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Kokzidiosebelastung von Ställen und Weiden

 
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 05.04.2009 11:47    Titel: Kokzidiosebelastung von Ställen und Weiden Antworten mit Zitat

Gerade, weil hier Andreas immer wieder vorbeischaut, will ich das Thema nun doch ansprechen - und ein paar Murxsche Vermutungen dazu anstellen.

Erstmal zu meiner Kaninchenhaltung:
Ich hatte angefangen mit Holzbuchten, die sich nicht mehr richtig desinfizieren ließen - in Holzproben waren Eimeria spec nachweisbar, egal was ich tat ... trotzdem hatte ich eigentlich nur in der Anfangszeit, als ich noch Pellets fütterte, enorme Ausfälle bei den Absetzern (also bei den Jungkaninchen, die von der Muttermilch entwöhnt wurden).

Die erste Besserung brachte eine kräuterreiche Ernährung mit hohem Oreganoanteil, die zweite Besserung gab es erst, wo ich keine Pellets, sondern nur noch Getreide, zugefüttert hatte. Das Heu, was ich damals zur Verfügung hatte, war unter aller Kanone, sowas verfüttert man normalerweise nicht mal mehr dem Komposthaufen ...

Nach dem Umzug und nachdem ich dann meine Kaninchenweide hatte, hatte ich gar keine Verluste mehr durch Kokzidiose, nicht nur das, es konnte im Kaninchen- und Meerschweinchenkot nicht mal mehr welche nachgewiesen werden - dabei waren die Weiden überbelegt, ich hatte zum Umsetzen des Geheges nur effektive 600qm zur Verfügung, von denen 80 - 120qm den Winter durchgängig ohne Umsetzen genutzt wurden ... im Grunde genommen hätte hier schon im zweiten Jahr ein deutlicher Anstieg der Eimeria spec zu beobachten sein - war jedoch nicht!

Ich muß dazusagen - durch ein Second Hand Kaninchen hatte ich mir im dritten Jahr Rodentiose eingeschleppt ... und die wiederum war zwei Jahre dort auf dem Grundstück nachweisbar, verschwand jedoch spurlos nach diesen zwei Jahren - sowohl in meinen Kaninchen, als auch auf dem Grundstück ... trotz weiterer intensiver Nutzung der Weide!
Ich hab keine Erklärung für diese merkwürdige Beobachtung ... (außer es gibt Flüche - ja, dann weiß ich, wer mich verflucht hat Twisted Evil)

Beim Umzug auf das jetzige Grundstück war wie gesagt der Spuk Rodentiose vorbei, Kokzidien waren einzig bei einer Jungkaninchengruppe nachweisbar, die in einem gefliesten Bad für nicht mal zwei Monate untergebracht war - also eigentlich hätte genau diese Gruppe keine Kokzidiose bekommen dürfen ... hat sie aber, ich hab drei Kaninchen von sieben aus dieser Gruppe verloren!
Diese Kaninchen wurden allerdings nur mit Gemüse und Heu gefüttert ...

Die anderen wurden notdürftig in einem Raum mit Betonboden untergebracht ... über den Hygienestatus red ich hier lieber nicht, ich war körperlich und seelisch fertig und dementsprechend sah dann auch meine Kaninchenhaltung aus - Rest überlaß ich der Fantasie des Lesers, ist besser.
Trotz dieser Unterbringung ergaben die Routinekotproben keinen positiven Befund von Eimeria oder sonstigen Krankheitserregern ...
Da die Gruppe später wie die Jungkaninchen umzogen, hatten sie länger die Weide zur Verfügung und wurden später mit selbstgesammelten Kräutern weitergefüttert, die Nur-Gemüse-Zeit bekamen sie also nicht mit.

Eine weitere Auffälligkeit:
Weder Second Hand Kaninchen, noch meine eigenen Kaninchen haben oder hatten Probleme mit Futterumstellungen oder Kohl, Rübenschnitzeln oder ähnlichem ... die Second Hand Kaninchen hatten für diese Robustheit nie länger wie ein halbes Jahr gebraucht.

