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Erfahrungsbericht: Spiegelreflex vs Kompaktknipse

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 07.03.2015 07:41    Titel: Erfahrungsbericht: Spiegelreflex vs Kompaktknipse Antworten mit Zitat

Huhu,

ich fotografierte seit über 10 Jahre (ca. 1999 bis 2010) mit digitalen Kompaktkameras, bis ich mir meine erste Spiegelreflex anschaffte. Die Digitaltechnik machte in dieser Zeit grosse Sprünge, doch in den letzten Jahren, also seit ich 2010 meine erste Spiegelreflex kaufte, gab es mindestens so grosse Sprünge. Doch statt dass die Hersteller an immer noch mehr Megapixeln rumschraubten, war in den letzten Jahren der Trend vor allem bei der Verbesserung der Optik bei den Kompaktkameras und beim Bildsensor und der Technik. Auch das Filmen wurde in den letzten Jahren wichtiger und vor allem auch deutlich anspruchsvoller mit hohen Auflösungen, SloMo usw.

Als ich die Spiegelreflex kaufte, war ich von Beginn weg begeistert. Die Bildqualität ist toll, man kann viel einstellen und ausprobieren. Die Kameras, die ich bis 2010 hatte, waren die meisten bei den Einstellungsmöglichkeiten eher dumm, der Schritt war da also gewaltig. Auch die Bildqualität verbesserte sich nochmals deutlich, denn meine damalige Kamera war aus dem Jahre 2005. Ich merkte aber auch Nachteile. Bei der Pflanzenfotografie kam ich nicht mehr so nahe an die Objektive heran, da hilft auch kein Makromodus, wenn das Objektiv nicht makrofähig ist. Ein weiterer und noch deutlich grösserer Nachteil zeigte sich im Gewicht. Gerade da ich viel reiste, wollte ich auch bei der Kamera mein Gewicht optimieren. Da seit 2010 sich auch bei den Kompakten sich die Technik nochmals enorm verbesserte, wagte ich den Kauf einer anspruchsvollen Kompakten:
Eine Canon G15 ergänzte fortan meine Nikon D90 DSLR.

Die Canon G15
Kurz zur Canon, sie ist sehr lichtstark f/1.8 bis 2.8, 5x optischer Zoom mit Digitalzoom max. 20x, wobei bis 10x noch vernünftige Resultate gibt. Guter Makromodus, man kommt nahe an die Objektive ran und sie werden auch richtig scharf abgebildet. Gewicht ca. 400 g, für die Hosentasche ist sie definitiv zu gross und zu dick, aber sie ist klein genug, dass sie in eine Jackentasche passt. Mit einem Blitzschuh könnte man sogar einen externen Blitz anhängen und mit einem Adapter kann man Filter und Telekonverter mit der Kamera nutzen. Zum Reisen ist das aber eher Ballast und wenn ich Filter wil, hätte ich immer noch die Spiegelreflex. Der Nachteil beim Blitz: hätte ich eine Canon SLR, dann könnte ich ein Blitz für beide Kameras nutzen.

Erfahrung:
Mit der Anschaffung der Canon nutzte ich in Folge meine Spiegelreflex kaum noch. Als Reisekamera finde ich die G15 sehr praktisch und handlich. Dank Reserveakku lässt sich auch die relativ kurze Akkulaufzeit gut verkraften. Auch wenn sich die Canon von der Spiegelreflex mit Kitlinsen nicht verstecken muss, so stellte ich doch fest, ausserhalb der Makrofotografie ist die Spiegelreflex in Kombination mit einem guten Objektiv immer noch deutlich besser. Das grössere Gewicht, das man in der Hand hält, fällt mir auch wieder angenehm auf, als ich nun vor einigen Monaten vermehrt wieder mit der Spiegelreflex fotografiert habe und vor allem der Kauf von zwei qualitativ hochwertigen Objektiven, dem Ultraweitwinkel 11-16 mm f/2.8 von Tokina und dem 17-70 mm f/2.8-4 von Sigma macht das Fotografieren wieder mehr Freude, vor allem Meerschweinchen am Abend bei Dämmerung in ihrem Käfig zu fotografieren geht nun sehr gut. Die Fotos sind schärfer und besser als mit der G15 und deutlich besser als mit normalen Kit- und Standardobjektiven. Letztere produzierten nur verschwommene Fotos, weil sie viel zu langsam waren oder wenn sie mal schnell genug waren, weil es noch etwas heller war, dann waren sie doch leicht unscharf, weil die Schärfeleistung einfach hinter meinen neuen Objektiven zurückliegt.
Ich bin mittlerweile sogar soweit, dass ich für meine nächste Reise wieder bewusst eine Spiegelreflex einpacke, zusammen mit einem Nikon Reisezoom (aka. Schönwetterobjektiv) 18-200mm und dem Sigma-Immerdrauf-Zoom 17-70 mm.

Es gibt da noch eine Beobachtung, die ich feststellen konnte: als ich in Spanien war, in Barcelona im Frühjahr und Dezember 2013 hatte ich zuerst die Spiegelreflex dabei, das zweite Mal dann die G15. Wenn ich die Fotos vergleiche, dann kam ich zwar teils nicht so nahe ran mit der Spiegelreflex und im Makrobereich scheint mir, gerade bei der Pflanzenfotografie die G15 im Vorteil, aber bei schlechten sprich extremen Lichtbedingungen, wie ich sie teils hatte, konkret starke Sonne, starke Schatten und wenn möglich noch fast Gegenlichtaufnahmen, da scheint mir die Spiegelreflex etwas bessere Fotos zu machen. Es geht aber letztlich immer um ein Abwiegen:
Spiegelreflex = in manchen Fällen etwas bessere Qualität, aber in allen Fällen deutlich mehr Reisegewicht. Wenn ich viel Gepäck dabei habe, wird auch in Zukunft statt der Spiegelreflex wieder die G15 mitkommen. Kann ich mir jedoch den Luxus leisten, dann kommt die Spiegelreflex mit. Da bin ich noch am optimieren, vielleicht lässt sich auch bei den Objektiven noch was rausholen oder vielleicht gibt es auch mal eine neue dann, da wäre sicher wieder ein Sprung in der Qualität zu erwarten, also bei der Kamera, nicht bei den Objektiven (die Physik lässt sich nun mal nicht überlisten).

