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Piratenpartei und Tierschutz
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   Degupedia-Forum » Kultur: Mensch, Tier, Natur » Piratenpartei und Tierschutz Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 20.04.2015 03:01    Titel: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Huhu,

da im Beitrag von Report Mainz die Rede von einem Heimtierschutzgesetz war, wollte ich es genauer wissen und suchte mal danach.

Es stellte sich dann heraus, dass die Piraten schon 2012 ein Heimtiergesetz forderten:
http://wiki.piratenpartei.de/NRW:Arbeitskreis/Tierschutz/Wahlprogrammmodul/Heimtierschutzgesetz

ich habe dann etwas herumgestöbert und musste feststellen, dass mir das gefällt, dass man sieht, was die Piraten tun. Man sieht auch, dass sehr viel gemacht wird.
In den letzten Monaten las ich immer wieder nämlich auch Kritik, die Piraten könnten keine wichtigen Themen besetzen, kämen bei den Wählern nicht mehr an und hätten nicht viel erreicht. Aber je mehr ich mich dann eben wieder mit den Piraten auseinandersetze und mir die Sache genauer ansehe, so bekomme ich eben schnell wieder einen anderen Eindruck. Die Frage ist jedoch, es gab offenbar auch einiges bei den Piraten, das nicht gut lief, Skandale und Co. Streitigkeiten etc. was schlecht war und schadete und letztlich natürlich auch zulasten der Zeit für produktive Arbeit ging. Und die Hauptthemen, welche die Piraten behandeln wie Partizipation, Basisdemokratie etc. die scheinen auch nicht alle Leute gleich anzusprechen, auch abhängig aktuellen (politischen) Themen, die die Öffentlichkeit beschäftigen.

Und doch habe ich den Eindruck, dass mit den ganzen digitalen Möglichkeiten, die von den Piraten ausprobiert werden, was Partizipation angeht, was die Kommunikation online angeht, was das Abstimmen und Wählen online angeht usw. da wurde viel Pionierarbeit geleistet. Und auch politisch, dass Themen wie Datenschutz, der Kampf gegen Privatisierung von der Grundversorgung bei der Infrastruktur (Wasser und Co.) etc. angeht, das sind letztlich aus meiner Sicht elementare Themen. Da geht es um Bürgerrechte.

Und auch wenn es um den Tierschutz angeht, was ich jetzt beim etwas durchsehen der verschiedenen Positionen sah, darunter auch zum Beispiel Überlegungen zu einem Jagdgesetz, das tönte überwiegend sehr pragmatisch, abgewogen zwischen Notwendigkeiten und der Realität usw. Ich kann es zwar jetzt nicht im Detail beurteilen und ich las in der Vergangenheit öfters, dass sie von Linken Chaoten unterwandert worden wären, die jede Menge unrealistische und ideolgische Ideen eingebracht hätten... was davon jedoch stimmt, ich bin da ehrlich gesagt auch etwas kritisch und vorsichtig damit. Feststellen konnte ich nichts dergleichen, aber was ich mehrfach las, dass sie Kontakte zu diversen NGO und Gruppierungen haben und mit denen teilweise auch Zusammenarbeiteten, neben Antifa, Atomkraftwerkgegner, usw. unter anderem auch Tierschutzbund (Stichwort: Verbot von Exoten/"Wildtier"-Haltung). Aber auch da konnte ich im Vergleich zu Positionen, die ich bei einer SPD sah, die ausdrücklich von der Notwendigkeit von Positivlisten, Regulierung und Verboten usw. sprachen, nichts in die Richtung entdecken.

Mein Eindruck nach all dem, was ich gesehen habe ist, dass da bei den Piraten einiges an Potenzial vorhanden ist. Leider ist der erste Schub an Wählergunst und günstigen Themen etwas verpufft. Es wäre ihnen also zu gönnen, dass sie sich stabilisieren, ihre internen Kämpfe beruhigen können und zu einem klareren Profil finden können, dort wo es noch fehlt und ihnen letztlich wieder eine Chance zukäme, dass sie aktuelle Themen politisch für sich nutzen können. Eine Einthemapartei sind sie nämlich auch nicht...
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 20.04.2015 08:54    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Momentan gibt es einen inoffiziellen Boykott der Piraten, was die etablierten Medien angeht - man bringt nur noch, was gegen die Piraten spricht, nicht mehr, was für die Piraten spricht. Ausgenommen davon sind ausdrücklich lokale Medien, die durchaus noch den Kontakt zu den Piraten suchen. Auf die Art und Weise bekommt natürlich der unbedarfte Leser nix mehr mit, was wirklich bei den Piraten passiert ...

Was die Unterwanderung mit wem auch immer angeht - ja, Verschwörungstheoretiker gibts viele ...
Aber mal ganz ehrlich, wenn Hinz und Kunz ungestraft und unmoderiert seine unausgegorene Meinung in die Welt posaunen darf und dies dann auch noch Gewicht bekommt, weil es ja unpiratisch ist, Störenfriede zurechtzuweisen, brauchen wir keine Unterwanderung anderer Gruppierungen, da kommen dann ganz von allein abstruse Ideen auf, die dann genauso angeregt durchdiskutiert werden (müssen), wie vernünftige Ideen. Während es in anderen Parteien nur den breit ausgetrampelten und einbetonierten Weg der Parteivernunft gibt, gibts bei den Piraten nur den tückischen Dschungel der Meinungsvielfalt, garniert und gewürzt mit Stammtischgeschwätz.

Das wäre allerdings nicht weiter tragisch - kommen viele unvereinbaren Meinungen zusammen und werden von vielen tausend Köpfen ernsthaft durchdiskutiert, fallen Verschwörungstheorien, Chemtrailwahn, Positivlisten für Tiere, persönliche Differenzen etc ganz von alleine raus mangels Beweismaterial, die Schwarmintelligenz siegt ... das, was sich tatsächlich als äußerst problematisch erweist, ist eine ganz andere Sache, die mit der mangelnden Moderation (weil unpiratisch) und immer noch fehlender Handhabe gegen Störenfriede (weil - man höre und staune: unpiratisch!) zusammenhängt. Wenn man nämlich dann endlich nach langer Zeit zum kleinsten gemeinsamen Nenner und halbwegs vernünftiger Forderung gekommen ist, das ganze der piratischen Öffentlichkeit vorstellt und es abgesegnet wird, kommt meist gar nix ... aber sobald es dann zur Abstimmung beim Landesparteitag kommt, ist plötzlich der halbe Saal dagegen, weil ja dies und jenes fehle!
Nicht, das wirklich jeder, der da plötzlich gegen ist, jahrelang Zeit gehabt hätte, sich an den Diskussionen zu beteiligen und nicht, daß viele der Forderungen, die dann plötzlich wieder hochkommen, schon vor Jahr und Tag mangels Beweise fallengelassen wurden - nööö, das muß man nu nicht denken. Und schon gibts wieder zur Abstimmung eines Punktes, der ins Wahlprogramm soll, herzlich lautstarke und nervende Diskussionen darüber, was man eigentlich will ...

So faszinierend die Arbeit für mich am Anfang bei den Piraten war, so nervend ist sie inzwischen für mich geworden - ich hab mich bis auf weiteres zurückgezogen.
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Andryna
Nager-Erforscher


Anmeldungsdatum: 06.03.2014
Beiträge: 47
Wohnort: Hessen

BeitragVerfasst am: 20.04.2015 14:43    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Das wäre allerdings nicht weiter tragisch - kommen viele unvereinbaren Meinungen zusammen und werden von vielen tausend Köpfen ernsthaft durchdiskutiert, fallen Verschwörungstheorien, Chemtrailwahn, Positivlisten für Tiere, persönliche Differenzen etc ganz von alleine raus mangels Beweismaterial, die Schwarmintelligenz siegt ... das, was sich tatsächlich als äußerst problematisch erweist, ist eine ganz andere Sache, die mit der mangelnden Moderation (weil unpiratisch) und immer noch fehlender Handhabe gegen Störenfriede (weil - man höre und staune: unpiratisch!) zusammenhängt. Wenn man nämlich dann endlich nach langer Zeit zum kleinsten gemeinsamen Nenner und halbwegs vernünftiger Forderung gekommen ist, das ganze der piratischen Öffentlichkeit vorstellt und es abgesegnet wird, kommt meist gar nix ... aber sobald es dann zur Abstimmung beim Landesparteitag kommt, ist plötzlich der halbe Saal dagegen, weil ja dies und jenes fehle!
Nicht, das wirklich jeder, der da plötzlich gegen ist, jahrelang Zeit gehabt hätte, sich an den Diskussionen zu beteiligen und nicht, daß viele der Forderungen, die dann plötzlich wieder hochkommen, schon vor Jahr und Tag mangels Beweise fallengelassen wurden - nööö, das muß man nu nicht denken. Und schon gibts wieder zur Abstimmung eines Punktes, der ins Wahlprogramm soll, herzlich lautstarke und nervende Diskussionen darüber, was man eigentlich will ...

So faszinierend die Arbeit für mich am Anfang bei den Piraten war, so nervend ist sie inzwischen für mich geworden - ich hab mich bis auf weiteres zurückgezogen.

