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Beschäftigung von Degus

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 29.06.2007 16:47    Titel: Beschäftigung von Degus Antworten mit Zitat

Hallo,

da wir das Thema in der letzten Zeit schon öfters angeschnitten hatten und offensichtlich viele Halter eine etwas... naja, spezielle Ansicht haben, wollte ich das Thema mal aufgreifen.

Was uns bestens bekannt ist, wenn wir das Thema Beschäftigung ansprechen, dass da viele Halter tolle Hängematten, Verstecke, Brücken und Käfigeinrichtungsgegenstände basteln oder kaufen und meinen, dass sie damit ihren Tieren eine Freude machen. Was aber gerne vergessen wird, dass vieles davon eher Beschäftigung und Gewissensberuhigung für den Halter ist.
Ich will mir da an dieser Stelle wieder etwas in Erinnerung rufen, was ich vor langer Zeit mal gelesen hatte. Es geht um wildlebende Degus und ihr Zeitmanagement... die wichtigste Aufgabe ist nicht etwa spielen, rumrennen oder etwas dergleichen, sondern Futtersuche, gefolgt von Wachsamkeit. Ebenfalls wichtig war noch nichts tun... andere Tätigkeiten waren eher weniger zeitaufwändig... was genau da noch alles war weiss ich allerdings nicht mehr. Und hiermit wären wir dann schon beim ersten Punkt, der gerne vergessen wird: Ernährung ist Beschäftigung. Industrielle Mischfutter ist Fastfood und langweilig. Das ist im Nu gefressen. Vom Erlebniswert her sicher nichts besonderes. Ganz anders dagegen wenn man ihnen frisches Futter anbietet. Da kann man nur schon ein ganz anderes Fressverhalten beobachten. Während bei Trofu es meist darauf hinausläuft dass früher oder später einer den Futternapf besetzt und alle anderen anquäkt und die anderen unbedingt aus diesem einen Napf fressen wollen, obwohl es noch viele andere Näpfe hätte, so wird bei Frischfutter geschaut, was es gibt, dann wird etwas gepackt und der Degu macht sich mit seiner Beute aus dem Staub und sucht sich eine bequeme Stelle im Käfig wo er seine Beute zerlegt Wink. An so einem Blatt oder einer Blüte hat man dann auch schon länger als an einem Futterstück und so lohnt es sich auch, sich damit aus dem Staub zu machen und anderen Degus den Weg zum Futter freizumachen.

Ein weiteres wichtiges Bedürfnis, das ich bei meinen Degus ausmachen konnte ist die Kategorie Graben/Nagen/Scharren. Dazu eignen sich verschiedene Materialien. Zum Nagen sind bei einigen meiner Degus kleine Stöckchen sehr beliebt, die ich ihnen durch das Käfiggitter hänge, an denen sie dann nagen können, solange sie fixiert sind. Auch gut sind Strohhalme, die man zerspleissen kann oder Zeitungspapier, das sich gut eignet um es zu zerreissen. Zum Graben/Scharren hat sich bei mir ein grosses Sandbad sehr bewährt. Ich habe dabei ein Mini-Aqua mit Sand gefüllt und das ist jedes Mal wieder interessant für die Degus. Da wird dann lange rumgewühlt. Allerdings gebe ich ihnen das nicht dauerhaft, da es sonst zu schnell verschmutzen würde. So ist jedes Mal das Wiedersehen riesig.

Und zu guter letzt, was mir auch noch aufgefallen ist, was stets wieder beliebt ist, wenn sie etwas zum Verstecken haben. Zwar werden so selbstgebastelte Häuschen nicht angenommen, aber Teppichrollen und Tonröhren sind durchaus beliebt und noch lieber haben sie jeweils, wenn sie wieder tiefe Strohschichten bekommen um darin zu wühlen und Gänge zu graben.

