Bedeutung von Samen für Kaninchen

[davX]

Hallo zusammen,

Andreas hat mich zum Nachdenken gebracht mit seiner Futterstudie von Wildkaninchen. Demzufolge spielen Samen eine ziemlich untergeordnete Rolle, selbst die Saisonale Schwankung ist deutlich weniger extrem als bei Degus. Daher frage ich mich, wie schaut's in der Praxis aus mit dem Thema Samen? Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr dazu gemacht?
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Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE

Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter.

[Noraja]

Hallo,

meine Kaninchen fressen eigentlich eher wenig gezielt Samen. Ab und zu köpfen sie gezielt die Gräser mit den halbreifen Samen und damit hat es sich etwa. Andere Samen, wie z.B. Pippausamen oder Löwenzahnsamen, fressen sie zwar auch, aber die werden nicht so gezielt aus einem Haufen Wiese gesucht, sondern mehr nebenbei auch gefressen.

Solange die Wiese Samen enthält, füttere ich keine zu. Ausserhalb der Samensaison gibte alle paar Tage mal ein bischen was als Nahrungsergänzung, aber mehr spontan nach Gefühl und nicht so viel. Gestern waren es z.B. für 10 kg Kaninchen-Lebengewicht etwa 2 Teelöffel Salatkörnermischung ergänzt mit Leinsamen über das Gemüse. Heute und morgen gibt es vermutlich nichts, und dann z.B. mal ein bisschen Fenchelsamen mit Sonnenblumenkerne.
Meine Trockenkräutermischung hat auch ein bisschen was drin an Samen.

Mengenmässig liegt der zugefütterte Samenanteil um 0 - 2% des Futters . Ich hab auch nicht das Gefühl, dass die Kaninchen mehr brauchen, die Knopsen, die sie im Moment "kiloweise" fressen, halte ich für die besseren Nährstoffbomben. Der Zweigverbrauch ist jeden Winter aufs neue enorm.

Trotz sicher 40 grossen Haselnusssträuchern und etlichen anderen Bäumen habe ich jeden Winter wieder das Gefühl, dass es zweigmässig eng wird. Wenn es nach den Kaninchen ginge, könnte ich ihnen jeden Tag 15 kg frische Zweige bringen. Mach ich zwar nicht, aber 20 kg Baum pro Woche braucht es für die drei Kaninchen schon mindestens.

Liebe Grüsse
Lina

[Murx Pickwick]

Ich hab versuchshalber diesen Winter fast einen Monat lang Samen ad lib angeboten ... dabei hab ich auch ein wenig herumexperimentiert.

1. Wurden die Samen als Samenmischung angeboten, wurden die Sämereien ziemlich gleichmäßig gefressen. Nur ein Teil der Rübsen blieb immer übrig. Allerdings fehlte auch ein Teil der Rübsen.
2. Die gleichen Samen hab ich dann auf einer erhöhten Plattform getrennt voneinander angeboten - erstens wurde dieses Angebot der Samenmischung deutlich vorgezogen und zweitens wurden nun nur noch bestimmte Samen bevorzugt, wie Leinsaat, Sesam und Dari. Von den Rübsen und nicht eingeweichten Erbsen wurde nix gefuttert. Eingeweichte Erbsen wurden nur mit langen Zähnen gefressen.
Kaninchen können also aus einer Samenmischung gar nicht richtig selektieren - sie tun es zwar, aber sie haben damit offenbar echte Schwierigkeiten ...

Von der Menge her hatten insgesamt 15kg Kaninchen etwa so viele Samen pro Tag gefressen, wie ich im Winter an ca. 800g Degus oder nun an ca. 1 kg Chinchillas täglich verfütter (also ca. 15 - 20g)! Es ist also deutlich weniger Samen pro Kilo Lebendgewicht, was die Kaninchen fressen, wie bei Degu und Chinchilla ... interessanterweise fressen jedoch Kaninchen gekeimte Samen in sehr großer Menge, wie sie von Degu und Chinchilla selbst im Frühjahr nicht gefressen werden ...
Bei meinen Kaninchen und der momentanen Fütterung rechne ich mit ca. 1 - 5g Samen pro Tag und KgLG und bin bei ad lib ... um bei der Frischkost bei ad lib rauszukommen, rechne ich momentan 200g - 250g Frischfutter pro KgLG ... tatsächlich gefressen wird allerdings an einigen Tagen nur noch 100 - 200g Frischfutter/kgLG, wobei ich momentan kein Wiesenheu und keine getrockneten Kräuter im Angebot habe ... Rauhfutter ist bei mir hauptsächlich Efeu, aber auch diverse Nadelbäume, Brombeerranken und Zweige verschiedener Laubbäume mit möglichst vielen Knospen dran (wobei man die Knospen wohl eher als Kraftfutter rechnen müßte! Ich vermute, nur durch die Knospen wird bei mir nur so wenig Frischfutter gefuttert).
Rechnet man sich das mal aus, sind das also ca. 1 - 2% Sämereien, welche Kaninchen im Winter tatsächlich futtern ... trotz mangelhafter Ernährung, was die Vielseitigkeit angeht! Diesen Winter bekommen die Kaninchen als Hauptspeise Futterrüben, Futtermöhren, Küchenabfälle, unregelmäßig Futterkohl und zweimal die Woche Restgemüse aus dem Bioladen ... die Kaninchen sehen übrigens top aus! Und das trotz erheblicher Hygienemängel, weil ich lange Zeit nicht an den Stall zum Ausmisten kam, weil mir zuviele Bäume vor den Stall gekippt sind ...