Erinnert mich stark an die deutsche Wikipedia-Community. Bin zwar nicht aktiv dabei, aber das ist übertrieben gesagt mein Ersatz für das typische RTL-Nachmittagsprogramm. Wahnsinnig interessant, wenn verschiedene Charaktere so zahlreich aufeinander treffen, die eigentlich eine ähnliche Richtung haben, sich aber auf Dauer eher selbst profilieren wollen und/oder sich in persönliche Zwistigkeiten verheddern. Auf einen Nenner kommt man da so gut wie nie. Nur beim großen bösen Feindbild aus freier Wirtschaft und USA ist man sich einig.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 22.04.2015 17:44    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Ich stolpere wieder über das Thema Piraten. Die neueste Nachricht:
Lauer wird Axel Springers Chef für Innovationen

Ex-Pirat Lauer hatte die Piraten nach 3 JahrenMitgliedschaft verlassen:
http://www.golem.de/news/piratenpartei-berliner-landeschef-lauer-verlaesst-die-partei-1409-109331.html
Grund war offenbar, dass er bei seinen Bemühungen ausgebremst wurde, die Partei zu professionalisieren.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 23.04.2015 16:01    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Christopher Lauer ist ein sehr unangenehmer, ungeduldiger Mensch. Er macht gute Arbeit - aber wer mit ihm zusammenarbeiten muß, ist zu bedauern.
Ihn hätte man besser im Hintergrund halten sollen, für Planung etc ... möglichst so, daß er wenige Mitarbeiter hätte, auf die er sich einstellen könnte - stattdessen hat man ihn an der Front verheizt.
Das war weder für ihn gut, noch für die Piraten noch für sonstwas ... für die Front im direkten Kontakt mit sehr unterschiedlichen Menschen, die ihre eigenen Fehler haben, ist er nunmal nicht geeignet.

Es zeigt nur ein weiteres Problem der Piraten Deutschland - es wird zuwenig das Menschliche beachtet, um nicht zu sagen, es wird regelrecht ausgeblendet ... nur sind die Mitglieder der Piraten nunmal keine Maschinen und Computer und sie haben auch nicht nur mit Maschinen und Computern zu tun! Das sind Menschen, die Fehler haben, die Charaktereigenschaften haben, die sich voneinander unterscheiden, vollkommen unabhängig von ihrem Wissensstand - und das ist bis heute bei einem Großteil der Piraten nicht angekommen! Schließlich ist es unpiratisch, in Köpfen zu denken!
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 24.04.2015 21:52    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Zitat:

Christopher Lauer ist ein sehr unangenehmer, ungeduldiger Mensch. Er macht gute Arbeit - aber wer mit ihm zusammenarbeiten muß, ist zu bedauern.
Ihn hätte man besser im Hintergrund halten sollen, für Planung etc ... möglichst so, daß er wenige Mitarbeiter hätte, auf die er sich einstellen könnte - stattdessen hat man ihn an der Front verheizt.
Das war weder für ihn gut, noch für die Piraten noch für sonstwas ... für die Front im direkten Kontakt mit sehr unterschiedlichen Menschen, die ihre eigenen Fehler haben, ist er nunmal nicht geeignet.

Ich denke, der Umgang mit Menschen ist allgemein nicht einfach. Wenn man dann wie die Piraten mit einem neuen Konzept daher kommt, das eher anarchisch ist und zwischenmenschliche Aspekte zu wenig berücksichtigt werden, wird eine gute Zusammenarbeit schwierig. Und selbst wenn man es schafft eine aufeinander eingestimmte Partei auf die Beine zu stellen, es gibt doch immer wieder Reibungspunkte und Leute, die nicht so kompatibel zueinander sind. Da braucht es einiges an Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Wissen um zwischenmenschliche Dinge... auch wenn gerade letztere "nur" intuitiv sind.

Auch wenn ich es schade finde, wie sich die Piraten in eigene Konflikte und Zerreibungen verstrickten, so ist es doch auch interessant zu sehen, wo die Grenzen sind und dass es eben auch nicht funktioniert, wenn man Demokratie bis ins letzte Detail abbilden will. Es braucht eine gewisse Fokussierung und manchmal können Kompromisse einer Entscheidungsfindung helfen, welche einen Teil von mühsamem Ausdiskutieren von Kompromissen um Kleinigkeiten abnehmen. Bei der ganzen Demokratie ist es in gewisser Weise eine Gratwanderung zwischen Einfachheit und Berücksichtigung einer möglichst grossen Teil des Volkes. Und wie das Beispiel Schweiz schön zeigt, kann man das Volk auch zu unvernünftigen Entscheidungen verleiten, gerade wenn Probleme nicht angepackt werden, diese in den Medien über Jahre aufgebauscht werden und die einzige einigermassen sinnvolle Lösung dann eine ist, die vom Volk insbesondere als Protestwahl genutzt wird... auch in der Schweiz läuft längst niicht alles gut.
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Miriam
Freak


Anmeldungsdatum: 06.09.2010
Beiträge: 370
Wohnort: Offenbach

BeitragVerfasst am: 26.04.2015 15:07    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:

Das wäre allerdings nicht weiter tragisch - kommen viele unvereinbaren Meinungen zusammen und werden von vielen tausend Köpfen ernsthaft durchdiskutiert, fallen Verschwörungstheorien, Chemtrailwahn, Positivlisten für Tiere, persönliche Differenzen etc ganz von alleine raus mangels Beweismaterial, die Schwarmintelligenz siegt ... das, was sich tatsächlich als äußerst problematisch erweist, ist eine ganz andere Sache, die mit der mangelnden Moderation (weil unpiratisch) und immer noch fehlender Handhabe gegen Störenfriede (weil - man höre und staune: unpiratisch!) zusammenhängt. Wenn man nämlich dann endlich nach langer Zeit zum kleinsten gemeinsamen Nenner und halbwegs vernünftiger Forderung gekommen ist, das ganze der piratischen Öffentlichkeit vorstellt und es abgesegnet wird, kommt meist gar nix ... aber sobald es dann zur Abstimmung beim Landesparteitag kommt, ist plötzlich der halbe Saal dagegen, weil ja dies und jenes fehle!
Nicht, das wirklich jeder, der da plötzlich gegen ist, jahrelang Zeit gehabt hätte, sich an den Diskussionen zu beteiligen und nicht, daß viele der Forderungen, die dann plötzlich wieder hochkommen, schon vor Jahr und Tag mangels Beweise fallengelassen wurden - nööö, das muß man nu nicht denken. Und schon gibts wieder zur Abstimmung eines Punktes, der ins Wahlprogramm soll, herzlich lautstarke und nervende Diskussionen darüber, was man eigentlich will ...

So faszinierend die Arbeit für mich am Anfang bei den Piraten war, so nervend ist sie inzwischen für mich geworden - ich hab mich bis auf weiteres zurückgezogen.


Ich hab es 12 Jahre mit Politik versucht. Es fing alles mit Gewerkschaftsarbeit an, in die ich mehr zufällig reingerutscht bin.
Als dann die SPD mit Schröder die Wahl gewann, glaubte ich noch daran, dass es jemand interessierte, wenn ich aus Protest in seine Partei eintrete und zumindest etwas für eine sozialere Politik beitragen könnte. Fakt war, dier Basta-Kanzler mit Dollarzeichen in den Augen hatte 90% der Partei bis hinunter in die kleinsten Ortsvorstände in der Hand. Alle sangen wie einstudiert das gleiche Lied, obwohl diese Partei ja einst einmal für andere Werte zu stehen schien, aber da bin ich mir auch nicht mehr so sicher.

Der nächste Protest war, so dachte ich jedenfalls, eine (scheinbar) neue Partei zu gründen, die einen vielversprechenden Namen hatte: Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG). Damals dachte ich noch, dass "Links" etwas mit sozial zu tun hat. Heute kann ich darüber nur Laughing... Ich habe die örtliche Partei mitgegründet und das war der größte Reinfall aller Zeiten. Eine Blenderpartei wie sie im Buche steht. Nein, schlimmer, sie war eine Tochter der PDS, die damals (2002) mit 4% nicht in den Bundestag einzog und sich überlegte, wie sie nicht für immer untergeht. Also schuf sie die Idee (nachzulesen im Aufsatz "Ist die PDS noch zu retten? aus Mai 2003) eine neue Partei zu schaffen und diese später einzukassieren. Gesagt, getan. Soweit Links wollte ich dann doch nicht *kotz* Noch bevor sich die "neue" (Laughing) PDS in Linkspartei.PDS umbenannte, suchte ich das Weite. Kurz darauf eine weitere Umbenennung der Partei in Die Linke. Verwirrung schaffen, war da das Motto, je mehr Namen und Parteien existieren, desto weniger Einblick hatte am Ende der normale Bürger in die Machenschaften der DDR-Partei und so sitzt sie heute noch mit tollen Rednern vorne mit dabei und verspricht uns das Paradies der Gleichheit aller Menschen.... Augenrollen

Danach wollte ich eigentlich nie wieder etwas mit Politik zu tun haben, doch es reizte mich dann doch noch einmal kurz, die Piraten kennenzulernen. Die Leute, die ich kennengelernt habe, waren echt in Ordnung. Aber mir ging die Sache mit Jörg Tauss und dessen Verteidigung von Seiten der Piraten derart auf den Zeiger, dass ich dieses Vorgehen auch nicht weiter unterstützen konnte.

So langsam widmete ich mich dann immer mehr den wirklich Schwachen, die nicht für sich einstehen können und interessierte mich immer mehr für aktiven Tierschutz. Kurz darauf verließ ich auch die Gewerkschaft und alles, was nur ansatzweise mit Politik zu tun haben könnte. Informieren ok, aber selber rühr ich keinen Finger mehr, meine Ellenbogen sind einfach nicht spitz genug für die politische Welt und mit einer sozialen Einstellung kommt man vielleicht in den Himmel, aber nicht in die Politik.