Was dabei aussen vor bleibt sind Degus, die gerne kuschelige Hängematten haben oder sich erfreuen über Hängebrücken zu spazieren oder in Schaukeln rumzuschaukeln... ich hab zwar auch eine Heuschaukel, die wird aber aus praktischen Gründen genutzt, als Zwischentritt, als bequemes Kuschellager oder als Heuquelle... also nix mit vermenschlichten Bedürfnissen, was so als Beschäftigung gut sein könnte. Degus sind Degus und haben ihre eigenen Ansprüche und ich denke, das ist auch gut so Wink.
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 29.06.2007 19:20    Titel: Antworten mit Zitat

Die Sache ist die, dass sich das Verhalten von "freilebenden" Degus und jenen in Käfighaltung unterscheidet. Aus meinen Beobachtungen kann ich schlussfolgern, dass die Tiere, sofern sie sich in einem - ich sag mal - handelsüblichen Käfig befinden und sich nicht langweilen wollen, zu ABM (also Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) gezwungen sind. Diese sind Dinge wie u.a. laufradeln, das angesprochene Aufspleißen von Stroh, Knabbern an Stöckchen usw. Scharren und Buddeln. Das befriedigt sie aber auf Dauer leider nicht. Darüberhinaus verwenden Degus in einem Käfig nachweislich mehr Zeit mit Nestbau und -pflege als Tiere, die einen wesentlich größeres Areal zur Verfügung haben. Vergleiche hab ich genug:

- Rabauke hat seine letzte Zeit, ca. ein halbes Jahr, quasi "frei" im Wohnzimmer (ca. 34 qm) gelebt. Das heißt, die Voliere war fast den ganzen Tag offen, er konnte rein und raus wie es ihm bequemte.

- eine weitere Degugruppe von mir lebt in einem eigenen Raum (Bad) mit ca. 5 qm Grundfläche (damit zwar nicht ganz so groß wie Rabaukes ehemaliges Reich, aber dennoch größer als ein handelsüblicher Käfig).

- eine Freundin von mir hält ihre Tiere unter noch großzügigeren Bedingungen als ich: sie haben gar keinen Käfig im eigentlichen Sinne und können sich zu zweit auf ca. 40 qm bewegen.

Der Tagesablauf von diesen "freilebenden" Tieren sieht wie folgt aus:

Schlafen, Futtersuche, Revier kontrollieren, schlafen. Bei Gruppentieren kommt noch kuscheln bzw. Wachposteneinteilung dazu. Und spielen natürlich. Ein paar Mal am Tag haben sie ihre wilde Phase, da wird rumgesponnen.

Rabauke hat sich zum Schluß sein Futter auch nur noch selbst zusammengeklaubt aus Resten, die die anderen aus den Käfigen gefeuert hatten, seinen Napf hat er kaum mehr angerührt. Er hat immer mehr "wilder Degu" gespielt bzw. natürliche Verhaltenszüge nachgeahmt.

ABM wie Stöckchennagen oder Strohspleißen kann und konnte ich bei diesen Tieren noch nie beobachten. Rabauke hat allerdings alles gesammelt, was er finden konnte, und hat dies zwitschernderweise zu einem Haufen aufgestapelt. Augenrollen

Bei Tiny & friends sieht es nicht anders aus, allerdings kommt bei ihnen, ähnlich wie bei den Degus meiner Freundin hinzu, dass sie sich gerne mit Ausbrechplänen herumtragen und diese versuchen, in die Tat umzusetzen.

Dann habe ich eine Zeitlang den Fehler gemacht, den Käfigtieren so viel Beschäftigung wie möglich zu geben. Der Dank war, dass ich es im Tierzimmer teilweise nicht mehr aushalten konnte, weil immer mindestens 10 Degus gleichzeitig lautstark Terror machten. Sie wollten mich - wie Kinder - alle gleichzeitig okkupieren und fingen an zu toben, wenn sie ihren Willen nicht sofort bekommen haben.

