davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 13.01.2008 22:41 Titel: Bücher Tierernährung II |
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Hallo zusammen,
ich starte einen neuen Versuch. Es geht um Tierernährungsbücher. Das Thema ist, wer sich schon mal damit beschäftigt hat, nicht sehr einfach zu erschliessen. Es fehlt vor allem an Literatur zum Thema Nagetier- oder Kleinsäugerernährung. Die vorhandene Literatur ist meist unzureichend und auf Niveau von GU-Ratgebern.
Das bedeutet, dass man einerseits auf Primärliteratur angewiesen ist aus Fachzeitschriften (und das ist sehr zeitaufwendig, die zusammenzusuchen und zu sammeln), andererseits kann Ernährungsliteratur aus anderen Bereichen weiterhelfen wie:
- Nutztierernährung (vor allem in Sachen Futtermittelkunde sehr kompetent)
- Vogelfutterernährung (in Bezug auf Sämereien möglicherweise gut geeignet)
- Tierphysiologie (für Themen wie Verdauung, Verdauungstrakt und Nährstoffaufnahme)
- Ernährung von Heimtieren (insbesondere Hunde und Katzen)
- Kaninchenernährung (als wichtige Nutztiere gibts da zumindest international schon einiges an Literatur)
- Kräuterbücher, Nutzpflanzenliteratur, Phytopharmazeutische Literatur, Giftpflanzenliteratur, etc. (Plfanzenwissen)
- Veterinärmedizinische Literatur (Ernährung in Zusammenhang mit Pathologie)
Das wäre in etwa dann auch der Umfang, den ich bisher mehr oder weniger durchgearbeitet habe. Und nun ein paar konkrete Buchtipps:
Kritische Literatur - Heim- und Nutztierernährung, Haltung, Konsum
Angres, V. Hutter, C. Ribbe, L. (2006): Futter fürs Volk. Was die Lebensmittelindustrie uns auftischt. Knaur, München.
Frey, M. (2004): Zukunftschance Tierwohl. Die Bedeutung artgerechter Nutztierhaltung für die Landwirte und unsere Gesundheit. Tierschutzverlag, Zürich.
Grimm, H. (2007): Katzen würden Mäuse kaufen. Schwarzbuch Tierfutter. Deuticke, Wien.
Kommentar:
Alle drei Bücher sind absolut lesenswert. Sie liefern gute Inputs oder wichtige Hintergrundinfos und geben Anstösse zu einer bewussteren Ernährung von uns und unseren Heimtieren. "Futter fürs Volk" ist ein sehr umfangreiches Buch über die Missstände der Konsum- und Produktionslandschaft Deutschland, zeigt aber auch sehr schön Alternativen und Wege auf, wie man selber aktiv werden kann. Themen sind Junkfood in Restaurants, vorgetäuschte heile Welt in der Nutztierhaltung, Lebensmittelkartelle, verstuschte Tierseuchen (BSE in GB), Gentechnik, perverse EU-Agrarpolitik, Service: Gesundheitstipps, Gourmettipps, Lebensfreude und Umweltqualität, Kontaktadressen... alles in allem ein sehr lesenswertes Buch. "Zukunftschance Tierwohl" geht auf die Missstände der Tierhaltung ein und wie sich diese in der Schweiz überhaupt nicht lohnt und stellt dabei ein paar positive Beispiele, sogenannte Musterknaben, im Detail vor, welche durch geniale Konzepte zeigen, dass artgerechte Tierhaltung besser und innovativer ist. Auch wenn das Buch auf die Schweiz bezogen ist, wer sich für artgerechte Nutztierhaltung interessiert, für den ist dieses Buch m.E. ein Muss. "Katzen würden Mäuse kaufen" dagegen ist ein Buch, das schonungslos aufdeckt mit den Machenschaften der Futtermittelindustrie, namentlich Masterfoods (Whiskas, Pedigree...), Nestlé Purina, Royal Canin, Procter & Gamble,... ein wichtiges Thema ist auch einzwielichtiger Fleischverarbeiter namens Vion, der Fleischabfälle zu hochwertigen Fleischprodukten "wäscht" und so den Abfall, den niemand mehr will wieder in die Nahrungskette bringt - wohl auch nur ein Beispiel für weitere Machenschaften dieser zwielichtigen Szene (der Autor spricht auch u.a. von Mafia... was die Sache wohl gut umschreibt: sehr lukrative Drecksgeschäfte), ferner behandelt das Buch auch die Verstrickungen von Ernährungsexperten, Wissenschaft, Tierärzten etc. mit den Tierfutterriesen, welche diese grosszügig sponsern und unterstützen: eine gefährliche Zusammenarbeit von zwei Branchen, die besser unabhängig voneinander geschäften und arbeiten täten und auch die Auswüchse unserer Gesellschaft werden behandelt und ausgeleuchtet: Tierhotels, Vermenschlichte Tierspeisen, Trends, etc. Alles in allem ist das Buch zwar etwas sprunghaft geschrieben, aber umfasst viele interessante Themen, m.E. ebenfalls ein Muss für den kritischen Leser und Tierhalter, der endlich auch Fakten dafür will, wieso naturnah Füttern tatsächlich so viel besser ist als all der Industriefood.