Damit will ich nur sagen: Egal wo ich war, ob Gewerkschaft oder Partei, es lief überall gleich so ab, wie Du, Murx, es oben beschreibst.
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Liebe Grüße
Miriam


Zuletzt bearbeitet von Miriam am 26.04.2015 21:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Miriam
Freak


Anmeldungsdatum: 06.09.2010
Beiträge: 370
Wohnort: Offenbach

BeitragVerfasst am: 26.04.2015 21:00    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

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Liebe Grüße
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 26.04.2015 21:08    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Zitat:

Als dann die SPD mit Schröder die Wahl gewann, glaubte ich noch daran, dass es jemand interessierte, wenn ich aus Protest in seine Partei eintrete und zumindest etwas für eine sozialere Politik beitragen könnte. Fakt war, dier Basta-Kanzler mit Dollarzeichen in den Augen hatte 90% der Partei bis hinunter in die kleinsten Ortsvorstände in der Hand. Alle sangen wie einstudiert das gleiche Lied, obwohl diese Partei ja einst einmal für andere Werte zu stehen schien, aber da bin ich mir auch nicht mehr so sicher.

Ich fand das recht erschreckend, als ich im Nachhinein erfahren hatte, was unter Schröder alles falsch lief und wie er in Tat und Wahrheit eine neoliberale Klientelpolitik betrieb und die Interessen der Werte seiner Partei verriet. Ich hatte mich ja damals nicht gross mit der Politik auseinandergesetzt und viele Leute tun das wohl auch nicht. Daher finde ich es wichtig, dass man sich über wirklich gute Zeitungen informiert, die kritisch sind und nicht nur irgendwelche Propaganda von Parteien runterbeten.

Es ist letztlich wirklich ein Problem mit der Politik, den Parteien und der Macht. Wenn man sieht, welch ein Aufwand nötig ist, um eine Partei am Laufen zu halten und wie sehr sie mit sich selbst beschäftigt sind, sodass sie schnell auch den Kontakt zur Bevölkerung verlieren, so ist es nicht erstaunlich, dass es letztlich auch zu Klientelpolitik kommt und dass sich eloquente Selbstdarsteller in Szene setzen, sich für die Partei einspannen lassen und dann für ihre eigenen Interessen und die von befreundeten Wirtschaftsunternehmen arbeiten.
Und ich habe das Gefühl, je grösser das Land und je umfangreicher die Strukturen, die regiert werden, desto anfälliger sind die Parteien für Korruption und Machtmissbrauch.
Kleine Strukturen können da von Vorteil sein: Lokalpolitik bei der man sich und auch das Volk persönlich kennt (z.B. in kleinen Gemeinden) oder in kleinen Tierschutzorganisationen. Aber auch da gibt es immer wieder auch Fälle, bei denen es zu Missbrauch, Skandale und Co. kommt. Eine hundert prozentige Garantie für saubere Politik oder Vereine gibt es nicht, wenn Menschen zusammenkommen, dann "menschelt" es, sprich es passieren Fehler und es gibt Leute, die mit der ihr anvertrauten Macht nicht zurechtkommen und so der guten Sache Schaden zufügen.

Was die Gewerkschaften angeht, habe ich das so mal gehört, ich weiss nicht ob das stimmt, was da wahr daran ist:
- IG Metall ist eine reiche Gewerkschft, sie arbeitet gerne Hand in Hand mit der reichen Industriewirtschaft zusammen und ist vorallem auf ihr eigenes Wohl bedacht. Solidarität, die man sonst unter europäischen Gewerkschaften gross schreibt, soll ihr fremd sein... es sei denn, es geht um eigene Interessen.
- Verdi ist die Gewerkschaft von dem Dienstleistungssektor und soll stark zu kämpfen haben mit Finanzen und mangelnder Unterstützung von Seiten der Wirtschaft. Sie sollen sich für Arbeiter in den schlecht bezahlten Wirtschaftsbereichen einsetzen... wie gesagt ich kenne es auch nicht im Detail und könnte mir gut vorstellen, dass es auch bei Verdi Funktionäre gibt, welche in erster Linie die Machtstrukturen der Gewerkschaft ausnutzen.
- Andere Gewerkschaften...? Die kennt man ausserhalb von Deutschland kaum, weil sie in den Medien kaum Erwähnung finden. Gibt es da überhaupt noch erwähnenswerte Alternativen?

Das Problem heute bei Gewerkschaften allgemein ist, dass sie ihren Nutzen etwas verloren haben. In der Schweiz beispielsweise leisten sie halt vor allem im Billiglohngewerbe, namentlich Baugewerbe, Detailhandel und Gastrogewerbe einen wichtigen Beitrag und auch wenn es darum geht, dass gut laufende oder wichtige Betriebe plötzlich geschlossen werden sollen ohne Sozialplan und ohne Alternativen. Und sie leisten bei uns auch einen Beitrag zu einer freieren und weniger mit Propaganda gefüllter Presse. Das ist insbesondere beim Abstimmungskampf wichtig, da die Presse gerne von der Elite unterwandert wird, um ihre Interessen durchzuboxen gegen den Willen der Mehrheit des Volkes. Es ist ja letztlich nur eine Frage, wie man das Volk informiert, wenn man die wichtigen Informationen verschweigt und Unwahrheiten verbreitet, zum Beispiel dass eine Initiative zu starkem Stellenabbau ("bedroht Arbeitsplätze") usw. führe, dann zeigt das leider oft Wirkung.

Bemerkenswert ist übrigens auch, dass die Piraten in der Schweiz nur wenig Chancen hatten. Viel mehr als ein exotisches Randphänomen, ähnlich wie zum Beispiel eine (reine) Tierschutzpartei hatten sie bei uns nie. Das liegt an zwei Gründen, erstens beackern die klassischen Parteien, vorallem die eher sozialen, liberalen Parteien viele wichtige Themen schon, zweitens gibt es keine so starke Politikverdrossenheit bei uns, da die Politik bei uns mehr auf die Bevölkerung eingehen muss. Ob es an der direkten Demokratie alleine liegt, das kann ich nicht sagen, ich würde sagen nicht nur, denn Volksinitiativen und Referenden sind zwar gute Mittel, die letzte Zeit hat aber auch gezeigt, dass man das auch gezielt missbrauchen kann und wenn populistische Parteien damit Oppositionspolitik betreiben und gezielt damit wichtige Grundrechte wie Menschenrechte, Verfassung, Grundrechte etc. angreifen wollen, dann kann man auch so die politische Stimmung vergiften. Alle diejenige, welche also neidisch auf die Schweiz blicken, auf das demokratische Paradies, in dem das Volk wirklich noch etwas zu sagen habe, die muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Es stimmt zwar dass einiges bei uns (noch) besser läuft, aber die direkte Demokratie ist erstens kein Allheilmittel und zweitens muss man ihr Sorge tragen und eine Kultur der direkten, fairen Demokratie erst aufbauen. So glaube ich zwar, sowas könnte auch in Deutschland auf lokaler und ggf. auch auf Länderebene funktionieren, aber auf Bundesebene hätte ich starke Zweifel. Da müsste die Politik sich erst mal in ihrer Haltung und ihren Werten wandeln. Zu verfilzt ist sie und zu sehr zählen da Eigeninteressen.

Ach ja, und auch bei uns wird die direkte Demokratie angegriffen, ausgerechnet von denen, die behaupten, sie würden die direkte Demokratie verteidigen gegen EU und alle anderen bösen Parteien und Institutionen. Die Wahrheit ist jeodch, sie haben längst die Realität aus den Augen verloren, es ist zwar wichtig, dass nicht einfach Werte der EU geopfert werden, es darf aber auch nicht sein, dass man scheinbar zum Schutz gegen "fremde Richter" die eigenen Werte unserer humanitären Tradition geopfert werden, unsere gesellschaftsliberale und multikulturelle Tradition, die uns einst stark gemacht hatten. Da hilft es sich auch nicht auf Mythen wie der Rütli-Schwur, Legenden wie grosse Schlachten und ähnliche glorifizierte Geschichtsereignisse zu stützen, das sind nur Rauchbomben, welche die Sicht auf die wirklich wichtigen Dinge vernebeln und sachliche Diskussionen auf eine emotional gefärbte unseriöse Ebene bringen.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 26.04.2015 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Ich will Murx nicht zu nahe treten, aber die Piraten sind schon ein Völkchen für sich. Als Chaostruppe mit Gegenpolcharakter zu den Etablierten sicherlich amüsant, aber mehr nicht... (für mich)

Apropos Charakter:
http://www.stern.de/politik/deutschland/galionsfigur-der-piraten-ponaders-ego-trip-auf-kosten-anderer-1855721.html

@Miriam
Bitte nichts persönlich nehmen: ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die das Beste für alle wollen. Als Staatsform geht das aber nicht, dass hat ja der fast weltweite Zusammenbruch der sogenannten "sozialistischen" Systeme gezeigt. Das gegenwärtige System ist sicher auch nicht ideal, aber immer noch besser als das, was 1989 in Deutschland überwunden wurde.

Wenn man sich mit den Linken einlässt, muss man wissen was man tut. Das, was die heute sind, wurden sie durch die "Alten". Also quasi die, die keiner mehr haben wollte. Wenn Gysi so gut wäre, wie er vorgibt, hätte er das Vermögen der SED offengelegt und einen Teil davon Bedürftigten geschenkt. Hat er aber nicht. Er hat geschwiegen und so gingen die Millionen "verloren" bzw. füllten die Taschen anderer Gutmenschen.