Ich fühlte mich wirklich eine ganze Zeit als Rabenmutter, eben weil ich meine Tiere immer noch z.T. in nach neuesten Erkenntnissen viel zu kleinen Käfigen halte und diese sich in der Tat langweilen. Auch die Gruppenkonstellationen sind z.T. nicht so besonders glücklich gewählt. Aber ich habe gelernt, die Nasen dennoch öfter mal in Ruhe zu lassen und ihre Chillphasen konsequent zu berücksichtigen. Seitdem eigentlich nur noch abends richtig Degutime mit "Gassi-gehen" ist, kommen wir wieder besser miteinander aus.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 29.06.2007 21:22    Titel: Re: Beschäftigung von Degus Antworten mit Zitat

Ich sehe schon, ich sollte mehr Platz haben für meine Degus... Confused Gerade das Territorialverhalten mit Reviere ablaufen finde ich tönt sehr spannend und fehlt bei meinen Degus. Nur von einem solch grossen Käfig (sprich Zimmer/Wohnunghaltung) kann ich bislang nur träumen.

Bei meinen Degus kommen freilich auch noch einige Aktivitäten dazu, die ich bisher nicht erwähnt habe. Auch Sozialverhalten (Gruppenkuscheln, gegenseitige Körperpfege und rumbalgen) und vor allem auch faulenzen ist sehr wichtig bei meinen. Oft sieht man sie tags über nur faul am rumliegen. Abends bekommen sie jeweils Freilauf, wobei ich den gerne noch ausweiten möchte... mein Zimmer ist leider nicht sehr degusicher Sad.
Stöckchennagen tun übrigens nur ein paar der Degus (immer wieder die selben) und das Strohspleissen kann ich wiederum auch nur gelegentlich beobachten und ebenfalls wieder sind es nur ein paar Degus (auch wiederum immer die selben). Fehlen tun bei mir also Revierkontrolle und Wachposten aufstellen.

Ich denke auch, dass so Dinge wie Stöckchen nagen, Strohspleissen und Laufrad laufen und intensiver Nestbau Ersatzhandlungen darstellen. Allerdings denke ich, dass es nach wie vor noch besser ist, wenn die Degus vernünftige Möglichkeiten für Ersatzhandlungen haben, als dass sie Stereotypien entwickeln. Optimal ist das freilich nicht, aber einerseits begreife ich auch erst so allmählich was wirklich artgerechte Haltung wäre und andererseits, bis man das auch anderen Deguhaltern bewusst machen kann ist bestimmt noch viel Überzeugungsarbeit nötig, wobei ich aber hier befürchte, dass das für viele eine Utopie bleiben wird.
Bei Chinchillahalter habe ich schon von einigen Leuten gehört, dass ihre Tiere frei in der Wohnung leben und freiwillig auch wieder in den Käfig gehen. Bei Degus ist mir, ausser dem, was ich von dir weiss, dagegen nichts bekannt.

Zitat:

Rabauke hat allerdings alles gesammelt, was er finden konnte, und hat dies zwitschernderweise zu einem Haufen aufgestapelt. Augenrollen

Wenn dein Rabauke ein Männchen ist, dann erstaunt mich gar nix Razz.

Was die Gruppenkonstellation angeht, da kann ich eigentlich nur von Glück reden. Ich habe eine sehr gute Konstellation und deswegen leider keine Erfahrungen mit Vergesellschaftungen aber von der Grösse und Zusammensetzung kommt sie den Gruppen in der Wildnis sehr nahe, denn es ist ein Familienclan aus Mamma plus zwei weitere Weibchen (möglicherweise Schwestern oder sonst verwandte?) und zwei Kinder, ein Weibchen und ein Kastrat. Die Gruppe ist sehr harmonisch, verhält sich aber gegenüber fremden Degus sehr aggressiv (möglicherweise ein Zeichen des guten Familienzusammenhalts?).
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 30.06.2007 12:39    Titel: Re: Beschäftigung von Degus Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:

. Fehlen tun bei mir also Revierkontrolle und Wachposten aufstellen.


Doch, Wachposten stellen auch die Käfigtiere auf. Zumindest bei Gruppen ab 3 Tieren kann ich immer wieder beobchten, dass einer eingesetzt wird, der Wache schieben muß.

