davX Team
Anmeldungsdatum: 08.06.2004 Beiträge: 8494 Wohnort: Schweiz
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Verfasst am: 22.10.2005 00:43 Titel: Gedanken zu Tierhaltung und Zucht von Degus |
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huhu,
seit einiger zeit mach ich mir gedanken zu tierhaltung und zucht... ich tu mir sicher keinen gefallen, wenn ich das hier jetzt schreibe, schweigen wäre sicher die bequemere lösung, aber gerade weil es eine unbequeme sache ist, möchte ich sie zur sprache bringen.
ich werfe fragen auf, urteile aber nicht, noch möchte ich antworten geben. viel mehr geht es mir um anregungen und mal nachzudenken.
was mich in der vergangenheit störte, wir sind gegen deguzucht, viele sind sich aber nicht im klaren wieso genau, gut wegen den notfällen, aber was wäre wenn diese nicht mehr sind? was ist z.b. mit tierhaltern anderer tierarten, die haben offenbar kein problem damit, notfällen zu helfen und dennoch sich für eine "professionelle" zucht auszusprechen... diese gedanken waren eigentlich so ein paar meiner beweggründe und mit der zucht ist auch die haltung der tiere eng verbunden... eigentlich ist das eine ziemlich egoistische sache, bös gesagt, wir sperren tiere ein, weil es uns gefällt, aber dazu komm ich später noch.
um zum thema zucht zurückzukommen, die schlüsselfrage hier ist sicher, kann zucht gut sein? wenn ja, unter welchen aspekten und bei welchen tierarten?
um eine solche frage zu beantworten muss man sicher mal ausholen und sich mal ein paar grundsätzliche fragen stellen. ein sicher wichtiger punkt ist da die frage nach dem zweck,... weshalb werden tiere gezüchtet?
- Erhaltungszucht (von bedrohten Tierarten, alten Rassen, etc.), erhalt des Genpools
- Nutztierzucht: Herauszüchten von quantitativen Eigenschaften und Merkmale ( z.B. Kühe, die noch mehr Milch produzieren)
- Nutztierzucht: Förderung von qualitativen Eigenschaften und Merkmalen (z.B. bessere Widerstansfähigkeit)
- Heimtierzucht (z.B. für Tierhandlungen/Privatpersonen)
- Liebhaberzucht: Förderung spezieller Eigenschaften (z.B. "Schönheit", Farb- und Felltypvariationen, spezielle Körpermerkmale, wie grosse Augen, spitzere Schnauze, längere Beine, etc.)
- Futtertierzucht
- "Zucht" wegen den Jungtieren ("einmal Junge aufwachsen sehen wollen")
- Willkür
Was ist nicht gut an der Zucht?
- Haltungsbedingungen: Tiere in Gefangenschaft können wir kaum wirklich gerecht werden. Mit der Zucht werden viele weitere Tiere diesem Schicksal ausgeliefert.
- Verringerung des Genpools durch Inzucht oder zu wenig professionell betriebene Zucht -> Erhöhung des Krankheitsrisiko
Jetzt zum konkreten Beispiel Deguhaltung. Anhand eines "Was wäre wenn" habe ich versucht herauszufinden welche Möglichkeiten es gäbe:
1.0 F: Was spricht gegen Deguzucht?
1.1 A: Notfälle
2.0 F: Was wäre, wenn es keine Notfälle gäbe?
2.1 A: Ich würde keine Degus halten.
2.2 A: Ich würde weiterhin Degus halten.
3.0 F: Woher müssten die Degus kommen wenn du weiterhin Degus halten möchtest?
3.1 A: Wildfänge -> Grosser Stress, viele tote Degus, Umgewöhnung schwierig, "frisches Blut" (-> grösserer Genpool)
3.2 A: Nachzucht
Angenommen, es gäbe keine Notfälle, die Nachfage nach Degus wäre trotzdem da, wäre an dieser Stelle eine seriöse Zucht, die um den Erhalt des Genpools bemüht wäre, zu begrüssen oder welche Bedenken gäbe es da?
Zweites Beispiel: Deguarme Regionen
Situation: Eine Region, in der es kaum Degunotfälle gibt. Die Nachfrage besteht, doch woher die Degus nehmen?
Das Szenario:
1.0 F: Es gibt keine Notfälle in der Region. Was tun?
1.1 A: keine Degus nehmen
1.2 A: Notfälle von anderswoher nehmen
1.3 A: Degus aus Nachzucht nehmen (dann wären wir bei der Frage von Beispiel 1)
2.0 man entscheidet sich für Antwort 1.2
2.1 Problem: grosse Distanz -> Lösung Ketten bilden
2.2 Problem: Zoll (z.B. Einfuhr in die Schweiz)
-> Lösung: 1. legal abklären -> umständlich, teuer 2. illegal: schmuggeln
2.3 Probleme lassen sich nicht lösen -> Frage 1.0
Die Frage bei diesem Beispiel, die ich mir stelle: wäre es möglich solche Ketten zu bilden? Wie könnte man am besten mit der Zollproblematik umgehen? Welches wären da die besten Lösungen?