Diese Beobachtungen stehen im krassen Widerspruch zu den Erfahrungen aus der Weidehaltung im Mastbereich, die man bei den Leuten von Kargfreiland oder ähnlichen Vereinen nachlesen kann.

Wo liegt der Unterschied?

Ich hatte, nachdem ich einmal gelernt hatte, wie gut Kräuter den Kaninchen tun, es eher übertrieben mit der Kräutervielfalt - teilweise hatten meine Kaninchen freiwillig keine neuen Kräuter mehr hinzugelernt, da die Grenze von 200 Futterpflanzenarten (Kräuter, Gemüse, Obst etc, also nicht nur Kräuter) bei weitem überschritten war.
Auch auf meinen Weiden hatte ich für einen möglichst hohen Artenreichtum gesorgt und immer wieder neu angesät, hatte man auf meinen Weiden ne Handvoll Kräuter gepflückt, hatte man oftmals über 20 Pflanzenarten in der Hand.

Und genau das ist anders bei den meisten anderen Kaninchenhaltern, die sich mit Weidehaltung beschäftigen - die Kaninchen werden auf artenarmen Weiden gehalten ... sie müssen zugefüttert werden, um nicht vom Fleisch zu fallen, ich selbst hatte jahrelang nicht ein einziges Getreidekorn, sondern wirklich nur gesammelte Kräuter, zugefüttert und im Winter fast ausschließlich Kohl und Gemüse, an Trockenfutter gab es einzig Heu.
Daraus ergibt sich ein weiterer Unterschied in der Haltung: die ganzjährige Verfütterung von Kraftfutter, welche ich bei meinen Kaninchen nicht mache ... bei mir wird Getreide bestenfalls zugefüttert, wenn das Futter nicht reicht, sonst wird einzig im Winter Frischkost gefüttert. Mastmittel sind bei mir Kohl und Kartoffeln.

Könnte es sein, daß das ganze Kokzidienproblem der Kaninchen ein reines Futterproblem und eben kein Hygieneproblem ist?
Man bedenke - einige Wildkaninchengruppen leben auf nur 500 - 800qm ... freiwillig! Und auch da gibt es keine höhere Kokzidienbelastung wie bei Gruppen, die mehr Platz beanspruchen. Kaninchen sind ortstreu, die wandern nach Möglichkeit gar nicht. Das Land ist also jahrzehntelang von Kaninchen besetzt, ohne Seuchengefahr!
Unabhängig davon jedoch kann man besonders oft Seuchen im Frühjahr bei Wildkaninchen beobachten - die Kaninchen mußten den nahrungs- und artenarmen Winter überstehen ... ist nicht eher dieser Nahrungsmangel für die Seuchen verantwortlich?
_________________
Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 28.04.2009 21:10    Titel: Re: Kokzidiosebelastung von Ställen und Weiden Antworten mit Zitat

Hallo Murx,

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Gerade, weil hier Andreas immer wieder vorbeischaut, will ich das Thema nun doch ansprechen - und ein paar Murxsche Vermutungen dazu anstellen.


peinlicherweise muss ich gestehen, dass ich Deinen Beitrag übersehen habe.

Unsere Haltung (als Grundlage meiner Antwort) findest Du hier: Klick

Wir hatten bisher nur einmal mit Kokzidien/Kokzidiose zu tun: und zwar bei einem Tier, welches wir aus schlechter Haltung (laminierte Wohnungshaltung) übernommen haben - Fütterung: Heu, Gemüse, Brot, Trockenfutter ….(ein Tier, dass bei uns aufgewachsen war)
In einem Anfall geistiger Umnachtung und sträflicher Sorglosigkeit (wir wussten nichts von der Erkrankung) haben wir das Tier in das damalige Freigehege von etwa 20m² zu unseren anderen 4 Tieren gesetzt. Zwei der Tiere erkrankten, die beiden anderen wiesen keine Anzeichen von Kokzidiose auf. Alle wurden pauschal mit den üblichen Medikamenten vollgepumpt und der Boden des Geheges jeden Tag mit kochendem Wasser übergossen (hatte den Charme von tropischem Regenwald). Das Thema war innerhalb einer Woche erledigt. Die Medikamente wurden nicht bis zum Ende gegeben - üblich sind ja 14 Tage Behandlung. Wir haben nur 5 Tage behandelt. Unsere eigene Fütterung bestand auch damals schon zu fast 100% aus frischem Grün + zusätzlich Trockenfutter und Äste.

