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Constructional Aggression Treatment (CAT)

 
   Degupedia-Forum » Tierhaltung artgerecht » Constructional Aggression Treatment (CAT) Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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Knusper
Süchtig


Anmeldungsdatum: 11.09.2010
Beiträge: 79

BeitragVerfasst am: 15.01.2012 17:43    Titel: Constructional Aggression Treatment (CAT) Antworten mit Zitat

Hallo!

Also ich stelle hier mal die Methode vor, mit der ich das Vertrauen besonders scheuer oder aggressiver Mäuse gewinne, wenn diese (noch) keine Leckerchen annehmen.
Aber ich verwende sie auch für Vergesellschaftungen, nämlich in scheinbar "hoffnungslosen" Fällen oder auch dann wenn geschwächte/alte Tiere beteiligt sind, da sie besonders stressarm ist.

CAT wurde erst vor wenigen Jahren zu Behandlung von Aggressionen bei Hunden entwickelt. Es basiert auf negativer Verstärkung: Um gewünschtes Verhalten (in dem Fall Friedfertigkeit) zu bestärken, wird ein aversiver Reiz (Anwesenheit des Artgenossen) entfernt.
Hier ein Video dazu (geht um Ressorcenverteidigung beim Hund): http://www.youtube.com/watch?v=mgR5iJJ-aM8

Natürlich ist exaktes Timing hier besonders wichtig, sonst bewirkt diese Methode schnell das Gegenteil. Sie setzt also voraus, dass man mit der Körpersprache des Tieres sehr gut vertraut ist um auch schon kleinste Anflüge von Aggression zu erkennen - denn sonst bestärkt man mit etwas Pech genau das und hat letztendlich ein noch aggressiveres Tier als zuvor!

Bei VG's von Mäusen gehe ich so vor, dass ich die Tiere in die Badewanne setze (hat dafür die Mindestgröße, auf kleineren Flächen könnten sich die Tiere nicht ausreichend ausweichen), möglichst weit voneinander entfernt. Die Tiere sollen sich gerade noch wahrnehmen, aber (noch) keine Aggressionen zeigen. Ist anfangs meist eh schon allein deshalb der Fall, weil das Tier noch von der (stressigen) neuen Umgebung so vereinnahmt ist, dass der Artgenosse vorerst noch zweitrangig ist. Dieses nicht-aggressive Verhalten belohne ich indem das Tier die Badewanne für einige Zeit wieder verlassen darf. Und ganz langsam steigere ich die Anforderungen, das Tier muss die Anwesenheit des Artgenossen also schrittweise immer länger aggressionslos aushalten (bzw. größere Nähe akzeptieren) um sein vorrangiges Ziel, nämlich die für es unangenehme Situation verlassen zu können, zu erreichen. Voraussetzung ist natürlich dass das Rausnehmen für das Tier nicht noch stressiger ist als Badewanne+Artgenosse, es also halbwegs zahm ist. Aber in der Regel erklettern sogar ansonsten nicht-handzahme Mäuse sofort den Arm, wenn man ihn reinhält.
Verpasst man den richtigen Moment - was man natürlich möglichst vermeiden sollte - und das Tier zeigt schon Aggressionen (z.B. gesträubtes Fell), muss man das leider konsequent aussitzen, auch falls eine Rauferei entsteht, und solange warten bis das Tier sich wieder beruhigt hat. Denn nur friedliches Verhalten darf zum Erfolg führen!

Da man dem Tier ja ein "Werkzeug" in die Hand gibt (friedfertiges Verhalten), um die Kontrolle über seine Situation zu haben, anstatt ihr wie in "normalen" VG's hilflos ausgeliefert zu sein, handelt es sich hier um bewältigbaren, also positiven Stress, der somit unschädlich für das Tier ist.
Was die Methode ausserdem noch sehr praktisch macht ist dass man nicht rund um die Uhr auf die Tiere aufpassen muss, sondern sie dann zusammenlassen kann wenn es einem gerade passt.