3. Ich hab Eicheln neben den Sämereien angeboten ... das erstaunliche Ergebnis, es werden jeden Tag pro kgLG und Tag 1 - 2 Eicheln gefuttert! Dabei wird die Samenmenge nicht reduziert, sondern erstaunlicherweise die Fruchtmenge! Eicheln werden also zumindest von meinen Kaninchen nicht als Samen angesehen, sondern als Früchte!
Ich finde das deshalb so erstaunlich, weil Eicheln eigentlich aus ziemlich viel Stärke bestehen und einen Wassergehalt von deutlich unter 20% haben ... also eine wirklich ganz andere Zusammensetzung haben, wie Früchte mit einem Wassergehalt von deutlich über 70% und so gut wie keiner Stärke!

Ich wollte diesen Versuch auch bei den hiesigen Wildkaninchen ausprobieren, bin jedoch nicht dazu gekommen ...

Ganz anders sah das Ergebnis im vorletzten Jahr und letzten Jahr aus, als ich als Rauhfutter noch hauptsächlich auf Wiesenheu, Herbstlaub und Äste zurückgegriffen hatte und kaum Efeu verfüttert hatte. Die Kaninchen hatten bei dem ad lib Versuch pro KgLG und Tag zwischen 20 und 50g Sämereien verspachtelt, wobei ich allerdings da noch nicht zwischen Eicheln und Sämereien unterschieden hatte - das verfälscht das Ergebnis ungemein. Auffällig war, daß die Jungkaninchen deutlich mehr Sämereien gefressen hatten, wie die Alttiere.

Und noch ein Versuch als letztes, Keimlinge ...
4. Die Keimlinge sparten deutlich Frischfutter ein, nicht jedoch die Sämereien oder Eicheln. Es wurden pro KgLG ca. 30g - 70g Keimlinge verspachtelt, wobei es enorme Unterschiede gab, welcherart Keimlinge ich angeboten hatte. Zurück ging der Gesamtfrischfutteranteil um genau die Gramm, welche als Keimlinge gefressen wurden. Die mit Abstand beliebtesten Keimlinge sind und waren Kleesaaten einschließlich Luzerne und Mungobohnen, nur wenn diese Keimlinge im Angebot waren, wurden die 70g/d/kgLG erreicht, sonst nicht ... radikal verweigert wurden mir Luzernekeimlinge (sog. Alfalfa-Sprossen, die ausnahmsweise mal keine Mungobohnen waren ) aus dem Bioladen, nin mochte nur die selbstgekeimten Luzernekeimlinge aus Wildsammlung ... nin achtet also offenbar bei den Keimlingen extrem auf Qualität
Am unbeliebtesten waren auch hier wieder die Rübsen - allerdings zeigte es sich hier auch, daß die Rübsen nicht wirklich in Ordnung gewesen sein konnten, nur geschätzte 50% keimten ...

Ich hoffe, ich komme noch dazu, das Ganze geordneter auszuwerten ... die Gesamtfuttermenge und Gesamtfutterzusammensetzung scheint nämlich den Sämereienverbrauch beim Kaninchen extrem zu beeinflussen.

Ach ja ... mit der Baummenge kann ich nur bestätigen - es ist enorm, was Kaninchen im Winter an Baum futtern!
Wobei bei mir auch viel Efeublätter und Brombeerblätter gefuttert werden und dementsprechend wenig die Rinde geschält wird. Knospen ist mir allerdings momentan nicht möglich, ad lib zu füttern - die sind innerhalb von wenigen Stunden abgesammelt! So viel Zeit zum Schneiden und Schleppen hab ich gar nicht, um diesen Appetit zu befriedigen!
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