Mögliche Ursachen für den relativ unproblematischen Verlauf:
1. das kochende Wasser hat die Oozysten getötet (allerdings schwer vorstellbar, weil das Gehege zu ca. 80% aus natürlichem Boden/Wiese bestand, das Wasser rasch auskühlt und die Einwirkdauer zu kurz ist)
2. alle Tiere waren robust und hatten keine Vorschädigungen, weil
3. die Fütterung artgemäß war/ist (wir fütterten zu dieser Zeit aber noch in geringem Maß Pellets zusätzlich)

Du beschreibst Deine Haltung, Fütterung und Aufzucht und fragst dann zu den Unterschieden zu den Beschreibungen von z. B. kargfreiland (die Du allerdings selbst beantwortest). Auch für mich liegt der Unterschied klar auf der Hand. Ich gebe trotzdem mal meinen Senf dazu, auch wenn ich Dich größtenteils wiederhole. Zur 100%igen Zustimmung zu Deiner Meinung fehlt nämlich 1%...
Der Reihe nach:

Was sind Faktoren für Kokzidiose? (nicht für den Befall mit Kokzidien!)
1. Fütterung
2. Fütterung
3. Fütterung
4. Haltung (Immundepression durch schlechte Haltungsbedingungen - Stress/Hygiene)
5. Aufzucht (Infektionsdruck durch das Muttertier (zu spätes Absetzen))
6. hoher Infektionsdruck durch zuviel Tiere auf zu kleiner Fläche

Zu 1. - 3.:
Aus meiner Sicht ist das die Hauptursache. Bestätigt findet sich das auch in der freien Wildbahn, wo Populationen durch Kokzidiose zusammenbrechen können (lange, kalte Winter / nasse, kühle Sommer = wenig Nahrung, geschwächte Tiere). In der Heimtierhaltung sind die Tiere weitgehend von diesen Witterungseinflüssen verschont - aber nicht von der Willkür des Halters bei der Nahrungsauswahl. Weit verbreitet ist heute die legendäre 80%/20%-Fütterung von Heu und Gemüse - wobei mir bis heute keiner schlüssig erklären kann, wie ich aus der "ad libitum"-Menge von Heu 80% bilde. (Wahrscheinlich muss man da irgendwelche natürlichen Konstanten und Variablen in die Berechnung einbauen, die ich aber nicht kenne. Deshalb machen wir auch alles falsch Very Happy ).

Diese Nahrung ist gekennzeichnet von wenig Flüssigkeit, wenig verdaulichen Proteine, fehlenden Aminosäuren und Vitaminen. Vor allem aus den Warnungen vor zuviel Protein (Klee nur abgezählt, junges Gras nur in homöopathischen Mengen etc.) resultiert eine Unterversorgung mit den Grundbausteinen des Lebens incl. des Immunsystems (Antikörper). Ein anderes Problem ist die Fütterung mit Pellets (in größeren, täglichen Mengen). Daraus kann eine Belastung des Verdauungstraktes resultieren (zermahlene, kleine, hochverdauliche Bestandteile mit langer Verweilzeit): Vorraussetzung für die Ansiedlung von Bakterien und Parasiten, die im gesunden, intakte Darmmilieu eigentlich nur wenig bis gar nicht vorhanden sind.

Weitere Faktoren (der Faktorenkrankheit Kokzidiose) sind dann schlechte Haltungsbedingungen (zugige Räume, andere Erkrankungen, wenig Bewegung, warme und trockene Luft, schlechte hygienische Bedingungen etc.).

