Motte Fellnase
Anmeldungsdatum: 16.02.2010 Beiträge: 14
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Verfasst am: 05.07.2010 12:38 Titel: Re: Frage zu toten Mäusen |
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Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben: | Eigentlich sterben Mäuse, wo sie gerade sterben halt, sie gehen nicht extra irgendwohin ... |
Hm, das hatte ich anders in Erinnerung. Soviel ich weiß suchen alte oder kranke Mäuse, wenn sie ihren baldigen Tod spüren, zum Sterben besonders exponierte und ungeschützte Orte auf. Würden sie in ihrem Nest sterben, würde der Verwesungsgeruch auf das Nest aufmerksam machen, mögliche Fressfeinde anlocken und dadurch die ganze Gruppe gefährden. Es ist quasi ein evolutiver Schutzmechanismus. An einer gut zugänglichen Stelle wird die sterbende Maus zwar früher oder später von irgendeinem Fressfeind gefunden, aber letztlich kann es ihr ja egal sein. Außerdem – aber das ist jetzt arg hypothetisch – verhindert der Tod durch einen Beutegreifer ja auch unnötig langes Leiden.
Früher hatte ich zahlreiche Farbmäuse und es war schon auffällig, daß die alten Tiere und Tumormäuse eigentlich nie (bis auf ein, zwei Ausnahmen) in ihrem Nest gestorben sind, sondern immer irgendwo im Käfig rumlagen. Ich hatte schon den Eindruck, daß sie das absichtlich gemacht haben (beweisen kann ich´s natürlich nicht). |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 05.07.2010 15:06 Titel: Re: Frage zu toten Mäusen |
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Bei Ratten hab ich das deshäufigeren beobachtet, alte oder totkranke Ratten gehen nicht mehr zurück ins Nest, sie hören auf zu futtern, sie trinken nicht mehr - aber weder bei den von mir gehaltenen Farbmäusen, noch bei den Vielzitzern, noch bei Hausmaus-Farbmaus-Bastarden noch bei den hier wild vorkommenden Mausearten konnte ich ein derartiges Verhalten beobachten - im Gegenteil, die scheinen zu leben, bis sie eben umfallen oder vom Beutegreifer geholt werden.
Nun ists allerdings auch so, daß das Rausmarschieren mit Streß verbunden ist, mit einer besonderen Belastung des gesamten Immunsystems, Kreislaufsystems und so weiter und so fort - und so ist tatsächlich die Wahrscheinlichkeit höher, daß die Mäuse eben nicht im Nest, sondern auf dem Weg ins Nest oder vom Nest weg sterben. Allerdings hab ich auch schon Nester ausgegraben, wo alte, von den anderen Feldmäusen angefressene Feldmäuse neben Jungen lagen ... geht man davon aus, daß Mauseleichen von Feldmäusen nicht aktiv ins Nest als Nahrung verschleppt werden (wäre durchaus möglich), dann würde das heißen, daß zumindest Feldmäuse auch im Nest sterben.
Ein weiteres Problem haben wir bei den Wildmäusen - nehmen wir mal an, sie würden tatsächlich aktiv an exponierte Stellen marschieren, wenn sie merken, der Tot kommt bald, dann haben wir es mit Tieren zu tun, die so alt und so schwach oder auch so krank und so schwach sind, daß sie schon vorher gefressen wurden ... die Wahrscheinlichkeit, daß auch nur eine gehandicapte Maus in freier Wildbahn länger überlebt, ist verschwindend gering, alte oder kranke Mäuse erkennen nicht mehr rechtzeitig, wenn der Feind kommt, sie bewegen sich langsamer, sie reagieren deutlich langsamer ... sie werden also 100% gefressen, bevor sie sich entscheiden können, sich nen schönes Eckchen zum Sterben zu suchen ... wehren tun sie sich nicht mal, wenn sie im besten Alter sind.
Bei den wehrhaften Ratten ist das ein wenig anders, die sind intelligent, stark, groß - wer einmal eine über eineinhalb Jahre alte Altratte versucht hat, aus ihrem Bau zu bekommen, wird mir bestätigen, diese Ratten haben plötzlich Zähne an allen Stellen ihres Körpers! Und diese gefühlten Zähne entpuppen sich spätestens, wenn sie in die eigenen Körperteile eindringen, als äußerst geschickt geführte und absolut harte Mordwerkzeuge genannt Nagezähne! Nur vier Stück davon reichen, um bei einer wütenden Altratte das Gefühl zu geben, es handele sich um 100erte, 1000ende Zähnen an allen Stellen des Körpers verteilt ... Selbst Rattler, also Hunde, die Ratten systematisch jagen, haben echte Schwierigkeiten, solche Altratten zu fangen, das geht selten ohne erhebliche Verletzungen ab, zumal diese Altratten nur aufgrund ihrer Erfahrung und Wehrhaftigkeit solange überleben konnten. Das Durchschnittsalter von Stadtratten ist vermutlich irgendwas unter einem Jahr.
Ratten werden also, wenn sie alt werden, auch in der Stadt richtig alt (wie das auf dem Lande ist, weiß ich nicht, meine Rattenkolonie hier ist derartig scheu, ich wüßte nicht, wie ich die beobachten sollte ... es ist jedoch auffällig, daß der Kater sogar noch mehr Schermäuse und Eichhörnchen mit nach Hause bringt, wie Ratten, trotzdem die Schermäuse genauso groß sind und hier seltener vorkommen und Eichhörnchen deutlich größer sind und nicht mal besonders gut zugänglich für Katzen sind)
Das Argument, daß die im Nest gestorbenen Mäuse Verwesungsgeruch aussenden, ist unschlüssig - legt man ne tote Maus in ein Mausenest, werden sogar die Pflanzenfresser unter den Mäusen, die Waldmäuse, zu Kannibalen und futtern einfach diese willkommene Zusatzproteinquelle auf ... es werden übrigens generell Mauseleichen von allen heimischen Mausearten angefressen oder aufgefuttert, wenn sie gefunden werden und nicht zu lange irgendwo rumgelegen haben. Dazu kommt, daß viele Mausearten zudem auch noch allein oder nur mit ihren Jungen ein Nest bewohnen, also eigentlich gar keine andere Maus gefährden können, wenn sie da sterben. Und selbst wenn es so wäre, daß eine tote Maus im Nest andere Mäuse gefährden würde - Mäuse ziehen bei der geringsten Störung gerne um, eine Eigenart, die wir bei allen heimischen wildlebenden Mäusen gut beobachten können. Die nehmen auch ihre Jungen mit ... geht relativ flott, bis so ein Umzug abgeschlossen ist. Das reicht nicht aus für Verwesungsgeruch.
Die meisten von Katzen bespielten Mäuse, die dieses Spiel überlebt haben, und die ich gefunden hatte, haben es zwar nicht mehr ins Nest geschafft, sind jedoch in Deckung gestorben - sie haben sich also noch ins nächste Versteck geschleppt ... auch das spricht eigentlich eher dafür, daß zumindest die heimischen Mäuse eher dort sterben, wo sie gerade gehen und stehen ... _________________ Marx ist die Theorie
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