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wilde Möhre, Schierling, Kerbel, Hundspetersilie?
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Wildkaninchen
Freak


Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 371

BeitragVerfasst am: 22.05.2010 21:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zufällig habe ich jetzt noch etwas zur Eibe gefunden.

Zitat:
„Die ausgedehnten Fraßschäden an den Eibenbeständen in Bolotana in Sardinien können nur durch Wiederkäuer verursacht sein. Rindern und Ziegen nämlich schadet Taxin nicht besonders, zumal dann, wenn sie daran gewöhnt sind. Im Pleßwald werden Eiben vergangenes Jahrhundert sogar als Winterfutter geschneidelt, eine Methode, die in Pakistan noch heute üblich ist. Für Rehe, Hasen und Wildschweine sind Eibennadeln gar eine Delikatesse.“
Quelle: Lauder, Doris: Mythos Baum. Blv-Verlag, 2003 S. 97

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"Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf."
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 22.05.2010 22:15    Titel: Re: wilde Möhre, Schierling, Kerbel, Hundspetersilie? Antworten mit Zitat

Jetzt bin ich platt ...

Die allseits giftige Eibe soll Rindern nicht schaden?
Und wurde sogar als Winterfutter geschneitelt?
Wenn das stimmt, wackelt bei mir meine Weltansicht schon wieder komplett ... langsam geht mir das mit den ungiftigen tödlich giftigen Pflanzen langsam doch zu schnell ... oO
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Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 01:04    Titel: Re: wilde Möhre, Schierling, Kerbel, Hundspetersilie? Antworten mit Zitat

Zitat:

Es ist schon erstaunlich, wie ohne beobachtbare Grundlage solcherart Gerüchte in sonst vertrauenswürdige Heilpflanzenbücher, Giftpflanzendatenbanken und Giftpflanzenkompendien geraten ...

Vorsicht... Giftpflanzen sind Naturprodukte... das beste Beispiel sind doch Engelstrompete und Fliegenpilz. Die Wirkung dieser Pflanzen ist ganz unterschiedlich, die Fliegenpilze sind manchmal selbst in grösseren Mengen harmlos, andererseits wiederum können sie hohe Giftmengen enthalten und sind tatsächlich gefährlich. Ebenso Engelstrompete, als Naturdroge gehypt, zeigte sie doch ihre Probleme, da ihre Wirkung schwer sich dosieren lässt, zu wenig und es passiert nichts, zuviel und es wars dann. Und das variiert je nach Pflanze, Einflüsse... etc.
Gerade bei Giftpflanzen finde ich es wichtig, dass nicht vorschnell verharmlost und relativiert wird.

Quellen, welche Aussagen machen über Giftpflanzen auf dem Speiseplan von gewissen Tieren sind immer wieder spannend und gut, wenn die hier auch etwas zusammenkommen, aber ich denke, wir alle tun gut daran, vorsichtig zu bleiben, vor allem auch in Bezug auf weniger erfahrene Halter und Tiere. Giftpflanzen sind und bleiben für mich daher ein heikles Thema.
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atropa belladonna
Freak


Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 09:08    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke auch, dass die "Gerüchte" um die tödlich giftigen Pflanzen ja letztenendes doch irgendwo her kommen. Will sagen, sie werden irgendwo schon ihren berechtigten Ursprung haben. Zudem - es wurde schon erwähnt - alle Inhaltsstoffe einer Pflanze je nach Standort, Art usw. stark variieren können.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 09:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ich persönlich habe nichts gegen Vorsicht – im Gegenteil: auch ich rate oft dazu, wenn man sich unsicher ist, etwas wegzulassen. Es gibt genügend andere Pflanzen, die man sammeln könnte. Ich denke, keiner wird losgehen und Fliegenpilze sammeln, nur weil jemand schreibt, dass sie unter bestimmten Umständen weniger giftig sein könnten. Wenn Murx schreibt, dass ihre Kaninchen öfters Hundspetersilie fressen, macht das aber schon nachdenklich. Wenn man sich dann etwas näher informiert, stellt man fest, dass diese Pflanze offenbar zu Unrecht als hochgiftig dargestellt wird. Erstens sind nämlich sehr große Mengen nötig, um ein Tier damit ins Jenseits zu schicken und zweitens scheint es wohl so, dass es in der Vergangenheit Verwechslungen mit dem Gefleckten Schierling gab, die der Hundspetersilie zugeschrieben wurden. Ich selbst zähle zu den „Verwechslern“, denn was ich als Hundspetersilie beschrieben habe, ist tatsächlich der Gefleckte Schierling. Es sind also eigentlich noch viel mehr Informationen nötig, um diese „Überlieferungen“ auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Wenn man ein Kaninchen von 2kg mit Eibe tödlich vergiften wollte, müsste man es 40g Nadel fressen lassen – also ein viertel der gesamten Nahrungsmenge, die es am Tag frisst. Das zeigt eigentlich nur, wie man Vorsicht übertreiben kann, denn wer seinem Tier diese Menge verabreicht, handelt entweder vorsätzlich oder sollte sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen.

Das gute an den Informationen hier im Forum ist, dass man sie nachprüfen kann und nicht wie in anderen Foren vorangeschickt wird: „Man sagt…“. oder „Ich habe gehört…“

In deutschen Kaninchenforen ist der Ginster giftig. In der Bretagne besteht die Nahrung von Kaninchen im Winter bis zu 50% aus dieser Pflanze (Rogers et al. 1994). Handle ich leichtsinnig, wenn ich diese Information hier ’rein schreibe?

Rinde, Blätter und Beeren des Gewöhnlichen Ligusters gelten als giftig, in Ungarn fressen Kaninchen aber das Zeug (Katona et al. 2004). Mit dieser Information sage ich nicht, dass man jetzt losgehen soll und Wagenladungen Liguster für seine Kaninchen sammeln soll. Es ist aber sicher sehr hilfreich, wenn man vielleicht solche Äste geschnitten hat und im „Eideidei-Forum“ liest, dass man besser den Notdienst rufen sollte, aber hier erfährt, dass es offensichtlich nicht ganz so schlimm ist.

Kartoffelschalen sollen hochgiftig sein, vor allem, wenn grüne Stellen dran sind. Ist das so? 500g rohe Schalen gelten als tödlich. Ein halbes Kilo!!!! Versuche mal, diese Mengen an rohen Kartoffelschalen in ein Kaninchen hinein zu bekommen, das 2 kg wiegt!

Ich finde es gut, dass man hier solche Informationen lesen kann, ohne das fünf Schreihälse Zeter und Mordio veranstalten… Genau das unterscheidet ja Degupedia von der Masse.

Wink

Quellen:
Katona, K.; Bíró, Z.; Hahn, I.; Kertész, M.; Altbäcker, V. (2004): Competition between European hare and European rabbit in a lowland area, Hungary: a long-term ecological study in the period of rabbit extinction. Folia Zool. 53(3): 255 268.

Rogers, P. M.; Arthur, C. P.; Soriguer, R. C. (1994): The rabbit in continental Europe. In: Thompson, H. V.; King, C. M. (Eds.): The European Rabbit. The history and biology of a successful colonizer. Oxford, New York, Toronto: Oxford University Press. ISBN 0-19-857611-0.
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atropa belladonna
Freak


Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 10:02    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas hat Folgendes geschrieben:

Rinde, Blätter und Beeren des Gewöhnlichen Ligusters gelten als giftig, in Ungarn fressen Kaninchen aber das Zeug (Katona et al. 2004). Mit dieser Information sage ich nicht, dass man jetzt losgehen soll und Wagenladungen Liguster für seine Kaninchen sammeln soll. Es ist aber sicher sehr hilfreich, wenn man vielleicht solche Äste geschnitten hat und im „Eideidei-Forum“ liest, dass man besser den Notdienst rufen sollte , aber hier erfährt, dass es offensichtlich nicht ganz so schlimm ist.


