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Diabetes bei Degus, Quellen und Fakten?

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 18.03.2008 15:59    Titel: Diabetes bei Degus, Quellen und Fakten? Antworten mit Zitat

Huhu,

so da ich es schon mal ansprach, versuche ich mal etwas zu sammeln, was es eigentlich so an Fakten gäbe zum Thema Diabetes.

erst mal aber ein kurzer geschichtlicher Abriss:
Diabetes war in Fachliteratur schon ein Thema, bzw. die Linsentrübungen, u.a. schon bei Weir (1970), später gabs verschiedene Studien, welche Diabetes bei Degus und anderen Hystricomorphen untersuchten, u.a. war eine 1974 über das Insulin verschiedener Hystricomorphen.

In der Heimtierhaltung war Diabetes anfänglich kein Thema. Degus sollten aber bei obsthaltiger Fütterung Katarakte gebildet haben, dass etwa Mtte der 90er Obstfütterung und Diabetes in Zusammenhang gebracht wurden. Seit da verbreitete sich die Meinung, dass Obst bei Degus gemieden werden sollte.

Jüngere Erkenntnisse legen nun aber die Vermutung nahe, dass Obst selber nicht unbedingt ein Problem sein muss, so wie es bisher dargestellt wurde. Viel mehr ist von Bedeutung der Gehalt an Kohlenhydraten allgemein (Stichwort kohlenhydratearme Ernährung, welche auch bei Menschen als Faktor betrachtet wird um Krankheiten, welche die Verstoffwechslung von Kohlenhydraten, welche in die Insulinproduktion eingeschlossen sind - also insbesondere Stärke und Glucose - entgegenzuwirken) und auch die Konsistenz, da frisches Gemüse und frisches Obst durch den hohen Gehalt an Wasser in gewisser Weise einen verdünnenden Effekt hat (ok das muss mir Murx dann wohl noch richtigstellen, denn ich glaube, da gibts noch einen wichtigeren Grund).
Dazu kommt, dass Nierenprobleme ganz ähnliche Symptome zeigen können wie Diabetes. U.a. hatte auf diese Thematik schon Kirstin früh darauf hingewiesen. Andererseits sollte es glaubs von der TiHo Hannover Erfahrungswerte geben, welche ebenfalls in die selbe Richtung weisen.

So, das wars jetzt mal zusammenfassten Handgelenk mal Pi, was die Lage ist. Nun aber zu den Fakten, ich hoffe wirklich, dass hier mir noch geholfen werden kann, meine Lücken und Ungenauigkeiten - enstanden durchs "hören sagen" - auszubessern und präzisieren.

Die Fakten
Ein erster, vager Versuch...

wir hätten also wie schon erwähnt einen vagen Hinweis in Weir 1970, dann war was 1974 über Insulin bei Hystricomorpha in einem Symposium über Hysticomorpha... die genauen Quellen müsste ich da noch raussuchen.

Dann in den 90er, war glaubs 1990 oder 1991 hätten wir Nishi und Steiner, welche Diabetes bei Degus erforschten. Dann 1996 oder so war glaubs Opinza und Kollegen über Insulin bei Hystricomorphen, welches sich im Vergleich zu dem den Myomorphen anders verhalten soll...

Dann wäre noch was im deutschsprachigen Raum so an Erkenntnissen anfiel. Da wäre mal Mettler, der beobachtete, dass Degus mit Obst gefüttert grössere und weniger Junge zur Welt brachten und es zu Komplikationen dabei kam. Die Jungen waren glaubs auch erblindet bei Geburt. Mit Änderung der Diät bekam er aber das in den Griff. Dann hatten Andra und Biene Untersuchungen über Diabetes bei Degus in Form von Umfragen durchgeführt. U.a. war da ein Ergebnis, dass es zwei Verläufe gäbe, einen sehr schnellen, bei dem Degus nach Erblinden abnehmen und bald sterben, ein anderer, bei dem Degus eher an Gewicht zunahmen bzw. schon ein Übergewicht zeigten, aber normal alt wurden. Diese unterschiedliche Verläufe wäre ein Indikator, dass es sich hier um zwei verschiedene Krankheiten handeln könnte (?). Der schnelle Verlauf ggf. tatsächlich Diabetes, der langsame Verlauf, bei dem die Degus normal alt werden vielleicht ein Nierenleiden? Hier fehlt mir das Hintergrundwissen,d as zu beurteilen und auch müsste man nochmals genau die Fakten zusammentragen, denn ich hab das jetzt alles nur auf die Schnelle aus dem Kopf.

Dann hätten wir noch die Sache mit der TiHo Hannover. Was wurde da genau herausgefunden, gibts da eine Veröffentlichung oder nur persönliche Mitteilungen? Könnte man das vielleicht mal noch detailierter, schriftlich festgehalten bekommen?

Und zu guter Letzt wäre da auch noch das Engagement von Kirstin, das nicht unerwähnt bleiben darf. Sie hatte u.a. Blutuntersuchungen bei Degus durchgeführt. Was ist da an Erkenntnissen zusammengekommen? Gibt es da vielleicht Ergebnisse, Tendenzen, die brauchbar wären?

Wir sehen also, das Gebiet ist sehr umfangreich und wenn wir es jetzt irgendwie noch schaffen, das seriös aufzuarbeiten, dann könnten wir da hoffentlich auch mehr Gewissheit schaffen und die "Gefahr" Diabetes bei Degus realistischer beurteilen.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 01.04.2008 12:12    Titel: Re: Diabetes bei Degus, Quellen und Fakten? Antworten mit Zitat

Wie versprochen hier mal noch etwas ausführlicher die Quellen.

