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Tierhaltung in Zahlen

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 05.04.2014 14:08    Titel: Tierhaltung in Zahlen Antworten mit Zitat

Huhu,

das Thema Tierhaltung ist interessant, da genaue Zahlen zur Haltung und Verbreitung einzelner Arten wenig bekannt ist, auch wenn viele wohl wissen, dass Hund und Katze mit Abstand die beliebtesten Tiere sind und Kleinsäuger zusammen ebenfalls eine sehr wichtige Tiergruppe ausmachen und vor allem Kaninchen und Meerschweinchen sich einer grossen Beliebtheit erfreuen. Doch wie steht es prozentmässig und zahlenmässig um die einzelnen Tierarten? Der Zentralverband der Zoofachbetriebe ZZF hat natürlich ein gutes Interesse daran, die Marktsituation zu analysieren. Dessen Zahlen will ich hier ein bisschen genauer beleuchten und vorstellen.

Um das Ganze besser vergleichen zu können, gemäss Wikipedia leben in Deutschland 80,7 Mio. Einwohner (Stand: 30. Sept. 2013).

Tierhaltung insgesamt
Zitat: "Das Lieblingstier der Deutschen ist die Katze: Insgesamt gibt es 12,3 Millionen in 16,5 Prozent der Haushalte. An zweiter Stelle folgen 7,4 Millionen Hunde in 13,4 Prozent der Haushalte. Darüber hinaus gibt es 7,6 Millionen Kleinsäuger in 6,2 Prozent der Haushalte; das mit Abstand beliebteste ist das Zwergkaninchen. Unter den 3,7 Millionen Ziervögeln sind die Wellensittiche besonders häufig vertreten. Zierfische leben in 2,3 Millionen Aquarien und 2,6 Millionen Gartenteichen. In fast drei Viertel der Warmwasser-Aquarien leben Süßwasserfische, nur 5 Prozent der Aquarianer pflegen Meerwasseraquarien. Außerdem werden Terrarientiere, vor allem Schlangen und Eidechsen, in insgesamt 800.000 Terrarien gehalten."

Am weitesten verbreitet in den deutschen Haushalten sind Katzen und Hunde, wobei auffällig ist, dass es fast dopplet so viele Katzen gibt wie Hunde, bei einer ähnlichen Verbreitung, was darauf hindeutet, dass von Katzen öfters mehrere Tiere gehalten werden, als das bei Hunden der Fall ist. In deutlich weniger Haushalten werden dagegen Kleinsäuger gehalten, obwohl ihre Anzahl leicht grösser ist als jene der Hunde, sprich hier wirkt sich noch deutlicher aus, dass Kleinsäuger oft in Gruppen gehalten werden. Die Kleinsäugerhalter machen leicht mehr als 5% der Gesamthaushalte aus, im Vergleich zu den Hunde und Katzen sind sie aber immer noch im einstelligen Bereich. Für die Aquaristik und Terraristik werden keine Angaben zum prozentualen Anteil in den Haushalten gemacht. Damit bleibt die Frage offen, welchen Einfluss der Terraristikboom in den letzten Jahren auf die Haltung in Zahlen hatte, wie gross ist der Anteil der Halter tatsächlich?

Um ein Beispiel noch herauszugreifen, wie gross der Bestand der gehaltenen Tiere im Einzelnen ist, verweise ich auf Hommel (2012), welche angibt, dass von den 7,6 Mio. Kleinsäuger gerade mal 2% Degus seien, das sind etwa 150.000 Tiere, die 2012 in Deutschland lebten.

Tiere pro Haushalt
"Katzenhalter leben meistens mit mehr als einem Tier. Mehr als drei Tiere im Durchschnitt pflegen insbesondere die Halter von geselligen Tieren wie Kleinsäuger und Ziervögel. Viele Tierfreunde halten nicht nur mehr Tiere einer Art, sondern zehn Prozent der Haushalte pflegen sogar mehrere Heimtierarten."

Altersprofil
"Die meisten Heimtierhalter sind zwischen 40 und 49 Jahren alt. In dieser Altersspanne sind vor allem die Katzenhalter vertreten, die zumeist in 1-2-Personenhaushalten ohne Kinder leben. Hunde werden eher von älteren Menschen in Familienhaushalten auf dem Land gehalten. Für Kleinsäuger faszinieren sich Familienhaushalte mit Kindern in ländlichen Gegenden. Terrarianer sind eher junge Erwachsene, die meist in 1-2-Personenhaushalten ohne Kinder leben. Ziervogelhalter sind zu fast einem Drittel 30 bis 39 Jahre alt und leben ebenfalls vor allem in 1-Personenhaushalten.