Genauso gehe ich bei mir gegenüber aggressiven Vielzitzenmäusen vor, der aversive Reiz ist einfach meine Hand. Ich beginne knapp ausserhalb des Comfortbereichs der Maus, wo sie die Hand also schon wahrnimmt, aber nochnicht aggressiv reagiert, und schleiche ich immer weiter rein, bis ich das Tier schließlich berühren kann. Das Tier lernt auch hier, dass es sein Ziel, nämlich dass die Hand verschwindet, durch friedfertiges Verhalten erreicht anstatt durch aggressives.

Bei ängstlichen Tieren dasselbe. Momentan arbeite ich z.B. verblüffend erfolgreich mit dem sehr scheuen Farbmauskastraten Teddy, den ich fast nie gesehen hab. Erst hab ich mich weit vom geschlossenen Gehege entfernt postiert, (lange) gewartet bis er den Kopf aus dem Häuschen gesteckt hat und bin genau in dem Moment noch weiter zurückgewichen, usw.. Solange bis er mich direkt am geschlossenen Gehege akzeptiert hat, dann nochmal dasselbe am offenen. Und jetzt grade sind wir schon bei der Hand, an der er schon kurz schnuppert (und in dem Moment nehm ich sie weg). Damit ist mein Ziel eigentlich schon weit mehr als erreicht, denn ich wollt ja eigentlich nur dass er sich in meiner Anwesenheit entspannt im Gehege zeigt.


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Ich vermöchte kaum zu sagen, wie viele Freuden ich den weißen Mäusen verdanke.
Th. Lessing
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Noraja
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Anmeldungsdatum: 25.04.2010
Beiträge: 663
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 15.01.2012 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Knusper,

Danke vielmals für diesen interessanten Bericht. Super, ich hab sogar mal jemanden gesucht, der die Methode mit Kleintieren, wie Ratten oder Mäusen anwendet und nie jemanden gefunden und dann stolperte ich über deine Webseite. Smile

Bei einem Fall wie Teddy kann ich mir vorstellen, dass es lange geht.
Aber bei den "einfacheren" Fällen hab ich noch keine Vorstellung über den zeitlichen Rahmen. Also angenommen, du kannst die Hand schon in die Nähe einer Maus bringen, wie viele Versuche, Tage, Stunden übst du da ungefähr z.B. bis du die Maus berühren kannst?

Und wie sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen?

Neugierige Grüsse Smile
Lina
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Knusper
Süchtig


Anmeldungsdatum: 11.09.2010
Beiträge: 79

BeitragVerfasst am: 15.01.2012 22:42    Titel: Antworten mit Zitat

Also vorallem wenn man bedenkt, dass Teddy ja fast so scheu wie eine Wildmaus war, ging das bei ihm extrem schnell, in ca. einer Woche bzw. einigen wenigen CAT-Einheiten (Dauer jeweils ein paar Minuten). Mäuse sind eben besonders neugierige Tiere, und es stachelt ihre Neugier wirklich unheimlich an, wenn etwas kaum dass sie es wahrgenommen haben wieder verschwindet. Die siegt dann häufig über die Angst.
Und sie lernen dabei, dass sie die Kontrolle über das Verhalten des Menschen haben bzw. er nach ihrer Pfeife tanzt, wodurch sie so schnell Vertrauen gewinnen.
Bei den meisten ängstlichen Tieren sieht man schon nach wenigen Einheiten (deutliche) Erfolge.

Schwieriger finde ich VG's, das kann schon so einige Wochen in Anspruch nehmen, je nachdem wie oft/lang man übt. Ich lass ihnen da lieber zuviel Pausen als zu wenig, übe bei VG's also nicht jeden Tag und es gibt auch nur maximal eine (kurze) Einheit pro Tag. Will da den Stresspegel so gering wie möglich halten.
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Th. Lessing
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Knusper
Süchtig


Anmeldungsdatum: 11.09.2010
Beiträge: 79

BeitragVerfasst am: 20.01.2012 21:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hier hab ich nochwas zu Ratten gefunden, genannt "RAT-C": http://www.joinrats.com/RAT-C/HARRIETT/Harriett/19210925_97BC22
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