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Päppeln vs. Euthanasie oder umgekehrt

 
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Octodon
Gast





BeitragVerfasst am: 12.07.2007 11:04    Titel: Päppeln vs. Euthanasie oder umgekehrt Antworten mit Zitat

Angeregt durch einige Hinweise auf die sog. Päppel-Chin Szene und eigenen Erfahrungen mit (tod)kranken Tieren bin ich gerade dabei, meine Einstellung zu obigen Thema zu überprüfen und ggfs. zu revidieren. Vor allem, weil dieses Thema bei mir derzeit leider wieder aktuell ist.

Bisher habe ich es so gehalten, dass grundsätzlich jedes kranke Tier eine Chance auf Genesung bekommen hat. In den meisten Fällen klappte das auch. Bis auf die Sache mit Hermes letztes Jahr, ich sprachs in einem anderen Thread schon mal an... das war das Tier mit den Granulomen in der Nasenhöhle, welche ihm die Atmung zunehmend erschwerten. Irgendwann ging das aber nicht mehr, irgendwann hilft auch kein Cortison mehr, das war uns klar... - und dann ließen wir ihn gehen. Nur ein Beispiel von vielen - aber Hermes war derjenige mit der längsten Krankengeschichte vor der Euthanasie. Bei den anderen hat sich das nicht über Monate hingezogen.

Andere Tiere hatten mehr Glück - wenn ich da an meine Rennmaus Kenny zurückdenke, der dem Tod zweimal sprichwörtlich von der Schippe sprang und entgegen tierärztlicher Prognosen noch einige Monate weitestgehend beschwerdefrei weiterlebte -leben wollte.

Ich habe es bisher immer so gehalten, dass ich abgewogen habe, welche Therapiemöglichkeiten es grundsätzlich gibt - vorausgesetzt, man hat eine eindeutige Diagnose, ist ja auch nicht immer der Fall - welche davon dann für Degus und noch kleinere Tiere infrage kommen, ohne dass es eine zu große Qual wird - und danach haben wir entschieden, was zu tun ist. Grundsätzlich bin ich aber eher jemand, der alle vertretbaren Möglichkeiten ausschöpft.

Ich denke dabei aber trotzdem in erster Linie an das Tier. Zeigt es Lebenswillen oder möchte es gehen? Ich versuche, mich so gut es geht in die Lage des Tieres zu versetzen und zu überlegen, wie es mit gewissen Therapiemöglichkeiten klar kommt bzw. kommen würde, wenn welche geplant sind. Wenn ich den Eindruck habe, es will nicht, lass ich es sein und es gehen. Selbstverständlich habe ich auf der anderen Seite natürlich auch eigene Ziele, es ist natürlich ein schöneres Gefühl zu wissen, man hat einem Tier beim Gesundungsprozess geholfen statt aufgeben zu müssen. Hilflosigkeit ist ein großer Antriebsmotor, der viele Leute dazu veranlasst, größtenteils bis zum äußersten zu gehen, um das Tier wieder gesunden zu lassen. Ich merk das auch gerade wieder bei mir selbst: ich könnte jeden Tag aus der Hose springen wenn ich merke, dass Willi immer noch nicht wieder mit fressen beginnt. Trotzdem habe ich einen recht realistischen Blick fürs Geschehen - dachte ich zumindest bisher.

Nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das wirklich so ist. Ob ich mich vielleicht doch zu spät zum Einschläfern entscheide, die Tiere vielleicht unnötig quäle. Ob ich sie gehen lassen sollte, bevor es "häßlich" wird.

Wo sind Eurer Meinung nach die Grenzen? Bis wohin würdet Ihr gehen?

Ich möchte hier nicht wissen (im Sinne von gesagt bekommen), ob meine Einstellung jetzt richtig oder falsch ist - das versuche ich für mich selber rauszufinden - ich wünsche mir nur ein paar Stimmen von Dritten zu diesem Thema, das - zugegeben - ein recht heißes Eisen ist.

Vielleicht mag ja der/die ein oder andere seine Erfahrungen und Meinungen mit mir/uns teilen.
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Tina01
Freak


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 12.07.2007 12:10    Titel: Re: Päppeln vs. Euthanasie oder umgekehrt Antworten mit Zitat

Hallo

Ich finde es extrem schwierig, eine solche Entscheidung zu treffen.