Bei Jungtierverlusten könnte die Ansteckungsgefahr bei erwachsenen Kaninchen (Kot) sein (in der Zucht bzw. Dauerkäfig oder -buchtenhaltung) - vor allem in der Zeit zwischen der 6. - 9. Woche. Hier verliert der Schutz durch Immunglobuline in der Muttermilch seine Wirkung und ein eigenes Immunsystem wird aufgebaut. Bei falscher Fütterung ("bloß kein Protein!!!") kann es hier Infektionen geben.

Letztlich der Infektionsdruck durch zuviel Tiere auf zu kleiner Fläche. Aber auch hier dürften noch andere Faktoren eine Rolle spielen, da Masttiere z. B. fast grundsätzlich zusätzlich mit Pellets gefüttert werden (müssen), da die kleinen Flächen oft wenig artenreich und in kürzester Zeit abgeäst sind (6 -8 kaninchen fressen soviel wie ein Schaf). (Hier wiederhole ich Dich)

Fazit: die Fütterung zieht sich als belastender Faktor wie ein roter Faden durch alle Bereiche. Deshalb liegt auch unser größter Augenmerk - und der höchste Aufwand - auf der täglichen Beschaffung von zusätzlichem Grünzeug.

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
"…die zweite Besserung gab es erst, wo ich keine Pellets, sondern nur noch Getreide, zugefüttert hatte."

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
"…nachdem ich dann meine Kaninchenweide hatte, hatte ich gar keine Verluste mehr durch Kokzidiose

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
"…Kokzidien waren einzig bei einer Jungkaninchengruppe nachweisbar…Diese Kaninchen wurden allerdings nur mit Gemüse und Heu gefüttert ...


Deine Schlussfolgerungen teile ich zu 99%:
Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
"Könnte es sein, daß das ganze Kokzidienproblem der Kaninchen ein reines Futterproblem und eben kein Hygieneproblem ist?


Ich sehe Kokzidiose als Faktorenkrankheit - mit der Fütterung als Hauptfaktor.
Wie oben bereits geschrieben, können weitere Faktoren eine Rolle spielen - wobei ich aber nicht ausschließen möchte, dass auch die Ernährung allein ein Auslöser sein kann.

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Unabhängig davon jedoch kann man besonders oft Seuchen im Frühjahr bei Wildkaninchen beobachten - die Kaninchen mussten den nahrungs- und artenarmen Winter überstehen ... ist nicht eher dieser Nahrungsmangel für die Seuchen verantwortlich?

Normale Winter in Europa werden (nach meinen Informationen) recht schadlos überstanden. Es wurde sogar festgestellt, dass Wildkaninchen nicht zwangsläufig im Winter abnehmen - was aber auch den fehlenden Revierkämpfen/Rangordnungskämpfen und der Aufzucht von Jungtieren geschuldet ist.

Allgemein: wir haben oft Tiere aus Haltungen bekommen, die den heutigen Empfehlungen entsprechen. Es ist immer wieder schön dabei zuzusehen, wie sich diese Tiere entwickeln…mit viel Bewegung an der frischen Luft und weitgehend artgerechter Nahrung.

freundliche Grüße,
Andreas
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 02.05.2009 11:49    Titel: Re: Kokzidiosebelastung von Ställen und Weiden Antworten mit Zitat

Zitat:

peinlicherweise muss ich gestehen, dass ich Deinen Beitrag übersehen habe.

Umso schöner ist, daß du doch noch auf diesen Post geantwortet hast Very Happy

Für mich bestätigt sich jede Menge ... auch das selbst du die Fütterung zu 99% für ausschlaggebend hältst, was Kokzidiose angeht, bestätigt mich letztendlich - die 1% hat man eigentlich in fast jedem biologischen System, manchmal steckt man da einfach nicht drin.
Wenn natürlich über die Fütterung, sei es durch Pelletalleinfütterung, sei es durch Kuntibuntifütterung, es erstmal zu Darmschäden gekommen ist - klar, dann haben auch Eimeria und Co leichtes Spiel. Wenn dann auch noch mangelnde Hygiene, Feuchtigkeit, trockene Luft etc dazukommt ...