Der Sozialismus/Kommunismus, wie er einigen vorschwebt, geht nicht. Ihm steht das wichtigste im Weg: der Mensch. Gleichmacherei gab es aber nicht einmal im Sozialismus, die DDR war ein "Arbeiter- und Bauernstaat. Das heißt, die Intelligenz war außen vor. Das muss sie in einem solchen System auch sein. Überall, wo der Sozialismus eingeführt wurde, wurde als erstes die Intelligenz rasiert. Sie stellt nämlich die größte Gefahr für dieses System dar. Linke (egal welcher Partei) wollen ein System, in dem alle Menschen gleich sind (leben). Das kann nicht funktionieren, weil Menschen individuell sind. Darauf wird von den Linken keine Rücksicht genommen, deshalb wird automatisch aus solchen Unternehmen eine Diktatur. Das gilt übrigens zum Teil auch für die Piraten und sogar für Veganer.

Schröder war kein Sozi, der wollte einfach nur Kanzler werden - Chef von Deutschland eben. Das war sein Lebenstraum. Joschka Fischer war kein Grüner, der wollte auch nur nach oben und hat die Grünen dafür gekapert. Die haben es bis heute noch nicht gemerkt. Gysi wurde vom Bundestag Spitzeltätigkeit für die Stasi attestiert, einen Teil des Geldes seiner ehemaligen Partei hat er verschwinden lassen (Stichwort Putnik-Deal). Keine zehn Pferde würden mich in Gruppierungen treiben, die von solchen Leuten geführt werden/wurden.

Es wird immer Menschen geben, die mehr wollen als andere. Es wird immer Menschen geben, die viel arbeiten, damit sie mehr als andere haben. Kann man denen das vorwerfen? Soll man die noch stärker besteuern, damit Typen wie Ponader besser leben können?

Jedes Jahr kommt ein Armutsbericht, der für Deutschland verheerende Zahlen offenbart. Aber - Weiß eigentlich heute noch jemand, was wirkliche Armut bedeutet?

freundliche Grüße,
Andreas
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Miriam
Freak


Anmeldungsdatum: 06.09.2010
Beiträge: 370
Wohnort: Offenbach

BeitragVerfasst am: 26.04.2015 22:11    Titel: Antworten mit Zitat

@Andreas,

Da hast Du mich falsch verstanden. Wink
Ich war nie Sozialist und werde es auch nie sein. Soziales Denken hat ja nicht zwingend etwas mit Sozialismus zu tun.
Ich bin eine Verfechterin von funktionierenden Sozialsystemen in einem Sozialstaat, wie sie noch vor der Machtübernahme Schröders funktioniert haben. Hätte ich gewusst, wie das mit Schröder weitergeht, hätte ich damals Kohl wiedergewählt.

Zitat:
Der Sozialismus/Kommunismus, wie er einigen vorschwebt, geht nicht. Ihm steht das wichtigste im Weg: der Mensch. Gleichmacherei gab es aber nicht einmal im Sozialismus, die DDR war ein "Arbeiter- und Bauernstaat. Das heißt, die Intelligenz war außen vor. Das muss sie in einem solchen System auch sein. Überall, wo der Sozialismus eingeführt wurde, wurde als erstes die Intelligenz rasiert. Sie stellt nämlich die größte Gefahr für dieses System dar. Linke (egal welcher Partei) wollen ein System, in dem alle Menschen gleich sind (leben). Das kann nicht funktionieren, weil Menschen individuell sind. Darauf wird von den Linken keine Rücksicht genommen, deshalb wird automatisch aus solchen Unternehmen eine Diktatur. Das gilt übrigens zum Teil auch für die Piraten


So ist es. Und (auch) deshalb habe ich mit dieser Art zu denken nichts am Hut.



Zitat:
....und sogar für Veganer.


Ich wusste irgendwie, dass dieser Einwand kommt. Wink
Ich fänds echt gut, wenn wir das Thema lassen würden, Du bedienst mir bei diesem Thema einfach zu viele Klischees. Das stimmt einfach nicht. Es gibt nicht die Veganer, sondern solche Veganer und jene Veganer und noch viele andere Veganer. Das einzige gemeinsame allgemeine Ziel von Veganern ist, Grundrechte der Tiere zu wahren und zu fördern und selbst dieses Ziel definiert nicht jeder Veganer gleich. Ich z.B. bin nicht gegen Haustierhaltung und die Veganer, mit denen ich näher zu tun habe, auch nicht und die Veganer, die gegen Haustierhaltung sind, von denen haben 80% keine Ahnung von Tieren.
Aber bitte, wie gesagt, ich mag dieses Thema einfach nicht weiter erörtern, ich stecke Menschen nicht in Schubladen und möchte mich dort auch nicht wiederfinden.

Zitat:
Schröder war kein Sozi, der wollte einfach nur Kanzler werden - Chef von Deutschland eben. Das war sein Lebenstraum. Joschka Fischer war kein Grüner, der wollte auch nur nach oben und hat die Grünen dafür gekapert. Die haben es bis heute noch nicht gemerkt. Gysi wurde vom Bundestag Spitzeltätigkeit für die Stasi attestiert, einen Teil des Geldes seiner ehemaligen Partei hat er verschwinden lassen (Stichwort Putnik-Deal). Keine zehn Pferde würden mich in Gruppierungen treiben, die von solchen Leuten geführt werden/wurden.


Kann ich alles genauso unterschreiben.
Zitat:


Es wird immer Menschen geben, die mehr wollen als andere. Es wird immer Menschen geben, die viel arbeiten, damit sie mehr als andere haben. Kann man denen das vorwerfen? Soll man die noch stärker besteuern, damit Typen wie Ponader besser leben können?


Sehe ich auch so. Wer viel arbeitet, darf auch viel verdienen.
Das Problem sehe ich auch eher darin, dass heute aber Unternehmer keine Ideale mehr haben, wie früher Chefs von Familienunternehmen. Heute geht Student X nach China, um Unternehmenspolitik zu lernen, kommt nach Deutschland, kauft irgendein marodes Unternehmen, lässt es sich vom Staat subventionieren, schröpft Arbeitnehmer bis auf die Unterhosen, kauft Betriebsräte (ja, auch mit Hilfe der Gewerkschaften) oder erpresst sie (von Gewerkschaftsseite kommt immer nur der Spruch "alternativlos") und kassiert die übriggebliebenen Millionen, um im nächsten Laden dort weiterzumachen, wo er aufgehört hat.

Zitat:

Jedes Jahr kommt ein Armutsbericht, der für Deutschland verheerende Zahlen offenbart. Aber - Weiß eigentlich heute noch jemand, was wirkliche Armut bedeutet?

freundliche Grüße,
Andreas


Doch, das ist schon so. Man kann die Armut in Deutschland auch nicht mit Armut in Afrika vergleichen, sondern muss dies auch aus einem gesellschaftlichen Kontext tun. Wer in Deutschland z.B. keine 2 Euro hat, um mit Freunden in einem Cafe mal gemütlich zu sitzen und etwas zu trinken, gilt hier als arm und vereinsamt irgendwann.
Oder Familien, die ihrem Kind keine Klassenfahrt bezahlen können, weil sie jeden Cent für ihre Stromrechnung zusammenkratzen müssen. Irgendwann landen sie am Rand der Gesellschaft und da kann man schon von Armut sprechen, auch wenn man in Afrika mit ca. 350 Euro ALG2 ein reicher Bürger wäre.
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BeitragVerfasst am: 26.04.2015 22:44    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:
Zitat:

Als dann die SPD mit Schröder die Wahl gewann, glaubte ich noch daran, dass es jemand interessierte, wenn ich aus Protest in seine Partei eintrete und zumindest etwas für eine sozialere Politik beitragen könnte. Fakt war, dier Basta-Kanzler mit Dollarzeichen in den Augen hatte 90% der Partei bis hinunter in die kleinsten Ortsvorstände in der Hand. Alle sangen wie einstudiert das gleiche Lied, obwohl diese Partei ja einst einmal für andere Werte zu stehen schien, aber da bin ich mir auch nicht mehr so sicher.

Ich fand das recht erschreckend, als ich im Nachhinein erfahren hatte, was unter Schröder alles falsch lief und wie er in Tat und Wahrheit eine neoliberale Klientelpolitik betrieb und die Interessen der Werte seiner Partei verriet. Ich hatte mich ja damals nicht gross mit der Politik auseinandergesetzt und viele Leute tun das wohl auch nicht. Daher finde ich es wichtig, dass man sich über wirklich gute Zeitungen informiert, die kritisch sind und nicht nur irgendwelche Propaganda von Parteien runterbeten.


Kritische Medien werden leider auch immer seltener. Viele Zeitungsverlage gehören ja mehr oder weniger den Parteien oder haben einen politischen Hintergrund.



Zitat:
Kleine Strukturen können da von Vorteil sein: Lokalpolitik bei der man sich und auch das Volk persönlich kennt (z.B. in kleinen Gemeinden) oder in kleinen Tierschutzorganisationen. Aber auch da gibt es immer wieder auch Fälle, bei denen es zu Missbrauch, Skandale und Co. kommt. Eine hundert prozentige Garantie für saubere Politik oder Vereine gibt es nicht, wenn Menschen zusammenkommen, dann "menschelt" es, sprich es passieren Fehler und es gibt Leute, die mit der ihr anvertrauten Macht nicht zurechtkommen und so der guten Sache Schaden zufügen.