Dann wäre noch als letztes grosses Thema die Tierhaltung.
vom Tier aus, nicht unbedingt so eine positive Sache. Die Standpunkte:
- Das Tier hat es gut bei uns. Wir sorgen für es. Es hat keine Feinde.
- Wir können dem Tier niemals gerecht werden mit dem was wir ihm als Lebensraum bieten können.
Weitere Gedanken:
- Tiere verdummen in Gefangenschaft (Die Hirnmasse bildet sich bei Heimtiere zurück)
- wir enthalten ihnen den Tod vor -> Der Tod gehört genau so zum Leben wie das Leben selbst. Ist es vielleicht eine Erlösung für ein Tier, wenn es sterben kann?
- Tierhaltung ist Sklaverei. Die Tiere sind uns ausgeliefert, ob wir es gut meinen oder nicht, das ist ihr Schicksal.
Was wir von der Tierhaltung haben:
- Befriedigung unseres Egoismus
- Tierhaltung weckt Interesse an anderen Tierarten, wir setzen uns daher eher für deren Schutz, bzw. dem Schutz ihres Lebensraums ein, etc.
- Tiere wecken Emotionen. Wir haben eine Bindung zu ihnen.
- Tiere geben uns Verantwortung, wir fühlen uns nicht nutzlos.
- Tiere beschäftigen uns. Sie beanspruchen unsere Freizeit. Statt an morden zu denken (jeder Mensch hat eine gewisse Mordlust in sich... *g*), tun wir was friedliches (so wie z.b. beim Sport, der soll ja auch den Frieden stärken)
So das wars vorerst. würde mich interessieren, was ihr dazu denkt. gibt es aspekte oder sichtweisen, die ich vergessen habe? _________________ Degu-Fütterungstagebuch | Degupedia bei Youtube | Meine Degu-Aussenhaltung (Video)
Es preciso conocer el nombre de las plantas para que podamos salutarlas y ellas nos saluden a nosotros. GOETHE
Manche Menschen sind Steine und manche sind Otter.
Zuletzt bearbeitet von davX am 14.05.2011 11:14, insgesamt einmal bearbeitet |
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Murx Pickwick Quoten-Kobold
Anmeldungsdatum: 23.07.2005 Beiträge: 4622 Wohnort: Runkel
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Verfasst am: 23.10.2005 05:13 Titel: Re: Gedanken zu Tierhaltung und Zucht |
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Im Forum hab ich mal nen Post gemacht, weshalb ich Degus nicht züchten will.
Was leider viel zu wenig angesprochen wird, viele Nager sind auf eine hohe Nachkommensproduktion ausgelegt. Eigentlich ist es Tierquälerei, diesen Tieren die Nachzucht zu verweigern. Auch das Argument, die Mütter würden sich aufbrauchen und die armen Gebärmaschinen zieht da einfach nicht, da diese Tiere an viel Würfe, viele Jungen und ein relativ kurzes Leben angepaßt sind. Wir verhindern also einen riesigen Verhaltenskomplex dieser Tiere, womit sie nicht zurecht kommen und seelisch verkümmern. Wir reden es schön damit, daß die Tiere ja früher sterben, wenn sie so viele Junge haben und daß das eine Belastung für die Weibchen dieser Tierarten sei, aber mir kann einfach niemand erzählen, daß wenn seit Jahrmillionen diese Tiere viele Nachkommen produziert haben, daß sie dann tatsächlich glücklich ohne Kinder sein können.
Wir reden da einfach nur was schön aus reinem Egoismus und damit wir kein schlechtes Gewissen haben müssen.
Rest, wenn ich wieder Zeit hab. _________________ Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!
Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland" |
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Octodon Gast
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Verfasst am: 24.10.2005 10:44 Titel: Re: Gedanken zu Tierhaltung und Zucht |
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Also ich kann ganz genau in wenigen Sätzen erklären, warum ich gegen Deguvermehrung bin:
- Weil ich finde, dass Degus keine Heimtiere sind
- Weil ich finde, dass sie in ihre natürliche Habitat gehören
- Weil wir Heimtiere niemals artgerecht halten können
Tatsächlich bin ich in erster Linie gegen Heimtierhaltung - alles, was noch relativ "neu" ist, und dazu gehören auch Degus, sollte dort bleiben, wo es hingehört. Schlimm genug, dass wir schon Meerschweinchen, Hamster & Co. domestiziert haben. |
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