Ernährungsgrundlagen
Kersten, J. Rohde, H. Nef, E. (2004): Mischfutterherstellung. Rowahre, Prozesse, Technologie (2. Auflage). Agrimedia, Bergen/Dumme.
Menke, K. Huss, W. (1980): Tierernährung und Futtermittelkunde. Eugen Ulmer, Stuttgart.
Schmidt, G. (1985): Hamster, Meerschweinchen, Mäuse und andere Nagetiere. Eugen Ulmer, Stuttgart.
Kommentar:
Grundsätzlich ist beliebige Nutztierliteratur zum Thema Ernährung geeignet. Sie behandelt wichtige Grundlagen zu den Nährstoffen, Futtermittelanalyse (Weender Analyse), aber auch Futtermittelkunde und ggf. auch Futtermittelqualität oder futterbedingte Krankheiten.
Eine knappe Zusammenfassung zum Thema gibts aber auch hier:
http://www.degupedia.de/info/tierernaehrung_grundlagen.html
Pflanzenbücher: Futterpflanzen
Bickel-Sandkötter, S. (2003): Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe (2. Auflage): Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
Fleischhauer, S.G. Guthmann, J. Spiegelberger, R. (2007): Essbare Wildpflanzen. 200 Arten bestimmen und verwenden. AT Verlag, Baden, München.
Franke, W. (1997): Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemässigten Breiten, Subtropen und Tropen (6. Auflage). Thieme, Stuttgart.
Schnabl, H. (2002): Vogelfutterpflanzen. Wild-, Kulturpflanzen, Futtermischungen und tierische Futterstoffe zur Vogelernährung (3. Auflage). Arndt-Verlag, Bretten.
Kommentar:
Welche Pflanzen sind geeignet? Pflanzenbestimmungsbücher können helfen, andere (Essbare Wildpflanzen, Nutzpflanzenkunde, Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe) wiederum geben interessante Infos zu Inhaltsstoffen.
Pflanzenbücher: pharmakologische
Alberts, A. Mullen, P. (2003): Giftpflanzen in Natur und Garten. Bestimmung, Giftwirkung, Erste Hilfe. Franckh-Kosmos, Stuttgart.
Frohne, D. Jensen, U. (1998): Systematik des Pflanzenreichs. Unter besonderer Berücksichtigung chemischer Merkmale und pflanzlicher Drogen (5. Auflage). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
Hiller, K. Melzig, M.F. (2006): Die grosse Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen. Arena, Erftstadt. [Sonderausgabe, Copyright Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2003]
Reichling, J. Gachnian-Mirtscheva, R. Frater-Schröder, M. Saller, R. Di Carlo, A. Widmaier, W. (2005): Heilpflanzenkunde für Tierärzte. Springer, Berlin, Heidelberg.
Roth, Daunderer, Kormann, (1994): Giftpflanzen, Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, Allergische und phototoxische Reaktionen (4. Auflage). Nikol, Hamburg.
Kommentar:
Zur Beurteilung von Giftigkeit und Inhaltsstoffe sind pharmakologische Literatur und Giftpflanzenbücher von Nutzen. Eine besondere Perle ist "Systematik des Pflanzenreichs", da es auch weniger bekannte Pflanzen bzw. Pflanzengruppen behandelt und deren wichtigen Inhaltsstoffe angibt. Durch den systematischen Aufbau wird das möglich. Allerdings erfordert der Gebrauch dieses Buches schon gewisse Grundkenntnisse über Pflanzenstoffe.
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