Damit habe ich es nach meinen Politikerfahrungen auch schon einmal versucht, ein kleiner Tierschutzverein, einige werden ihn kennen, deshalb behalte ich den Namen mal für mich. Letztendlich blieb es bei der Erfahrung, wenn Du selbst nicht am Hebel der Macht sitzt, kann der Verein noch so klein sein, dann hast Du das zu tun, was der Verein Dir vorgibt und das ging soweit, dass ich die gleichen Leute mögen oder hassen musste wie der Vorstand. Als ich einmal keine Meinung zu jemanden hatte, weil ich die Person, die hinter einem Usernamen in einem Forum steckte, nicht kannte, hieß es gleich, ich wäre nicht loyal.

Seither mache ich den besten Tierschutz mit einer Freundin alleine und einigen lieben Helfern, die ich mir zusammensuche, je nach zu lösendes Problem. So klappt das seit Jahren am Besten.

Zitat:
Was die Gewerkschaften angeht, habe ich das so mal gehört, ich weiss nicht ob das stimmt, was da wahr daran ist:
- IG Metall ist eine reiche Gewerkschft, sie arbeitet gerne Hand in Hand mit der reichen Industriewirtschaft zusammen und ist vorallem auf ihr eigenes Wohl bedacht. Solidarität, die man sonst unter europäischen Gewerkschaften gross schreibt, soll ihr fremd sein... es sei denn, es geht um eigene Interessen.


Nun, da kann ich nicht widersprechen. Es fängt schon mit §2 der Satzung an "Die Unabhängigkeit zu politischen Parteien wahren". Ist schon klar, die sind von politischen Parteien so unabhängig wie ich man sich nur vorstellen kann....Cool

Zitat:
- Verdi ist die Gewerkschaft von dem Dienstleistungssektor und soll stark zu kämpfen haben mit Finanzen und mangelnder Unterstützung von Seiten der Wirtschaft. Sie sollen sich für Arbeiter in den schlecht bezahlten Wirtschaftsbereichen einsetzen... wie gesagt ich kenne es auch nicht im Detail und könnte mir gut vorstellen, dass es auch bei Verdi Funktionäre gibt, welche in erster Linie die Machtstrukturen der Gewerkschaft ausnutzen.
- Andere Gewerkschaften...? Die kennt man ausserhalb von Deutschland kaum, weil sie in den Medien kaum Erwähnung finden. Gibt es da überhaupt noch erwähnenswerte Alternativen?


So richtig Einblick habe ich da nicht, aber eins kann ich sagen: Alles, was unter dem Dachverband des DGB läuft, ist ziemlich weichgespült.
Dann gibt es hier und da noch unabhängige Gewerkschaften(?), aber da wäre ich auch skeptisch, wessen Interessen da wirklich vertreten werden.




Zitat:
Das Problem heute bei Gewerkschaften allgemein ist, dass sie ihren Nutzen etwas verloren haben. In der Schweiz beispielsweise leisten sie halt vor allem im Billiglohngewerbe, namentlich Baugewerbe, Detailhandel und Gastrogewerbe einen wichtigen Beitrag und auch wenn es darum geht, dass gut laufende oder wichtige Betriebe plötzlich geschlossen werden sollen ohne Sozialplan und ohne Alternativen. Und sie leisten bei uns auch einen Beitrag zu einer freieren und weniger mit Propaganda gefüllter Presse. Das ist insbesondere beim Abstimmungskampf wichtig, da die Presse gerne von der Elite unterwandert wird, um ihre Interessen durchzuboxen gegen den Willen der Mehrheit des Volkes. Es ist ja letztlich nur eine Frage, wie man das Volk informiert, wenn man die wichtigen Informationen verschweigt und Unwahrheiten verbreitet, zum Beispiel dass eine Initiative zu starkem Stellenabbau ("bedroht Arbeitsplätze") usw. führe, dann zeigt das leider oft Wirkung.


So ist es. Es gab mal bei einer der jährlichen Gehaltskürzung in dem großen Unternehmen, in dem ich Betriebsrätin war, mal eine Umfrage des hr-Fernsehen. Dort wurden einzelne Kollegen befragt, ob sie die Kürzungen wieder mittragen würden. Mein Eindruck damals war, dass mindestens 50 % dafür und 50 dagegen war, wenn nicht sogar eher 75 % dagegen. Im Fernsehen gezeigt wurden dann einige Arbeitnehmer, die sagten, sie hätten keine andere Wahl, als es mitzutragen, sie hätten schließlich Kinder zu Hause und ein einziger Kollege wurde kurz eingeblendet, der sich dagegen aussprach.
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BeitragVerfasst am: 27.04.2015 00:49    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Zitat:

Es wird immer Menschen geben, die mehr wollen als andere. Es wird immer Menschen geben, die viel arbeiten, damit sie mehr als andere haben. Kann man denen das vorwerfen? Soll man die noch stärker besteuern, damit Typen wie Ponader besser leben können?

Das verträgt sich doch auch mit einer sozialen Politik. Denn es geht ja nicht darum, dass alle genau gleichviel haben sollen, sondern dass die Unterschiede fair sind, es keine riesig klaffenden Unterschiede gibt, die es eben nur durch Betrügerei geben kann, weil es Leute gibt, die durch legale Schlupflöcher auf dem Buckel der Mehrheit riesige Gewinne machen können. Die ganze Bankenrettung ist ja geradezu zum Symbol von dieser Spezies von "Geschäftsleuten" geworden, die nach dem Motto leben, die Gewinne privatisieren, die streichen wir selbst ein und die Verluste verstaatlichen, wenn der Gewinn ausbleibt, dann wird gross nach dem Staat gerufen (oder man hat eben nichts zu versteuern und kann die Schulden noch vollumfänglich abziehen, vielleicht streicht man sogar dennoch Gewinne ein, die man über geschickte Steuervermeidungstricks aus dem Land schaffen kann... Stichwort Dutch-Sandwich... Amazon, Apple, Starbucks und Co. lassen Grüsse Wink ).
Und jetzt gehen wir doch einfach einmal einen guten Schritt zurück, verabschieden uns von diesem typischen Rechts-Links-Denken und stellen uns vor eine kleine Landgemeinde, bei der die Bürger direkt für ihre Anliegen sich einsetzen. Jeder hat eine Stimme. In gewissen Themen ist man halt konservativ, ist manchmal auch wichtig so, man denke an all den "Fortschritt", der letztlich altes Wissen, die Natur etc. zerstörte, nur weil man glaubte mit Chemie/Kunstdünger, grosse Maschinen und Monokulturen etwas zu verbessern, was eigentlich schon sehr gut war und sich so nicht verbessern liess. In anderen Themen ist es auch gut offen, liberal zu sein, für den Tourismus ist es beispielsweise förderlich, wenn man sich auf Neues einlassen kann, wenn man die Fremden mit offenen Händen empfängt, sich für ihre Kultur interessiert etc. man muss sich nicht verbiegen, aber einen Schritt erst auf sie zugehen, um gegenseitig voneinander profitieren zu können. Früher gab es denn auch diese Rechts-Links-Gräben weniger und heute zum Teil in ländlichen Gemeinden immer noch, weil man eben zusammen arbeiten müssen und die Probleme nicht mit "rechts" oder "links" betitelt und als "gute" oder "schlechte" Probleme klassifiziert werden können.

Um nochmals auf das Eingangsthema zurückzukommen: Wenn jemand nur halb so viel arbeiten will wie jemand anders und dafür nur halb so viel verdient, dann ist doch das vollkommen in Ordnung. Heute ist es aber oft so, dass Leute, sogenannte Working Poors sich mit mehreren Jobs über Wasser halten müssen, mehr arbeiten als so mancher Banker, Informatiker usw. und doch nur ein Bruchteil davon verdienen. Die Löhne sind hier auch nicht fair verteilt und führen dazu, dass wichtige Arbeiten schlecht entlohnt werden, während manche fragwürdige Arbeit, die oft nicht mal von volkswirtschaftlichem Nutzen ist (Devisen- und Rohstoffspekulationen, all die Beratungsfirmen, die dafür sorgen dass reiche Firmen kaum etwas versteuern müssen, die ganze moderne PR-Branche, welche für unnötige Produkte Werbungen entwickeln etc.) schon fast unverschämt gut bezahlt wird. Was heute auch immer mehr ein Problem ist, dass gute Leute aus den Wissenschaften gesaugt werden und eingespannt werden, damit sie Finanzprodukte, Berechnungsalgorythmen etc. programmieren, alles Produkte, die es eigentlich nicht braucht, während man ihr Wissen und ihre Fähigkeiten bei der Bewältigung der globalen Probleme und in der Forschung dringend gebrauchen könnte.
Unser Problem ist heute, dass unsere Gesellschaft so komplex ist, dass wir nicht mehr vom Tauschhandel leben, dass so Gelegenheiten für so manche Jobs erst geschaffen werden, die wir eigentlich gar nicht bräuchten: was täte ein Fondsmanager, ein Aktienbroker oder ein Analgeberater in einer Tauschwirtschaft? Dagegen Ärzte, Pfleger, Maurer/Bauarbeiter, Bäcker/Metzger, Fischer, Bauern, Hortner/Erzieher, Schmiede usw. das sind alles Berufe, die hat es immer schon benötigt so oder in anderer Form, ja selbst eine schlanke Form einer Art rudimentäres Bankensystem hätte Platz, weil wahrscheinlich nicht alles in Naturalien 1:1 getauscht würde, aber kein so aufgeblähter Finanzmarkt, wie wir ihn heute haben. Wäre unsere Gesellschaft so einfach, dann wäre es einfach stossend, wenn plötzlich der Bürgermeister sagen würde, ich mache einen so viel besseren Job als ihr, ich verdiene ab jetzt das 1000-Fache von euch. Ab sofort will ich nicht mehr nur 1 Fisch pro Woche, sondern 1000 Fische und nicht nur 1kg Mehl sondern 1000kg Mehl usw. Dann würden die anderen zurecht fragen, machst du deine Arbeit denn auch tausendfach besser als wir, dass du das verdienst? Und sie würden sich auch fragen, was willst du mit all den Naturalien machen, die wir dir geben? Du kannst die ja nicht alle selbst essen...

