    Titel: Phytomining (Video) Antworten mit Zitat

Huhu,

Ich habe einen interessanten Film bei Arte gefunden. Er ist leider nur noch 2 Tage lang verfügbar:
http://www.arte.tv/guide/de/065805-000-A/superplants-die-bluhende-revolution

Er heisst "Superplants - Die blühende Revolution", Regie: Till Krause, Klaus Uhrig; Produktion: 2016 Deutschland

Abstract:

Zitat:

Es gibt tatsächlich Pflanzen, die in ihren Blättern so viel Schwermetalle speichern, dass man damit verseuchte Böden entgiften kann. Mit anderen kann man Rohstoffe gewinnen. Die Dokumentation geht dem Phänomen des sogenannten Phytomining beziehungsweise der Phytosanierung, der Entgiftung von verunreinigten Böden durch Pflanzen, auf den Grund.

Seit Superpflanzen entdeckt wurden, die Metalle gewinnen können, liefern sich Wissenschaftler auf der ganzen Welt einen Wettlauf um die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten. Mehr als 500 verschiedene sogenannte Hyperakkumulatoren haben Wissenschaftler inzwischen identifiziert. Und niemand weiß, wie viele Pflanzen es insgesamt gibt. In den letzten Jahren hat auf der ganzen Welt ein Wettlauf um die Entdeckung neuer Superpflanzen begonnen.

Auf dem Südsee-Archipel Neukaledonien, das vom Nickelbergbau lebt, werden mit Hilfe von Hyperakkumulatoren verseuchte Böden auf den Abraumhalden der Minen wieder renaturiert. In England befassen sich Forscher mit dem Gebirgs-Hellerkraut, das im Umfeld der stillgelegten Bleiminen im Peak District auf mit Schwermetallen verseuchten Böden wächst und Blei, Zink und Cadmium anreichern kann. In Albanien wiederum bauen Landwirte auf brachliegenden Flächen Mauer-Steinkraut an, um Nickel zu gewinnen.

In einem Forschungslabor im französischen Nancy testen Wissenschaftler noch aufregendere Varianten: Was wäre, wenn man mit diesen Pflanzen auch teure Edelmetalle wie Gold aus dem Boden ziehen könnte? Weil es keine Pflanze gibt, die wirklich viel Gold aus der Erde zieht, konzentrieren sich die Forscher in Nancy auf Pflanzen, die die sogenannten Seltenen Erden anreichern können, die in Handys und Computern stecken, oder auch Platin und Palldium, die in Katalysatoren oder in der Medizintechnik zum Einsatz kommen.

Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt und die Forschung hat gerade erst begonnen, denn viele Jahre wurde das Potenzial der Superpflanzen unterschätzt - zu unglaublich klang die Geschichte von Nickel-Bäumen, deren blaugrüner Pflanzensaft zu 25 Prozent Nickel enthält, oder von Gewächsen, die dem Boden hochgiftiges Cadmium - wie etwa auf den Geländen der ehemaligen Bleiminen im Bestwig im Sauerland - entziehen können.

Doch nun bietet sich die einmalige Chance, einer wissenschaftlichen Revolution beim langsamen, aber steten Wachsen zuzusehen. Niemand weiß, was die Forscher in den nächsten Jahren noch finden werden. Vielleicht werden in Zukunft tatsächlich im großen Stil Abraumhalden und Giftmülldeponien mit Hilfe dieser Pflanzen gereinigt. Und vielleicht macht es der Verkauf der so gewonnenen Metalle irgendwann wirklich möglich, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig Geld damit zu verdienen.

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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 11.09.2017 20:01    Titel: Re: Phytomining (Video) Antworten mit Zitat

Aus aktuellem Anlass ergänze ich das hier noch. Gerade ist ein Beitrag dazu bei Golem.de erschienen:
https://www.golem.de/news/phytomining-wenn-die-metalle-fuer-technik-vom-acker-kommen-1709-129802.html
Die Doku von Arte wird wahrscheinlich mittlerweile ohnehin nicht mehr verfügbar sein, also ist dieser Beitrag sicher eine gute Alternative, zumal er doch recht umfangreich ist.

Zuerst mal ein bisschen Wikipedia, neben dem Phytomining werden Pflanzen auch eingesetzt zur Reinigung von kontaminierten Böden, das nennt sich dann Phytosanierung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Phytosanierung

Dann gibt es hier in der englischen Wiki eine Liste von Pflanzen, die Schwermetalle akkumulieren (es sollen zurzeit ca. 300 sein):
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_hyperaccumulators

Leider ohne Quellen sind die Hinweise auf die Bauern, welche in Albanien aus Mauersteinkraut Nickel ernten würden:
Zitat:

Wie etwa das Mauer-Steinkraut oder Alyssum murale. Es ist als Nutzpflanze kaum geeignet. Doch Bauern in Albanien machen inzwischen gute Geschäfte damit: In einer Region nahe dem Ohridsee sind die Böden von Natur aus so stark mit Schwermetallen belastet, dass sie landwirtschaftlich nicht genutzt werden können. Dort ernten die Bauern inzwischen das Mauer-Steinkraut, verbrennen es und verkaufen die Asche, die bis zu 20 Prozent aus Nickel besteht, für etwa 70 Euro die Tonne. Daraus werden dann Lacke und Farben hergestellt.

Das wurde im Arte-Film auch gezeigt, womögich könnten die Infos von jenem Film stammen? ich habe jedoch bisher noch nicht recherchiert.