Was ich halt so erschreckend finde, daß selbst von Leuten, die hobbymäßig Kaninchen halten, also nicht auf den Verdienst oder die Produkte ihrer Kaninchen angewiesen sind, eher versucht wird, an der Hygieneschraube zu drehen ... da werden beispielsweise die Kaninchenjungen möglichst frühzeitig von der Häsin getrennt, es werden die Jungen relativ schnell vereinzelt, es wird mit Gitterrosten etc versucht, die Kaninchen von ihren eigenen Kot zu trennen - das Ergebnis ist, daß nun die Aufnahme vom elterlichen Blindarmkot bzw die Aufnahme des eigenen Blinddarmkotes erschwert oder sogar verhindert wird ... das verschärft doch eigentlich das Problem noch auf Dauer, oder nicht?
Daß dann die Kaninchen später keine Rübenschnitzel oder ähnliches mehr vertragen - für mich eigentlich sonnenklar.

Was diese Heuverfechter angeht - die haben keine Ahnung!
Schau dir doch deren Kaninchen an, wie empfindlich die sind ... vertragen die Kohl ad lib? - nein! Oftmals vertragen sie gar keinen Kohl mehr!
Vertragen die rohe Kartoffeln? - nein, selbst die werden oft nicht mehr vertragen!
Vertragen die Salat? - Nach Aussage der Halter kann zu nitratbelasteter Salat zum Tode führen ... komisch, daß das unseren Kaninchen nicht passiert ...
Dann der Gesundheitszustand ... geh doch mal in den Gesundheitsecken schmulen:
- Harngrieß
- Harnsteine
- Blasenentzündung
- "Epilepsie" (wird sich hier wohl eher um durch Kaliummangel ausgelöste Krämpfe handeln!)
- spröde Knochen und damit verbunden überdurchschnittlich oft Knochenbrüche bei Kaninchen über 2 Jahren (hab bisher nur zweimal Knochenbrüche gehabt, einmal Felix (m, 2Jahre), der sich nen Zeh gebrochen hatte, einmal ein Absetzer mit kompliziertem Beckenbruch, wo ich mir bis heute nicht erklären kann, wie es dazu kam ... )

sry, das kann man beim besten Willen nicht ernst nehmen!

Ach ja ... ich hatte mal in einem Forum Bilder von Kaninchen, die nur über den Winter von mir aufgrund von Geldproblemen so gefüttert wurden (also Heu ad lib, Frischkost nur noch abgezählt und zuwenig), das gab nen ganz bösen Aufschrei, weshalb ich die Kaninchen nicht abgegeben hätte, wenn ich sie nicht ordnungsgemäß füttern könne ... äh, an wen?
An genau diese Heuverfechter, die dann die Kaninchen genau so weiterfüttern, wie ich sie aus Notzeiten heraus gefüttert hatte?
Was bringt das denn den Kaninchen?
Werden sie etwa gesund davon, daß das Frischfutter noch mehr reduziert wird, sie aber dafür von Tierschützern gehalten werden? - klar, logisch!

Ansonsten waren die Schlachtergebnisse in diesem Winter für mich erschreckend:
- fast schwarze Leber, weil kein Fett mehr in der Leber war
- gar kein Nierenfett
- Muskeln rückgebildet, insbesondere die Muskeln der Hinterkeulen waren deutlich weniger, wie normal
- milchiger Harn
Und das bei Kaninchen, die genauso "dick" aussahen, wie Kaninchen eben aussehen ... einzig der Griff ins Fell gab Aufschluß darüber, daß da was nicht stimmen kann. Sie fühlten sich härter an, ohne daß sie stärker waren.

So werde ich nie wieder Kaninchen füttern! Das ist Tierquälerei im Sinne des Tierschutzgesetzes!

Ich hab inzwischen Bilder von gesunden Kaninchen und kann demnächst auch Wildkaninchen von innen fotografieren - nur die Heukaninchen fehlen und ich werd nun meine nicht unbedingt extra wieder zwei Monate auf Heudiät setzen, um zu zeigen, daß da wirklich ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht selbst bei Kaninchen, denen man das von außen noch gar nicht ansieht, existiert ...