Heute wird das einfach unreflektiert von vielen Menschen akzeptiert. Eine Putzfrau, die einen harten Job hat, viel arbeitet, wird mit einem Hungerlohn abgespiesen, ein Topbanker, Informatik- oder Finanzspezialist, ein Manager oder sonstiger Kadermensche verdient ein Hundert- oder Tausendfaches und sein Job ist gewiss nicht soviel mal anstrengender, noch arbeitet er soviel mal mehr, denn ein Tag hat auch nur 24 Stunden und wenn die Putzfrau schon 8-10 Stunden arbeitet am Tag, wieviel müsste erst so ein Spitzenmensch arbeiten für seinen Lohn?

Eigentlich müsste man dieses Problem an der Wurzel bekämpfen, indem man dafür sorgt, dass die Löhne deutlich stärker der Realität entsprechen, was diese Leute an Arbeitsleistung und Körperkraft wirklich leisten, ohne gewisse geistige Leistungen so exorbitant überzubewerten, denn soviel mehr wert sind sie gewiss nicht. Weil das aber offenbar nicht funktioniert, können höhere Steuern bei hohen Einkommen eine Möglichkeit sein um dieses Ungleichgewicht etwas zu mildern, es ist also mehr Symptombekämpfung, um schlimmere Symptome zu lindern und diese wären, dass immer mehr Geld bei den Leuten landet, die es gar nicht ausgeben können und jene, die es bräuchten haben zu wenig und das fehlt letztlich in der Wirtschaft und führt dazu, dass entweder die Löhne noch mehr gedrückt werden (und noch weniger Geld vorhanden sein wird zum Ausgeben -> Teufelskreis) oder die Firmen dicht machen müssen oder ins Ausland abwandern und dadurch auch wieder die Arbeitslosigkeit steigt und noch weniger Geld in der Bevölkerung vorhanden ist, das ausgegeben werden kann. Zu hohe Löhne und Gewinnmöglichkeiten bei Unternehmen und die dadurch unnatürlich starke Akkumulierung von totem Kaptial ist für eine Volkswirtschaft letztlich von immensem Schaden, was bis hin zum Zusammenbruch der Wirtschaft oder zur Staatsinsolvenz führen kann.
Natürlich kann man auch gar nichts machen, unter Umständen kann das vielleicht sogar wirksamer sein, weil wenn man die Leiden nicht unterdrückt, dann ist vielleicht plötzlich der Druck gross genug, dass radikale Lösungen gefordert und durchgeführt werden. Wenn man aber Pech hat, landet man in der Anarchie, einem Bürgerkrieg, einer neuen Diktatur oder einer anderen unangenehmen Grosskatastrophe. Hat man Glück werden vielleicht tatsächlich die Probleme gelöst oder stark gelindert... es gleicht aber etwas einem Roulette-Spiel mit hohem Einsatz.

Zitat:

Doch, das ist schon so. Man kann die Armut in Deutschland auch nicht mit Armut in Afrika vergleichen, sondern muss dies auch aus einem Gesellschaftlichen Kontext tun. Wer in Deutschland z.B. keine 2 Euro hat, um mit Freunden in einem Cafe mal gemütlich zu sitzen und etwas zu trinken, gilt hier als arm und vereinsamt irgendwann.

Richtig, es gibt dazu ein schönes Sprichwort: zuviel zum Sterben, zu wenig zum (anständig) Leben. Der ganze soziale Aspekt darf nicht unterschätzt werden. Leute, die an der Armutsgrenze leben, werden oft ausgestossen, einige geraten in die Kriminalität, teils weil sie so versuchen zu Geld zu kommen um besser zu überleben, teils weil man sie durch Verbote gegen Bettler und Arme versucht aus den Städten zu vertreiben. Was mir richtig eingefahren war auf meinen Reisen durch Deutschland, dass gerade in der reichen Finanzstadt Frankfurt die Armut besonders aufdringlich war und man überall angebettelt wurde, während ich in Ostdeutschland und auch in Braunschweig kaum arme Leute sah.

Zitat:

Oder Familien, die ihrem Kind keine Klassenfahrt bezahlen können, weil sie jeden Cent für ihre Stromrechnung zusammenkratzen müssen. Irgendwann landen sie am Rand der Gesellschaft und da kann man schon von Armut sprechen, auch wenn man in Afrika mit ca. 350 Euro ALG2 ein reicher Bürger wäre.

Was viele hierbei übersehen, dass wir bei uns höhere Lebenshaltungskosten haben und dann kommt das ganze Gesundheitssystem dazu, das gar nicht für so geringe Einkommen kompatibel ist. Wer eine ernsthafte Erkrankung hat und keine Krankenkasse, der muss sich hoch verschulden, Geld das er wahrscheinlich nie mehr zurückzahlen kann oder es wird ihm die Behandlung verwehrt oder er muss solange warten, bis es fast lebensbedrohlich wird und man wahrscheinlich schon viele gute Möglichkeiten zur erfolgreichen Behandlung verspielt hat.
Ein krasses Beispiel dazu sind neue Medikamente gegen Lebererkrankungen, die sehr teuer sind, aber bei früher Anwendung viele Langzeitschäden ersparen können.

Zitat:

Der Sozialismus/Kommunismus, wie er einigen vorschwebt, geht nicht. Ihm steht das wichtigste im Weg: der Mensch. Gleichmacherei gab es aber nicht einmal im Sozialismus, die DDR war ein "Arbeiter- und Bauernstaat. Das heißt, die Intelligenz war außen vor. Das muss sie in einem solchen System auch sein. Überall, wo der Sozialismus eingeführt wurde, wurde als erstes die Intelligenz rasiert.

War es nicht so, dass bei der Bildung angesetzt wurde. Freies denken gab es ab sofort nicht mehr. Es wurden Denkschranken eingeführt, über die hinaus durfte man nicht laut denken, weil man wusste, dass es sehr unangenehme Folgen haben könnte und so gesellte sich zur Zensur die Selbstzensur der Intellektuellen. Frei entfalten konnten sich diese schon, aber nur in den Themengebieten, welche dem Regime genehm sind. Und auch das einfache Volk wurde zwar schon gebildet, aber nicht frei, sondern im Sinne der Ideologie des Regimes.
Ganz ohne Denkschranken kommt aber letztlich kein Regime aus, auch freie, kapitalistische Staaten nicht. Die Manipulation und (Selbst)Zensur ist einfach deutlich subtiler und die Wirtschaft gibt sich deutlich liberaler. Wer aber diese Gesellschaftsform ablehnt ist genauso ein Staatsfeind und wird entsprechend betrachtet und behandelt. Solange er nicht handelt, ist er aber bei uns deutlich ein geringeres Problem, denn viele Leute fühlen sich in unserem System recht wohl oder arrangieren sich damit und haben kein Bedürfnis zur Rebellion. Die wenigen, welche glauben mit Gewalt was zu ändern, die werden schiesslich als Terroristen verfolgt. Der Unterschied bei uns ist, dass die überwiegende Mehrheit die Mittel der Elite zum Schutz unserer Gesellschaft stützen. Das ist grundsätzlich richtig und gut so, wenn die Eliten sich auch genügend um das Volk und ihre Interessen kümmern. Gerade aber die zunehmende Lohnschere und das Auseinanderdriften der Vermögen führt jedoch dazu, dass die sozialen Spannungen wachsen. Diese in aller Härte zu bekämpfen wäre daher im vitalen Interesse der Elite, dass sie weiterhin akzeptiert werden in unserer Gesellschaft und es nicht irgendwann zum Köpferollen kommt und sie durch eine neue Elite ersetzt werden (die französische Revolution lässt grüssen).
Wo man auch sehr schön sieht, was passiert, wenn man etwas tut, was dem Staat nicht genehm ist, auch wenn es gesellschaftlich gesehen richtig ist, weil der Staat seine Macht missbraucht, das zeigt das Beispiel mit all den Whistleblower in Amerika. Edward Snowden ist der bekannteste von ihnen. Bradley Manning oder Julian Assange sind andere Beispiele. Sind das freie Leute? Können die ohne Angst frei sagen, was sie denken? Können sie sich frei bewegen?
Ein anderes Beispiel ist der BND-Ausschuss der Politik, der die ganze Spionageaffäre der NSA aufklären soll, aber einen Maulkorb verpasst bekam, dass sie nichts zum Verfahren sagen darf, zu dem, was sie nun gesehen und mitbekommen hat. Es geht um Missstände, die hier gezielt und mit viel Aufwand versucht werden unter den Teppich zu kehren. Der Unterschied zu einem absolutistischen Diktaturregime wie die DDR, Nordkorea usw. ist, dass bei uns viele Leute ihre freie Meinung sagen können, die Regierung fürchtet sich davor nicht, nur wenige werden eingeschränkt. Bei den genannten Beispielen war und ist es dagegen gleich umgekehrt (nur eine kleine Elite ist mehr oder weniger frei, was die Meinungsäusserung angeht).