Zitat:

Ich denke auch, dass so Dinge wie Stöckchen nagen, Strohspleissen und Laufrad laufen und intensiver Nestbau Ersatzhandlungen darstellen. Allerdings denke ich, dass es nach wie vor noch besser ist, wenn die Degus vernünftige Möglichkeiten für Ersatzhandlungen haben, als dass sie Stereotypien entwickeln


Ja, das ist einerseits richtig, andererseits - ich erwähnte es bereits in dem anderen Thread, wos um die Aggression ging - entscheiden die Tiere halt immer noch selbst, ob und wie sie sich beschäftigen wollen. Und es ist erschreckend, wie oft ich schon feststellen durfte, dass gerade bei kleineren Gruppen die Flucht in Stereotypien eher geschieht als eine gescheite Beschäftigung (die Möglichkeit dazu haben alle meine Tiere).

So konnte ich in letzter Zeit immer häufiger Fellbeißen und Extremgitternagen festestellen. Meinen Zott haben sie mir in den letzten Monaten am Rücken komplett kahlgenagt, das gleiche hat Kallista (das androgyn wirkende Weibchen) mit ihrem armen Mann gemacht: der läuft derzeit auch mit einer Tonsur rum. Abgesehen davon, dass das arme Tier aus welchem Grund auch immer eh schon kahle Pfoten hat Sad

Gerade Kallista und ihr Mann lehnen jedwedes Beschäftigungsangebot ab: sie nehmen kein Frischfutter, sie spielen nicht mit Naturalien, sie nagen keine Stöckchen.... sie laufen nur im Laufrad, nagen exzessiv am Gitter und kauen sich den Rücken kahl. Und das auf einer Fläche von 2x100x85x80 bzw. 50 (sie haben auf der zweiten Ebene eine Art Maisonette).

Kastor kaut seinem Bruder Liam die Augenbrauen ab. Diese extremen Verhaltensauffälligkeiten haben fatalerweise erst begonnen, als ich anfing, diesen "Problemgruppen" noch mehr Platz und Auslauf zu geben!!

Auch hier sehe ich wieder Parallelen zu dem von Grandin Geschriebenen. Sie erwähnte da sowas wie "Solange ein (in Gefangenschaft aufgewachsenes) Raubtier nicht weiß, DASS es eins ist, ist alles gut. Hat es das jedoch ein einziges Mal realisiert, gibts kein Zurück mehr". Genauso ist es mit Hunden, die den Menschen dominieren: geschieht das einmal, wird es nie wieder aus dem Tier rauszukriegen sein. In erster Linie beschränkt sie das aber auf Raubtiere, während man Beutetiere ihrer Meinung nach besser erziehen kann, wenn man das Verhalten der Tiere nachahmt (sie brachte da das Beispiel mit dem Schwein *g*). Nunja, ich bezweifle, dass die Dame es schon mal mit diesen eigensinnigen NAgern zu tun hatte...

Die Quintessenz dieser Erfahrung: Entweder steckt man die Degus von Anfang an in ein Kabuff und hält sie klein (verhaltenstechnisch) - wie meinte meine Freundin neulich ob der vermeindlich so "undankbaren" Tiere (sie haben mal wieder etwas zerstört *g*): "Am besten steckt man Degus in ein dunkles Verlies bei Wasser und Brot und läßt sie da schmoren, damit sie keinen Blödsinn mehr anrichten können. Je mehr Freiheiten man ihnen jedoch läßt, desto mehr werden die in der Regel auch ausgenutzt. Wie Kinder!" Natürlich hat sie das ironisch gemeint.

Die bessere Alternative wäre allerdings, sich diese anspruchsvollen Tiere erst gar nicht anzuschaffen oder zumindest so zu halten wie man Präriehunde optimalerweise hält: in Außenhaltung mit mehreren Quadratmetern Areal.

Alles andere ist in meinen Augen nur Tierquälerei. Und nun frag mich mal, wies mir mit diesem Gedanken im Hintergrund geht und ich, bis wir umgezogen sind, keine Möglichkeit habe, daran etwas zu ändern!
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 01.07.2007 17:18    Titel: Re: Beschäftigung von Degus Antworten mit Zitat

Zitat:
Doch, Wachposten stellen auch die Käfigtiere auf. Zumindest bei Gruppen ab 3 Tieren kann ich immer wieder beobchten, dass einer eingesetzt wird, der Wache schieben muß.

