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Zwiebelgewächse (Anämie)

 
   Degupedia-Forum » Tierernährung und Pflanzen » Zwiebelgewächse (Anämie) Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 27.09.2008 13:41    Titel: Zwiebelgewächse (Anämie) Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

sicher wohl bekannt ist, dass Zwiebelgewächse als giftig gelten für Tiere. Nun was ist tatsächlich dran, zumal nicht alle Tiere gleich empfindlich sind beim Umgang mit probematischen Futterpflanzen? Ich bin jetzt doch auf eine interessante Arbeit gestossen, wenn auch sie schon etwas älter ist. Sie trägt den vielversprechenden Titel:

"Zwiebelanämie bei verschiedenen Haustierarten"

Um kurz eine Inhaltsangabe zu machen, in der Einleitung wird über Untersuchungen zur Wirkung der rohen Zwiebel gesprochen, welche in kleineren Mengen durchaus auch positive Wirkungen zu haben scheint (z.B. Blutzuckerspiegel senkende Wirkung bei diabetischen Hunden), aber z.B. die Verdauung verlangsamt oder den Säuregehalt des Magensaftes steigert. Ferner werden harntreibende Wirkung, verstärkte Herztätigkeit, arterielle Gefässerweiterung, bakterizide Wirkung auf Bakterienflora der Mundhöhle und weitere antibiotische Wirkungen gegen verschiedene Bakterien und Protozoen, welche die Frage nach der Applikation für Wundheilung aufwarf. Allerdings scheinen Zwiebeln auch auf das Blutbild von Säugern zu wirken und in grossen Mengen eine schwere Form von hämolytischer Anämie verursachen, worauf die Autorin im weiteren Artikel näher eingeht. Diese Entedeckung geht aber gemäss der Autorin offenbar auf Sebrell (1930) zurück, der dies bei Hunden feststellen konnte.

Methoden:
Die Versuche wurden an der Versuchsstation für Tierzucht der Universität Mailand durchgeführt. Als Versuchstiere dienten 1 Ziege, 8 Kaninchen und ein Hund.

die Ziege bekam 54 Tage täglich 600 g gekochte Zwiebeln in Brühe, 600 g Kleie und Heu ad lib.
Bei den Kaninchen gab es verschiedene Diäten u.a. 400 g gekochte Zwiebeln (Brühe) über 10/22/44 Tage, 500 g rohe Zwiebeln über 33 Tage, 400 g gekochte Zwiebeln (Brühe) mit 400 g Körnermischung und Kräuter ad lib als Zusatz für 48 und 65 Tage, 250 g gekochte Zwiebelbrühe (Zwiebel 1h in Wasser gekocht) plus 400 g Körnermischung und Kräuter nach Belieben für 26 Tage.
Der Hund bekam 10 Tage täglich 400 g gekochte Zwiebeln (Brühe).

Abgesehen von den Kaninchen mit den 250 g Zwiebeln täglich zeigten alle Gruppen im Verlauf der Behandlung starker Rückgang im Körpergewicht, blasse Schleimhäute, rauhes Fell und bei einigen Kaninchen starke Anorexie. Bei den ausgenommenen Kaninchen waren die Erscheinungen weniger heftig.
Über das Überleben der Tiere lässt sich nicht so viel aussagen, zumal einige tiere zwecks pathologischer Untersuchung nach Ende des Versuchs getötet wurden (Ziege und einige Kaninchen), der Hund überlebte, die Kaninchen starben während oder nach der Behandlung, welche nicht ohnehin zur Obduktion getötet wurden.

Danach folgen genauere Angaben und Daten zur Durchführung, Resultate und beobachtete Ergebnisse. Da das ziemlich umfangreich ist, beschränke ich mich hier auf die Zusammenfassung (siehe unten).

Quellen:
Sebrell, H.W. (1930): An anemia in dogs produced by feeding onions. Public Health Reports (1896-1970) 45: 1175-1177.

Zitat:

Zusammenfassung
Eine Ziege, ein Hund und 8 Kaninchen wurden mit verschiedenen Mengen von Zwiebeln gefüttert, die roh oder gekocht oder in einer Suppe, allein oder mit anderem normalem Futter, verabreicht wurden.
Es wurde festgestellt, dass eine solche, länger oder in grösseren Gaben durchgeführte Ernährung eine schwere Form der Anaemie hervorruft, die durch die folgenden Erscheinungen charakterisiert ist:
1. Gewichtsabnahme mit schweren organischen Störungen, fast immer zum Tode führend, selbst noch nach 2 Monaten nach Absetzen der Behandlung.
2. Deutliche Verminderung des Haemoglobingehaltes im Blut und der Zahl der Erythrozyten.
3. Anfängliche Zunahme, dann aber nach mehrfachen Schwankungen rascher Abfall der Leukozytenzahl des Blutes.
4. Starke Veränderungen der Leukozytenformel.
5. Charakteristische morphologische Veränderungen der Blutzellen, besonders der Leukozyten.
6. Stärkste histologische Veränderungen des Knochenmarkes.
Besonders hervorzuheben ist, dass diese Form der Anaemie, wenn sie auch hinsichtlich der Zahlenverhältnisse reversibel erscheint, dennoch aber irreversibel ist, wie die schweren morphologischen Veränderungen der Blutzellen und des Knochenmarkes beweisen, die noch nach über 2 Monaten nach Aufhören der Zwiebelbehandlung angetroffen werden.

Quelle: Baldissera-Nordio, C. (1952): Zwiebelanaemie bei verschiedenen Haustierarten. Archiv für Tierernährung 2: 309-321.