Was der Versuch der Piratenpartei vielleicht am besten zeigt, wieso all die Ideen der kommunistischen Gesellschaften letztlich scheiterten: viele wurden ja vom Volk ausgerufen und waren anfänglich demokratisch, die meisten wurden aber von machthungrigen Politikern unterwandert und schnell in Diktaturen umgewandelt. Es braucht offenbar gewisse Machtstrukturen für das Funktionieren des Staatsapparats, wenn man das nicht anerkennt und entsprechend lenkt und versucht die Gewaltenteilung unter Kontrolle zu halten, kommt es zum Machtmissbrauch und der Durchsetzung einer Diktatur unter dem Deckmantel des "Sozialismus"... sozial ist dann jedoch lediglich, dass das ganze Volk arm ist und die Herrschaft ein gutes Herz hat und sie nicht ganz verhungern lässt... äh, nein das ist glaubs auch nicht sozial, sondern schlichter Eigennutz, schliesslich braucht man das Volk, welches arbeitet und den Staat am Leben erhält.

Wo die kommunistische Idee bisher wirklich funktionierte, das war im kleinen, lokalen Stil. In gewissen Firmen, in gewissen Regionen gab und gibt es Modelle, die den ursprünglichen kommunistischen/sozialistischen Ideen nahe kommen, bei denen das Volk, die Arbeiter selbst bestimmen, bei denen alle den gleichen Lohn verdienen usw.
Aber ich behaupte einfach mal, sobald man sowas auf grösserer Ebene durchsetzen möchte, dann kommt man schnell an die Grenzen, weil zum Regieren braucht es eine gewisse Portion Egoismus und da ist dann oft es nicht weit zum Machtmissbrauch. Die vielen Skandale in der Politik immer wieder, sei es Schmiergeld, Amtsmissbrauch, Manipulation, Veruntreuung von Geldern, Vetternwirtschaft usw. das kommt nicht von ungefähr, denn Gelegenheit macht Diebe und in der Politik ist es nicht anders, denn Menschen werden in erster Linie als Mensch geboren und nicht als Sozialist, Liberaler oder Christilichkonservativer mit Parteibüchlein, noch gehört letzteres zu den Grundinstinkten oder Charaktereigenschaften eines Menschen. Es braucht daher in der Politik gewisse Mechanismen zur Regulierung der Macht und das Volk muss letztlich auch eine gewisse Macht in diesem Punkte haben... eine optimale Lösung gibt es letztlich nie, aber das Ziel sollte es sein, dem möglichst nahe zu kommen. (die wurde übrigens in allen funktionierenden kommunistischen Regimes sehr schnell ausgeschaltet, so wie man das in waschechten Diktaturen eben tut) Das ist ein Kampf, der immer wieder von Neuem ausgefochten werden muss und im Zuge dessen eben auch Skandale aufgedeckt werden müssen, wenn sie passieren und das werden sie, weil Menschen dazu neigen. Ein Fehler ist doch gerade auch, dass man gerade das leugnen will, Politiker müssen perfekt sein obwohl sie es nicht sind und wohl auch nicht sein können. Auch die Medien sind oft nicht unschuldig, wenn sie einen Politiker erst hochjubeln und dann mit Hochgenuss mithelfen seine Karriere zu Fall zu bringen. Würden sie ihre Arbeit gut machen, müssten sie eigentlich schon von Beginn an auch auf Probleme und Fehler hinweisen und nicht erst hinterher quasi schreiben, wir haben schon lange gewust, dass schon seit Beginn einiges nicht gut lief, aber damals interessierte das ja keiner und es hätte keine gute Story gegeben... logisch die Zuckerbrot und Peitsche Methode ist viel besser fürs Geschäft, weil sie mehr nach Sensation schreit und um jemand tief fallen zu lassen man ihn erst hoch hinaufheben muss.

Zum Thema Gewerkschaften noch:
Zitat:

So richtig Einblick habe ich da nicht, aber eins kann ich sagen: Alles, was unter dem Dachverband des DGB läuft, ist ziemlich weichgespült.
Dann gibt es hier und da noch unabhängige Gewerkschaften(?), aber da wäre ich auch skeptisch, wessen Interessen da wirklich vertreten werden.

Was kleine Gewerkschaften angeht, was man an dieser Stelle vielleicht auch mal noch erwähnen muss, es gibt ja teilweise auch Gewerkschaften die von den Unternehmen selbst gegründet oder unterwandert sind und die eigentlich nur der Kontrolle der Arbeiter und der Durchsetzung der Firmeninteresse dienen, so nach dem Motto, wenn sie in die Gewerkschaft wollen, dann ist es besser, sie gehen in eine von uns kontrollierte Gesellschaft, dann verlieren wir nicht die Kontrolle über sie. Und dann gibt es noch solche, die machen Kompromisse mit den Unternehmen, tragen so viele Entscheide mit, die eine kämpferische und unabhängige Gewerkschaft nicht dulden würde. Teilweise bekommen sie dafür im Gegenzug auch Zuwendungen, teilweise tun sie es vielleicht auch aus Angst oder Einschüchterung, wobei ersteres vermutlich häufiger ist... es geht doch nichts über Eigeninteressen unter dem Deckmantel einer guten Sache... Augenrollen

Zum Thema IG Metall und Unabhängigkeit von Parteien...
soll das heissen IG Metall und SPD sind eng verbandelt? Würde zumindest gut passen...
(auch das wäre wieder so eine Denkschublade, die sich bestätigen würde)

Zum Thema Vereine und Tierschutz:
Zitat:

Damit habe ich es nach meinen Politikerfahrungen auch schon einmal versucht, ein kleiner Tierschutzverein, einige werden ihn kennen, deshalb behalte ich den Namen mal für mich. Letztendlich blieb es bei der Erfahrung, wenn Du selbst nicht am Hebel der Macht sitzt, kann der Verein noch so klein sein, dann hast Du das zu tun, was der Verein Dir vorgibt und das ging soweit, dass ich die gleichen Leute mögen oder hassen musste wie der Vorstand. Als ich einmal keine Meinung zu jemanden hatte, weil ich die Person, die hinter einem Usernamen in einem Forum steckte, nicht kannte, hieß es gleich, ich wäre nicht loyal.

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Ich stelle mir gerade die Frage, bedeutet Verein in erster Linie mal Bürokratie und wenn ja, geht die in der Regel mit ausgeprägten Machtstrukturen inklusive allfälligem Machtmissbrauch einher? Weil das ist nicht das erste Mal, dass ich wenig Gutes über Vereine gehört habe. Ich bin zwar jetzt auch in einem und kann mich nicht beklagen (ich bin aber auch nicht so tief in den Vereinsinterna drin und kann nicht beurteilen, ob ich vielleicht noch nicht genug darüber weiss... aber meine Menschenkenntnis würde jetzt einfach mal sagen, dass er vielleicht eher zu den unspektakulären Fällen gehört).

Apropos die Zusammenarbeit, die du beschreibst, die wende ich auch so an und ich behaupte in einem guten Verein sollte es auch so laufen. Man hat unterschiedliche Mitglieder, die sich mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen einbringen und je nach Problem nutzt man unterschiedliche Kontakte, nicht nur intern, wenn es nötig oder sinnvoll ist auch von extern. Und wenn ein Vorstand der Meinung ist, dass er in erster Linie die Funktion hat der Machtausübung oder den Verein als Gefäss sieht, die Leute auf einer Linie halten zu müssen, dann frage ich mich ehrlich, ob er am richtigen Ort ist.
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BeitragVerfasst am: 27.04.2015 01:16    Titel: Re: Piratenpartei und Tierschutz Antworten mit Zitat

Zitat:

Hätte ich gewusst, wie das mit Schröder weitergeht, hätte ich damals Kohl wiedergewählt.

Wäre es besser gekommen oder waren die Änderungen, welche Schröder durchsetzte sowieso gekommen, weil der Druck der Wirtschaft damals sowieso hoch genug auf die Politik war?
Wir dürfen nicht vergessen, der aggressive Neoliberalismus war in den 1990er Jahre am Wüten und griff heftig um sich. Es wurden in zahlreichen Ländern, nicht nur in Deutschland konsequent Regullierungen abgebaut und Massnahmen getroffen, um den Staat auszuhöhlen und für Grosskonzerne Schlupflöcher zu bauen, damit diese möglichst grosse Teile ihrer Gewinne durch Steuervermeidungsstrategien am Fiskus vorbei schmuggeln konnten. Auch die Idee, dass man mit der Einführung von Dumpinglöhnen die Exportwirtschaft noch mehr frisieren könne und dadurch die Wirtschaften der anderen EU-Länder nachhaltig zugrunderichten könne, auch das wurde damals ausgeheckt. Das Prinzip ist einfach: zuerst sucht man einen Grund für eine Reform, diese führt dazu, dass die Löhne stark gedrückt werden (entweder direkt oder indirekt über Lohndumping). In Folge bricht die Wirtschaft zusammen. Das kann man nun als Krise oder eben auch als Chance sehen, um weitere unangenehme "Reformen" durchzuboxen. Der Staat wird in solchen Fällen auch viel Schulden machen, da ist es gut, man hat eine Schuldenbremse und selbst wenn nicht, warnt man am besten mal von den stark steigenden Sozialleistungen (logisch, wenn die Arbeitslosigkeit grassiert, muss der Staat ja was tun). Die Schulden wird man los, indem der Staat spart, Leute entlässt, Leistungen kürzt etc. das betrifft ja ohnehin nur das gemeine Volk, die Elite hat vorgesorgt und kann sich teure Privatdienstleisungen leisten.
Da die Wirtschaft weiter schwächelt, fordert man Massnahmen zur Standortförderung, also senkt man die Steuern für Grosskonzerne, das schafft dann wieder Arbeitsplätze, man bringt die vielen Arbeitslosen unter als Working Poors und dank den tiefen Lohnkosten und den geringen Steuern kann man billig ins Ausland exportieren und hohe Gewinne einstreichen. Die lokale Wirtschaft ist zwar fast am Boden, aber da man exportiert, kann das ja egal sein. Dumm ist nur, dass in solchen Fällen mit den Jahren und Jahrzente der soziale Druck wächst und es zu Protesten kommt. Aber bis dahin kann man erst mal gut davon profitieren.