Übrigens sind bei mir die Kokzidiosefälle grundsätzlich erst nach der 10. Woche aufgetreten - und ich hatte schon immer sehr spät von den Eltern getrennt, einzige Ausnahme, die Häsin hatte nach vier Wochen schon wieder Junge. Selbst in den Buchten waren die Jungen, welche schon vor der 8. Wochen von der Häsin getrennt wurden, weitaus empfiindlicher und hatten schneller Kokzidiose bekommen, wie die Kaninchen, welche nach der 8. Woche noch bei ihren Jungen bleiben durften. Gleichen Effekt hatte ich allerdings auch, wenn ich die Jungen früh trennte und zum Rammler packte ... er hat sich selbst in der Bucht noch liebevoll um die Lütten gekümmert, oft sah das weitaus rücksichtsvoller und liebevoller aus, wie die Häsinnen mit ihren Jungen umgegangen sind. (Du hast ja da offenbar ähnliches beobachtet, nur mit mehr Platz ... ) Allerdings hatte ich zu der Zeit reinerbige Rheinische Schecken, hier erzählen viele Züchter davon, daß die Jungen nicht zu früh getrennt werden dürfen.
Nur ein Rassemerkmal?
Oder ist es doch ausschlaggebend, ob die Jungen genügend Zeit haben, Blinddarmkot von den Eltern aufzunehmen?

Später auf der Weide hatte ich gar nicht mehr die Jungen von den Eltern getrennt - die hatten das mit ca. 4 - 8 Monaten ganz von allein gemacht, indem sie einfach "abwanderten", also den 1m Zaun deshäufigeren übersprangen. War immer herrlich, wenn ich dann morgens ne Baggage Jungkaninchen wieder auf die Weide lassen durfte, weil diese Ossels mal wieder über Nacht strolchen gegangen sind Very Happy
Es war dann für mich der Zeitpunkt gekommen, die Jungkaninchen zu schlachten, ich hatte einfach nicht den Platz, strolchende Jundkaninchen irgendwo unterzubringen ... und meine Nachbarin war nicht sonderlich begeistert, was strolchende Kaninchen auf ihrem Grundstück anging. Kaninchen gehören ihrer Meinung nach eh in Buchten ... Augenrollen
Irgendwelche Probleme, wie sie Schlolaut beobachtet haben will, hab ich dabei nie gehabt, weder in Stallhaltung, noch in Buchtenhaltung noch auf der Weide, trotzdem meine Kaninchen inzwischen ein bunter Mix aus rheinischen Schecken und deutschem Widder mit Mixkanincheneinschlag sind ... bei mir sind trotz später Trennung bisher weder Mastitis (... und ich weiß, wie ne Mastitis aussieht - unsichtbare Mastitis gibt es nicht), noch irgendwelche andere Krankheiten aufgetreten, ganz im Gegenteil, sieht man von der Rodentiose und einmal RHD ab, hab ich im Schnitt die gesünderen Kaninchen wie Züchterkollegen, welche ihre Jungen schon sehr früh trennen.

Beobachtet man nun Wildkaninchen, erklärt sich auch, warum ... die Jungen wandern auch dort von allein ab, die Häsin verbeißt nur dann ihre Jungen, wenn sie sehr früh wieder einen Wurf gesetzt hat, um nicht noch zwei Würfe säugen zu müssen. In schlechten Jahren, wo die Häsinnen nur ein bis zwei Würfe haben, bleiben die Jungen durchaus ein halbes Jahr in der Gruppe, bevor sie endgültig die große Wanderlust packt ... und sie saugen dann durchaus auch noch mit der 12. Woche oder sogar noch später an der Häsin, das ist also etwas absolut natürliches, damit die Jungen Magerzeiten mit einem besseren Start durch die Extraportion Milch überstehen können.
_________________
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 02.05.2009 19:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Murx,

mach Dir mal um das eine Prozent keine Gedanken - 99% Zustimmung sind für meine Verhältnisse unglaublich viel... Smile

Das ist im Prinzip das eine Prozent links und rechts von der Gauß'schen Verteilung, was man gewöhnlich als "Ausnahme" bezeichnet, aber halt natürlicherweise existiert. Smile

Wenn ich sagen würde, die Ernährung ist für viele (nicht ansteckenden, viralen) Erkrankungen die alleinige Grundursache, kommt ganz sicher prompt einer ums Eck und berichtet von einem Tier, dass ideal gefüttert wurde und trotzdem erkrankt ist.