Aber Kaninchen (oder andere Tiere) in einem Eideidei-Forum Deiner Wahl werden vermutlich nicht ernährt wie unsere Tiere hier. Deshalb behaupte ich mal kühn, dass es schon nen Unterschied macht, wenn ein Bunny-Eideidei-Karnickel mit etwas Liguster/Ginster/Eibe& Co konfrontiert wird oder eben Deine Hoppels. Weisch wie ich mein?
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 10:16    Titel: Re: wilde Möhre, Schierling, Kerbel, Hundspetersilie? Antworten mit Zitat

Gut ... aber dann sollten wir auch vehement vor dem berühmt berüchtigten Löwenzahn warnen!
Gab nachweislich etliche TroFu-Kaninchen, die ihr erstes Löwenzahnblättchen in ihrem sechsjährigen Leben eben nicht mehr überlebt hatten - also, Löwenzahn ist tödlich giftig, weil, Löwenzahn macht tödliche Koliken!

Ich denke, es ist viel wichtiger, den Leuten klarzumachen, es gibt gesunde Tiere, die vertragen genau wie Menschen wirklich alles, es gibt kranke Tiere, da hat man bitteschön eine auf die Krankheit abgestimmte Diät zu verfüttern und das wegzulassen, was die Krankheit verschlimmert, und es gibt krankgefütterte Tiere, welche eben mit viel Fingerspitzengefühl wieder gesundgefüttert werden müssen - und es in einigen Fällen nicht mehr schaffen, 100% gesund zu werden, sondern eben nur 90% ... und dementsprechend eine angepaßte Diät bis ans Lebensende einhalten müssen.

Wenn wir dagegen anfangen wollten, vor allem und jedem zu warnen, was irgendein krankgefüttertes Tier umhauen könnte, sind wir sehr schnell dabei, wirklich ausnahmslos jedes Lebensmittel aus dem Speiseplan zu streichen, weil eben je nach Schädigung mal Ölsaaten besser sind und mal Mehlsaaten, oder aber tatsächlich Geflocktes gefüttert werden sollte oder im anderen Fall dann wieder nicht, Frisches darf halt je nach Schädigung nur in bestimmter Art und Weise angefüttert werden und und und ... spätestens, wenn wir dann auch noch einmal entstandene Lebensmittelunverträglichkeiten mit berücksichtigen, sind wir beim früchtebetonten Allesfresser Mensch sehr schnell dabei, die natürliche Hauptspeise gleich auch noch vollständig zu streichen ... und genau das ist mit den Kaninchen passiert, die Hauptnahrung Kräuter wurden weitestgehend aus der Diät eliminiert, dafür ein nutzloses und sogar gefährliches Futtermittel zum Hauptgericht hochstilisiert!
Und das nur, weil Löwenzahn tödliche Blähungen nach sechs Jahren durchgängiger TroFu-Kost auszulösen vermag!
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 11:40    Titel: Antworten mit Zitat

@ atropa belladonna

Weißt Du, wie giftig Heu sein kann und was das für Viren, Parasiten & Bakterien enthalten kann? Smile

Davor warnt komischerweise kein Mensch. Ich bin fest davon überzeugt, dass bei sehr vielen Kaninchen ein "Unwohlsein" konstatiert wird, weil das Heu Substanzen enthält, die man besser nicht geben sollte. Das interessiert keinen Menschen - bedenken- und bedingungslos sollen Kaninchen das zu 80% und ad libitum in sich 'rein fressen. Im Gegenteil: wenn man davor warnt, ist man der Buhmann. Es ist schicker und scheint fürsorglicher, vor frischem Grün zu warnen.

Wenn wir fremde Kaninchen bekommen, interessiert uns nicht mehr, ob das Tier vorher Pellets bekommen hat. Es wird auf die Wiese gesetzt und bekommt das gleiche wie alle anderen - ohne ausschleichen, an- und umgewöhnen oder Speisekarte bzw. Futterplan. Die sitzen genauso im Hahnefuß, rennen am Buchsbaum und an Eibe vorbei und freuen sich des Lebens. Ohne Durchfälle, Umfaller oder verdrehten Augen.