Zudem möchte ich noch darauf hinweisen, dass wir in zwischen daas Thema andernorts ziemlich rege diskutieren und zwar hier: http://nagereck.de/viewtopic.php?f=90&t=2840

zu den Quellen, hier mal die Internationalen:

Brown, C and Donnelly, T. (2001): Cataracts and reduced fertility in degus (Octodon degus): Contracts secondary to diabetes mellitus. Lab Animal (NY) 30(6): 25-26.

Neville, R.J.W. Weir, B.J. Lazarus, N.R. (1973): Insulin of hystricomorph rodents. Diabetes 22: 851-853.

Neville, R.J.W. Weir, B.J. Lazarus, N.R. (1974): Hystricomorph insulins. Symposia of the Zoological Society of London.

Nishi, M. Steiner, D.F. (1990): Cloning of complementary DNAs encoding islet amyloid polypeptide, insulin and glucagon precursors from a new world rodent, the degu, Octodon degus. Endocrinology 4(8): 1192-1198.

Opazo, J.C. Soto-Gamboa, M. Bozinovic, F. (2004): Blood glucose concentration in caviomorph rodents. Comparative Biochemistry and Physiology Part A 137: 57-64. (PDF)

Weir, B.J. (1970): The management and breeding of some more hystricomorph rodents. Laboratory Animals 4: 83-97.

Weitere Quellen, insbesondere solche aus deutschsprachiger Literatur werden noch folgen!
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 12.04.2008 12:38    Titel: Re: Diabetes bei Degus, Quellen und Fakten? Antworten mit Zitat

Die Datensammlung geht weiter.

Threads, Links und Co.

Zuckerkrankheit bei Degus die Monster-Diabetes-Diskussion des Deguforums
Blutzuckermessung
Neuester Stand Diabetes von Andra
Aktuelle Diskussion im Nagereck

Blutzuckerwerte bei Degus

Gemessene Werte von Kirstin (Methode: kapilares Blut des Ohrs)
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
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BeitragVerfasst am: 25.03.2017 17:37    Titel: Re: Diabetes bei Degus, Quellen und Fakten? Antworten mit Zitat

Weiter mit der Datensammlung ...

Bei einem Versuch über 8 Wochen konnten auch bei hohen Zuckergehalten im Futter keine Anzeichen für Linsentrübung oder Glucose im Harn gefunden werden.
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 15.04.2017 13:57    Titel: Re: Diabetes bei Degus, Quellen und Fakten? Antworten mit Zitat

Danke... das würde meine Vermutungen bestätigen.

Der von dir erwähnte Teil dürfte also der Versuchsteil E sein ("Verträglichkeit zuckerreicher Futtermittel"): Bei dem Versuch wurde den Tieren (Degus, n=6) das JR Farm Spezial (Hauptfutter) langsam durch reichliche Gaben (zum Schluss ad lib.) frischer Möhre (=zuckerreiches Futter) ersetzt. Nach vier Wochen wurde die Nahrung dann während 2-3 Tagen auf Zuckerrüben umgestellt und über weitere vier Wochen beibehalten (siehe S. 56).

Die Rohnährstoffe findet man ferner auf S. 63, Tabelle 6. Um das Aküfü-Chinesisch besser zu verstehen, eine kleine Übersetzung: AF=Alleinfutter für Kaninchen (Deuka Pellets), Bi=Birne, HK=Haferkerne, KT=Karottentrester, LP=Luzernepellets, Mö=Möhre, WK=Weisskohl, ZR=Zuckerrübe
uuund um den Wassergehalt der einzelnen Substanzen besser zu verstehen: uS= ursprüngliche Substanz, TS=Trockensubstanz

Da wird es jetzt natürlich interessant, denn durch viel Wasser relativiert sich natürlich der hohe Zuckergehalt der Zuckerdiät für die Degus ein bisschen:
Bei gerade mal 25% Trockensubstanz (sprich 254g/kg) ist selbst bei einem Zuckeranteil von 75% der TS relativ moderat, wobei mit etwas weniger als 20% ist es auch nicht gerade wenig.
Inwiefern das nun die Aussagekraft des Experiments torpediert, ist schwer zu sagen, aber es zeigt vielleicht auch einfach das Problem, wenn stärkereiche Futtermittel verfüttert werden und man sich dann um den Zuckergehalt von Frischfutter Sorgen macht, dass man eher auf das Trockenfutter und eben auch auf den Stärkegehalt achten sollte.

Dann die Versuchsdauer von 2 Monate dürfte bei dieser Nahrung wohl auch etwas kurz sein, wobei wenn ich denke, dass bei dieser doch etwas einseitigen Ernährung das auf Dauer auch nicht gerade eine gute Sache zu sein scheint... aber interessant ist es dennoch, was ich insbesondere bemerkenswert finde, das ist die ausführliche Abhandlung der Literatur über Diabetes und Katarakte und dass sie auch auf alternative Erklärungen/Ursachen eingeht.

Nebenbei bemerkt, interessant finde ich eine Erwähnung wie diese:

Zitat:

Teile dieser Dissertation wurden bereits auf folgenden Tagungen präsentiert:

3. Meller Kleinsäugertagung der Firma Bunny Tierernährung GmbH Melle, 07.05.2011
HOMMEL, D., M. ROEFS, P. WOLF u. J. KAMPHUES (2011):
Degus: Praxisrelevante Grunddaten zu ihrer Versorgung sowie zur Zusammensetzung von Kot und Harn dieser „kleinen Nager“

Seite IV

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