Interessant ist auch, dass die Pflanzenphysiologin Ute Krämer von der Ruhr-Universität in Bochum mit der Hallerschen Schaumkresse (Arabidopsis halleri) experimentiert. Ihr Ziel sei es, mit Hilfe dieser Pflanze die Böden von Schwermetallen wie Blei, Cd und Nickel zu säubern, damit man danach wieder Nutzpflanzen darauf anbauen könne.

Besonders spannend finde ich den Ansatz, dass Freiberger Forscher mithilfe von Gräsern (insbesondere Rohrglanz) Germanium gewinnen wollen. Da dieses dem Silizium ähnlich ist in der Struktur, wird das Germanium auch eingelagert. Silizium wird wiederum eingelagert, um sich gegen Frassfeinde zu schützen (wir hatte früher Beiträge zum Thema "Hartes Gras", die sich damit beschäftigten, ich glaube jedoch, das war im Chinboard und dessen Vorgänger dem ChinchillaInternational).

Auch interessant ist die Idee, dass die Forscher versuchen mit Zitronensäure die Aufnahme des Germaniums zu verbessern, und dass sie diese Zitronensäure durch den Anbau von Lupinen in den Boden bringen wollen. Die Pflanze wird in der Permakultur ja gerne genutzt um gestörte Böden wieder zu heilen und insbesondere auf dem Krameterhof wachsen viele davon (der ja schwer gestört wurde mit schweren Maschinen bei dessen Terrassierung und Bau der Teiche):

Zitat:

Ein solcher Stoff ist Zitronensäure: Sie löst die Verbindungen, die Germanium oder Seltene Erden enthalten, so dass diese Elemente leichter von den Wurzeln des Rohrglanzgrases aufgenommen werden können. Eine Pflanze, die Zitronensäure in den Boden abgibt, ist die Lupine.

Damit macht die Pflanze Phosphat im Boden verfügbar, das sie braucht, um Stickstoff aus der Luft zu binden - oder auch Germanium und Metalle der Seltenen Erden für Rohrglanzgras. "Wir hatten die Fähigkeit von Pflanzen, die Stoffe anzureichern, überschätzt und damit die Bedeutung dieser Zusatzstoffe und die Möglichkeit, Pflanzen zu nutzen, die diese Zusatzstoffe herstellen, erst später erkannt", sagt Heilmeier.


Mit diesen Infos müsste man eigentlich weitere Informationen zum Thema finden. Da dürfte es einiges Interessantes noch zu entdecken geben. Mein Highlight ist aber wirklich die Sache mit den Lupinen, zu wissen, was die überhaupt so tun.
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BeitragVerfasst am: 12.09.2017 10:30    Titel: Re: Phytomining (Video) Antworten mit Zitat

Zumindest zum Steinkraut und Nickel finden sich eine schier unübersichtliche Anzahl an wissenschaftlichen Studien ...

https://scholar.google.de/scholar?q=alyssum+murale+nickel&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart&sa=X&ved=0ahUKEwjuspiBnZ_WAhVB1RoKHR7WCLQQgQMIJTAA
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BeitragVerfasst am: 13.09.2017 06:27    Titel: Re: Phytomining (Video) Antworten mit Zitat

Ja, und wenn man dann noch Albania dazufügt, dann hat man die gesuchten Autoren und den Studienort, sonst hat man sehr viel US-Zeug noch dabei:

Barbaroux et al. (2011): A new method for obtaining nickel metal from the hyperaccumulator plant Alyssum murale. Separation and Purification Technology 83: 57-65. doi: 10.1016/j.seppur.2011.09.009
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1383586611005120

https://link.springer.com/article/10.1007/s11104-007-9245-1

Austr J Bot 63(2) 72-77 doi: 10.1071/BT14285
http://www.publish.csiro.au/BT/BT14285

"We undertook a field experiment with native Alyssum murale on two representative Vertisols at a distance of 20 km from each other (Pojskë and Domosdovë, Albania), to test the effect of planting density (transplanted seedlings) on a phytomining cropping system. Both areas were cleared in late summer 2012 and then ploughed and the soils were characterised."


Was mich jedoch etwas irritiert ist, dass ich auf Google Maps weder Pojskë noch Domosdovë finde... wobei ich mir denken könnte, dass diese entweder auch noch anders geschrieben werden (könnten) und eventuell unter anderem Name auf Google Maps sind oder diese Namen vielleicht dort gar nicht drin sind, weil es vielleicht Flurnamen sind und nicht Namen von Ortschaften.
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BeitragVerfasst am: 13.09.2017 11:22    Titel: Re: Phytomining (Video) Antworten mit Zitat

Es gibt ein Pojske in Bosnien in der Nähe von Zenica, da stehen wohl etliche Stecci rum, spezielle riesengroße Grabsteine aus dem Mittelalter. Aber das ist halt nicht Albanien, da liegt noch irgendwie Montenegro oder so zwischen, wenn mich meine miserablen Geografiekenntnisse nicht täuschen.
Das wirds dann wohl nicht sein, denk ich ...
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BeitragVerfasst am: 14.09.2017 19:22    Titel: Re: Phytomining (Video) Antworten mit Zitat

Hmm.. ich musste gerade nachschauen, was du mit Stecci meinst:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ste%C4%87ak
http://whc.unesco.org/en/list/1504

Ja das Pojske in Bosnien habe ich auch gefunden, aber das liegt halt eben nicht in "Eastern Albania" und somit nicht das in der Studie beschriebene...

Und ja, zwischen Bosnien und Albanien liegt liegt Montenegro, bzw. im Landesinnern der Kosovo und Serbien, wobei das dann nicht mehr der direkte Weg ist, denn Albanien und Montenegro liegen an der Küste, Bosnien würde es auch, wenn ihnen nicht die Kroaten einen dünnen Streifen Küste geklaut hätten... die liegen also alle drei fast in einer Linie.
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