Anderen empfehlen werde ich das nicht, obwohl ich weiß, dass es funktioniert. Aber ich werde es beschreiben. Wenn ich daran denke, was ich früher alles auf der Wiese hab stehenlassen, weil ich tausend Bedenken im Kopf hatte! Die besten Futterpflanzen... Smile
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Leutz, ich teile ja Eure Meinung. Ihr müßt mich nicht überzeugen Very Happy

Ich wollte nur nochmal darauf hinweisen, dass die Probleme konventioneller Tierhalter real existent, wenngleich auch größtenteils hausgemacht sind.

MP hat das Beispiel mit dem Löwenzahn aufgeführt. Ich setze die "tödlich giftige" Buche dazu. Freilich gehts nicht um Warnung, sondern Aufklärung.

Trotzdem bleibt die Verharmlosung echter Giftpflanzen heikel. Ich denke, da sollte klar unterschieden werden zwischen "normaler" Futterpflanzen (also normal für Tiere die nicht industriell ernährt werden) und echten Giftpflanzen (Eibe, Digitalis, hm, ja auch Robinie und Eisenhut).
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 13:43    Titel: Re: wilde Möhre, Schierling, Kerbel, Hundspetersilie? Antworten mit Zitat

Und damit fängts schon los - was ist wirklich eine Giftpflanze, was sind normale Futterpflanzen?
Gerade für Kaninchen ist die Robinie eine normale Futterpflanze ...
Es ist sogar so, daß Kaninchen, die stark im Darm geschädigt sind, die ach so giftige Robinie besser vertragen wie den berühmten Löwenzahn. Das Gleiche stelle ich zunehmend mit allen Zwiebelgewächsen fest - ja, ich will sogar soweit gehen zu behaupten, daß selbst Hyazinthenzwiebeln für viele unserer Kräuterfresser in der Umstellung gesünder und heilsamer sind, wie Gemüse ...

Es sollte keine Verharmlosung der Gefahren von Fütterungsarten oder so geben - klar, aber die Warnung vor heiklen Giftpflanzen können wir haken, es geht hier darum, im Dschungel der bewußt Panik verbreitenden Veröffentlichungen die tatsächlichen Fütterungsfehler und tatsächlichen Wirkungen der Futtermittel zu ergründen und das irgendwie zu vermitteln. Tatsächlich gibts nämlich jede Menge echte Stolpersteine, gerade bei Tieren in der Umstellung oder Tieren, die weiterhin mit Industriefutter gefüttert werden sollen.
Insofern ist beispielsweise die Abstufung bei den Kohlsorten nach Blähfaktor oder Abstufung der Schachtelhalmarten nach Thiaminasegehalt weitaus hilfreicher, weil einschätzbarer für Halter, wie die Warnung vor dem ach so giftigen Sumpfschachtelhalm.

Viele Pflanzen sind erst in den letzten 30 Jahren giftig geworden - ehemals harmlose Heil-, Würz- und Nahrungspflanzen sind in die Giftlisten geraten, weil sie zufälligerweise Stoffe enthalten, welche isoliert und in großen Mengen zu horrenden Nebenwirkungen wie Tumore, Blutbildänderungen etc führen. Weder Wiesenbärenklau noch Huflattich oder Galgant sind so giftig für den Menschen, daß es rechtfertigen würde, sie für den Menschen als gefährlicher wie Weizen und Milch darzustellen - Weizen und Milch machen immerhin ein Drittel der Menschheit chronisch krank, diese Pflanzen jedoch nicht, auch wenn sie genauso viel verzehrt werden, wie Weizen und Milch ... trotzdem findest du sie inzwischen in fast jedem Giftpflanzenbuch und fast jeder Giftdatenbank solche Pflanzen zuhauf, während Milch und Weizen sogar noch empfohlen werden als Nahrungsmittel! Noch vor 50 - 60 Jahren dagegen galten solcherart Pflanzen, wie der Wiesenbärenklau, Scharbockskraut oder Beinwell als schmackhaftes Gemüse, welches sogar einer geschwächten und kränkelnden Nachkriegsgesellschaft empfohlen wurde. Der Wiesenbärenklau hat es in den letzten Jahrzehnten dabei sogar auf die offizielle Liste der besonders giftigen Pflanzenarten für den Menschen geschafft!