Das hab ich mir gedacht, dass es das auch bei Käfighaltung gibt. Ich konnte es jedenfalls bei meinen nie beobachten, vielleicht hab ich mich aber auch nur nicht richtig geachtet oder meine haben dieses Verhalten eingebüsst...

Zitat:
Ja, das ist einerseits richtig, andererseits - ich erwähnte es bereits in dem anderen Thread, wos um die Aggression ging - entscheiden die Tiere halt immer noch selbst, ob und wie sie sich beschäftigen wollen. Und es ist erschreckend, wie oft ich schon feststellen durfte, dass gerade bei kleineren Gruppen die Flucht in Stereotypien eher geschieht als eine gescheite Beschäftigung (die Möglichkeit dazu haben alle meine Tiere).

Meinst du, hat da auch die Harmonie oder Aggression in der Gruppe einen Einfluss?


Zitat:

Auch hier sehe ich wieder Parallelen zu dem von Grandin Geschriebenen. Sie erwähnte da sowas wie "Solange ein (in Gefangenschaft aufgewachsenes) Raubtier nicht weiß, DASS es eins ist, ist alles gut. Hat es das jedoch ein einziges Mal realisiert, gibts kein Zurück mehr". Genauso ist es mit Hunden, die den Menschen dominieren: geschieht das einmal, wird es nie wieder aus dem Tier rauszukriegen sein. In erster Linie beschränkt sie das aber auf Raubtiere, während man Beutetiere ihrer Meinung nach besser erziehen kann, wenn man das Verhalten der Tiere nachahmt (sie brachte da das Beispiel mit dem Schwein *g*). Nunja, ich bezweifle, dass die Dame es schon mal mit diesen eigensinnigen NAgern zu tun hatte...

Ich denke auch, dass das für Nager auch eine Berechtigung hat. Allerdings bin ich vorsichtig bezüglich dem "kein Zurück". Ich kann mir zwar vorstellen, dass bei vielen Degus es wirklich so ist, wenn sie mal mehr Platz haben, dass sie dann ein Leben lang rebellieren, wenn sie wieder weniger Platz bekommen. Andererseits könnte ich mir aber auch vorstellen, dass es Tiere gibt, die sich besser mit einer Situation abfinden können und sich mit der Zeit auch wieder an weniger Platz "gewöhnen".
Ein Beispiel, das auch in die Richtung geht, das ich schon mehrfach beobachten konnte, wenn Degus herausfinden, dass sie vom Käfig runter auf den Boden springen können, wenn sie das einmal herausgefunden haben, dann wirds mühsam. Man kann sie nicht mehr hindern, da sie wissen, dass sie es können und sie werden es immer und immer wieder tun. Allerdings habe ich herausgefunden, wenn man ihnen dann für eine längere Zeit keine Gelegenheit mehr bietet, dass sie dann wieder vorsichtiger werden und das nächste Mal nicht einfach wieder auf den Boden springen... zumindest bei meinen konnte ich das beobachten. Ich bin mir sicher, dass es da auch ganz andere Degus gibt, auf die das wohl nicht zutrifft.

Zitat:
Die Quintessenz dieser Erfahrung: Entweder steckt man die Degus von Anfang an in ein Kabuff und hält sie klein (verhaltenstechnisch)

