Können Degus popcornen?

[davX]

Hallo zusammen,

gerade habe ich einen interessanten Beitrag in einem englischsprachigen Forum gefunden. Dort berichtet ein Meerschweinchenhalter, dass dessen Degu popcornen täten:
http://deguworld.proboards.com/index.cgi?board=behaviour&action=display&thread=15724

Zugegeben, ich habe mich damit nie so genau beschäftigt und es scheint auch etwas mit den Haltungsbedingungen zu tun zu haben (Langeweile). Aber während all meinen Jahren Deguhaltung, war mir ein solches Verhalten nie aufgefallen. Sollte das Phänomen jedoch an das männliche Geschlecht gebunden sein, wäre meine Konstellation aus Weibchen, bis auf eine Ausnahme, sicher auch nicht gerade hilfreich gewesen.
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Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter.

[Vanessa87]

Damit ich das als Laie verstehe... Popcornen ist ein Zeichen für Langeweile oder für Freude?
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Ein Hund braucht sein Hundeleben.
Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit, sie zu bekommen!
Robert Lembke

[Mus Decumanus]

Popcorning habe ich das erste Mal von Meerschweinchenhaltern gelesen. Ich finde ihn witzig, weil Ratten das auch tun, aber es nicht so genannt wird.

Popcorning meint Freudensprünge oder Hopser. Ratten machen Bocksprünge und hüpfen im wahrsten Sinne des Wortes im Achteck, wenn sie gut drauf sind.
Würde mich sehr interessieren, wie es damit bei anderen Nagern aussieht.

Edit: habe jetzt erst den ganzen Thread gelesen. Ich kenne es bei Ratten nur im Zusammenhang mit Freude (postiver Stress nach deiner Erklärung).

[Vanessa87]

Genau deswegen frug ich, weil ich es auch von meinen Ratten kenne, es von Mäusen in Erinnerung habe und glaube es auch bei Kaninchen gesehen zu haben. Aber es sieht eben grob bei jedem Tier ein wenig anders aus. Kaninchen treten aus und machen richtige Luftsprünge, Mäuse hüpfen wirklich wie Popkorn und meine Ratten... tja, Ratten sind eben Ratten... Meine pesten oft los nachdem sie den Kopf ge"popcornt" haben und drehten bald darauf wieder ab und kamen zu mir zurück. Oder sie haben sich gleich auf meine Hand gestürzt und losgespielt.
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Robert Lembke

[atropa belladonna]

Ja, Degus können popcornen. Allerdings machen das hauptsächlich Degu-Kinder und auch nur relativ selten. Manchmal zucken und hüpfen sie auch im Erwachsenenalter mit allen Vieren in die Luft aber in den Situationen, in denen ich das beobachtet habe, dominierte eher negative Erregung (= Verärgerung über neue Duftspuren im Revier). Also das würde ich nicht als Freudensprung im eigentlichen Sinne bezeichnen.
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"Manche führen,
manche folgen"
(Rammstein)

[davX]

[Mus Decumanus]

In dem Mäuse-Thread wird ja sowohl positiver als auch negativer Stressabbau geschildert. Also müsste man es doch kontextabhängig sehen, wie ein Kind, dass vor der Kasse hüpft und aufstampft, weil es keine Süßigkeiten bekommt oder ähnliches vollführt, wenn es welche bekommt.

Ich denke, es ist durchaus wichtig und zulässig, sich auf die Suche nach emotionalen Ursachen zu begeben. Es wäre jetzt glaube ich doof, wenn ich in beiden von dir verlinkten Threads auf jeweilige Einzelheiten eingehe, deshalb vielleicht einfach hier: ich würde es nicht als "Übersprungverhalten" deuten. Dieser Begriff diente ja eigentlich immer dazu, Verhaltensweisen einzuordnen, welche augenscheinlich nicht so recht Sinn ergeben. Dieser Begriff ist heute wirklich kritisch zu sehen und ist als Teil der veralteten mechanistischen Instinkttheorie eigentlich obsolet. (In dem Teil der Verhaltensforschung, in dem ich so rumschnarche, wird er auch garnicht mehr benutzt...vermutlich auch keine Zufall - Evolutionsbiologen (und viele andere) hate this ).

Überschwängliche Freudenausbrüche bei Tieren sind grundsätzlich ebenso denkbar wie Nervosität, Unsicherheit, Ungedult oder Aggression - wegen was auch immer - womit wir wieder beim Kontext wären. Und das ist weniger philosophisch als evolutionsbiologisch ableitbar. Es stimmt natürlich völlig, dass eine solche Bandbreite an Ursachen beliebig wirkt und Mensch dazu verführt, sich immer die angenehmster aller Interpretation auszusuchen - das ist dann leider so. Ich glaube aber, wer ernsthaft am Verhalten seiner Tiere interessiert ist, wird -wenn er auch nicht immer alles erklären kann- die gesamte Bandbreite möglicher Ursachen bedenken und abwägen.

(Diese Gefahr der "Beliebigkeit von Verhaltensinterpretationen" ist bei Ratten und "Knuspern" auch so eine riesen Geschichte Da werde ich aber an anderer Stelle nochmal nachhaken.)