So ... welche Grundlage jedoch hat sowas nun?
Was rechtfertigt es, ein ehemals schmackhaftes Gemüse nun als stark giftig einzustufen, wie im Falle Wiesenbärenklau?
Wo sollen wir die Grenze zu den "echten" Giftpflanzen ziehen?
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atropa belladonna
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

Ähm, nochmal... Du mußt MICH nicht überzeugen Wink Ich kenne die Problematik. Und leider ist es so, wie mit allen anderen Dingen übrigens auch, dass es nicht einfacher wird, je näher man hinschaut. Trotzdem gibt es meiner Meinung nach einige Pflanzen, die auch industriefuttergeschädigte Tiere erstmal "vertragen", sprich: wovon sie nicht tot umfallen.

Ich denke, auch Du weißt im Grunde genommen, dass es da schon gewisse Unterschiede gibt - und Du weißt auch, worauf ich letztlich hinaus will. Wink
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 17:00    Titel: Antworten mit Zitat

atropa belladonna hat Folgendes geschrieben:
Trotzdem bleibt die Verharmlosung echter Giftpflanzen heikel.


Wenn ich 5 Pflanzen, die allgemein als „giftig“ bezeichnet werden, hintereinander aufliste und dazu feststelle, das es wohl nicht weit her mit deren Giftigkeit für eine bestimmte Art sein kann, weil es Beispiele aus eigener Kenntnis und der Literatur gibt, die deutliche Zweifel daran lassen, ist das ja erst einmal nichts weiter als eine Feststellung. Ich erkläre zum Beispiel völlig Durchgeknallten, die losgehen und frisches Grün für ihre Karnickel holen wollen auch, das bei Unsicherheit über die Zuordnung von Doldenblütlern diese lieber stehen gelassen werden sollen. Es gibt genügend Anderes, was man sammeln kann. Am Anfang reicht auch Gras, Löwenzahn und Klee, weil das so ziemlich jedes Kind kennt. Aller Anfang ist schwer, die Lust kommt mit der Last (oder so ähnlich) und irgendwann ist jeder ein kleiner Botaniker. Der Vorteil ist, dass ich mein selbst Gesammeltes voll unter Kontrolle habe. Da schmuggelt keiner was rein. Ist es also verharmlosend, wenn ich sage: also wenn Du aus Versehen oder auch in Kenntnis in Deinem Kilo Pflanzen eine Rainfarn-, eine Hundspetersilie-, eine Schöllkraut- und eine Bärenklaupflanze sowie einen Ginsterzweig mit ’drin hast, ist das überhaupt kein Problem? Bin ich dann ein Verharmloser?

Demgegenüber gibt es liebgewordene Subjekte, die trommeln „Heu, Heu und nochmals Heu“ so laut es geht. Heu ist ein Naturprodukt, das abseits jeder Kenntnis des zukünftigen Käufers aufwächst, geerntet und getrocknet wird. Da kann sich alles ’drin tummeln: Hundepipi, Myxo, Zecken, Schimmel, Schwermetalle, Fuchsschei… und letztlich auch Giftpflanzen. Es gehört schon eine Menge Wissen und Phantasie dazu, diese im Heu erkennen zu wollen und zu können. Mit den Sinnen des Menschen ist es nicht weit her im Vergleich zu Kaninchen. Nun gibt es aber sogar solche Haudegen, die „empfehlen“ gar, wenn das Kaninchen das Heu nicht frisst, soll man es ruhig davor sitzen lassen und abwarten. Man wisse zwar, dass es schwer ist, den „bettelnden Blicken“ zu widerstehen, aber das Tier muss schließlich Heu fressen – koste es, was es wolle. Also Aussitzen! Wenn man darauf hinweist, das das absoluter Mist ist, wird auf Teufel komm raus rumgeeiert: man wisse, das nichts Schlechtes im Heu wäre, das Heu kommt vom Bauern (das ist der Bauer mit dem Gütesiegel „Auf meinen Wiesen wachsen keine Giftpflanzen“ und so weiter und so fort) Mal von Dummheit abgesehen – als was könnte man das noch bezeichnen? Als Verharmlosung? Negation? Fahrlässige Verschleierung?