Nun, aber auch da bekommst du Probleme, wenn du ein gewisses Mass unterschreitest. Ich denke da an den Käfig meiner ersten Degus. Die hatten damals die in den Degubüchern empfohlenen 40 x 80 x 40 cm (ok, der Käfig war noch ein klein wenig grösser). Jedenfalls hatte ich bei jenen Degus wirklich teils üble Stereotypien. Da wurde teils für lange Zeit Gitter genagt... es kam mir jeweils wie eine Ewigkeit vor (nach so vielen Jahren wag ich mich jetzt aber nicht das irgendwie zu schätzen,... das liegt einfach zu weit zurück). Meine jetztigen Degus nagen auch am Gitter, aber meist ist das nur eine kurze Phase von wenigen Minuten, dann ist wieder Ruhe. Ich bin überzeugt, dass die kleine Käfiggrösse damals ein bedeutender Faktor war, dass die Degus so stark Gitter nagten. Nur, damals hatte ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Erst mit dem grösseren Käfig kam dann die Einsicht, da ich sehen konnte, wie viel mehr Platz die Degus hatten... doch auch der neue Käfig finde ich mitlerweile zu klein. Immerhin von der Grundfläche ist er im Vergleich zu vielen anderen Degukäfigen vermutlich schon ziemlich grosszügig, wenn man bedenkt, dass viele Mühe haben ihren Degus gerade mal die 0,5 qm Grundfläche zuzugestehen. Dafür baut man weiss ich nicht wie hoch in die Höhe. Ich hab auch so einen Käfig und wär er nicht der meiner Pflegedegus, dann hätte ich den schon längst ersetzt, durch ein Modell mit mehr Grundfläche.

Zitat:
Die bessere Alternative wäre allerdings, sich diese anspruchsvollen Tiere erst gar nicht anzuschaffen oder zumindest so zu halten wie man Präriehunde optimalerweise hält: in Außenhaltung mit mehreren Quadratmetern Areal.

Keine solche Tiere anzuschaffen ist leider eine Utopie... klar gibt es Leute, die das können, aber die meisten sind zu egoistisch... und selbst wenn Christina meint, es gäbe Tiere, die mit wenig Platz auskommen (auf die man ausweichen könnte), so bin ich doch der Meinung, dass auch diese Tiere einen grossen Käfig verdient haben. Daher ist es m.E. wichtig, dass die artgerechte Haltung ein wichtiges Thema bleibt. Neben der Aussenhaltung finde ich allerdings auch die Käfighaltung einigermassen artgerecht, sofern der Käfig wirklich gross ist (begehbar und etwa Zimmergrösse oder grösser) und entsprechend eingerichtet ist: natürlicher Untergrund, Grabemöglichkeiten, wenn möglich auch noch Pflanzenbewuchs (der ggf. aber gegen die Degus geschützt werden muss, insbesondere wenn es kleine Sträucher oder Bäumchen sind).
Die Aussenhaltung beschäftigt mich selber auch seit einiger Zeit und das wäre das nächste, was ich ausprobieren würde, wenn ich die Möglichkeit hätte. Da ich aber in absehbarer Zeit nicht umziehe, wird sich daran wohl aber nix ändern, so dass erst mal alles beim alten bleibt.
Ich habe erst kürzlich wieder alte Aussenhaltungsdiskussionen von Murx und mir gelesen... bin selber immer wieder überrascht, was wir hier teils für interessante Diskussionen hatten Smile.
Damals war ich noch gegen Aussenhaltung... naja so sieht man, wie man sich ändert in der Meinung und Erkenntnis... Wink.

Im Übrigen, wie siehtst du das eigentlich mit der Wohnungshaltung von Degus? Vom Platz her wäre es wirklich eine tolle Sache, aber ist wohl nicht ganz so natürlich und man muss wohl auch gut aufpassen, dass die Degus nix fressen, was sie nicht sollen? Wie sieht es eigentlich aus mit dem pinkeln, wird da einfach das ganze "Territorium" säuberlich markiert? Und wie sieht es aus mit dem Annagen von Möbel? Sind die uninteressant oder werden die doch mit Sicherheit angenagt, gerade da man nicht will, dass sie angenagt werden?
Ich weiss nur von Chinchillas in Wohnungshaltung, dass die jeweils Socken verschleppten *g*.
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 01.07.2007 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

Wegen der Wohnungshaltung: Besagte Freundin exerziert das ja seit einigen Jahren durch. Zunächst hielt sie zwei Schwestern, die in der kompletten Wohnung (ca. 75 qm) herumlaufen durften. Als sich später die Konstellationen änderten, mußte sie einige Areale (va. Wohnzimmer) zur Sperrzone erklären, weil es dort sofort zum Zoff kam.