[Noraja]

Hallo,

ich beobachte ein Luftsprungverhalten bei meinen Kaninchen am meisten, wenn sie mal ausnahmsweise länger im Gehege bleiben mussten und erst später raus gelassen werden, machen sie nach kurz nach dem Raulassen ausfällig oft Luftsrpünge, bei Mikado und Myrddin üblicherweise als "Drehsprung" ausgeführt.
(hochspringen, sich in der Luft um 180° drehen, so dass der Kopf dort ist, wo der Schwanz war, landen)

Wenn sie den ganzen Tag draussen weiden durften, hüpfen sie Abends auch herum, aber merklich weniger.

Und dann gibt es auch ähnlich gesprungene Partnerluftsprünge, bei denen die Kaninchen einander gegenseitig ihre Hüpfer vorführen (da hab ich die Vorgeschichte leider nicht mitbekommen, aber es schien mir in Richtung Imponiergehabe zu gehen).



Liebe Grüsse
Lina


Solche Drehsprünge sind hier bei 0:13 zu sehen
http://www.youtube.com/watch?v=7HiO9rzU_aw (0:13)
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www.kaninchen-info.de

[Mus Decumanus]

Huhu Lina,
und wie deutest du die Hüpfer in den zwei zuerst beschriebenen unterschiedlichen Situationen?

[davX]

Stimmt, Kaninchen zeigen auch solche Luftsprünge.

@Mus
Ja... ich hab den Begriff hier ja auch nicht mehr verwendet.
Was den Kontext angeht, ist sicher richtig, der spielt eine nicht unbedeutende Rolle bei der richtigen Deutung.
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[Noraja]

Hallo,

ich hab im fall von Luftsprüngen keine Deutung, von der ich genug überzeugt wäre, als dass ich sie als Deutung von mir geben könnte.

Im ersten Fall vielleicht die Kombination aus Frustabbau und Bewegungsmangel.

Und ich zweiten finde ich es noch schwieriger. Ich spekuliere auf Abendritual , aber warum und wozu weiss ich nicht. Das Weibchen seh ich nur ganz selten Luft springen, die beiden Männchen dagegen oft.


Es gibt noch das "Flitzen", bei dem die Kaninchen von Verschiedenen Orten des Auslaufs wiederholt sprintend den Weg zurück in ihr Nachtgehege zurücklegen. das deute ich als Fluchttraining.

Mir scheint, dass die Luftsprünge da nicht dazugehören. Die Verhaltensweisen kommen auch nur seltens hintereinander vor.

Kurz, ich hab keine Ahnung, aber eben auch keine Beobachtungen, die die Literaturangaben, dass das Freudesprünge seien, stützen. Für möglich halte ich es, aber genauso für möglich halte ich es, dass es keine Freudesprünge sind.

Liebe Grüsse
Lina
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[davX]

Meinst du Andreas hätte da vielleicht eine Erklärung dazu?
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[Noraja]

Hallo,

das kann nur Andreas uns verraten.

ich persönlich finde es bei nicht direkt Zilegerihchteten Verhaltensweise immer enorm schwierig, über den reinen Spekulationsbereich hinaus zu kommen. Das liegt aber auch zum Teil daran, dass ich seit bald 6 Jahren reine Wochenendkaninchenhalterin bin. Und ich merke wirklich, dass mir in der Zeit, Intuition und Gefühl, die ich für meine Kaninchen hatte, etwas abhanden gekommen ist.
Aber ich komme halt wohnortbedingt leider wirklich nur jede 2. oder 3. Woche dazu, den Kaninchen mal überhaupt zuzusehen.
Tagsüber ist das meist auch nicht besonders spannend, da liegen die Kaninchen am häufigsten mit Deckung ("Efeudach") auf einem erhöhten PLatz im Schatten.

Liebe Grüsse
Lina
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[Andreas]

Im Großen und Ganzen treffen die Beobachtungen von Lina auch auf unsere Tiere zu. Bei älteren Tieren ist es oft an bestimmte Ereignisse gekoppelt, die ihnen offenbar gefallen wie Änderungen im Revier (z. B. neuer Sand) oder die einsetzende Abendkühle. Jungtiere machen das viel häufiger und es erscheint bei ihnen wesentlich unkontrollierter. Manchmal purzeln die bei ihren koboldhaften Aktionen regelrecht übereinander oder fallen von einer Erhöhung.

Für mich ist das bei älteren Tieren vor allem ein Ausdruck von Wohlbehagen bzw. wenn man einen menschlichen Begriff benutzt eine Art "Übermut". Bei Jungtieren kommt noch "Spielen" hinzu, weil sie oft bei diesen Aktionen auch interagieren.

Kraft beschreibt das in einer Dissertation ähnlich, allerdings fasst er alles unter "Spielverhalten" zusammen.
Kraft, R. (1976): Vergleichende Verhaltensstudien an Wild- und Hauskaninchen. Erlangen: Univ. Diss.

freundliche Grüße,
Andreas

[davX]

Danke Andreas.
Was du schreibst tönt eigentlich auch irgendwie naheliegend und einleuchtend. Dass es zum "Spielverhalten" eine Dissertation gibt klingt interessant. Weisst du, welche Themen sie sonst noch so anreisst? Behandelt sie das ganze Spektrum des Kaninchenverhaltens?
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