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
...manchmal steckt man da einfach nicht drin.
Genau: z. B. ein Mickerling, der unbedingt und um jeden Preis großgezogen werden mußte oder halt andere, ungünstige Faktoren. Ich denke mal, selbst bei allerbester Fütterung, aber eben miserablen Haltungsbedingungen werden Tiere krank. Ich habe nicht die Möglichkeit wie Du und kann mir die Ergebnisse schlechter Fütterung live und in Farbe ansehen - sagen wir besser, ich will die Möglichkeit nicht haben... Smile

Wir haben am Anfang auch recht artenarm von der Wiese gefüttert: nur was ich kannte, habe ich mitgenommen (Gräser, verschiedene Kräuter). Sorgsam habe ich um unbekannte Pflanzen herum geschnitten - es könnte ja was extrem giftiges sein, vor dem alle warnen, was aber keiner kennt... Laughing Heute wird alles querbeet mitgenommen, außer Dinge, von denen ich weiß, dass sie über lange Zeit verschmäht werde (z. B. Flockenblumen, Habichtskraut). Es ist interessant zu sehen, dass manche Dinge nur sporadisch gefressen werden. Scharfer Hahnenfuss wird ja z. B. als giftig bezeichnet - trotzdem fressen sie ihn ab und zu - wahrscheinlich sind also geringe Mengen des "Giftes" recht nützlich... Wahrscheinlich brauchen sie deshalb keine Medikamente, weil sie selber besser wissen, was sie wann fressen müssen.

Tieren mit Heufütterung ist das von vornherein genommen - sie können ja nur das fressen, was im Heu ist (+ etwas buntes Wasser, auch Gemüse genannt). Schlimmstenfalls ist das Heu getrocknetes Gras vom Mittelstreifen der A8 und der Nährwert liegt bei Null...Seit wir unser Heu selber machen, schlafe ich auch in dieser Hinsicht ruhiger.

Werden im Übermaß Pellets gefüttert, kommt das Problem hinzu, das sie nur kleingemahlenes Zeugs fressen - völlig artuntypisch und eine Katastrophe für die gesamte Verdauung, die ja überhaupt nicht auf hochverdauliches, zerkleinertes Nahrungskonzentrat ausgelegt ist.

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:

- Harngrieß
- Harnsteine
- Blasenentzündung


Aus meiner Sicht typische Erkrankungen auf Grund zu viel trockener Nahrung mit zu hohem Mineraliengehalt. Wie heißt es doch so schön: HEU, HEU und nochmals HEU!!! Wie gleicht man aber die fehlende Wassermenge von bis zu 90% im Vergleich zu natürlicher Nahrung aus, die die Mineralien wieder ausspült? Die Tiere müssten ja mindestens im gleichen Maße, wie sie fressen, auch saufen... Das witzige kommt dann aber: "Kann mir jemand kalziumarmes Heu empfehlen?" Laughing Nee, kann wahrscheinlich keiner. Aber mal den Hintern vom Rechner weg in die freie Natur bewegen ist eigentlich gar nicht so schwer. Aber da lauern dann die richtigen Gefahren für Tier und Halter... Hier hilft nur Flüssigkeit, und nicht kalziumarm füttern - damit holt man sich eher wieder ein anderes Problem ins Haus.

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Selbst in den Buchten waren die Jungen, welche schon vor der 8. Wochen von der Häsin getrennt wurden, weitaus empfiindlicher und hatten schneller Kokzidiose bekommen, wie die Kaninchen, welche nach der 8. Woche noch bei ihren Jungen bleiben durften.