Fazit
Nun, die Auswirkungen einer Zwiebellastigen Ernährung sind ganz offensichtlich extrem. Allerdings fallen hier gleich einige Dinge auf:
1. es wurden vorwiegend gekochte Zwiebeln verfüttert, entweder als Brühe mit Wasser oder Fleischextrakt (Suppe). Dies entspricht keineswegs einer naturnahen Fütterung. Die Daten zu den rohen Zwiebeln sind daher spärlich und ein Bezug von den gekochten auf die rohen kann in Frage gestellt werden, wenn auch wahrscheinlich ist, dass die Wirkung ähnlich ist, was die Resultate nahelegen.
2. Hatten die Tiere nicht die freie Wahl, die Mengen sind absolut überrissen und würden freiwillig wohl nie gefressen werden. Solch starke Nebenwirkungen wie beschrieben sind daher die logische Konsequenz.
3. Sagt so eine Untersuchung freilch nichts aus über die Fütterung in kleiner Mengen auf freiwilliger Basis, zumal schon in der Einleitung der Arbeit auf positive Wirkungen hingewiesen wird, die offenbar nur bei kleinen Mengen zu beobachten sind. Der Unterschied zwischen kleinen und grossen Mengen hebt die Arbeit folglich nicht hervor.

Daraus resultiert eigentlich, was wir schon wissen, die Menge macht bekanntlich das Gift. An der Warnung vor Zwiebelgewächsen ist in der Tat was Wahres dran, allerdings muss die Giftwirkung relativiert werden.
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BeitragVerfasst am: 27.09.2008 15:47    Titel: Re: Zwiebelgewächse (Anämie) Antworten mit Zitat

Wenn ich meinen Kaninchen nen halbes Kilo frische Luzerne pro Kanickel täglich in sie hineinzwinge, sehen die armen Langohren nach zwei Wochen ganz genauso aus ... und Luzerne gilt als die Königin der Futterpflanzen!
Gerade von der Küchenzwiebel wird von Kaninchen meist nur im Bedarfsfall, also äußerst selten, das Grüne gefressen - und auch nur, wenn Pflanzen mit ähnlicher Wirkung nicht erreichbar sind. Das ist dann irgendwo im Grammbereich, was die futtern, niemals im Pfundbereich!

Nunja, wie sinnvoll sind solche Versuche?
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BeitragVerfasst am: 28.09.2008 22:54    Titel: Re: Zwiebelgewächse (Anämie) Antworten mit Zitat

Zitat:

Nunja, wie sinnvoll sind solche Versuche?

Ist das eine Frage? Wink

Sagen wirs so, der Versuchsaufbau entspricht keineswegs dem, was wir für hilfreich empfinden könnten, denn er zielt an unseren Ideen vorbei. Handkehrum können wir dennoch was daraus ableiten.
Es geht um problematische Futterpflanzen und damit hast du recht, es hätte auch Luzerne sein können (was mir sogar noch lieber gewesen wäre Twisted Evil). Angenommen wir hätten das selbe mit Löwenzahn oder einer anderen unproblematischen Futterpflanze getan hätten wir vielleicht wenns hoch kommt Mangelerscheinungen gehabt, aber sicher nicht so extreme Symptome. So gesehen ist der Versuch doch nicht so nichts aussagend. Aber eben, wer sich ein bisschen mit der Sache auseinandersetzt, der wird wohl auch selber feststellen, dass Zwiebeln nicht in grossen Mengen verfüttert werden sollten. Und in einem sinnvollen Rahmen siehts mit problematischen Futterpflanzen ohnehin schon wieder ganz anders aus, denn deren Problematik steht und fällt mit einer vorsichtigen Fütterung und einem sinnvollen Umgang damit. Und können die Tiere dann noch selektieren, dann haben sie auch die Möglichkeit es zu meiden, wenn sie es nicht nötig haben.
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BeitragVerfasst am: 29.09.2008 08:06    Titel: Re: Zwiebelgewächse (Anämie) Antworten mit Zitat

Gut, dann pack ich doch einfach alles, was ich so finde, auf riesige Haufen vor meine Viecher und beobachte, was sie wirklich freiwillig fressen - und bekomme so schon das Ergebnis, daß bestimmte Pflanzen einfach nicht gefressen werden und wenn, dann nur in sehr geringen Mengen.
Da wird ja dann wohl irgendein Haken an der Verfütterung dieser Pflanze sein, oder nicht?

Das Einzige, was ich wirklich über solche Versuche herausfinde, sind Symptome bei Zuviel fressen dieser Pflanzen ... nun, bei Pflanzen, die zuverlässig selbst von Tieren, die keine naturnahe Ernährung gewöhnt sind, gemieden werden, finde ich es reichlich überzogen ...
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BeitragVerfasst am: 30.09.2008 23:20    Titel: Re: Zwiebelgewächse (Anämie) Antworten mit Zitat

Nun, nur Symptome, das ist doch gerade das Wichtige um eine Pflanzen beurteilen zu können, was ist im Worst-Case-Fall zu erwarten? Ich möchte das nicht ausprobieren, aber wenn es andere getan haben, dann hilft das uns doch, das besser einzuschätzen.

Über Sinn und Unsinn von solchen Versuchen möchte ich aber gar nicht erst diskutieren. Die Versuche wurden gemacht, vor längerer Zeit, es werden nach wie vor teils Versuche gemacht, da muss man sich über dessen Nutzen fragen, man erinnere sich an Masterfoods, Procter & Gamble (Iams), ... und Co. und ihre fragwürdigen Tierversuche.
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