Als mein Degu-Weibchen vor 2 Jahren mit schlimmen Bissverletzungen nicht mehr frass war es für mich klar, dass ich sie zwangsernähre und päpple. Auch als sie ein paar Tage später eine schwere Wundinfektion bekam, überlegte ich nicht. Schliesslich waren die Chancen sehr gut, dass sie nachher wieder 100% gesund wird und beschwerdefrei uralt werden kann, was auch eintraff - sie ist heute 5 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh.

Bei einem Chinchilla-Böckchen hätte ich jedoch schneller reagieren sollen. Nachdem es 1 Monat bei mir war, verhielt es sich auffallend apathisch. Wir gingen zur TÄ, und die konnte keine eindeutige Diagnose stellen. Sie gab uns Antibiotika und Schmerzmittel mit und wollte den Chinchi 1 Woche später noch einmal sehen. Jedesmal nach der Medikamentengabe ging es dem Chin schlechter. Und nur 4 Tage nach dem TA-Besuch starb er dann. Ich liess ihn obduzieren, und man fand eine bakterielle Infektion, die bereits die inneren Organe zerfressen hatte. Was hat dieses arme Tier leiden müssen. Ich mache mir heute noch Vorwürfe, dass ich ihn nicht gleich nach der rapiden Verschlechterung seines Zustandes einschläfern liess.

Als Tierhalter wünscht man sich doch, dass ein Tier so stirbt, dass es an einem Abend putzmunter ist und am nächsten Morgen einfach nicht mehr aufwacht. Aber dies sind Wunschträume.

In Zukunft werde ich bei Krankheiten gut abwägen, ob das Tier noch was vom Leben hat oder nicht. Sobald es leidet, werde ich es erlösen lassen, so schwer es auch fallen wird.
_________________
Liebe Grüsse
Simone

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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 13.07.2007 00:31    Titel: Re: Päppeln vs. Euthanasie oder umgekehrt Antworten mit Zitat

Hallo,

so wirklich mit diesem Thema hatte ich mich auseinandergesetzt im Chincitta-Forum und als ich selber ein Tier hatte, dessen Schicksal sich abzeichnete. Grundsätztlich ist es nur schon daher schwierig, da wir quasi über Leben und Tod entscheiden mit dem Hintergedanke das beste für das Tier zu wollen.

Mein Grundsatz ist eigentlich einfach, wenn ich nicht eine reelle Chance sehe, dass das Tier mit einer Therapiemethode der Gesundheitszustand des Tieres wieder nachhaltig verbessert werden kann und das Tier wirklich leidet, dann bin ich bereit das Tier zu erlösen. Was ich feststellen musste, es ist eine schwere Entscheidung, sich von einem Tier zu trennen, zu dem man eine Beziehung aufgebaut hat. Wollte man ihm Leid ersparen, müsste man das Tier eigentlich ziemlich früh erlösen, wenn es noch "fast" gesund wäre (vorausgesetzt natürlich, dass der Krankheitsverlauf mit grosser Wahrscheinlichkeit irreversibel ist), dann fällt solch eine Entscheidung umso schwerer, gerade auch, wenn man noch versucht mit Therapiemethoden (AB Gabe oder dergleichen) den Gesundheitszustand zu verbessern und dessen Wirkung ungewiss ist. Da klammert sich logischerweise bei den meisten Tierhaltern die Hoffnung daran, dass das Tier wieder gesund werden könnte. Bei mir war es letztlich auch so, dass ich zuerst versuchte den Degu mit verschiedenen Therapien zu behandeln, welche aber alle nicht ansprachen. Da der Gesundheitszustand sich in Folge verschlechterte und das Tier abnahm und ich nicht wusste, was ich noch tun könnte, kam ich irgendwann zu einem Punkt, an dem ich entschloss das Tier nochmals dem TA vorzustellen, da ich nicht zusehen konnte, wie das Tier einfach leidete. Es hatte zwar noch Lebenswille, aber es litt merklich an der Krankheit, dass für mich eine Grenze erreicht war. Ich wollte ihm letztlich auch eine monatelange Leidensgeschichte ersparen. Hinterher denke ich zwar auch wieder, ich hätte weniger zögern sollen, aber ich habe das Gefühl, dass es extrem schwierig ist, wenn man in dieser Situation ist, sich richtig zu entscheiden.
_________________
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