Hier habe ich mich mißverständlich ausgedrückt: Die Ansteckungsgefahr bei der Mutter sehe ich in der Aufzucht von Jungtieren mit der Mutter gemeinsam in einer Buchte/Käfig/engem Raum. Das ist nicht natürlich, denn das Muttertier sucht die Jungtiere eigentlich nur sehr selten am Tag auf (2-3mal täglich). Ansonsten meidet sie das Nest. Dadurch wird die Satzröhre auch nicht in dem Maße "verunreinigt", wie das der Fall ist, wenn die ganze Blage mit der Mutter gemeinsam in einem Stall hockt.

Bei uns kommen die Muttertiere wie an jedem anderen Tag im Jahr auch tagsüber auf die Wiese (auch die säugenden) während die Jungtiere im Nest liegen. Ab ca. 3 - 4 Wochen kommen auch die raus.

Murx Pickwick hat Folgendes geschrieben:
Irgendwelche Probleme, wie sie Schlolaut beobachtet haben will...

Schlolaut hat ein Buch über Labor-/Nutz-/Zuchtkaninchen geschrieben. Interessant sind seine Ausführungen über bestimmte "harte" Fakten - aber die Schlussfolgerungen daraus verwundern mich sehr. Gemeinerweise könnte man behaupten, er widerspricht sich selbst. Da muss man sicher den Hintergrund seines Schaffens sehen (Zucht, Labor, Futtermittelfirma). Ich hatte schon mit David im "Verborgenen" etwas darüber palavert. Er hat sinngemäß festgestellt, dass ich versuche, mit Fachliteratur vom Schlage "Schlolaut" unsere heutige Fütterung und Haltung zu begründen und das dies natürlich schwer ist. Hat er Recht.

Denn alle anderen begründen ja damit ihre Pelletfütterung... Laughing

Zum Absetzen schreibt Schlolaut, dass die Jungtierverluste durch ein Absetzen vor der 8. Woche REDUZIERT werden können - also hat er für Null-Jungtierverluste, wie wir sie haben, wohl keine richtige Lösung. Wir hätten da eine: so gut es geht natürlich halten und vor allem füttern. Also selbst wählen lassen. Keine Pellets - egal, als wie segensreich für die Aufzucht sie auch beschrieben werden. Die sind für Jungtiere ein Problem, nicht das Protein, was sie ja eigentlich brauchen.

Ein aktuelles Beispiel von uns: im Februar haben wir eine damals 4 Monate alte Häsin bekommen: 1080g, dünnes Fell, Kahlstellen, Milben- und Wurmbefall... Hobbyzucht. Fütterung: Heu und Pellets. Sie hat bei uns ohne große Faxen Möhrengrün und frische Kräuter bekommen, dazu ein Strukturtrockenfutter (Nösenberger). Wir haben also keine Gifte "ausgeschlichen", sondern ohne Verzug komplett die Fütterung umgestellt. Zwischenzeitlich war sie mit dem Gewicht auf 900g herunter. Da wird einem schon Bange... Ergebnis: das Tier wiegt heute wieder ca. 1080g, aber feste Muskelmasse und hat ein Fell, aus dem man 2 Jacken machen könnte. Keine Kahlstellen, Milben oder Würmer. Immer noch zu leicht, aber 4 Monate Mangel holt man in 3 Monaten nicht auf - vor allem, wenn es im Wachstum gefehlt hat. Manchmal fragen wir uns, ob die heutigen Zwergkaninchen bei Hobby-"Züchtern" nur so klein und leicht sind, weil sie mangelernährt sind. Unsere Tiere wiegen fast immer zwischen 1400g und 1600g...

Das Jungtiere von Wildkaninchen bis zur zwölften Woche gesäugt werden, halte ich persönlich für unwahrscheinlich, und wenn, dann nicht, um Nahrungs-/nährstoffdefizite zu decken. Dafür ist die Milche der Häsin in diesem Zeitraum doch gar nicht mehr geeignet? (Es sei denn, sie hat inzwischen wieder Nachwuchs) Das Jungtiere in der Gruppe bleiben, ist aber sicher normal.

freundliche Grüße,
Andreas
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