Alle Degus, die sie hatte (bisher 6 Stück), zerstörten die Bude ein wenig mehr. Wenn Freundin plus Mann am Wochenende ein bißchen länger schlafen wollen, fangen die Degus ab ca. 7 Uhr an, ungemütlich zu werden, entern das Bett und beanspruchen es für sich Mr. Green Da wird dann geboxt und geknabbert und geköttelt, solange, bis Freundin genervt aufsteht (Freundin kann übrigens auch ca. alle 2-3 Tage die Betten frisch beziehen).

Türrahmen gibt es dort keinen heilen mehr. PVC ist an einer Vergesellschaftungsecke so gut wie komplett weggescharrt, und eines Tages hatten die Herrschaften so Langeweile, dass sie anfingen, ein Loch in die Rigipswand des Schlafzimmers zu nagen. Sie verschwanden dann in der Zwischenwand ins Gebälk und bauten sich dort ein Nest Augenrollen Freundin mußte das Loch mit dem dicksten Brett, das der Baumarkt hergab, flicken - mit dem Ergebnis, dass die Degus am nächsten Tag wieder auf der Matte standen und wieder von vorn begannen.

Weggeschleppte Socken gibts dort gratis. Ebenso verschwindet in regelmäßigen Abständen die Seife, der Duschvorhang ist perforiert..... Dann haben sie ein altes Schaumstoffsofa, durch das die Degus erster Generation einen Gang genagt haben, so dass sie genau zwischen Rückenlehne und Sitz herauskamen und sich dort genau zwischen ihre zwei Menschen quetschen konnten. Ich hab das einmal erlebt, wie da quasi ein Degu aus dem Off auf einmal neben mir saß *Schreck*

Du siehst also, was ich von Wohnungshaltung halte: nicht wirklich viel. Momentan versuche ich einen Kompromiss zu finden, solange, bis wir umgezogen sind und wir das Degugehege von Anfang an mit planen und umsetzen können.

Rabauke hat übrigens kaum genagt. Er hat nur Tapete geschält und ist in seinen besseren Zeiten immer mal wieder die Wand hoch geklettert und saß mal sonntags unvermittelt auf dem gedeckten Frühstückstisch.... Die anderen Viecher muß ich permanent beaufsichtigen, wenn sie Freilauf haben. Die fällen mir Pflanzen, klettern Volieren hoch und ärgern die tierischen Nachbarn.

Pfützen gibt es natürlich überall. Rabauke hat richtige Piss-Straßen angelegt, er war immer total entrüstet, wenn ich ihm die in regelmäßigen Abständen entfernt habe. Danach hat er seinen Zapfen quasi immer ausgewrungen, um auch das letzte Tröpfen für seine Markierungsarbeitern herauszupressen *gg* Die anderen sind weniger wählerisch, natürlich wird übermarkiert, wenn eine andere Gruppe vorher draußen war. Aber sie haben da nicht so eine Konsequenz wie Rabauke seinerzeit.

Die Sache mit dem "Kabuff" war übrigens ironisch gemeint. Ich hatte es zwar erwähnt, vielleicht nicht explizit genug... In einem definitiv zu kleinen Käfig wirst Du so oder so Stereotypien haben, is klar.

Zitat:
Allerdings bin ich vorsichtig bezüglich dem "kein Zurück". Ich kann mir zwar vorstellen, dass bei vielen Degus es wirklich so ist, wenn sie mal mehr Platz haben, dass sie dann ein Leben lang rebellieren, wenn sie wieder weniger Platz bekommen.


Meine Viecher werden ja permanent damit konfrontiert: wenn einer Freilauf hat, kriegen die das mit. Und sowas prägt sich ein. Degus sind verdammt schlau. Mittlerweile sind wir so weit, dass Kastor schon Alarmschreie ausstößt (Motto: "Was macht DER in meinem Revier?"), wenn er nur einen Schatten über den Boden huschen sieht. Problem ist gleichzeitig, dass er dann seinem Bruder gegenüber aggressiv wird und das ganze meist in einer wüsten Klopperei endet. Deshalb trenne ich vor dem Freilauf anderer Degus die beiden bewußt oder packe sie beide ins 1. OG ihres Käfigs.