Mir ist klar, dass ich Dir bestimmte Dinge nicht erklären oder Dich von irgendetwas überzeugen muss. Mir geht es nur darum deutlich zu machen, dass im Gegensatz der bisherigen Verteufelung von bestimmten Pflanzen viele von denen (für Kaninchen) gar nicht so schlimm sind. Das ist nicht Verharmlosung, sondern sachliche Darstellung – sogar mit Quellen Wink Und damit das nicht falsch verstanden wird, schreibe ich lieber ein paar Worte mehr, als zu wenig Wink

Aus diesem Grund habe ich auch ein Problem mit der Einteilung von Pflanzen in "giftig" und "nicht giftig"...
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 17:35    Titel: Re: wilde Möhre, Schierling, Kerbel, Hundspetersilie? Antworten mit Zitat

Wenn wir allerdings schon soweit sind, dann liegts doch auf der Hand, daß wenn man keine Weide hat, die Diätpflanzen vorausgesucht werden müssen, die für die Schädigung die Richtigen sind - wenn ich schon ein Tier habe, was wegen Urolithiasis und Zahnproblemen beim Tierarzt hockt, dann sind Schachtelhalme genau das Richtige - wenn allerdings ein Vitamin B1-Mangel da ist, ist Schachtelhalm sogar tödlich.
Wenn ich ein leberkrankes Tier hab, sind Löwenzahn, Mariendistel und Gänsedisteln fantastisch - bei bestimmten Darmschäden bring ich mit Löwenzahn meine Tiere um.
Bei Blähungen ist Fenchel Gold wert, bei einer angeborenen Empfindlichkeit auf Myristicin in Verbindung mit einer angefütterten Empfindlichkeit auf Campher-Derivate ist Fenchel tödlich ...

Es gibt einfach keine einzige Pflanze, die wirklich immer verträglich ist ... und hier gehörts einfach dazu, den Leuten klarzumachen, wenn sie schon ihr Lebtag lang ihre Tiere mit Fertigfutter gefüttert haben, und sie wollen umstellen auf eine gesündere Kost, müssen sie da vorsichtig, langsam, mit viel Fingerspitzengefühl und Beobachtung an die Sache herangehen - es gibt da einfach keinen Weg, wie man mit Schema F die Tiere wieder gesundfüttern kann, gibt höchstens einige Pflanzen, mit denen das besonders häufig gelang ... klar, die kann man dann empfehlen, aber letztendlich bleibts dabei, die Leutz müssen innerhalb kürzester Zeit lernen, zu beobachten und aufgrund dieser Beobachtung die richtigen Pflanzen für ihre Tiere zu finden ... und hier sinds verrückterweise manchmal die Pflanzen, welche fast immer die Falschen sind, welche den erhofften Erfolg bringen ... die Einteilung in Giftpflanzen und Futterpflanzen ist da eher hinderlich.

So - und nun haben wir ein zusätzliches Problem ...
Normalerweise kann man erkennen, wenn Pflanze A vertragen wird, wird auch Pflanzen B und C vertragen, wenn Pflanze D nicht vertragen wird, darf keinesfalls Pflanze E verfüttert werden - und dieses Wissen ist in den letzten Jahrhunderten entweder noch nie dagewesen, weil man sich eben auf seine Tiere verlassen hat, oder aber es ist in den letzten 100 - 200 Jahren verlorengegangen ... das wäre allerdings wichtig, auch zu vermitteln. Ich frag mich nur, wie das gehen soll, wenn niemand diese Zusammenhänge kennt?
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Anmeldungsdatum: 02.12.2008
Beiträge: 1252