Aquarien sind häufig in Familien mit Kindern zu finden. 78 Prozent der Aquarianer sind unter 50 Jahre alt..."

Zusammengefasst:
Familienhaushalte, ländlich = Kleinsäuger
Junge Erwachsene, 1-2 Personen ohne Kinder = Terrarianer
30-39 Jährige, häufig Singles = Ziervögel
40-49 Jährige, 1-2 Personen ohne Kinder = Katzen
Familienhaushalte bis 50 Jahre = Aquaristik
Ältere Menschen mit Familie auf dem Land = Hunde

Stark vereinfacht könnte man also sagen, die Terrarianer tun sich später Katzen zu, die Familien in ländlichen Gebieten schwenken von Kleinsäuger auf Hunde um. Diese Sicht ist natürlich verkürzt, denn es ist eine Momentaufnahme und es ist denkbar, dass in 10-20 Jahren ein guter Teil der Terrarianer immer noch diese Tiere pflegt und es zu einem Zuwuchs bei älteren Leuten kommt, ggf. könnte auch eine Verschiebung von kinderlosen Haushalten zu Familienhaushalten stattfinden usw. Aber auch ganz andere Entwicklungszenarien sind denkbar. Dennoch scheint die Verbindung von Kleinsäuger und Hunde zu ländlichen Familien durchaus stimmig. Sind die Kinder aus dem Haus ist es zudem naheliegend, dass nicht selten ein Hund an die Stelle der Kleinsäuger tritt, während es bei den Terrarianer und Katzenhalter vermutlich eher eine geringere Schnittmenge gibt.

Interesse für Tiere
"Zwölf Prozent der Nicht-Tierhalter würden ebenfalls gerne Tiere halten, vor allem Hunde (60 Prozent) und Katzen (28 Prozent). Das heißt: Nahezu die Hälfte aller Deutschen begeistert sich für Heimtiere!"

Etwas schwierig macht es uns, dass einerseits von Haushalten, andererseits hier nun von Einzelpersonen (hier Nicht-Tierhalter) gesprochen wird, oder sind diese Nicht-Tierhalter auch wieder Haushalte, die gemeint sind? Gehen wir davon aus, dass die Haushaltsgrösse bei Nicht-Tierhalter und Tierhalter etwa gleich gross ist, hätten wir in Deutschland etwa 27 Mio. Tierhalter, sprich ein Drittel von 80 Mio. Nehmen wir von den verbleibenden 53 Mio. 12%, wären das ca. 6 Mio. Nicht-Tierhalter, die gerne Tiere halten würden, zusammen also 33 Mio. von 80 Mio. das wären also ca. 41%...

Exotenhaltung
Dieses Zahlenmaterial hilft uns nun auch etwas abzuschätzen, welcher Bevölkerungsteil hier betroffen ist. Gehalten werden 7,6 Mio. Kleinsäuger. Gehen wir davon aus, dass etwa 60-70% davon Kaninchen und Meerschweinchen sind und weitere 20-30% Ratten, Mäuse und Hamster ausmachen dürften, und die restlichen 10% exotische Kleinsäuger ausmachen, dann wären wir etwa bei 0,8 Mio. Tieren. Bedenken wir nun, dass die meisten Exotenhalter mehrere Tiere einzeln oder in Gruppen halten und nehmen nun einen Schnitt von 5-10 Tiere pro Halter an, wären wir etwa bei 80.000 bis 16.000 Halter, bei 80 Mio. Einwohner also ein Anteil von 0,1 bis 0,2%. Das lässt es verständlich werden, wieso so stark auf den Exoten herumgeritten wird und wieso es schwierig ist die Leute zu mobilisieren. Der Anteil an Kleinsäugerhalter ist gross genug, dass sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, aber dennoch zu klein, als dass sie genügend Einfluss hätten bei der Öffentlichkeit, denn sie sind eine typische Randgruppe, deren Diskriminierung für den Grossteil der Bevölkerung wenig schmerzt, ähnlich wie das bei der Diskriminierung von Ausländer, Ethnien usw. der Fall ist. Das macht sie zu einem guten Sündenbock.


Quelle:
Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF): Die Deutschen begeistern sich für Heimtiere. Pressemitteilung, pma vom 20.06.2012.
http://www.zzf.de/presse/meldungen/meldungen/article/die-deutschen-begeistern-sich-fuer-heimtiere.html

Hommel, D. (2012): Untersuchungen an Degus (Octodon degus) zur Futter- und Wasseraufnahme sowie zur Verdaulichkeit von Nährstoffen bei Angebot unterschiedlicher Futtermittel. Dissertation, TiHo Hannover.
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