Zitat:
Keine solche Tiere anzuschaffen ist leider eine Utopie...


Ja warum eigentlich nicht? Ich empfehle mittlerweile keine Degus mehr als Heimtiere (übrigens war diese Erkenntnis auch der Punkt, an dem ich mit meienr Vermittlung endgültig aufgehört habe - ich konnte einfach keine Tiere mehr guten Gewissens vermitteln, nachdem ich wußte, dass sie mehrere Quadratmeter Fläche benötigen, um sich wenigstens ansatzweise wie ein Degu zu fühlen. Das war mit dem Einzug von Flitz und Kurti letztes Jahr der Fall, die ja bekanntlich mit Tiny als erste einen ganzen Raum bewohnen dürfen). Ich weigere mich auch weiterhin, irgendwelche Tips mehr für Käfighaltung zu geben, wenn mich jemand fragt.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.07.2007 14:53    Titel: Re: Beschäftigung von Degus Antworten mit Zitat

Ich hatte ja nachher meine Degus frei im Zimmer laufen gehabt - das Zimmer war zwar nachher halbwegs degusicher (trotzdem saß Räuber einestages mal auf dem Fensterbrett des geöffneten Fensters, zur Innenseite mind. 1,40m tief, zur anderen Seite mind. 5m tief ... Augenrollen ).
Mit irgendwelchen Nagetätigkeiten hatte ich kein Problem ... sie hatten abgestellte Plexiglas- und Aluplatten weitaus interessanter gefunden wie Tür und Wände. Von wem die Verziehrungen am Schrank stammen, kann ich nicht sagen, können aber durchaus die Ratten gewesen sein ... schließlich waren meine Degus artige Jungs!

... tja, und damit wären wir auch schon beim artgerechten Spielzeug, welches ich meinen Rüpeln regelmäßig verwehrt hatte - Kaninchen, Meerschweinchen und Ratten! Kaninchen und Meerschweinchen waren eindeutig froh drüber, nicht mehr von diesen vierbeinigen Kobolden malträtiert zu werden, die Ratten hatten es da weniger gut. Sie standen noch eine ganze Weile in dem Raum, bis es mir endgültig zu viel wurde, jedesmal Ratten unterm Schrank vorlocken zu müssen, weil die Degus sie mal wieder befreit hatten!
Im Rattenkäfig lagen dann regelmäßig die Degus und hielten Siesta!

Was die Sauberkeit angeht - meine Degus waren bedeutend reinlicher wie Meerschweinchen und Kaninchen, allerdings ist es erstaunlich, wo ich überall Deguköttelhaufen gefunden hatte! So existierte ein offenbar monatelang genutzter Köttelhaufen zwischen einem Tischbein und der Wand, in einem Spalt, der eindeutig schmaler wie ein Degu war! - unbemerkt von mir, bis ich mal den Tisch weggeschoben hatte und mir so eine Art Köttelturm entgegenfiel ... dann hatten sie rund um den Rattenkäfig regelrechte Markierungsarien gefeiert ... waren die Ratten draußen, hatten sie sich gleich an der Auffrischung dieser Köttel- und Pinkelhaufen beteiligt. Ich war da eigentlich nur am Wischen, ansonsten hätte ich mich wahrscheinlich bald zum Rattenkäfig durchgraben müssen!
Ach ja ... und dann existierte da noch in knapp 1,60 Höhe im Schrank eine merkwürdige Ansammlung von deguartigen Kötteln ... fragt mich bitte nicht, wie die dahingekommen sind! Aller Vernunft nach hätte es kein einziger Degu schaffen können, da zum Markieren hochzuklettern! Tatsächlich hatte ich meine Degus ausschließlich nur am Boden gesehen, niemals in dieser luftigen Höhe ...
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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