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hatte schon heute vormittag geschrieben: ich bin mir sicher, dass im Grunde genommen verstanden wurde, worauf ich hinaus will. Ich finds schade, dass trotzdem weiter drauf gepocht wird, dass nix sicher ist. Das weiß wie gesagt selbst. Ich versuche mich nur mal wieder in die Köpfe von Industrietrofufütterer zu versetzen (vielleicht ist das der eigentliche Fehler, ich weiß es nicht. Irgendwie ist mir so, als ob wir schon mal so ne Diskussion hatten, wo es im allgemeinen schwer fiel, sich in die Gedankenwelt konventioneller Fütterer einzudenken. Obwohl wir das ja vor unterschiedlich langer Zeit vermutlich alle mal waren. Mehr oder weniger.)


Selbst an jedwede Wild- und Futterpflanzen gewöhnte Tiere können Probleme bekommen, wenn sie sich verschätzen und an ein Kraut gelangen, dessen toxische Konzentration ungewöhnlich hoch liegt. Also was soll die Haarspalterei?

Nach dem, was Ihr schreibt, müßte jedes industriefuttergeschädigte Tier schon beim Erblicken einer Frischkost tot umfallen. Es gibt definitiv auch für Trofugeschädigte tendenziell gut und weniger gut verträgliche Futterpflanzen.

Ich habe so z.B. noch keinen Degu erlebt - egal wie "trofuverseucht" er war - der eine Tomate verschmähte bzw. die ihm nicht bekam. Löwenzahn, Gänseblümchen, das ist das, was die Leute am ehesten füttern (nämlich weil sies am besten erkennen). Auch Karotte und Apfel. Hasel- Birkenzweige usw. Habe von alldem noch nie gehört, dass es problematisch sei. Die meisten füttern es ja - in diesem Fall - Gott sei Dank in homoöpathischen Dosen, da ja in den Foren generell die rationierte Fütterung empfohlen wird. Die Gefahr, dass sie einen riesigen Berg Löwenzahn (weil human vorselektiert *hüstel*) auf einmal vertilgen, ist demnach gering. Und die daraus resultierenden (möglicherweise unschönen) Folgen auch.

Andersrum ausgedrückt:

Einem Trofufütterer, der auf Frischkost und naturnah umstellen will, werdet Ihr bestimmt nicht empfehlen, den Speiseplan gleich mit Digitalis, Schöllkraut und Schierling zu erweitern.

Was passieren würde, wenn solche Tiere plötzlich von jetzt auf gleich alles Futter der Welt ad lib vorgesetzt bekämen, steht freilich auf einen ganz anderen Blatt geschrieben.
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Andreas
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Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 23.05.2010 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

atropa belladonna hat Folgendes geschrieben:

Was passieren würde, wenn solche Tiere plötzlich von jetzt auf gleich alles Futter der Welt ad lib vorgesetzt bekämen, steht freilich auf einen ganz anderen Blatt geschrieben.


Andreas hat Folgendes geschrieben:

Wenn wir fremde Kaninchen bekommen, interessiert uns nicht mehr, ob das Tier vorher Pellets bekommen hat. Es wird auf die Wiese gesetzt und bekommt das gleiche wie alle anderen - ohne ausschleichen, an- und umgewöhnen oder Speisekarte bzw. Futterplan. Die sitzen genauso im Hahnefuß, rennen am Buchsbaum und an Eibe vorbei und freuen sich des Lebens. Ohne Durchfälle, Umfaller oder verdrehten Augen.


Digitalis und Schierling würde ich aber nicht empfehlen... Smile

Mir ging es um das "Verharmlosen". Dem ist nicht der Fall - das wollte ich eigentlich deutlich machen. Aus meiner Sicht sind andere viel schlimmer im Verharmlosen - mit den bekannten Folgen: Zahnfehler, Blasensteine, Durchfälle und und und... Lies Dich mal durch die Krankenakten in den Foren und vergleiche die Fütterung mit den Krankheitsbildern. Ein Resultat von Verharmlosung der Folgen einer Heu/Gemüse-Fütterung. Dagegen ist Schöllkraut Pillepalle.

freundliche Grüße,
Andreas
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