Dieses System wurde damals auch in der Schweiz eingeführt von der Geldelite (zumindest der Teil mit der Steuervermeidung... bei den Dumpinglöhnen stellten sich die Gewerkschaften zurecht quer, teils Hand in Hand mit dem KMU, das ja mit den Dumpinglöhnen auch frontal angegriffen wurde), die zynischerweise jeweils von sich behauptet, sie vertrete das Volk und den kleinen Mann... ja ein Drittel der Bevölkerung glaubt ihnen, die Mehrheit offenbar nicht, aber dennoch sind sie die stärkste Partei hierzulande... so funktioniert Politik, auch bei uns.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
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BeitragVerfasst am: 27.04.2015 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Miriam hat Folgendes geschrieben:
Man kann die Armut in Deutschland auch nicht mit Armut in Afrika vergleichen, sondern muss dies auch aus einem gesellschaftlichen Kontext tun.

Wenn man das macht, kommt man genau zu dem Punkt, den ich meine: nimm ein Land, in dem das durchschnittliche Einkommen sehr hoch ist und die, die weniger verdienen, werden auf einmal arm sein. Aber eben immer noch auf einem relativ hohem Niveau. Das ist der Unsinn mit dem Armutsbericht und was die linke Presse daraus macht.

Miriam hat Folgendes geschrieben:
Wer in Deutschland z.B. keine 2 Euro hat, um mit Freunden in einem Cafe mal gemütlich zu sitzen und etwas zu trinken, gilt hier als arm und vereinsamt irgendwann.

Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal in einem Cafe gesessen habe, ich vereinsame deswegen aber nicht... Smile

Nach dem letzten Armutsbericht habe ich im Radio auf dem Weg zur Arbeit ein Interview gehört: arbeitsloses Paar mit zwei Kindern. Für Klassenfahrten hätten die in der Woche 4 € zurücklegen müssen. Geht aber nicht, weil beide Eltern rauchen. Der Vater:"Ich rauche seit 30 Jahren, da höre ich doch jetzt nicht auf." Klassenfahrten für Kinder, die mit unserer Tochter in eine Klasse gingen und deren Eltern das Geld nicht hatten (es musste ja z. B. unbedingt nach England gehen) wurden vom Amt bezahlt. Genauso werden Heizungsrechnungen bezahlt, wenn das Einkommen nicht reicht. Habt ihr eigentlich eine Ahnung, was heute alles vom Staat bezahlt wird? Strom, Miete, Waschmaschine, Fernseher... Man kann sich sogar ein Auto finanzieren lassen.

Als unsere Tochter in der Ausbildung ein zweiwöchiges Seminar in Stuttgart absolviert hat, wurdeen die Eltern explizit darauf hingewiesen, dass die Maßnahme auch vom Amt finanziert werden kann (bei entspr. Voraussetzungen).

Als ich bei meinen Eltern auszog, hatte ich keine Waschmaschine (zählt heute zur Erstausstattung/Ersatzbeschaffung vom Amt!), lediglich eine geerbte Schleuder, die immer durchs Bad hüpfte, wenn ich sie falsch vollgepackt hatte. Kaffee habe ich mit der Hand gemahlen und türkisch getrunken. Zur Arbeit gings mit dem Radl. Erst nach und nach kamen die Annehmlichkeiten, die für viele "Bedürftigte" heute zum bezahlten Lebensstandard gehören. Ihr dürft nicht nur das glauben, was andere wie Claudia Roth ständig herbeten. Die Realität ist schon etwas anders.

davX hat Folgendes geschrieben:
Das verträgt sich doch auch mit einer sozialen Politik. Denn es geht ja nicht darum, dass alle genau gleichviel haben sollen, sondern dass die Unterschiede fair sind, es keine riesig klaffenden Unterschiede gibt,

Es wird (und muss) immer Unterschiede geben. Eine soziale Politik ist nur dann sozial, wenn sie nur wirklich Schwache auffängt. Wenn man aber von den Leistungen dieser sozialen Politik ganz gut leben kann ohne dass man selbst aktiv wird, ist das nicht mehr sozial, sondern hat was mit der Förderung von Schmarotzertum zu tun. Kein Politiker (außer Schröder) traut sich das öffentlich zu sagen, weil er sofort in die rechte Ecke gestellt wird. Schröder hat etwas gemacht, was sich nicht einmal die Schwarzen getraut haben: er wollte es denen, die es sich in der sozialen Hängematte gemütlich gemacht hatten, etwas schwerer machen.

Wenn die Banker soviel verdienen und man auch so viel Geld haben möchte, warum wird man dann nicht einfach Banker? Wo ist das Problem? Es gibt freie Berufswahl, das war im Sozialismus nicht unbedingt der Fall, was aber nur wenige wissen.

Ich habe z. B. ein Fernstudium gemacht: in 3-Schichten gearbeitet und in der freien Zeit gebüffelt. Als Facharbeiter habe ich richtig gutes Geld verdient, als Ingenieur war mein Einstiegsgehalt nur halb so hoch. Von den 20 Kommilitonen aus dem Studiengang waren wir am Ende in meiner Fachrichtung noch zwei, die das Diplom machten. Die anderen hatten unterwegs keinen Bock mehr, weil es zu anstrengend wurde. Heute hängen die irgendwo rum und jammern, weil die Welt so ungerecht ist.

Wenn ich heute gutes Geld verdiene, ist das nur insofern meine Schuld, weil ich in meiner Jugend geschafft habe wie ein Blöder und nicht im Cafe gesessen habe Wink Soll ich mich heute dafür schämen, nur weil andere weniger Geld haben? Bei Porsche hat dieses Jahr jeder Mitarbeiter 8.600 E Bonus bekommen. Sollen die sich jetzt schämen, weil ihr Laden so gut läuft und sie entsprechend beteiligt werden? Während Ponader sich die Sonne auf den Bauch scheinen lässt?

Ein anderes Beispiel:
Die Welt hat Folgendes geschrieben:
An seine Einschulung in Berlin erinnert sich Enver Büyükarslan mit Schaudern. Ein halbes Jahr zuvor war der damals Sechsjährige aus Anatolien nach Deutschland gekommen. Er sprach fließend Kurdisch, etwas Türkisch – und kein Wort Deutsch.

Der kleine Junge hatte als einziges Kind keine Schultüte dabei und blickte sehnsüchtig auf all die Süßigkeiten, die die anderen Schulanfänger geschenkt bekamen. "Ich wurde damals ins kalte Wasser geschmissen", sagt Enver Büyükarslan im Rückblick. Die Schulkameraden mieden ihn, weil sie sich nicht mit ihm unterhalten konnten. Er wurde verhaltensauffällig, flog von der Schule.

Er hätte wohl als Schulversager geendet, wenn er nicht in der 5. Klasse beschlossen hätte, "sich am Riemen zu reißen". Ein richtiger Streber sei er geworden. Obwohl er schon zu Schulzeiten jobbte, schaffte er einen guten Realschulabschluss.

Auch die anschließende Lehre bei der Deutschen Bahn zum Elektrotechniker verlief reibungslos. Doch sein Ehrgeiz trieb ihn weiter: als Quereinsteiger in die Bankwirtschaft, zur Automobilbranche und schließlich ins Immobiliengeschäft.

David, Du würdest den Typen wahrscheinlich einen Immobilienhai nennen. Wie hat der das noch mal gemacht?:
Zitat:
Der Erfolg der Büyükarslans zeigt, dass Integration gelingt, wenn die Leistungsbereitschaft groß ist.
Leistungsbereitschaft? Hä? Scheiße, wat is dat denn? Wo man Geld vom Amt holen tut?

Leistung ist in Deutschland mittlerweile schon fast ein Unwort wenn es darum geht, etwas zu geben (also mal ausnahmsweise nicht nur zu nehmen). Dabei ist Deutschland heute nur deshalb relativ stark, weil es früher mal normal war, Leistungen zu erbringen und nicht nur zu empfangen. Geht schon in der Schule los: der Druck darf nicht zu groß sein, die lieben Kleinen erleiden sonst einen Schaden oder gar einen Burn out. Keine Zensuren, weil unmenschlich und keine Hausaufgaben, weil ja noch Zeit fürs Spielen sein soll. Kein Wunder, dass die Firmen klagen, sie bekämen teilweise Azubis, die nicht mal richtig rechnen können. Wenn der Lehrer schimpft, rückt die gesamte Familie nebst Anwalt an und stellt klar, dass das liebe kleine Arschloch gefälligst gut zu bewerten sei.

Wenn das kleine Arschloch schließlich groß und erfolgreich Hartzer geworden ist, wird dann die Kluft zwischen Arm und Reich bejammert. Deutschland ist schuld, nie man selbst. Es sind immer die anderen und die Umstände für das eigene Scheitern verantwortlich. Vor allem ist es natürlich die mangelnde Solidarität der Gesellschaft, die Deutschland zur Armutshölle macht. Außerdem die Krise, die Banker, die Immobilienhaie, die Globalisierung, Gentrifizierung, Klimaänderung, Sarrazin ...

"Die Umstände sind gegen uns: wir könnten Brillianten sein, doch wir sind nur Kieselsteine." Wink (ist, glaube ich, von Honoré de Balzac)

freundliche Grüße,
Andreas
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