Wäre eine Systemkamera die bessere Lösung?
Ein anderer Gedanke wäre natürlich die Anschaffung einer kompakten Systemkamera. Doch das kostet erst mal viel, ist nicht unbedingt besser als eine Spiegelreflex, hat genauso Einschränkungen und Kompromisse bei den Objektiven, die man wiederum klug wählen sollte und der Hauptvorteil, das geringere Gewicht, kauft man sich im Vergleich zu Spiegelreflex oder andersrum die etwas bessere Qualität im Vergleich zur Kompaktknipse lässt sich kaum mit dem Mehrpreis rechtfertigen und deutlich mehr Ballast schleppt man dann auch wieder mit, wenn man wieder ein Sortiment an Objektiven braucht, eines für LoLight, eines für Tele oder ein Universalreisezoom und je nach dem noch ein Ultraweitwinkel, ein Makro und je nach dem noch ein loLight Tele (70-200 f/2.8 oder so) mit Telekonverter.... da hat man auch schnell wieder viel Zubehör beisammen und gerade die Objektive sind nicht viel leichter, nur beim Body selbst spart man deutlich.

Fazit
Wie ich beleuchtet habe, bietet das Gespann Spiegelreflex mit anspruchsvoller Kompaktknipse eine gute Kombination. Kann ich nicht viel mitnehmen, dann bin ich meistens auf eine Kompaktknipse angewiesen, gerade wenn ich viele Fotos machen will. Also absolute Notkamera dient heutzutage bei vielen immer noch die Handykamera, denn auch hier gilt der Spruch selbst die schlechteste Kamera ist besser als eine Top-Kamera, die man nicht dabei hat. Wer es sich leisten kann, der kann natürlich schauen, dass er ein Handy mit entsprechend guter Kamera hat, die Technik ist da mitlerweile recht weit, bei gutem Licht sind die meisten gut, die Oberklassenhandies haben oft auch gute Qualität bei schlechtem Licht, nur Zoomen kann man mit den Dingern kaum vernünftig. Wenn es so weiter geht, könnte vielleicht mal das Handy die Kompaktknipse ersetzen. Jedenfalls: mit Kompaktknipse bzw. einem guten Handy am einen Ende der Skala (geringes Gewicht, Kompromisse bei Qualität und Flexibilität) und der Spiegelreflex mit Ausrüstung (hohe Qualität und Flexibilität, aber viel Gewicht und Zubehör) ist man sehr flexibel und kann je nach Bedarf die passende Lösung wählen. Gerade die Wahl der richtigen Objektiven bei der Spiegelreflex ist oft auch nicht einfach. Wenn sich die Zoombereiche überschneiden, muss man sich entscheiden, ob man diese Redundanz haben will und bei vielen Lösungen hat man die Frage zwischen Bequemlichkeit/Komfort und Gewichtsersparnis einterseits und Abstriche in der Qualität andererseits. Feste Brennweiten sind qualitativ immer noch am besten. Um einen breiten Bereich abzudecken, braucht es entsprechend einige Objektive, die man mit einem einzigen Zoomobjektiv ersetzen müsste und dann ist da erst noch der mühsame Umstand, dass man immer wieder wechseln muss, während man beim Zoomobjektiv eine Universallösung hat, die Zeit spart. Die Kompaktknipse geht hier noch deutlicher diesen Weg, eine Kamera, kein Objektivwechsel, man hat die Kamera immer in kurzer Zeit einsatzbereit, kann Schnappschüsse schnell einfangen und sie ist leicht genug, dass man sie 24/7 mit sich rumträgt, was bei einer Spiegelreflex teilweise schon nach einem halben Tag mühsam werden kann. Ich rechne damit, dass die Kompaktknipsen in Zukunft wahrscheinlich noch mehr bei den Spiegelreflex abschauen, der manuelle Zoom, der Strom spart wäre so ein nützliches Feature. Manuelles Scharfstellen über einen Objektivring ein weiterer Vorteil aus der Analogwelt. Direktzugriff auf zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten bieten dagegen die meisten anspruchsvolleren Kompaktknipsen schon. Dann fehlt nur noch eine gute Technik um Strom beim Display zu sparen.... ja oder vielleicht auch noch eine manuelle Schärfe-Einstellhilfe wäre auch noch was. Und vielleicht gibt es irgendwann eine modulare Kamera, die ein kompaktes Gehäuse hat, aber doch die Möglichkeit bietet Objektive einzusetzen und für die es vielleicht ein spezielles Kompaktknipse-Einsatzmodul gibt, das reinbauen und man ist gerüstet für den Kamera-immer-dabei-Einsatz. Will man dagegen bessere Fotos, kommen dagegen normale Zoom- oder Festbrennweitenobjektive zum Einsatz. Beim Reisen wäre sowas ein grosser Vorteil, 1 Kamera, dank Objektiven jedoch immer noch sehr flexibel. Was aber ein grosses Ärgernis ist und das müsste eigentlich besser werden bei einer modularen Kamera, das ist die Inkompatiblilität bei den Objektiven, die meisten Hersteller kochen ihre eigenen Süppchen. Eine der angenehmen Ausnahmen: Micro-Fourthird.
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